Jakob Reinbold Spielmann (1722-1783)

Ein Lehrer Jung-Stillings in Strasbourg/Straßburg
 
 Zu Jung-Stilling in Straßburg siehe man in der chronologisch geordneten Darstellung und die Führung auf seinen Spuren in Straßburg.
 
Zu Spielmanns Ableben erschien folgendes Gedicht:
 
 
Bei
dem Grabe
HERRN
Jakob Reinbold Spielmanns
der Chemie und Botanik öffentlichen Lehrers
auf der Universität Strasburg &. &.
von den
Ihn zur Gruft begleitenden Zuhörern
Den 11. Herbstmonat 1783.
Vignette
==
Strasburg
gedrukt bey Joh. Heinrich Heitz, Univ. Buchdr.
 
==
          Nichts begleitet und hinüber,
Nichts, als der gute Schaz, den wir in unser Herz
Gesammelt, Wahrheit, Lieb, und innerlicher Frieden,
Und die Erinnerung, daß weder Lust noch Schmerz
Uns nie vom treuen Hang an unsre Pflicht geschieden.
          Oberon, eilfter Gesang.
==
 
Kein schwülstig Lob soll, grosser Mann!
          Dein Grab entweihen:
Der hast, wer Thaten nennen kann,
          Die Schmeicheleien.
Du lehrtest Wahrheit unsern Geist,
Im Schmerz, der unser Herz zerreist,
          Das für Dich glühte;
 
Das Dir nur, Vater Spielmann! schlug,
          Und reges Sehnen,
Dir nachzuahmen, in sich trug. –
          Sieh unsre Thränen,
Von Deiner Grösse, unserm Dank
          Zwar schwache Zeugen,
Doch heis geweint – Dein Lobgesang! –
Dem Aug enweichen.
          )( 2
 
 ( 4 )
Wen kamen wir zu sehen der
          Im Durst nach Wissen?
Wer war des Fleisses Zwek, als Er?
          Ihn stets geniessen,
An seiner väterlichen Hand
          Wollt’ jeder gehen;
Da hielt ihn werder Vaterland,
          Noch Eltern Flehen.
 
Wer aus der Quelle schöpfen wollt’,
          Kam Ihn zu hören;
Und fand all seiner Mühe Sold
          In Seinen Lehren.
Und hat er sich nun satt erquikt,
          So zog er wieder
Mit dankbarm Herz nach Haus, beglükt’
          Durch Spielmann, Brüder.
 
Denn rastlos hatt’ Er sie durchspäht
          Die dunkeln Gänge,
Die die Natur verborgen geht;
          Der Kräfte Menge,
Und aller Kräfte Eigenschaft
          Sahn ohne LKükke,
Die sich im Chaos Licht geschafft,
          Die Forschersblikke.
 
 ( 5 )
Der Elemente Thätigkeit,
          Die bald entzweiet,
Und bald in Brüdereinigkeit
          Sich stets erneuet;
Und all ihr Einflus auf das Glük
          Der Erdensöhne
Enthüllte sich vor Seinem Blik
          In eigner Schöne.
 
Im weiten Pflanzenreich herrscht’ Er
          Auf Linnee’s Throne;
Was jedes Land, was jedes Meer,
          Was jede Zone
Abwechselnd pflanzet, reiht’ Sein Fleis,
          Und Ordnung tagte
In der Natur auf Sein Geheis,
          Wenn Er sie dachte.
 
Doch weh der todten Wissenschaft!
          Der Fleis ist Sünde,
Der nicht das Glük der Menschen schafft,
          Ist kahle Rinde!
Was die Natur auf Erden thut,
          Ist uns zum Segen!
Und alle ihre rege Glut
          Flammt unsernwegen.
                    )( 3
 
 ( 6 )
Zum Wohl der Menschen sucht’ Er nur
          Die Kunst zu nüzzen;
Was in den Wassern, auf der Flur,
          In Felsenrinne,
Was in verborgnen Klüften lebt,
          Kurz, was kann heilen,
Hat Spielmanns thätiger Fleis gestrebt
          Uns mitzutheilen.
 
Drum stral’ Sein Ruhm in jedem Land,
          Wo Wissenschaften,
Von Vorurtheilen nicht berbannt,
          In Ruhe haften.
Gelokt von Seinem Ruhme eilt’
          Aus jeder Ferne
Der Schüler Meng’, und jeder weilt’
          Bei Spielmann gerne.
 
Denn grosser Seelen Eigenthum,
          Die Menschenliebe
Erwarb Ihm mehr als aller Ruhm
          Der Schüler Liebe.
Sein redlich Herz, Sein Brudersinn –
          O weinet, Brüder! –
Zog alle Herzen zu Ihm hin!
          Keins stob je wieder.
 
 ( 7 )
Wie manch ermuntertes Talent
          Dankt Ihm das Leben!
Wie mancher Fleis mit Ruhm gekrönt,
          Ihm Sein Bestreben!
Wo ist je einer unbelehrt
          Von Ihm geschieden?
Wo einer, den die Noth verzehrt’,
          Je unzufrieden?
 
Wenn grosse Aerzte – ächter Glanz
          Den Musensizzen –
Zur Ehre ihres Vaterlands
          Den Völkern nüzzen;
Und wenn entrissen seinem Grab
          Der Kranke lebet,
Und dem, der ihm das Leben gab,
          Sein Herz sich hebet:
 
Dann denkt der Retter froh daran
          In süsser Stunde:
Ihm dank’ ich’s! Spielmann hats gethan!
          Aus seinem Munde
Flos weiser Rath und Lehre mir!
          Und wir – nie hören,
Ach nie mehr hören werden wir
          Die Segenslehren!
 
 ( 8 )
Ein Tempel sey uns Spielmanns Ernst,
          Der jede Tugend
Und regen Fleis ins Herz uns ruft
          In unsrer Jugend;
Damit auch unsre Männerkraft
          Der Menschen Segen,
Und Lohn und Dank der Wissenschaft
          Einst krönen mögen.
 
Was hier des Menschen Geist erstrebt
          Im Thun und Wissen,
Das wird er, wo er ewig lebt,
          Als Frucht geniessen!
Erhaben ist der Weisen Lohn!
          Die gute Thaten
Zur Ewigkeit auf Erden schon
          Gesammelt hatten.
[Vignette.]