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Augsburg

 

  
  
  
  
  
     Radevormwald
  
  
   
  
  
  
  
  
  
 
  
  
  
  
  
  
  
 

Augsburg

Am 1805-05-14 schreibt Jung-Stilling aus Heidelberg an Anna Margaretha Flubacher, nunmehr in Bad Bubendorf: „Ich bin nach Augsburg gefordert worden. Dahin werde ich also 14 Tage nach Pfingsten, so der Herr will und wir leben, die Reise antreten und etwa 5 Wochen ausbleiben.“ Von dieser Reise konnte man aus dem Grauen Mann Heft 17, 1805, S. 320 erfahren, wo es heißt: „Nach zurückgelegter Reise, nach Augsburg, werde ich im Julius und August nebst meiner Correspondenz“ weitere Dinge erledigen. Am 1805-06-03 schreibt Jung-Stilling aus Heidelberg an Johann Georg Müller: ich „und meine Frau werden künftigen Sonntag über acht Tage nach Augsburg reisen, und vier Wochen abwesend seyn.“ Man besuchte auch Stuttgart und nach der Rückreise ging man nach Hanau (Wilhelmsbad) zum Prinzen Karl von Hessen-Kassel, wie man aus dem Brief vom 1805-08-06 aus Baden-Baden an Jungfrau Elisabeth Rohrdorf in Zürich erfährt: „Wir waren nach Augsburg verreist, und nach unserer Rückkunft mußten wir also fort nach Wilhelmsbad bey Hanau“. [1] Nach dieser Reise heißt es in einem Brief vom 1805-08-02 aus Baden-Baden an Sophie von La Roche in Offenbach: Wir waren in Augsburg, Gott seegnete meine Hand an zehn Blinden. Die Stadt ist sehr schön und noch immer in grosem Wolstand, die Bürgerschaft ist freundlich und cultivirt.
 
Im folgenden Jahr erinnerte man sich gern an Jung-Stilling, wenn es heißt:
 
„Augsburg, den 21. May. / Der geschickte, uneigennützige, und edeldenkende Herr Professor Jung zu Heidelberg, Verfasser des Stillings, und vieler anderer Schriften, welcher im verflossenen Jahr auch zu Augsburg verschiedene sehr glückliche Proben seiner Kunst, Staarblinde zu operiren, geliefert hat, begiebt sich jetzt auf vielfältiges Ersuchen nach der Schweiz.“
 
Und noch im Jahr 1808 verteidigt man ihn gegen die Anwürfe wegen seiner „Theorie der Geister-Kunde“:
 
„Als Herr Hofrath Jung vor einigen Jahren zu einer Augenoperation nach Augsburg berufen wurde, verrichtete et dieselbe mit dem glücklichsten Erfolge. Auch mehrere andere arme Blinde machte er wieder sehend, die er, anstatt Geld von ihnen anzunehmen, sogar beschenkte.“
  
[1] Vgl. „Der / Christliche Menschenfreund / in / Erzählungen / für / Bürger und Bauern / von / Dr. Johann Heinrich Jung / genannt Stilling / Kurbadenscher Hofrath in Heidelberg. / [eL 55 mm] - / Drittes Heft. / [eL 73 mm] - / Nürnberg, / im Verlag der Raw’schen Buchhandlung / 1806.“ S. 88, wo dieser Besuch (nebst einer Begegnung mit einer Bettlerin und Jung-Stillings Verhalten ihr gegenüber) genannt ist.
 
 

Bad Kreuznach, Bingen und der Rhein

In Bad Kreuznach ehelichte Jung-Stilling seine Gattin am 14. August 1782. Schon 1781 wurden sie von Herrn Schmerz zu einem Abendspaziergang abgeholt, der sie zu einem Brunnen und zu einer eingerichteten Höhle usw. in dessen Garten führt (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath S. 407 ff.)
Gerhard Heinrich Schmertz geb. Hamm (Westf.) 13.05.1742, ehel. Kreuznach 29.04.1765 Maria Elisabeth Achenbach, befreundet mit Schwan in Mannheim.
Siehe z. B.: Wilhelm Stiehl: Szenerie für Leib und Herz. Johann Heinrich Jung-Stilling und Bad Kreuznach. – In: Literaturschauplatz Rheinhessen. Konzept und Textred. Jens Frederiksen. Mainz: Verlags-Gruppe Rhein Main 1993, ISBN 3-920615-21-2; S. 53-55, mit Ill.
Im August 1782 bei einer "Lustreise ins Rheingau" mit dem Ziel des Osteinischen Parks zu Niederwald wäre Maria Salome ("Selma") Jung bei der Überfahrt über den Rhein bei Bingen fast umgekommen (ebd. S. 422 f.)
Näheres dazu und den Nachdruck von Jung-Stillings Aufsatz "Stilling und Selma in den Schmerzischen und Osteinischen Gärten" findet sich unter den Texten.
Auf der Rückreise von Straßburg/Strasbourg zur Eheschließung hatte Jung auf dem Rhein bei Bingen bereits ein Abenteuer erlebt. Davon berichtet die "Lebensgeschichte" (Hrsg. Benrath) S. 275 ff.
Vgl. zu den Gärten:
  • Hilde Fieguth (Hrsg.): Bäume pflanzen wie die Wolken. Gartenidyllen der Goethezeit. (München:) Nymphenburger (1986. – ISBN 3-485-00518-5.), S. 124-127 (bei falscher Angabe S. 124: nicht 1777 sondern 1789 muss es heißen; S. 341 ist es richtig aber verwirrend angegeben).
  • Christian Cajus Laurenz Hirschfeld (1742-1792): Theorie der Gartenkunst, franz. und deutsch Bd. 1-5, Leipzig 1777/79-1782/85, in Bd. 3 und 5. (Siehe BDL, 3-598-51231-7; franz.: Genf/Genève: Minkoff Reprint, ISBN: 2-8266-0196-2. – In Ausz. vorgestellt, hrsg. und mit einem Nachw. vers. von Franz Ehmke, 1. Aufl., Berlin: Union-Verl., 1990. ISBN 3-372-00239-3; 3-372-00316-0. - Mit einem Vorwort von Hans Poramitti, 5 Bde. in 2 Bdn., Hildesheim: Olms 1973.
Über die Überflutung des Jahres 1784 und den Tod des Apothekers Riem berichtet Jung-Stilling:
Johann Daniel Riem ehel. Susanne Maria Henopp (ihre Schwester Elisabeth Anna Charlotte Henopp ehel. Friedrich Christian Josef Weber (1752-1820). – Die Apotheke „Zum weißen Schwan“ wurde 1624 als dritte Apotheke konzessioniert. 1784 ertrank der Apotheker Riem in den Fluten des Hochwassers. Die Schwanen-Apotheke wurde danach auf dem Inselpfeiler der Nahebrücke neu erbaut.
Zu Creuznach fliest auch ein Wasser vorbey, welches die Nahe heist, und sonst eben nicht so gar stark ist, jezt aber waren alle Wässer stark; über die Nahe geht eine schöne gewölbte Brücke, mitten an dieser Brücke stund ein Hauß, auf einer Mauer im Wasser. Dies Hauß gehörte einem Apothecker Nahmens Riem, er war ein sehr braver Mann, und seine Frau ist hier aus Lautern des seeligen Rectors Henops Tochter, und des jezzigen Schwester; beyde brave Leute hatten sich vor etlichen zwanzig Jahren geheurathet, und da in Creuznach die Apothecke angefangen, sie hatten kein Vermögen, durch ihre Rechtschaffenheit Treue im Beruf und Sparsamkeit aber, hatten sie 8 Kinder erzogen, und sich noch dazu das Haus und die Apothecke zum Eigenthum erworben, so, daß der Herr Riem doch nun immer ein Mann von 8 bis 10 tausend Gulden seyn mochte, wenn man alles rechnet was er hatte, und das alles hatten sie sich mit Recht erworben, und auf eine ehrliche Art verdient. Aber was geschah? Den 28sten Februar fieng die Nahe an aufzuschwellen, und das Eiß kam auf einmal stark angetrieben, die Frau Riemm, welche noch nichtlange im Kindbett war, retirirte sich mit den Kindern aus dem Hauß an einen sichern Ort, der gute Herr Riem aber und sein Sohn, wollten noch das Beste retten, ein Nachbar, ein Kiefergesell war bey ihm, der gieng mit ihm in den Keller, der unter dem Hauß, und also mitten in der Nahe war, denn der gute Mann hatte einen hübschen Vorrath Wein im Keller, da wollten sie nun nachsehen, ob man den Wein nicht noch geschwind retten könnte, im Augenblick aber kam das Eis, und stieß das ganze Haus, vom Grund aus weg, alles krachte und stürzte zusammen ins Wasser, und Herr Riem, sein Sohn und der Kieferknecht kamen also auch ins Wasser. Die Nachbaren, welche herzugeeilt waren, retteten den Sohn noch, aber der Herr Riem ist nicht wieder gesehen worden, man hat ihn noch nicht wieder gefunden, den Kieferknecht aber hat man tod wieder aus dem Wasser herausgezogen. Nun läst sichs denken, wie es der armen Wittwen mit ihrem Häufgen Kindern zu Muth seyn muste? jezt hatte sie nichts errettet, als etwa 500 Gulden baar Geld, die hatte sie mitgenommen, alles übrige ist hin, alles, alles, das Haus, die ganze Apothecke, alles ist verlohren, und der Mann dazu. Groser Gott! das ist entsezlich.  
  

Baden-Baden

Jung-Stilling war wie seine Gattin seit Juli häufiger zur Kur und Gast in dieser Stadt. In dem Gasthof "Rose" am Marktplatz operierte Jung-Stilling viele Patienten.
Von seinem Aufenthalt zeugen die Eintragungen im "Badwochenblatt zum Nutzen und Vergnügen der Badgäste in der Großherzoglichen Stadt Baden", das seit 1806 erschien. Der Jahrgang 1815 ist anscheinend nicht mehr nachweisbar; die Jahrgänge 1812 bis 1817 wurden ausgewertet.
Auch finden sich im Stammbuch Max von Schenkendorfs viele Eintragungen aus Baden-Baden, darunter die Eheleute Jung, Ewald und viele andere. Einen guten Einblick in das Leben hier in Baden-Baden gibt
(Sophie Anna Franziska Freifrau von Hahn:) In Gutshäusern und Residenzen. Denkwürdigkeiten der Freifrau Sophie von Hahn geb. de Graimberg. Hrsg. v. Otto Freiherrn von Taube m. e. Porträt. Hannover-Döhren: Hirscheydt 1964
mit vielen Nennungen Jung-Stillings und Schenkendorfs und der Personen aus dem Umfeld. Es heißt hier z. B. S. 42 f.:
"Mit unseren engsten Freunden verbrachten meine Mutter, die einer kurzen Erholung bedurfte, im Sommer 1815 einige Wochen in Baden-Baden. Im unteren Stock eines Hauses in der herrlichen Eichenallee, die nach Lichtenthal führt, das Jungs mit Fräulein v. Stourdza bewohnten, hatten meine Mutter und ich Unterkunft gefunden. Gegenüber wohnten Schenkendorfs mit ihrer Tochter. Beide Häuser bildeten nur eine Familie; man speiste zusammen, machte gemeinschaftlich die schönen Ausflüge zu Fuß, an denen die zarte Elise nur fahrend teilnehmen konnte. Lieder wurden in den Räumen der alten Schlösser gesungen, Gespräche solcher Männer wert, geführt, von mir, der jüngeren, Blumen und Beeren für die Freunde gepflückt. Der Abend versammelte die Teilnehmenden abwechselnd bei uns, Schenkendorfs und Jungs. Aus jener Zeit stammt Max v. Schenkendorfs Gedicht auf Vater Stillings Tisch in Baden-Baden. An einem dieser Abende ward ich zu ersten Mal, den Erwachsenen unbewußt, in eine für mich völlig unbekannte Welt eingeführt. [...] in der Person der Gräfin von Orlamünde, der 'weißen Frau', trat das Geisterreich mir nahe. Man sprach von ihrem öfteren Erscheinen in den Schlössern der altbadischen Lande; die Wahr- oder Unwahrscheinlichkeit solcher Erscheinungen wurde in einem dem Verfasser der 'Theorie der Geisterkunde' [...] entsprechenden Sinne erörtert. [...]".
Die umfangreiche Homepage von Baden-Baden bringt auch einen Abschnitt von Rika Wettstein zu Jung-Stilling und andere Beiträge zu den Personen des Umfeldes: Kaiserin Elisabeth von Russland, Max von Schenkendorf, Freiherr von Drais u. a. m. 
  

Bergisches Land

Jung-Stilling war zweimal im Bergischen Land: Der Aufenthalt hier war unterbrochen von dem Studienaufenthalt in Strasbourg/Straßburg. 
Am 12. April 1762 verließ er seine Heimat (s. d.) und wanderte ins Bergische Land aus. – Siehe u. a.:
  • Gert Fischer: Von 1648 bis 1815. – In: Klaus Goebel (Hrsg.): Oberbergische Geschichte. Bd. 2. Vom Westfälischen Frieden zum Ende der Monarchie. Gert Fischer – Dieter Lück – Volkmar Wittmütz. (Wiehl [Gummersbach]:) Gronenberg (1998. ISBN: 3-88265-208-x) S. 11-98. [Jung-Stilling S. 43, 46 Porträt (wohl nach Dannecker), 49, 97, 98.]
  • Erich Mertens: Jung-Stilling im Bergischen Land. Siegen: Jung-Stilling-Gesellschaft (1995. - ISBN 3-928984-14-4) = Jung-Stilling-Studien Bd. 3.
  • W[ilhelm]. Rees: Jung=Stilling und das Bergische Land. - In: Rheinische Heimatblätter. Hrsg.: Hans Sparre u. Werner W. Knoeckel. Zeitschrift des Kreises Rheinischer Heimatfreunde [...] 4. Jg., Koblenz: Rheinische Verlagsges. 1927, S. 450.
  • (Wilhelm). Rees: Jung-Stilling und das Bergische Land. Wanderungen und Wandlungen - Zwischen Maibuchen und Eichen - Die Begegnung mit Goethe. - In: Remscheider General-Anzeiger Jg. 63, Nr. 87 v. Samstag/Sonntag 14./15.04.1951; Seite Die Heimat spricht zu Dir. Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart.
  • Klaus Goebel: Literarische Ortsbeschreibung. zu Jung-Stillings Erzählung "Auch eine heilige Familie". – In: Geschichte im Wuppertal, hrsg. v. Bergischen Geschichtsverein, Abtlg. Wuppertal 8, 1999, S. 19-23; S. 23-29 (der Text der Erzählung). [ISSN 1436-008X. - S. 20 Porträt Jung-Stilling nach Archiv Klaus Goebel = Kessler nach Dannecker, nur Porträt-Oval.]; Nachdruck dieser Erzählung auch unter "Quellen und Texte"!

  

Wuppertal

Ronsdorf und Elberfeld, Hückeswagen, Wichlinghausen und andere Ortschaften sind hier zu nennen, jedoch ist zu Jung-Stilling wenig oder nichts erhalten. Es gibt nur Bilder von Wohnhäuser usw., aber einige Bemerkungen sollen dennoch hier gemacht werden.
In Wichlinghausen unternimmt Jung-Stilling am 22. August 1773 seine erste Augenoperation an Frau Henderkoths "mit Zittern und Beben" (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath, S. 308 ff., S: 611 f.; siehe dazu auch unter 1768 in der chronologisch geordneten Darstellung zum Leben Jung-Stillings.)
Die folgende Literatur gibt einen guten Einblick in Raum und Zeit dieses Lebensabschnittes von Jung-Stilling:

Klaus Goebel: In allem Betracht ein angenehmer Aufenthalt. Ronsdorfer Vorträge und Aufsätze. Köln: Rheinland-Verlag (1994. - ISBN 3-7927-1468-X) = Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte hrsg. v. H. Faulenbach, D. Meyer u. R. Mohr Bd. 115 = Schriften zur Geschichte der evangelisch-reformierten Gemeinde Ronsdorf hrsg. v. Historischen Arbeitskreis der evangelisch-reformierten Gemeinde Ronsdorf Bd. 7, S. 103-121: " Jung-Stillings Beziehungen zu Ronsdorf", S. 105 Abb. des Eintrags im Trauregister 17. Juni 1771; S. 108-109 die Widmungsseiten der Promotionsschrift, S. 111 Porträt nach Kessler/Dannecker, S. 116 Faksimile Briefteil vom 9. Februar 1813; ebd. S. 117-118 Transkription dieses Briefes.

Carola Lepping: Eine Weile bei uns - Drei Lebensläufe. - In: 900 Jahre Hückeswagen 1085-1985. Hrsg. v. d. Stadt Hückeswagen durch Lutz Jahr, Franz Mostert, Arno Paffrath, Jürgen Simon u. Willi Wörsdörfer. Hückeswagen: (Stadt Hückeswagen) 1984. (1. Aufl. - ISBN 3-88265-115-6.) S. 200-216. (S. 200-205: "Heinrich Jung genannt Stilling (1740-1817)"; S. 206-210: "Vinzenz von Zuccalmaglio genannt Montanus (1806-1876)"; S. 211-216: "Maria Zanders geborene Johanny (1839-1904)"; je m. 1. Porträt.)

A[rno]. P[affrath].: Jung Stilling-Wanderung [sic] in Hückeswagen. - In: Romerike Berge. Zeitschrift für Heimatpflege im Bergischen Land 13, 1963/64, H. 1, August 1963, S. 42-43.

Else Yeo: Drei junge Herren oder in Hückeswagen aufgeschrieben. – In: Leiw Heukeshoven. Mitteilungsblatt Nr. 38 des Bergischen Geschichtsvereins – Abteilung Hückeswagen e. V. 1999, S. 61. [Zu Jung-Stillings Liedern. – Sachlicher Fehler: Nicht das Geburtshaus wurde wieder aufgebaut, sondern sein Wohnhaus, bzw. das, was danach erbaut worden war.]

Erich Mertens: Blick ins Museum (Jung-Stilling – Flender – Lausberg). - In: Leiw Heukeshoven. Mitteilungsblatt des BGV - Abteilung Hückeswagen e. V. Nr. 34, 1995, S. 28-30.

Hans Aldermann: Jung-Stilling und das Bergische Land. Ein Großer im Reiche des Geistes und der Medizin. – In: Land an Wupper und Rhein. Heimatkalender 1955, S. 85-90 (m. 1 Abb. S. 87: Jung-Stilling-Haus in Krähwinklerbrücke (wohl vom 20.03.1927).)   

  

  

Die "Elberfelder Zusammenkunft

Nach dem Studium in Straßburg gründet Jung-Stilling am 1. Mai 1772 einen eigenen Hausstand und eine Praxis in Elberfeld. Johann Heinrich Jung zieht mit seiner Gattin Christine geb. Heyder in das von Troost und Dr. Dinckler (1718-1792) ausgesuchte Haus in Elberfeld, Eskesgasse 7 (nach dem Eskesberg in Wuppertal-Elberfeld benannt); nahe der Mühlenstraße auf der Hofau (heute Calvinstraße), nach der Wupper zu.
Am 22. Juli 1774 kommt es zur "Elberfelder Zusammenkunft": Johann Heinrich Jung wird als Arzt aus seinem Wohnhaus in der Eskesgasse Nr. 7 zu einem vermummten Patienten in ein Elberfelder Gasthaus (entweder "Kaiserlicher Hof"; "Zweibrücker Hof" oder die "Krone" an der Alten Freiheit) gerufen. Der Patient ist Johann Wolfgang Goethe, der nach Lahn- und Rheinreise mit Johann Caspar Lavater (1741-1801) und Basedow ("Prophete rechts, Prophete links, das Weltkind in der Mitten") den Studienfreund überrascht.
Bei dieser Gelegenheit erbittet sich Goethe das Manuskript der Jungschen Erzählung "Henrich Stillings Jugend" ("Lebensgeschichte" hrsg. Benrath, S. XII ff.), die Jungs eigene Jugend schildert. Goethe nimmt das Manuskript mit, zunächst nach Frankfurt, dann, im Herbst 1775, nach Weimar. Nach einigen Änderungen gibt er es zum Druck. Es erscheint 1777 bei George Jacob Decker, Berlin und Leipzig. Vermittelt hat dies wahrscheinlich Maximilian Klinger, dessen Drama "Sturm und Drang" ebenfalls von Decker verlegt wurde. Das Honorar kam dem Ehepaar Jung ebenso überraschend wie willkommen ("Lebensgeschichte" hrsg. Benrath, S. 343 f.). – Auch Goethe berichtet von dieser Zusammenkunft.
Nota: Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819), jedoch nicht, im Gegensatz zur Lebensgeschichte (S. 320, 729), "sein Bruder der Dichter" Johann Georg Jacobi nahm an der Zusammenkunft teil! Aber auch diese Feststellung ist mit Dokumenten zu widerlegen. –
Am 21. September 1778 kommt dann "plötzlich und unerwartet" Jung-Stillings Berufung als Professor für Kameral-Wissenschaften nach Kaiserslautern.
In der Stadt-Bibliothek Wuppertal findet sich neben großen Buch-Beständen zu Jung-Stilling auch eine Büste Johann Heinrich Jung-Stillings. Sie wurde geschaffen von dem Bildhauer Ernst Müller-Blensdorf (1896-1976) und am 3. Februar 1929 als Geschenk von Elberfelder Bürgern dort aufgestellt.
Siehe zu ihm und dem Porträt:
Anke Carstens-Richter: Der Bildhauer Ernst Müller-Blensdorf – Ein Emigrantenschicksal. Inaug.-Diss. Univ. Bochum 1993, S. 20 mit Anm. 47 sowie Abb. 9. - Siehe mit Abb. hier.
Die "Mitteilungen der Stadtbücherei [Wuppertal] 1927–1930" zeigen S. 8 ein Foto der Büste, angefertigt von W. Richter, und geben S. 8 f. an:
"So wurde auf Anregung des Bibliotheksdirektors von Frau Geheimrat C. A. Jung und den Herren Rudolf von Baum, Werner vom Baum, Willi Schniewind sen. und der Firma Schlieper und Baum eine Jung-Stilling-Büste geschenkt, die von Bildhauer Ernst Müller, Blensdorf geschaffen ist."
Von dem großen handschriftlichen Nachlass Jung-Stillings in Wuppertal ist kaum noch etwas vorhanden.
Siehe auch unter diesem URL im Stadtquiz die Frage 21 zu Jung-Stilling. 
  

Radevormwald

Vom 24. Januar bis zum 18. April 1999 fand im Museum des Radevormwalder Heimat- und Verkehrsverein eine u. a. von Norbert Wolf betreute Ausstellung "Genannt Stilling" statt. Radevormwald ist das "Waldstätt" der Lebensgeschichte (ebd. S. 210 ff.) mit dem "Meister Issak".
Anläßlich der Ausstellung erschien eine u. a. auf den Forschungen von Wolfgang Motte beruhende Schrift
Otto Friedrich Cords: Leben und Wirken des Heinrich Jung-Stilling in Radevormwald. = Bergischer Geschichtsverein. Abteilung Radevormwald. Heft 2. (M 8 Abb.)
Einen der Vorfahren von Wolfgang Motte – Johannes Motte – hatte Jung-Stilling am 18. Juni 1776 in Varrenbraken bei Lüttringhausen operiert (; die von Gerhard Berneaud-Kötz herausgegeben Operationsprotokolle Jung-Stillings, Nr. 54, S. 103, lesen fälschlich "Wannebrocken").
Siehe auch unter diesem URL.  
  

Der Brand von Radevormwald im Jahr 1802

Am 28. August 1802 brannte "Rade vorm Wald" in einem "verheerenden" und "überraschten Brande" in nur 90 Minuten völlig ab. Peter Adolf Becker und seine Schwestern, die Kinder des Meister Isaak, verlieren Hab und Gut "(und [brachten] die erst im Herbst vorher ins Leben gerufene 'Feuerassekuranz für das Herzogtum Berg', die 94 % ihrer Jahreseinnahme als Entschädigung zahlen mußte, zum Erliegen [...])." (Pollmann S. 148). "Nur ein Haus und die catholische Kirche sind übrig geblieben von 436 Wohnhäusern und 3 Kirchen." schreibt Arnold Mallinckrodt im "Westfälischen Anzeiger" Nr. 69, 27. August 1802, Sp. 1104. Der "Westfälische Anzeiger" bringt noch weitere Berichte dazu.
Jung-Stilling ruft am Ende des 12. Stückes (= Jahrgangs) seiner Volksschrift "Der Graue Mann", S. 413 f., zu Spenden auf zugunsten der Stadt und unterzeichnet ihn S. 414: "Marburg den 12. Sept. 1802. / Dr. Joh. Heinr. Jung, Hof= / rath und Professor." Das Datum ist mit Bedacht gewählt: Es ist Jung-Stillings Geburtstag; er wird 62 Jahre alt. Jung-Stilling sammelte dann rund 1500 Taler für die Bewohner Radevormwalds. Am 5. Oktober 1803 schreibt Jung-Stilling: "Freund Becker von Rade vorm Wald hat durch den Gr. M. [Grauer Mann] und durch eine sehr glückliche Heurath so viel Vermögen bekommen, daß er nun ganz gerettet ist."  
  

Braach bei Rotenburg an der Fulda

Südöstlich von Kassel ereignete sich der Unfall, den Jung-Stilling in seinen "Lehrjahre" (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath S. 561 f.) erzählt. Das Ereignis war ihm so merkwürdig, dass er dies Begebnis auch in seinem Merkbuch notierte (ebd. S. 696).
Daniel Bingemann: Jung-Stilling verunglückte 1801 bei Braache. – In: Rund um den Alheimer [Beiträge zur Geschichte und Landeskunde des ehemaligen Kreises Rotenburg] 5, Rotenburg 1983, S. 62-66. 
  

Dillenburg

Die "Dillenburgischen Intelligenz=Nachrichten" enthalten vielerlei Informationen zu Jung-Stilling und seinem Paten-Onkel, dem späteren Oberbergmeister Johann Heinrich Jung. Hingewiesen werden soll nur auf zwei Dinge:
In der Ausgabe der "Dillenburgische / Intellignz=Nachrichten. / XXX. Stück. / Sonnabends: den 27. Julii, 1782. / - / Mit gnädigster Erlaubniß und Freyheit." findet sich Sp. 469-474 der erste Teil von Jung-Stillings Aufsatz
"Beweis / für den / Bürger und Landmann, / daß der Caffe für die Gesundheit, für die / Haushaltung und für das ganze Land / ein höchstschädliches / Getränke sey, / seinen Nassauischen Landsleuten gewidmet / von / Dr. Johann Heinrich Jung, / ordentlichen öffentlichen Professor der Land= / wirthschaft, der Fabricken=Kunde, der Handlungs= / Wissenschaft und der Vieharzney, an der Churpfälzischen / Cameral=Hohenschule zu Lautern, und ordentlichen / Mitgliede der physikalisch=ökonomischen / Gesellschaft daselbst. / [Motto:] Es gibt eine Zeit, da wir die Beschwer= / den den Ergezungen vorziehen müssen, / wenn wir nicht die Freude durch eine un= / zeitige Liebe zu ihr töden wollen. Ein / Knecht der Wollust ist auch ein Knecht der / Qual. Du willst dir nicht die Mühe neh= / men glücklichzu seyn! / Youngs Nachtgedancken, / achte Nacht."
Dies wurde dann nachgedruckt:
Beweis für den Bürger und Landmann, daß der Kaffee für die Gesundheit, für die Haushaltung und für das ganze Land ein höchstschädliches Getränk sei. Seinen massauischen Landsleuten gewidmet von Dr. Johann Heinrich Jung, ordentlichen öffentlichen Professor der Landwirtschaft, der Fabrikenkunde, der Handlungswissenschaft und der Vieharzneikunde an der Kurpfälzischen Kameral Hohenschule zu Lautern und ordentlichen Mitglied der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft daselbst. Nunmehro aber zum 250. Geburtstag des weitbelobten Herrn Verfassers in itziger deutscher Rechtschreibung und in Antiquaschrift obsorglich erneut zum Druck gebracht sowie mit höchstnützlichen Anmerkungen ausgezieret durch Dr. Gerhard Merk, der Ökonomie Professor an der Universität Siegen und der dasigen löblichen Jung-Stilling-Gesellschaft hoher Präsident. (Siegen, Jung-Stilling-Gesellschaft e. V. 1990.)
Ein weiterer Nachdruck mit umfangreichen Kommentar durch den Editor fidnet sich unter den Texten. 
  
 
 
Im November 1779 schrieb ein Anonymus in diesen "Intelligenz=Nachrichten", angeregt durch Jung-Stillings "Jugend" eine Aufforderung. Er fordert zu dem Entschluss auf, eine Lesebibliothek für Dorfschul-Lehrer (oder Lehrer an deutschen Schulen) zu gründen, damit das allgemeine Niveau gehoben werden könne.
Siehe dazu den Aufsatz von Karl Heinrich Stamm
"Gesuchte Gefälligkeit" Wie im 18. Jahrhundert in Dillenburg die "Lesebibliothek der Dorfschullehrer" eingerichtet wurde. – In: Dillenburger Blätter. Mitteilungen des Geschichtsvereins Dillenburg e. V. gegr. 1883, 10. Jg. 1993, Nr. 22, S. 16-33. [Abb. der "Jugend", Porträt Jung-Stillings nach Fehrmann.]
Jung-Stillings Onkel, der Oberbergmeister Johann Heinrich Jung (1711-1786), hatte bereits am 20. Februar 1774 in den Dillenburgischen Intelligenz-Nachrichten Nr. 13 v. 26. März 1774, Sp. 197-201, den Aufsatz:
"Erfahrungs=mäßige Beantwortung / auf die im IVten Stück der dißjährigen / Dillenburger Intelligenz=Nachrichten in / Betreff der Wünschel=Ruthe ge= / thanen Anfrage." publiziert, der "Littfeld den 20ten Febr. 1774. / Jung, / Bergmeister des Fürstenthums / Siegen."
bezeichnet ist. Gerhard Merk hat ihn in seiner Biographie des Bergmeisters S. 75 f. nachgedruckt. 
  
Karl Heinrich Stamm hat sich mit Jung-Stillings Beziehungen zu Dillenburg ausführlich auseinandergesetzt. Sein Aufsatz liegt gedruckt vor:
Karl Heinrich Stamm: Jung-Stilling und Dillenburg. – In: Dillenburger Blätter. Mitteilungen des Geschichtsvereins Dillenburg e. V. gegr. 1883. 21. Jg. 2004, Nr. 33, S. 66-89.
In ihm stellt Stamm die drei verschiedenen Bereiche der Beziehungen vor:
  • verwandtschaftliche und andere persönliche Beziehungen,
  • Jung-Stilling als Autor für die "Dillenburgischen Intelligenz-Nachrichten",
  • Kenntnis der Werke Jung-Stillings in Dillenburg und ihre Verbreitung dort.  
  

Frankfurt am Main

Häufig wird Frankfurt am Main in der "Lebensgeschichte" genannt. Es fehlt bisher an einer Zusammenstellung von Jung-Stillings mindestens 20 Aufenthalten in dieser Stadt:
1770: Reise zum Studium nach Strasbourg/Straßburg
1775: (zweimal) Termin der Operation von Lersners; im August: Nachschau bei Lersner
1778: Umzug von Elberfeld nach Kaiserslautern
1787: Umzug von Kaiserslautern nach Marburg
1789: (Herbst) Reise Frankfurt, Darmstadt, Rüsselheim, Marburg
1791: (wahrscheinlich zweimal) Ostern: Marburg, Frankfurt, Heidelberg, Frankfurt, Marburg
1792: (Herbst)
1799: (Herbst)
1800: (Ostern)
1801: (wahrscheinlich dreimal) Reise nach Braach und in die Schweiz; Anschaffung eines leichten Reisewagens (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath S. 538)
1802: (wahrscheinlich zweimal) Ostern: Fulda, Hanau, Frankfurt, Reise in die Schweiz; Reise nach Herrnhut
1803: Umzug von Marburg nach Heidelberg
1804: (wahrscheinlich zweimal) Reise nach Herrnhut. 
  
Die Augenklinik des bis 1861 in Frankfurt arbeitenden Arztes Dr. Carl Ludwig Jung hat mit "unserem" Jung keine Verbindung, auch wenn "sie von unbemittelten Kranken gern aufgesucht" wurde (Wilhelm Kallmorgen, 1936, S. 105). 
  
Ganz anders dagegen die
Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen e.V.
Offenbacher Landstraße 224
60599 Frankfurt am Main
Die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen im Stadtteil Sachsenhausen von Frankfurt am Main entstand auf dem ehemaligen Besitz von Georg von Saint George, einem Verwandten Selmas, der Gattin Jung-Stillings. Der Name wurde 1926 in Sankt Georgen umgeändert, da der heilige Georg Patron des Bistums Limburg ist.
Siehe den 1995 vom Rektor der Hochschule unter Redaktion von Michael Sievernich herausgegebenen Prospekt. – Siehe auch: Stammbaum der Familie von Saint-George. – In: Frankfurter Blätter für Familiengeschichte 1909, S. 24 f. 
  

Haina – Kloster Haina

Kaum eine Tagesreise nördlich von Marburg und östlich von Frankenberg gelegen ist das Kloster Haina (Postleitzahl 35114), das auch heute noch eine Landesheilanstalt ist. – Siehe:
  • Paul Holthausen: Das Landeshospital Haina in Hessen eine Stiftung Landgraf Philipps des Grossmütigen von 1527-1907. Frankenberg: Kahm 1907 (hier S. 31 eine Abb. Hainas aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, S. 30 knappe Beschreibung der Ausbauten um 1800).
  • 450 Jahre Psychiatrie in Hessen. Hrsg. V. Walter Heinemeyer und Tilman Pünder. Marburg: Elwert 1983 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen in Verbindung mit dem Landeswohlfahrtverband Hessen Bd. 47; hier S. 257 ff. das Kapitel "13. Das Hospital Haina um 1800".
  • Arnd Friedrich/Fritz Heinrich (Hrsg.): Die Zisterzienser und das Kloster Haina. 2. Aufl. Petersberg: Imhof 1999, ISBN 3-932526-28-7. (Bibliographie hier S. 237. – 1. Aufl. 1998.)
In seiner Lebensgeschichte erwähnt Jung-Stilling das Kloster und das Hospital sowie seine Aufenthalte dort nicht. Aber Melchior Kirchhofer berichtet über einen solchen Aufenthalt in Haina (S. 83 ff.).
Ein Schweizer Student in Marburg 1794/95. Tagebuch des Melchior Kirchhofer aus Schaffhausen hrsg. u. eingel. v. Ingeborg Schnack mit einem Geleitwort von Alfred Bek. Marburg: Elwert (1988. ISBN 3-7708-0892-4.) [XXX, 187 S., 14 Abb. – Einbandtitel: "Melchior Kirchhofer aus Schaffhausen als Student bei Jung-Stilling in Marburg. Wanderungen und Reisen 1794/95".]
Über Jung-Stillings Beziehungen zu diesem Kloster berichtet nun umfangreich Pastor Dr.
  • Arnd Friedrich: Henrich [sic] Jung-Stillings Beziehungen zum Hospital Haina. - In: Jahrbuch der hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung. Hrsg. v. Karl Dienst. Bd. 42, Darmstadt 1991, S. 49-56.
Arnd Friedrich stellte auch
  • Jung-Stillings Verwandtschaft in Frankenberg und Haina. - In: 750 Jahre Stadt Frankenberg (Eder) 1244 [Wappen/Siegel] 1994. Beiträge zur Geschichte der Stadt. (Hrsg.: Magistrat der Stadt Frankenberg. Frankenberg: Kahm GmbH 1994. ISBN 3-922225-19-5), S. 31-45
zusammen; allerdings: Es gibt nur Verwandtschaft, keine Nachkommen dort!
  

Hannoversch-Münden

Die aus den "Lehrjahren" (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath, S. 529 u. ö.) bekannte Julie Richerz wurde hier (unter www.hann-muenden.net/beruehrungen/stilling.htm) in ihren Verbindungen zu Hannoversch-Münden dargestellt. – Julie Richerz/Richarz geb. Eicke geb. Hann. Münden 12. Oktober 1760; DBA 273, 39. 
  

Heidelberg – Jung-Stilling nennt es "unser" Heidelberg

Wie für das Bergische Land sind auch für Heidelberg für Jung-Stillings Aufenthalt hier zwei Epochen nachzuweisen.
Am 2. Oktober 1784 fand der Umzug der Kameral Hohen Schule von Kaiserslautern nach Heidelberg statt.
 Vgl.: Hans-Erhard Lessing: Technologen an der Universität Heidelberg. – In: Semper apertus. Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386-1986. Festschrift in sechs Bänden. Band II Das neunzehnte Jahrhundert 1803-1918. Hrsg. v. Wilhelm Doerr in Zusammenarbeit mit Otto Haxel, Karlheinz Misera, Hans Querner, Heinrich Schipperges, Gottfried Seebaß, Eike Wolgast. Berlin usw.: Springer (1986), S. 105-133; Jung-Stilling passim; S. 112 innerhalb des Abschnitts "Die Lauterer Professoren" heißt es, sich auf die "Lebensgeschichte" (hrsg. Benrath, S. 353) beziehend:
"Tatsächlich hat der Bauernsohn und promovierte Mediziner nach einigen erfolgreichen Staroperationen über Medicus den Weg nach Lautern gefunden – trotz der ganz unpietistischen Veruntreuung von Subskriptionsgeldern für die Mitteilungen der Lauterer Gesellschaft, der er beigetreten war. [...] Sofort machte er sich daran, ein eigenes System der Kameralwissenschaften zu entwerfen – gewissermaßen eine neue Didaktik. Hervorragender Didaktiker, jedoch unlustiger Theoretiker, der er war [... S. 113:] Sein eigentliches Interesse galt der Forstwissenschaft, [...] die er tatsächlich mit Medicus, Suckow und dem einheimischen Forstmeister Rettig zu einiger Blüte in Lautern brachte."
Hinweise zu Jung-Stilling zu dieser Zeit sind nicht bzw. kaum vorhanden; vgl. unten. 
  
Die Kameral Hohe Schule bezog mit der Bibliothek das Gebäude Hauptstraße 235, in dem sich später die völkerkundliche Sammlung der Portheim-Stiftung, das Orientalische und das Pädagogische Seminar befanden. 
  
1787 heißt es in der Jubiläumsschrift:
"32) Die Cameral hohe Schule, welche von Lautern hieher im Jahr 1784. verlegt worden, ware die Zitzfabrik bei dem Karls Thor."
Michael Buselmeier: Literarische Führungen durch Heidelberg. Eine Kulturgeschichte im Gehen. (Heidelberg:) Wunderhorn (1991. – ISBN 3-88423-069-7), S. 104 nennt diese Hausnummer als Ort der "Jubelrede" mit kurzem (nicht fehlerfreiem) biographischem Abriss zu Jung-Stilling.  
Am 10. September 1803 erfolgte der Wegzug von Marburg an der Lahn, In der Hofstatt 11, nach Heidelberg. Der Kurfürst von Baden schlug Heidelberg als Aufenthaltsort vor, Jung-Stilling darf aber selbst wählen. Er bevorzugt Karlsruhe, erkundigt sich jedoch zuerst nach den Preisen. Da die Lebenshaltungskosten in Karlsruhe sehr hoch und die Mieten teuer sind, zieht er nach Heidelberg in die Steinstraße; er schreibt:
"wir wohnen bei einer reichen jüdischen Familie in einem prächtigen Hauß im zweyten Stock, diese Familie Bomeisel genannt vereinigt alles in sich, was nur Edelmuth, zuvorkommende Liebe und Freundschaft genannt werden kann, und uns ist innig wohl bey Ihnen, Ich gebe jährlich 240 Gulden Hausmiethe". (Vgl. unter 1807.)
Hier handelt es sich um die ehemalige Wohnung des Stadt-Kommendanten Graf von Styrum, die dann der Professor Wedekind bewohnte, der am 11. Februar 1782 verstarb, und um den Schutz- und Handelsjuden Wolf(f) Löw Bomeisel, der diese Wohnung an Jung-Stilling vermietete. – Das traurige Schicksal von Löw Bomeisel und seiner Familie ist bekannt. 
  
In dem Stadtplan von Heidelberg um 1820 findet sich diese Wohnung eingezeichnet bei
Gerhard Schwinge: „freundlich und ernst“ Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Theologieprofessor und Pädagoge in Heidelberg von 1804 bis 1837 und die Heidelberger Gesellschaft seiner Zeit. (Ubstadt-Weiher, Weil am Rhein und Basel:) verlag regionalkultur (2007. ISBN 978-3-89735-504-0.) = Archiv und Museum der Universität Heidelberg. Schriften Hrsg. v. Werner Moritz [Bd.] 11. S. 26-27.
Falsch ist die Angabe schon bei MEUSEL Bd 11, 1805, S. 406: "seit 1804 kurbadischer Hofrath und ordentlicher Professor der Staatswirthschaft auf der Universität zu Heidelberg." Allerdings: In MEUSEL Supplement Bd. 2, 1810, S. 247 f.: liest man: "übrigens ist er nicht Professor zu Heidelberg, sondern privatisirt zu Carlsruhe."; siehe in der chronologischen Darstellung!
Zur Eroberung Heidelbergs durch Tilly im Jahr 1622 siehe Jung-Stillings Erzählung über die Errettung des Prof. Heinrich Alting unter den Texten.  
 

Herrnhut

Die Herrnhuter Brüdergemeine (Brüder-Unität) des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760)
  
In seiner "Lebensgeschichte" (Hrsg. Benrath, S. 585 ff.) berichtet Jung-Stilling von seinem Besuch in Herrnhut. In den Osterferien des Jahres 1803 kam es zu dieser "wichtigen und merkwürdigen Reise". Sie führte in die Oberlausitz, das Gebiet zwischen Bautzen, Zittau, Görlitz und Niesky.
   
Die Brüdergemeine, heute noch bekannt durch ihre "Jahreslosungen", war zu Ende des 18. Jahrhunderts weithin ein Faszinosum. Jung-Stilling wurde nun besonders von der Brüderunität angezogen. Manchmal erschien sie ihm gerade das in Offenbarung 12, 1 f. (Off 12, 1: "Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone mit zwölf "goldenen Sternen.) beschriebene Weib, das mit der Sonne bekleidet ist, zu sein. So spielte die Brüdergemeine für die Entwicklung seiner Frömmigkeit eine große Rolle.
  
Hier kann allgemein auf den folgenden umfassenden Aufsatz verwiesen werden:
Dietrich Meyer: Jung-Stilling und die Herrnhuter Brüdergemeine. – In: Zwischen Straßburg und Petersburg. Vorträge aus Anlaß des 250. Geburtstages von Johann Heinrich Jung-Stilling. Hrsg. v. Peter Wörster. Siegen: Selbstverlag der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V. 1992 = Schriften der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V., Bd. 25, S. 97-120.
 
Über Jung-Stillings Tätigkeit als Augenoperateur, von der er auch in seiner "Lebensgeschichte" (Hrsg. Benrath, S. 586, 588) berichtet, informiert ebenfalls
M[anfred] Jähne: Jung-Stilling (1740-1817) als Staroperateur in der Oberlausitz. – In: Julius Hirschberg Gesellschaft (Deutschsprachige Vereinigung für Geschichte der Augenheilkunde) Societé Francophone d'Histoire de L'Ophthalmologie - 33 Beiträge zur Geschichte der Augenheilkunde – 33 Contributions à L'Histoire de L'Ophthalmologie (Wien:) Facultas (Universitätsverlag für Medizin und Naturwissenschaften Ges. m. b. H. 1991, ISBN 3-85076-296-3) S. 195-198
 
Umfangreich über die Brüderunität schreibt
Dietrich Meyer: Zinzendorf und Herrnhut. – In: Der Pietismus im achtzehnten Jahrhundert. In Zusammenarbeit mit Friedhelm Ackva, Johannes van den Berg, Rudolf Dellsperger, Johann Friedrich Gerhard Goeters, Manfred Jakubowski-Tiessen, Pentti Laasonen, Dietrich Meyer, Ingun Montgomery, Christian Peters, A. Gregg Roeber, Hans Schneider, Patrick Streiff und Horst Weigelt hrsg. v. Martin Brecht und Klaus Deppermann [†]. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (1995. ISBN 3-525-55347-1. Mit 77 Abb.) = Geschichte des Pietismus. Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hrsg. v. Martin Brecht, Klaus Deppermann, Ulrich Gäbler und Hartmut Lehmann Bd. 2, S. 3-106.
 
 
Erwähnt werden soll, dass sich auch Frau von Krüdener und Max von Schenkendorf hier und in den Nachbarorten aufgehalten haben. Letzterer zeichnete sich durch Tapferkeit aus. Spöttisch berichtete von Schön am 9. Juli 1813:
"Schenkendorff und Groeben waren vorgestern in Reichenbach bei mir. Dazu kam Delbrück. Groeben ist durch das Herumtummeln in der Welt viel ernster geworden, dabei hat er von Schenkendorff und Schroetter einen Anstrich der neueren Poesie bekommen, worüber Rhediger oft die Achseln zuckt. So meinte Rhediger, wenn wir nur einen Feldherrn hätten, und Groeben antwortete hierauf: Wir würden ihn haben, wenn wir nur beten könnten. Erzähle dies doch Hrn. Wagner. Groeben, Schenkendorf und Schroetter sind viel in Gnadenfrei bei den Herrnhutern und erbauen sich da. Auch Stein fängt an, fromm zu werden, und hat nach Gnadenfrei gewallfahrtet. Noth lehrt beten, aber das hat dann keinen rechten Werth."
 
Wilhelm Dorow schreibt ebenfalls im Juli 1813:
"Max v. Schenckendorff wohnte gleichfalls in Gnadenfrey; Ferdinand v. Schrötter, der öfters dahin kam, um ihn zu besuchen, hatte auf Schenckendorff's Gemüth keinen wohlthätigen Einfluß, beide wollten die Gnädigen spielen und trieben Abgötterei mit dem eingebildeten, eiteln, mir in der Seele wahrhaft unangenehmen Grafen - -; wir sahen uns daher wenig, und unsere früheren Freundschaftsverhältnisse blieben unberührt; sie loderten einmal jedoch noch hell auf, als Schenckendorff mir einen Brief der Frau v. Krüdener brachte; da verlebten wir einige Stunden in glücklicher Rückerinnerung an Königsberg und Carlsruhe. [...]"
 
Erst am Jahresende hatte Max von Schenkendorf seine ihn lobende Eintragung im Tagebuch der Brüdergemeine:
Einige Russ. Officiere fingen in der Trunkenheit mit dem Markeur Händel an, u. zogen endlich ihre Degen. Da nun aber der Graf von Gröben u. der H. v. Schenkendorf, beyde sehr achtungswerthe u. der Gemeine sehr zugethane Herren, die in P[eilau]. logirten, zugegen waren, so fiel ersterer einem der Russen in den Arm, entwaffnete ihn u. zerbrach ihm den Degen
   

Kaiserslautern

25. Oktober 1778: Ankunft der Familie Jung – das Ehepaar mit seinen zwei Kindern – in Lautern, heute Kaiserslautern. – Hinweise sind im Allgemeinen nicht vorhanden.
Es gibt aber von Jung-Stilling den Text "Lauterer Schilderungen. / 1. der Weg nach Lautern. / 2. die lauterer Gegend / 3. das Lautertal / - / Von Heinrich Stilling" in den "Rheinische[n] Beiträge[n] / zur / Gelehrsamkeit. / 7tes Heft. Den 1. Heumonat 1780." Und den folgenden Heften. (Die Texte sind in der "Chronik" bereits vorhanden.) 
  
Der Friedhof, auf dem Jung-Stillings Gattin Christine beerdigt worden ist, wurde später aufgelassen; ihr Grabstein ist nicht erhalten. Bereits Max Braun-Rühling hatte hierüber schon keine Informationen mehr. 
 
Siehe:
  • Gustav Adolf Benrath: Jung-Stilling in Kaiserslautern 1778-1784. - In: Pfälzer Heimat [ISSN 0031-6679] Bd. 41, Speyer 1991, Nr. 1, S. 63-73 (Mit 4 Abb.) [Ist grundlegend!]
  • Michael Kesselring: Jung-Stilling und die Kameral Hohe Schule. Eine Betrachtung über ihre Gründung in Lautern und das Werk Jungs. - In: Pfälzische Heimatblätter 8, Ludwigshafen 1960, S. 37-38.
Siehe auch oben Hans-Erhard Lessing: Technologen an der Universität Heidelberg.  
  
Seit 1934 bzw. 1938 ist in Kaiserslautern eine Straße nach Jung-Stilling benannt. Bergan in Richtung auf die Universität geht es nach links ab in diese Jung-Stilling-Straße.
 
Jung-Stillingstraße in Kaiserslautern
 
Willi Müller (1911-2004), ehemaliger Präsident (1970-1977) des 1. FC Kaiserslautern kannte Jung-Stilling bereits und schätze die Wohnlage dieser Straße. Zeitungsberichte zeugen von dieser von den Anwohnern bestätigten Sicht: "Nette Nachbarn und ländlicher Charakter". 
 
Bisher noch ohne urkundlichen Nachweis bleibt die Information, dass in dem sog. "Spinnradl" während seiner Zeit in Kaiserslautern gewohnt haben soll.  
 
   
Die Kaiserslauterer "Kleine Kirche" erhielt bei ihrer Einweihung am 8. August 1784 eine neue Kanzel. Gestiftet war sie von den Professoren Georg Adolph Succow (1751-1813), Ludwig Benjamin Martin Schmidt (1737-1793) und Johann Heinrich Jung-Stilling.
Siehe dazu die "Festschrift zur Wiederindienststellung der Kleinen Kirche in Kaiserslautern 17. Januar 1993", S. 15.   
 
Siehe auch:
Erich Mertens: Jung-Stilling ... in Kaiserslautern. Vortrag gehalten anlässlich der Verleihung des Stiftungspreises 2003 der „Familie Dr. Jürgen Ziegler-Stiftung“ am 2. Juli 2003 in der Universität Kaiserslautern. (Kaiserslautern: Ziegler-Stiftung) 2003 = Familie Dr. Jürgen Ziegler-Stiftung . Vortrag zur Verleihung des Stiftungspreises 2003. - 52 S., 26 Abb.
  

Karlsruhe

Am 17. Juni 1807 fand der Umzug der Familie von Heidelberg nach Karlsruhe in die Waldstraße 10 in Karlsruhe statt. Jung-Stilling wohnt zunächst weiterhin im Schloss in Karlsruhe. Erst Ende 1811, nach dem Tod Karl Friedrichs, musste Jung-Stilling seine Zimmer im Schloss räumen. Er zog nun mit seiner Familie ins zweite Obergeschoss des Hauses Steinstraße 23. 
  
Am 5. April 1817 wird Johann Heinrich Jung-Stilling neben der am 22. März 1817 verstorbenen Gattin auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Die Grabinschrift auf dem Kreuz (heute in Hilchenbach aufbewahrt) lautet:
"Hier ruht. / Johan. Heinrich. Iung. ge= / nant Stilling, geb. d: 12. / Spt. 1740. gst. d. 2. Ap. 1817. / Herr du weist / dass ich / dich lieb habe. / E. V. G. Ioh. 21 K. 15 V."
Das Grab befand sich hinter der Friedhofskapelle, die später von der lutherischen Gemeinde zum sonntäglichen Gottesdienst benützt wurde. 
  
Auf dem neuen Faltplan "Licht im Schatten 125 Jahre Karlsruhe Hauptfriedhof" zum November 2001 (mir freundlicherweise von Dr. Gerhard Schwinge übermittelt) findet sich auf dem Plan die Grabstelle der Eheleute Jung-Stilling nicht. Denkt man sich aber eine Linie zwischen Punkt 3 und 4 auf dem beigegebenen Lageplan, so liegen die Gräber am zweiten Weg rechts neben den oberhalb der Linie eingezeichneten Gebäuden. – Ein Kupferstich des Grabes findet sich in Band 2 der Sämtlichen Schriften. als "Stillings Grab." von "W[ilhelm]. Scheuchzer del." und "Th[eodor]. Rausche sculpsit."(Siehe auch die Abb. unter diesem URL.)
  
Siehe:
  • Illustrierter Führer durch die Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe. Mit 43 Bildern, 1 Totalansicht und 1 Stadtplan. 2. Aufl. Karlsruhe: Bielefeld [1885]; S. 58: Hinter der gotischen Kapelle von Eisenlohr die Grabstätte Jung-Stillings.
  • Joachim Aubert: Handbuch der Grabstätten berühmter Deutscher[,] Österreicher und Schweizer. (München usw.:) Deutscher Kunstverlag 2. (verm.) Auflage (1975) S. 52 Hauptfriedhof, umgebettet vom Alten Friedhof, Kapellenstraße.
Siehe auch diesen URL und unter diesem
  
Am 28. November 1958 werden die Gebeine Jung-Stillings von der Stätte "auf dem alten Karlsruher Friedhof hinter dem Chor der jetzigen lutherischen Kirche" "in die neuaufgebaute Stadtkirche in Karlsruhe übergeführt". Er ruht zwischen Pfarrer Knittel und Weinbrenner.
Im Führer der "Evang. Stadtkirche Karlsruhe" von Pfarrer Dr. Dieter Splinter wird darauf hingewiesen: Im Gewölbe unter dem Portikus die Grablege von Friedrich Weinbrenner und Jung-Stillings sowie des ersten Pfarrers an der Stadtkirche Gottlieb August Knittel Gedenktafel.
Vgl.: Herbert Meininger †: 250 Jahre Karlsruhe. Die Chronik zum Jubiläum der Stadt von Herbert Meininger † und Hubert Doerrschuck. Karlsruhe: Braun und Müller 1965, S. 160 (S. 33 zu Jung-Stilling und der "Theorie der Geister=Kunde", S. 34 Porträt Jung-Stillings nach Kessler/Dannecker.
Unter diesem URL findet sich ein Hinweis auf die Gedenkplatte zu Jung-Stilling.
  
Die Zeitung "Badische Neueste Nachrichten" meldet am 14. Mai 1968, dass die Stadtverwaltung Karlsruhe das Grab des Ehepaars Jung-Stilling auf dem alten Friedhof einebnen ließ und das (ursprüngliche) Grabmal der Stadt Hilchenbach schenkte: ein ca. 2 Meter hohes Sandsteinkreuz mit zwei seitlich angelehnten Sandsteintafeln. Erst 1982 wird es im Museum in Hilchenbach aufgestellt. 
  
Siehe detailliert zu dem neuen Grabbild, hergestellt von Fidel Binz (1850-1920):
Anett Beckmann: Mentalitätsgeschichtliche und ästhetische Untersuchungen der der Grabmalsplastik des Karlsruher Hauptfriedhofes. Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe 2006; ISBN 978-3-86644-032-6; 3-86644-032-4. XIV, 331 S. : Ill., graph. Darst. Zugl.: Karlsruhe, Univ., Diss., 2005. Hergestellt on demand. - Auch im Internet unter dem URL http://www.uvka.de/univerlag/volltexte/2006/143/ verfu?gbar. – Zu Jung-Stilling S. 55 f., S. 167 f.
Die Gedenktafel in weißem Marmor mit Goldschrift am Haus der Macklotschen Buchhandlung Waldstraße 10 in Karlsruhe wird 1932 erneuert. Sie lautet (nicht ganz richtig in der Aussage):
HIER WOHNTE UND WIRKTE
DR. JOHANN HEINRICH JUNG-STILLING
DER AUGENARZT, SCHRIFTSTELLER
UND FREUND GOETHES VON
1811 – 1817
Das Haus der Macklotschen Buchhandlung Waldstraße 10 in Karlsruhe wird bei einem Bombenangriff am 27. September 1944 vernichtet. Die Gedenktafel in weißem Marmor mit Goldschrift wurde wohl dabei zerstört und später erneuert. Im ehemaligen Rathaussaal befand sich ein Gemälde von Hans Adolf Bühler (1877-1951), das auch neben Max von Schenkendorf Jung-Stilling zeigte. Bühlers Bilder sind publiziert in dem Werk: Die Malereien von Hans Adolf Buehler im Bürgersaal. Karlsruhe: Gräff 1926.
Die Originale der Gemälde befinden sich heute im Besitz der Städtischen Kunstsammlungen Karlsruhe, das Stadtarchiv besitzt in seiner Plan- und Bildersammlung davon Kopien (Sign.: 8/PBS o XIV a 798), und das Buch befindet sich mit der Signatur p 83 C 72 (043/B97) in der dortigen Landesbibliothek. 
  
Neben einer Handschrift bewahrt das Museum für Literatur am Oberrhein in Karlsruhe viele andere Erinnerungsstücke – auch an Max von Schenkendorf – auf. Im Internet finden sich im Online-Katalog zur ständigen Ausstellung unter dem Link (http://www.karlsruhe.de/Kultur/MLO/katalog/index.htm) im Abschnitt "Strukturwandel des literarischen Lebens im 18. Jahrhundert" und "Kultur in der Residenzstadt Karlsruhe" sowohl ein Porträt Johann Heinrich Jung-Stillings als auch eines von Max von Schenkendorf. (Dieser Katalog ist auch gedruckt erhältlich: ISBN 3-930314-28-2.) 
Vgl.: Literarische Museen und Gedenkstätten in Baden-Württemberg. Bearb. v. Friedrich Pfäfflin, Irina Renz, Thomas Scheuffelen. Deutsche Schillergesellschaft Marbach am Neckar (: Deutsche Schillergesellschaft 2., durchges. und erweiterte Aufl. 5.-9. Tsnd. 1991) Jung-Stilling wird S. 44 beim Oberrhein. Dichtermuseum erwähnt: Wohnung Waldstraße 10.
Siehe auch zur evangelischen Karl-Friedrich-Gemeinde in Mühlburg, einem westlichen Vorort von Karlsruhe, Sedanstraße 18, 76185 Karlsruhe:
Festschrift zur 250-Jahr-Feier und zur Einweihung des Jung-Stilling-Saales in Mühlburg am 28. Juni 1970. [Hrsg. v. Hans Schuchmann f. d.] Karl-Friedrich-Pfarrei und Andreas-Pfarrei in Karlsruhe-Mühlburg. Karlruhe-Mühlburg: Selbstverlag 1970. - 60 S., Ill. graph. Darstellungen.) [Nebentitel:] Karl-Friedrich-Gedächtniskirche Karlsruhe-Mühlburg (http://www.karl-friedrich-gemeinde.de/)
  
Fehlerhaft ist der von einem Unbekannten – wahrscheinlich aus Anlass der Bücher von Hermann Waldenmaier und Erich Schick und der Vömelschen Schrift "Selig sind, die das Heimweh haben" (1.-5. Tausend 1959) und auf Grundlage der Vömelschen Briefausgabe "Briefe Jung=Stillings an seine Freunde" von 1905 – verfasste Aufsatz: Jung-Stilling in Karlsruhe. – In: Handreichung für die Pfarrer der badischen Landeskirche 7. Jg., Nr. 1 v. 1. Januar 1959, S. 6-16.  
  

Marburg

Am 8. April 1787 (oder am 9.) findet die Abreise der Familie Jung von Lautern nach Marburg statt. Neben seinem Lehrauftrag erfüllte Jung-Stilling hier auch die Pflicht der Augen-Operation. So schreibt Werner Kyrieleis 1958 mit wenigen Bemerkungen zur Vita und zum Haus Hofstadt:
"In Marburg hat die eigentliche Augenheilkunde einen seltsamen Vorläufer in Johann Heinrich Jung". (Werner Kyrieleis: Geschichte der Augenheilkunde und der Universitäts-Augenklinik in Marburg a. d. Lahn. Marburg/Lahn: Elwert (1958) = Schriften der Philipps-Universität Marburg [Bd.:] 4, S. 6.)
Am Freitag nach Ostern, dem 13. April 1787, trifft Jung-Stilling– durch das Barfüßer Tor kommend – in Marburg ein. Zunächst wohnt er im Haus "Engel" in der Barfüßerstraße 28, das schon 1678 diesen Namen trug. Erst viel später als 1787, wahrscheinlich nach 1795, zog Jung-Stilling mit seiner Familie in das Haus Hofstatt 11, das ,,Jung-Stilling-Haus", einen Renaissancebau des späten 16. Jahrhundert.
  
In der Zeitschrift Hessenland Jg. 16, 1902, S. 207 liest man (mit den sprachlich sorgfältigen Angaben):
"Gedenktafel. In Marburg ist an dem Hause Stetefeld, Hofstadt 11, das Jung=Stilling während seiner von 1787 bis 1803 reichenden Lehrtätigkeit an der dortigen Universität längere Zeit bewohnte, von seinen Verehrern eine Gedenktafel angebracht worden."
[Man beachte: "während"; "längere Zeit"!] - Dieser (Lese-)Fehler ist (danach) in die Literatur eingegangen; siehe z. B.: 
Marita Metz-Becker: Marburg um 1800. Eine kleine Kulturgeschichte zu Fuß. Marburg: Elwert (1992). [S. 29 zur Hofstatt 11, wo Jung-Stilling von 1787-1803 gewohnt haben soll.] 
  
Über die Häuser in Marburg und also auch über die der Barfüßerstraße und das Haus Nr. 28 berichtet mit den Abbildungen 105 und 106 (ohne einen Hinweis auf Jung-Stilling):

Die Stadt Marburg. Gesamtdokumentation. II. Bürgerhäuser der Altstadt: Katalog. Studien zur baulichen Entwicklung Marburgs im 19. Jahrhundert. Marburger Arbeitsgruppe für Dokumentation: Eckehard Deichsel, Gabi Dolff, Dieter Mayer-Gürr, Ulla Merle, Loreto Moritz, Angela Schumacher, Christiane Spenglr unter Mitwirkung von Heinrich Klotz, Hans-Joachim Kunst. Marburg: Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität in Zusammenarbeit mit dem Jonas-Verlag (1981); unter Barfüßerstraße 28: "Im Innern Treppe mit über Eck gestellten Vierkantdocken (Anfang 17. Jh.)".

Die Stadt Marburg. Gesamtdokumentation. I. Bürgerhäuser der Altstadt: Bildband. Arbeitsgruppe des Kunstgeschichtlichen Instituts der Philipps-Universität in Zusammenarbeit mit der Stadtplanungsabteilung der Stadt Marburg. Marburg: Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität in Zusammenarbeit mit dem Wilhelm Schmitz-Verlag, Gießen (1976).; Bild 105 und 106.

Siehe auch:
  • Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4, hrsg. v. Georg Wilhelm Sante, Stuttgart: Kröner (1976) = Kröners Taschenausgabe Bd. 274, ISBN 3-520-27403-5, S.320.
Fehlerhaft ist:
  • Ernst Benz: Jung-Stilling in Marburg. Marburg: Simons 1949 = Marburger Reihe Heft 3. – 2. Aufl. Marburg: Elwert 1971, ISBN 3-7708-0442-2.
Besser ist:
  • Reinhard Görisch: Jung-Stilling Marburger Jahre 1787-1803. [Vortrag vom 8. Dezember 1993.] - In: Marburg-Bilder. Eine Ansichtssache. Zeugnisse aus fünf Jahrhunderten. Bd. II. Mit Beiträgen von [...]. Hrsg. v. Jörg Jochen Berns. Marburg 1996, S. 7-25 = Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 53.
Siehe weiterhin
  • Werner Mascos: Grossen Marburgern auf der Spur ein [sic] kleiner Wegweiser. Hrsg. v. Verkehrsverein Marburg e. V. [Marburg o. J. - 24 S., Abb. - Artikel Jung-Stilling S. 12, S. 13 Porträt nach Krünitz.]
Siehe ebenso unter den URLs (a) und (b)
  
Einen guten Eindruck aus und über diese Zeit bietet der in der "Lebensgeschichte" (Hrsg. Benrath, e. g. S. 536) genannte Melchior Kirchhofer (1775-1853) in seinem Tagebuch (s. o.) 
  
Über ein unangenehmes Erlebnis Jung-Stillings aus dem Jahr 1791, seine Tochter Hanna betreffend (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath, S. 471 f.), berichtet ausführlich und mit neuen Informationen:
Karl Heinrich Stamm: Ein ungestümer Brautwerber im Hause Jung-Stilling. - In: Dillenburger Blätter. Mitteilungen des Geschichtsvereins Dillenburg e. V. gegr. 1883. 14. Jg., 1997, Nr. 26, S. 59-70.
Auch ist in der oben genannten Literatur die Zahl der Studenten in der allgemeinen (!) Abnahme nicht deutlich gemacht worden. Die kriegerischen Ereignisse der Zeit führten zu einem allgemeinen Rückgang der Zahl der Studierenden an der Universität Marburg, ohne dass dies für Jung-Stilling allein gesagt werden kann. Die Folgerung in der zweiten URL ist so nicht schlüssig.
Zwar schreibt Jung-Stilling am 5. August 1803: "Um 11 Uhr kam nur ein Student, ich konnte also nicht Lesen", aber 1799 gab es in Marburg insgesamt nur 85 Studenten, 1800 rund 100, 1801 nur 80 Studenten und 1802 dann 90 Studenten. [1]
Rudolf Brieger meint allerdings, dass die Abnahme der Zahl der Studierenden bei Jung-Stilling "prozentual größer war", weil daran "auch der revolutionäre Sinn der Marburger Studenten schuld [war], die aus politischen Gründen nichts von Jung=Stilling wissen wollten."
Rud[olf]. Brieger: [Vortrag über Jung-Stilling vor dem] Zweigverein Marburg [am 28.02.1930]. - In: Hessenland. Monatsschrift für Landes= und Volkskunde, Kunst und Literatur Hessens. In Verb. m. Fachberatern hrsg. v. C. Hitzeroth. Jg. 41, Marburg, Juni 1930, H. 6, S. 190-192, hier S. 191, Sp. 2.
Dazu mag dann auch die Stelle im 14. Stück des "Grauen Mannes" aus dem Jahre 1803 passen, wo Jung-Stilling dann S. 69 schreibt:
"– zugleich hatte auch die französische Revolution, die Denkungsart und die Lage der Dinge so verändert, daß meine staatswirthschaftlichen Grundsätze, die aus politisch=religiösen Prinzipien gefolgert sind, keinen sonderlichen Beifall mehr fanden. Durch das alles zusammen, wurde hier meine Lage unaussprechlich leidensvoll – ich fühlte meine vollkommene Pflicht, mich ganz allein, und aus allen meinen Kräften meinem akademischen Lehramt zu widmen, das konnte mein Fürst mit Recht fordern, und ich hab es auch mit aller Treue, aber auch mit übermäsiger Anstrengung, bis daher redlich verwaltet."
Dazu mag dann auch passen, dass bereits 1805 Zeitgenossen vermuteten, dass eben diese abnehmende Zahl der Studenten und die daraus resultierenden Mindereinnahmen "und die in eben der Progression zunehmenden Nahrungssorgen ihm eine Veränderung seiner Lage wünschenswerth machten".
  
Heute gibt es auch ein Studentenwohnheim in Marburg (Studentendorf, Geschwister-Scholl-Straße 1 – 13; bestehend aus 7 Wohnhäusern mit insgesamt 821 Wohnheimplätzen - 281 Parkplätze, zum Teil überdacht, Baujahr: 1962 – 1965; teilweise Umbau: 1987) davon eines mit dem Namen "Jung-Stilling-Haus", das über 90 Einzelzimmer verfügt. (Dazu auch der Aufsatz von Dieter Meinke: Zum Jung-Stilling-Haus im Marburger Studentendorf in der Schrift von Krüsselberg/Lück.) 
  
Jung-Stilling ist auch Gründer des Staatswissenschaftlichen Instituts.   
  

Neuwied – "unsers Herrgotts Thiergarten" (1780)

In den Ferien des Jahres 1789 brach Jung-Stilling zu einer Operationsreise auf (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath, S. 455 f.). Hier kam er auch nach Neuwied. – Siehe dazu:
  • H[ans].-J[oachim]. Feix: Johann Heinrich Jung-Stilling besucht Neuwied. - In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Neuwied 1989, S. 51 f. (M. 1 Abb. der "Neuwiedischen Beiträge"; 28.09.1789.)
  • H[ans].-J[oachim]. Feix: Johann Philipp Henrich Muzelius. Pfarrer in Neuwied 1751-1754. Ein Rufmord und seine Folgen. - In: Heimatjahrbuch des Kreises Neuwied 1992, S. 68-70. [Muzelius ist eine der Romanfiguren in Jung-Stillings Roman "Florentin von Fahlendorn".] 

Jung-Stilling hatte also Beziehungen zu Neuwied. Bisher wusste man nichts von dem wohl im Jahr 1816 durchgeführten Besuch in diesem Ort nördlich von Koblenz.
 
Zwei Zeitungen berichten nach einer weiteren (von mir nicht eingesehenen) vom 1816-09-15 am 1816-09-16 und am 1816-09-20 über ein Erlebnis Jung-Stillings, das diesen, der von der „geadelten Seele“ sprach, sicherlich betroffen gemacht hat. 

Vielleicht steht der Besuch in Neuwied im Zusammenhang mit dem Besuch von Steinkopf, der auf seiner Rückreise über Neuwied zog. Auf der Hinreise war Steinkopf über Karlsruhe gereist, vielleicht war hier ein weiteres Treffen – dann in Neuwied ? – verabredet worden.
 
Hier die beiden leicht unterschiedlichen Texte:
 
a)
„Vom Rhein, den 15. Sept. / Die Neuwieder Zeitung Nro. 175. enthält folgenden Artikel: Während Kaiser und Könige mit freundlicher Zuvorkommenheit das Verdienst zu sich herauf ziehen, und gehässigen Unterschied der Stände je mehr und mehr auszugleichen, und das Vorurtheil der Geburt so viel möglich in vernünftige Grenzen zurück zu weisen suchen, erfährt man dessen ungeachet, daß an einem kleinen deutschen Hofe die Etikette neuerdings wieder so streng eingeführt worden ist, daß, mehrere anderer Beyspiele zu geschweigen der bekannte Hofrath Jung, auch Stilling genannt, der doch schon bloß wegen seines literarischen Namens ein Couvert verdienen mochte, zwar zur Audienz vor der Tafel zugelassen wurde; als aber die Stunde der Tafel schlug, entfernte sich der ganze Hof, und ließ den bestürzten Greis allein stehen. Als er sich um die Ursache eines Benehmens, welches ihm auch am größten Hofe noch nicht begegnet war, erkundigte, erfuhr er, daß er, da er nicht von Adel, auch nicht tafelfähig sey. – Einem durchreisenden General erfuhr ungefähr dasselbe, als er und seine Gemahlin ihre Aufwartung bey Hofe machten, indem man zwar ihn, aber nicht die Gemahlin zur Tafel lud. Auf die Frage, Warum? erfolgte die Antwort: „Da sie keine gebohrne Adeliche sey, so sey sie auch nicht tafelfähig.“ Der General ließ nun seinen Wagen anspannen, und fuhr mit seiner Gattin weiter, um den Tafelfähigen kein Aergerniß zu geben. (N. K.)“
 
 
b)
„Das Jahr 1816. / Die Neuwieder Zeitung enthält folgenden Artikel: Während Kaiser und Könige mit freundlicher Zuvorkommenheit das Verdienst zu sich heraufziehen, und gehässigen Unterschied der Stände je mehr und mehr auszugleichen, und das Vorurtheil der Geburt soviel möglich in vernünftigen Grenzen zurückzuweisen suchen, erfährt man mit Erstaunen, daß an einem kleinen deutschen Hofe die Etikette neuerdings wieder so streng eingeführt worden ist, daß, mehrerer anderer Beispiele zu geschweigen der bekannte Hofrath Jung, auch Stilling genannt, ein Liebling des verewigten Großherzogs Karl Friedrich von Baden, und der doch schon bloß wegen des Namens, den er sich in der literarischen Welt gemacht, noch immer ein Couvert verdienen mochte, zwar zur Audienz vor der Tafel zugelassen wurde; als aber die Stunde derselben schlug, entfernte sich der ganze Hof und ließ den bestürzten Greis allein stehen; als er sich hierauf nach der Ursache eines solchen auffallenden Benehmens, welches ihm noch an keinem Hofe, auch nicht an den größten, begegnet war, erkundigte, erfuhr er, daß er, da er nicht von Adel, auch nicht tafelfähig sey. – Einem durchreisenden General widerfuhr ungefähr dasselbe, indem man, nachdem er und seine Gemahlin ihre Aufwartung bei Hofe gemacht hatten, zwar ihn, aber nicht sie zur Tafel lud; – auf die Frage, Warum? Erfolgte die Antwort: „da sie keine geborne Adelige sey, sey sie auch nicht tafelfähig.“ Der General befahl nun, man solle seinen Wagen anspannen, und fuhr mit seiner Gattin weiter, um den Tafelfähigen kein Aergerniß zu geben.“

Die sogenannte „Neuwieder Zeitung" hieß eigentlich „Politische Gespräche der Todten" (sie führte auch noch andere Nebentitel), erschien von 1786-1810, Gründer war Moritz Flavius Trenk von Tonder (genannt „der Neuwieder“, geb. Dresden 1746, gest. Frankfurt a. M. 1810-09-21). 

Siehe auch hier unter dem 1791-03-15.

 

Plettenberg-Himmelmert ("Dorlingen")

Siehe unter diesem Link den Abdruck der Jung-Stilling betreffenden Textstelle (nach Reclams Universal-Bibliothek Nr. 662 [5], Stuttgart 1990, Hrsg.: Dieter Cunz) aus den "Jünglingsjahren" (= Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath, S. 103-113), dem Titelblatt der Ausgabe von 1778 und einer kleinen Einleitung nach Cunz.
Das Pseudonym "Stollbein" wird hier jedoch nicht in Johann Seelbach aufgelöst.
Deutlich muss festgestellt werden: Jung-Stilling war nicht "Stahlfabrikarbeiter" hier! Diese falsche Angabe findet sich im biographischen Abriss bei Hans Dietrich von Diepenbroick-Grüter
(Hrsg.): Allgemeiner Porträt-Katalog. Verzeichnis einer Sammlung von 30000 Porträts des sechzehnten bis neunzehnten Jahrhunderts in Holzschnitt, Kupferstich, Schabkunst und Lithographie. Mit biographischen Notizen hrsg. [ND der Ausgabe 1931-1933.] Hildesheim: Olms 1967. (Jung-Stilling S. 389, Nr. 13108-13110.)  
  

Wiesbaden

Die Hessische Landesbibliothek in Wiesbaden enthält auch die ehemalige Regierungsbibliothek von Nassau-Usingen. Diese war entstanden durch den Kauf der Bibliothek des verstorbenen Kanzleidirektors und Konsistorialrats Franz von Saint-George (20.12.1686-31.01.1730) durch Charlotte Amalie von Nassau-Usingen (Porträt unter dem URL http://www.hlb-wiesbaden.de/lev1/3/14.html) im März 1730. 
  
Franz von Saint-George war Großvater der Maria Salome ("Selma") von Saint George, die hier geboren wurde.
Siehe: Franz Götting und Rupprecht Leppla: Geschichte der Nassauischen Landesbibliothek zu Wiesbaden und der mit ihr verbundenen Anstalten 1813-1914. Festschrift zur 150-Jahrfeier der Bibliothek am 12. Oktober 1963. Wiesbaden: Selbstverlag der Historischen Kommission für Nassau 1963 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau [Bd.] XV, S. 4 f.
Oskar Hütteroth: Die ältesten Vorfahren der Familie von Saint George in Treysa. – In: Familiengeschichtliche Blätter 27, 1929, H. 11, Sp. 339-346.
Die Jung-Stilling-Bestände der Hessischen Landesbibliothek, Wiesbaden, sind leicht festzustellen. 
  
Nebenbei: Carl von Sant-George (1804-1879) ist auf dem Wiesbadener Friedhof begraben (Albert Herrmann: Gräber berühmter und im öffentlichen Leben bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen. Aufgezeichnet und mit kurzen Lebensbeschreibungen versehen. (Wiesbaden: Schellenberg 1928) S. 230, Nr. 5. 
  

Literaturhinweise

  • Walter Gödden / Iris Nölle-Hornkamp: Dichter. Stätten. Literatouren. Münster: Ardey 1992 (ISBN 3-87023-000-2) = Kulturlandschaft Westfalen Bd. 1; Landschaftsverband Westfalen-Lippe [Jung-Stilling S. 67-69 (mit Abb.: Porträt nach Lips; Geburtshaus; Denkmal in Hilchenbach). – Unklar bleibt S. 136, warum Johann Heinrich Karl Hengstenberg (1770-1834) ein Studienfreund Jung-Stillings gewesen sein soll.]
  • Fred und Gabriele Oberhauser: Literarischer Führer durch Deutschland. Ein Insel-Reiselexikon für die Bundesrepublik Deutschland und Berlin. Mit Abbildungen, Karten und Registern. (Frankfurt am Main:) insel (1983) = insel Taschenbuch 527. (Jung-Stilling S. 651-652; Abb. des Denkmals in Hilchenbach.) – Falsch ist S. 651, dass Jung-Stilling das Wort "Heimweh" erfunden habe; spätestens seit dem 20. Mai 1705 ist es bekannt, wie das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm nachweist.
  • Westfälisches Autorenlexikon 1750 bis 1800. I. A. des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hrsg. u. bearb. v. Walter Gödden u. Iris Nölle-Hornkamp unter Mitarb. v. Henrike Gundlach. (Paderborn:) Schöningh 1993. (ISBN 3-506-79741-7.) = Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster. Westfälisches Autorenlexikon Bd. 1 (mit Unterstützung der Annette-von-Droste-Gesellschaft). Der Artikel "Johann Heinrich Jung gen. Stilling" S. 230-242 [umfangreiche, aber unvollständige Bibliographie S. 233 ff.]
 
[1] Die Anzahl der Studenten nach Jahren unter Angabe der Prorektoren:; 1779: 49 (Geisler); 1780: 54 (Robert); 1781: 70 (Coing); 1782: 57 (Hofmann); 1783: 115 (Waldin); 1784: 92 (Coing); 1785: 81 (Robert); 1786: 150 (Curtius); 1787: 155 (Pfeiffer); 1788: 124 (Erxleben); 1789: 136 (Behring); 1790: 150 (Coing); 1791: 106 (Robert); 1792: 141 (Jung-Stilling); 1793: 140 (Robert); 1794: 118 (Brühl); 1795: 98 (Arnoldi); 1796: 131 (Robert); 1797: 89 (Tiedemann); 1798: 102 (Münscher); 1799: 86 (Weis); 1800: 103 (Michaelis); 1801: 80 (Hartmann); 1802: 90 (Zimmermann/Hartmann); 1803: 90 (Bucher).
 
 
 

 

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