Museen, Gedenkstuben und andere Hinweise zu Johann Heinrich Jung-Stilling in seiner Heimat
Grund, Ortsteil von Hilchenbach
Hilchenbach, Kirchenfenster
"Jung-Stilling-Weg" zur Ginsburg
Lützel, Försters Haus
Grunder/Siegerländer Dialekt
Hilchenbach, Stadtmuseum
Siegen, Siergerlandmuseum
Siegen, Nicolaikirche
Siegen, Lehrkrankenhaus
Kreuztal-Littfeld
Kreuztal-Junkernhees
Kredenbach
Wandern und Biken
Literatur und Links
Grund, Ortsteil von Hilchenbach
Gleich am Ortseingang findet sich ein Modell des Ortes, das den Weg zum Jung-Stilling-Haus leicht finden lässt. Leider wird es immer wieder einmal zerstört.
Jung-Stilling-Gedenkstube im Ortsteil Grund
Jung-Stilling-Straße 16
57271 Hilchenbach.
Ansprechpartner sind hier der Ortsvorsteher Hans Hermann Klein und der Jung-Stilling-Fachmann Heinrich Prinz (siehe ://www.stillingsgrund.de).
Vgl.:
(*) Wilhelm Güthling: [Artikel "Ginsberg" und "Grund".] – In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 3: Nordrhein-Westfalen Landesteil Nordrhein. Hrsg. [...] teil Westfalen. Hrsg. v. Friedrich von Klocke † und Johannes Bauermann. 2., neubearb. Aufl. 8 Karten, 18 Stadtpläne, 2 Burgenpläne. Stuttgart: Kröner (1970), S. 257 bzw. 272.
(*) Kürschners deutscher Literatur=Kalender 1939. Hrsg. v. Gerhard Lüdtke u. Kurt O. Fr. Metzner. 49. Jg., Berlin: de Gruyter S. 267*.
Im 1928 abgebrannten und wieder aufgebauten Geburtshaus existiert eine kleine Sammlung von Originalausgaben und Bildern. Die augenärztlichen Instrumente dienen nur der "Illustration".
Eine rechts neben der Tür in die Hausmauer eingelassene Plakette zeigt das Bild Ebert Jungs.
Der Grundstein mit der im Laufe der Zeit geänderten Inschrift ist ebenfalls in die Hauswand eingelassen. Noch 1955 lautete die Inschrift:
"Er baut Joh. Johan / ebert Jung margre / tha Eheleut Ao. 1730"
Seit 1990 hat sie folgenden Text:
"Er baut Von Johan / ebert Jung margre / tha Eheleut Ao 1730"
Zu den Ausstellungsstücken gehören auch medizinischen Instrumente:
Falsch ist die Angabe, dass es sich um Jung-Stillings augenärztliches Besteck handele, das hier ausgestellt ist! Es handelt sich um Instrumente des frühen 19. Jahrhunderts. – Ausführliche Auskunft dazu gibt gern Alfred Marenbach (www.Jung-Stilling-Bibliothek.de). – Diese falsche Angabe zu den Instrumenten findet sich auch neben einer Abbildung des Jung-Stilling-Hauses und des Kamins ebd. sowie des Jung-Stilling-Fensters im evangelischen Gemeindehaus bei Pfau S. 72-73.
Abbildungen zu Grund finden sich auf folgenden web-sites:
In Hilchenbach wurden 1964 die farbigen Kirchenfenster entfernt. Sie zeigten neben Martin Luther, Johann Sebastian Bach und der Siegener "Krone" auch Johann Heinrich Jung-Stilling. Das Vereinshaus in Grund, das heutige Gemeindehaus, übernahm das Jung-Stilling-Fenster. Bis auf dieses Fenster-Bild Jung-Stillings nach Lips schienen alle anderen Bilder spurlos verschwunden bzw. in Privatbesitz zu sein. Mittlerweile sind sie wieder an ihrem angestammten Platz in der Kirche in Hilchenbach.
Der "Jung-Stilling-Weg" zur Ginsburg ist nach rechts abzweigend hinter dem Geburtshaus zu finden. Er führt nach Lützel, wo Jung-Stilling beim Förster Hans Heinrich Klein logierte und dort "noch mehrere Forstkänntnisse sammelte". (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath S. 99 ff. 670 u. ö.) – Von Grund aus ist über den "Jung-Stilling-Weg" der neue Wanderweg "Rothaarsteig" leicht zu erreichen.
Försters Haus in Lützel
Hier in Lützel hatte Jung-Stilling auch 1755 ein schreckliches Erlebnis, von dem er rund 50 Jahre später erzählt:
"Als ich im Jahr 1755, im 15ten Jahr meines Alters auf der Lützel, einem einsamen Walddörfchen, in meinem Vaterland dem Fürstenthum Nassau=Siegen Schullehrer war, so hatte ich meinen Aufenthalt bey einem Förster. Nun kam ich einstmals im hohen Sommer des Nachmittags um 5 Uhr aus der Schule, ich fand niemand im Hauß, die Wohnstube war leer, ich gieng einige Mal auf und ab, und nun fielen mir einige Flinten in die Augen, die da hinter dem Ofen standen. Ohne etwas dabey zu denken, oder sonst etwas vor zu haben, nahm ich eine davon, die ziemlich alt und verrostet war, ich blies oben in den Lauf hinein, und da es mir vorkam, als könnte ich dadurch blasen, so glaubte ich, sie wäre nicht geladen, ich schlug die Pfanne auf, und fand sie leer, ohne Pulver, nun spannte ich auch den Hahn, ließ ihn los, und er gab Feuer, nun kam die Magd zur Thür herein, ich zielte auf sie, spannte den Hahn, und ließ ihn Feuer geben; sie drohte mir mit dem Finger, und sagte, mit den Flinten lässt sich nicht spassen! – und gieng dann zur andern Thür wieder hinaus, jetzt spannte ich den Hahn, noch einmal, löste ihn; mit einem fürchterlichen Knall gieng das Gewehr loß, die Kugel flog durch die Wand, an welcher der Viehstall sties, einem Ochsen zwischen den Hörnern durch, und dann auch noch tief in die gegen überstehende Wand; jetzt war mir schrecklich zu Muth, ich warf die Flinte hinter den Ofen, lief hinaus unter Gottes freyen Himmel, und weinee [sic; weinte], ich war erstarrt. Als ich wieder ins Haus kam, so fand ich die Magd mit rothgeweinten Augen, sie drohte mir wieder mit dem Finger, und sagte: wie unglücklich hätten wir beyde werden können! – diese Wahrheit fühlte ich auch tief, und fühlte sie für mein Lebenlang. […]"
Der Grunder und Siegerländer Dialekt
Viele Informationen zur Sprache (zum Dialekt) des Siegerlandes und des Dorfes Grund finden sich neben Bemerkungen zur Jugend Johann Heinrich Jung-Stillings in
Leo Reidel: Goethes Anteil an Jung-Stillings 'Jugend'. Neu überarb. u. hrsg. v. Erich Mertens. Siegen: J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V. 1994 = Schriften der J. G. Herder-Bibliothek e. V. Bd. 29. [179 S., Abb.; ergänzter Neudruck der Dissertation von 1906/07.]
Die frühere Bezeichnung "Breusch" für die Ill in Strasbourg/Straßburg findet sich als "Preusch" in der "Wanderschaft" Jung-Stillings und zeigt, dass er als Siegerländer das "b/B" als "p/P" aussprach.
Das Stadtmuseum in Hilchenbach
Dies ist das für Grund zuständige Museum mit Reinhard Gämlich als Leiter. (Vgl. Pfau S. 68-69 mit Abbildung des Reliefmedaillons Jung-Stillings von Dannecker).
Stadtmuseum Wilhelmsburg
Im Burgweiher 1
57271 Hilchenbach
Einige Originalausgaben der Werke und einige Bilder Jung-Stillings sind hier vorhanden und ausgestellt. Besonders wichtig sind die hier im "Jung-Stilling-Raum" aufbewahrten Grabsteine der Eheleute Jung und Jung-Stillings Ohrensessel. Letzterer ist abgebildet auf der Zeichnung von G. Schmidt und Theodor Rausche "Jung-Stilling auf dem Totenbett" zu sehen. Abenteuerlicher ist die Geschichte der Grabsteine, die sich in Umrissen unten unter Karlsruhe findet.
Vor der Kirche in Hilchenbach findet sich das Denkmal Jung-Stillings. Das Modell desselben steht im obigen Museum, eine Abbildung findet sich unter diesem URL. Das Denkmal wurde am 17. September 1871 eingeweiht. Es ist das erste selbständige Werk des Künstlers Friedrich Reusch (geb. Siegen 5. September 1843, gest. Girgenti 14. Oktober 1906; Direktor der Kunstakademie zu Königsberg). Die Enthüllung dieses Jung-Stilling-Denkmals fand statt, "nachdem die Friedensglocken auch den Geburtstag des neuen Deutschen Reiches eingeläutet" hatten. Pfarrer Johann Thomas Stähler (geb. Buschhüttem 19. Oktober 1800, gest. Müsen 13. April 1873) hielt die Festrede.
In der Kirche befinden sich an den Tafeln Hinweise zu Jung-Stilling und seiner Familie. Die Kirchenfenster waren, wie oben schon gesagt, demontiert und nur zum Teil gerettet worden. Heute sind sie aber wieder in der Kirche ausgestellt. Das Jung-Stilling-Bild befindet sich dagegen heute in Grund.
An der Kirchenmauer ist rechts neben dem Eingang eine Hinweistafel auf Ebert Jung angebracht.
Die Kirchengemeinde hat in der Kirche ein Faltblatt ausliegen, das sowohl zu Jung-Stilling als auch zu Ebert Jung einige Informationen enthält.
Siehe auch das in regelmäßigen Neubearbeitungen erscheinende Werk
Touristischer Wegweiser Hilchenbach reizklimatischer Ferienort im Naturpark Rothaargebirge. (Hrsg.: Hilchenbacher Verkehrs- und Verschönerungsverein e. V. – Hilchenbach: Selbstverlag 1. Aufl. 09/96.)
Hierin findet sich auch ein Text zu Jung-Stilling. – Vgl. auch den Abschnitt "Geschichte" unter dem URL www.hilchenbachtourist.de.
Siegen
Siegerlandmuseum im Oberen Schloß
Burgstraße, Oberes Schloß
57072 Siegen
Siehe auch Pfau S. 104-105 (ohne Nennung von Jung-Stilling) und
Kürschners deutscher Literatur=Kalender 1939. Hrsg. v. Gerhard Lüdtke u. Kurt O. Fr. Metzner. 49. Jg., Berlin: de Gruyter S. 267*.
Einige Originalausgaben der Werke und einige Bilder Jung-Stillings sind hier vorhanden. Wichtig sind das Augen-Operationsbesteck (jedoch ohne das Star-Messer) und seine Schneider-Schere. Jung-Stillings Merkbuch mit wichtigen Daten aus seinem Leben (Lebensgeschichte, Hrsg. Benrath S. 690 ff. die Edition) findet sich ebenfalls hier.
E[khard]. Schröder: III. Starmesser und Starschnitte von Daviel bis Jung-Stilling. - In: Sitzungsbericht der 152. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte 1990, S. 33-45. [= "Sitzungsbericht 152. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte am 5. und 6. Mai 1990 in Lüdenscheid. Redigiert von G. Berneaud-Kötz, Wuppertal" Balve: Zimmermann 1990.
In der Bergbau-Abteilung des Museums finden sich einige Gegenstände aus dem Nachlass des Oberbergmeisters Johann Heinrich Jung, dem Patenonkel Jung-Stillings.
Siehe zu diesem: Gerhard Merk: Oberbergmeister Johann Heinrich Jung (1711-1786). Ein Lebensbild. Kreuztal: verlag die wielandschmiede (1989. ISBN 3-925498-32-X.)
Hans Kruse schrieb in der Zeitschrift "Siegerland":
"Die Wand nach dem Missionsmuseum ist der Erinnerung an Jung Stilling gewidmet. Durch Vermittlung von Herrn Walter Zöller aus Siegen ist es uns möglich gewesen von einer in Darmstadt lebenden Urenkelin des Dichters ein Originalrelief Stillings von Dannecker, eine ganz hervorragende Arbeit des bedeutenden Bildhauers, zu erwerben. In einem Glaskasten sind weitere Gegenstände aus Stillings persönlichem Nachlaß ausgestellt, so die Schere und der Fingerhut, die er als junger Schneidergeselle gebraucht hat, das Operationsbesteck, mit dem er über 2000 Staroperationen vorgenommen hat. Bilder von Stillings Geburtshaus und Grab, ein Ecce homo, eine Copie von Salario, einem Schüler Leonardo da Vincis, das Geschenk eines Schweizer Künstlers an Stilling, vervollständigen diese Abteilung."
Wenig später schrieb er detailliert im "Siegerländer Heimat Kalender" auf das Jahr 1921. Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde und Heimatschutz im Siegerlande samt Nachbargebieten. Siegen: Selbstverlag [1920], 2. Jg. S. 62-65 über "Jung-Stilling im Museum des Siegerlandes":
"Es war dem Museum gerade gelungen, im Wettbewerb mit der Universität Marburg, aus dem Besitz einer Enkelin des Dichters, die 'in Not geraten, sich der von ihrem großen Ahnen ererbten persönlichen Erinnerungsstücke entäußerte', diese Dinge zu erwerben." Kruse listet dann die Ausstellungsstücke auf.
Erwähnt sei, dass die Siegener Nikolaikirche 1947 eine neue Glocke als Ersatz für die im zweiten Weltkrieg eingeschmolzene erhielt. Mit 765 kg Gewicht nimmt sie den dritten Platz der Glocken dieser Kirche ein. Gegossen wurde sie aus den Resten der am 16. Dezember 1944 verglühten Glocke aus dem Jahr 1491 und einer ehemals im Landgericht befindlich gewesenen Hitler-Büste.
"Sie wurde durch Gebr. Rincker gegossen und ist mit Bedacht dem berühmten Siegerländer Johann Heinrich Jung genannt Stilling (1740-1817) gewidmet. Jung-Stilling Wort 'Selig sind, die das Heimweh haben, denn sie sollen nach Hause kommen', steht auf ihr zu lesen. Jeden Tag um 7 und 12 Uhr ruft die 'Jung-Stilling-Glocke' nicht nur die 'Stillen im Lande' zum Gebet."
Zitat nach und weitere Informationen bei: (Hermann Eberhardt:) Die Nikolaikirche zu Siegen. Ihre Geschichte und was es an ihr und in ihr zu sehen gibt. (Siegen: Vorländer 1996.) [26 S., m. Abb.; S. 12 Abb. der Inschrift.] – Zum Heimweh-Motto siehe man unter Jung-Stillings Werk.
Das akademische Lehrkrankenhaus in 57074 Siegen, Wichernstraße 40, trägt seit 1947 nach Johann Heinrich Jung-Stilling den Namen "Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus gGmbH" (www.Jung-Stilling.de). Ist man im Siegerland krank, so liegt man "im Jung-Stilling"; so trägt meine web-site auch die Ergänzung nach www.Jung-Stilling-. Manchmal erhält die Jung-Stilling-Gesellschaft ihre Post über dieses Krankenhaus – und dieses auch einmal E-Mail an uns.
Umfangreich berichten über dieses Krankenhaus:
(Horst G. Koch:) Und heilet die Kranken (Lukas 10, Vers 9). Werden und Wachsen eines kirchlich gebundenen Werkes. Herausgegeben vom Evangelischen Krankenhausverein Siegerland e. V. o. J. [1981 ?] (ISBN 3-9800627-1-6. – Darin S. 80-83: In der "Rose" am Marktplatz – Blinde wurden wieder sehend! (Abb. Rezept vom 17. Mai 1806; Porträt nach Lips = S. 81; S. 82 Starbesteck Jung-Stillings; S. 83 Denkmal in Hilchenbach.)
Alfred Lück: Jung-Stilling als Arzt. Vortrag, gehalten aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Jung-Stilling-Krankenhauses. - In: Siegerland. Blätter des Siegerländer Heimatvereins e. V. Bd. 50, 1973, H. 1-2, S. 23-27.
Alfred Lück: Wer war Jung-Stilling? (Nachdruck der 1981 für die Krankenhausseelsorge am Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus zusammengestellten Lebensdaten Johann Henrich [sic] Jung-Stillings für die Siegerländer Heimatverein e. V.) [1 Faltblatt, DIN A4.]
Chronik des Evangelischen Krankenhauswesens im Siegerland (1962). (6 S. gefaltet; Titelseite mit Medaille nach dem Porträt von Dannecker.)
Kreuztal – Littfeld: Die Kapellenschule, Wohnhaus und Grab des Oberbergmeisters
Am 24. September 1994 wurde in Littfeld in einer Versammlung eine Plakette zu Ehren des (Ober)Bergmeisters Johann Heinrich Jung an der Wand der Kapellenschule u. a. mit einem Vortrag des Präsidenten der Jung-Stilling-Gesellschaft der Öffentlichkeit übergeben.
Die Plakette zeigt das Porträt des Oberbergmeisters und nennt die wichtigsten Daten seiner Vita.
Wohl in diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass in der hier eingerichteten Heimatstube auch Bücher von Jung-Stilling in einer Leseecke zu finden sind.
Nur wenige Schritte in Richtung Siegen, linker Hand in einer Nebenstraße, weiter findet sich auch das Wohnhaus des Oberbergmeisters.
Sein Grab findet sich auf dem Kirchhof bei der kleinen Kirche, die man, Richtung Siegen fahrend, erreicht, wenn man an der großen Kreuzung nach links, und dann gleich nach der Fußgängerampel nach rechts abbiegt. Die Gedenkplatte befindet sich in der Nähe des Kircheneingangs.
Rechts: Im Giebel unter Hammer und Schlegel die Anfangsbuchstaben des Namens über der Jahreszahl 1764. – Vgl. Pfau S. 82-83.
Kreuztal-Junkernhees
Jung-Stillings Erzählung "Adelheid von der Heeß, oder das Vehmgericht.", auch unter dem Titel: "Adelheid von der Hees / Eine Siegerländer Sage" und Schloss Junkernhees, Heesstraße 202, 57223 Kreuztal, und der Jung-Stilling-Verlag
Das Schloss Junkernhees wurde 1523 von den Herren von und zu der Hees erbaut. In der vollständigen Liste der Bau- und Bodendenkmäler in der Stadt Kreuztal mit dem Stand vom 30. November 2001 wird Schloss Junkernhees, Heesstraße 202, 57223 Kreuztal, als lfd. Nr. 11 genannt.
Es gilt heute als das wohl am besten im Urzustand erhaltene Schloß im Siegerland. Es hat eine wechselvolle Geschichte. Aus dieser Geschichte erzählt Jung-Stilling von "Adelheid von der Heeß, oder das Vehmgericht." (Zum Text.)
Eine farbige Abbildung von Schloß Junkernhees nach einem Aquarell von Jakob Scheiner (1885) findet man in: Siegerland. Blätter des Siegerländer Heimatvereins e. V. Bd. 36, 1959, H. 1.
Eine Zeichnung der Halle der Schlossküche aus dem Jahre 1523 in: ebd. Bd. 29, 1952, H. 3, S. 91.
1971 wurde das Gebäude zu einem Schloßhotel ausgebaut; unter diesem Link = www.schlossjunkernhees.de erhält man einen ersten Eindruck vom Gebäude und der jetzigen Restauration.
Der ehemalige Jung-Stilling-Verlag in Kreuztal, Postleitzahl "21 b", Postfach 41, wurde später, vielleicht aufgrund dieser Erzählung Jung-Stillings, als "Kreuztal, jetzt Junkernhees" geführt. Heute setzt der "verlag die wielandschmiede" (s. u.) die Tradition dieses Verlages fort.
Der Briefkopf des Verlages war zugleich der der "Arbeitsgemeinschaft der Jung-Stilling-Forscher".
Inhaber des "Jung-Stilling-Verlags" war Wilhelm Schmidt, der auch den "Buchdienst-Verlag" unterhielt. In der Zeitschrift "Siegerland" wird er einmal als "sehr rühriger Verleger" erwähnt. Einmalig erschien das "Jung-Stilling-Jahrbuch" (auf das Jahr 1949), das noch einen – allerdings nie erschienenen – Nachfolger im Jahr 1950 haben sollte. Es blieb bei dem Vorsatz und der Einladung, das "Jahrbuch 1950" zu bestellen, das den "Siegerländer Heimatkalender" ersetzen und bis zu dessen Wiederaufleben regelmäßig erscheinen sollte.
Ein erhaltener Prospekt von 16 Seiten – wohl aus dem Jahr 1949 – mit einer hübschen Titelzeichnung innerhalb der Umrandung aus den Worten "Jung-Stilling-Verlag, Kreuztal i. Westfalen" trägt darin auch den Text: "Gute Bücher tragen über Länder und Zeiten / Wir bieten an: / Volksausgaben guter Bücher / Prüfen Sie Autoren, Werke, Ausstattung / und / Niedrige Preise".
Angeboten wurden u. a.:
"Der Christliche Erzähler" (Zwölf Hefte jährlich).", "Jung-Stilling-Hefte" "Spyri-Hefte" und eine "Meisterbücherei".
Den "Buchdienst-Verlag Kreuztal" findet man in der Zeitschriften Datenbank (ZDB) noch mit zwei weiteren "Periodika" vertreten, die der Prospekt nicht ausweist:
- Der Spatregen. Heftfolge schriftgebundener Heilslehre (in der Univ.-Bibl. Münster vorhanden: 1. Jg., 1948)
und
- Dein Wort mein Heil. Lebenszeugnisse; eine Schriftenreihe (in der Univ.-Bibl. Gießen vorhanden: 1. Jg., 1947; Signatur: SS 52/122)
Gab der Jung-Stilling-Verlag neben der "Adelheid von der Hees" viele Werke Jung-Stillings heraus, so erschienen im verlag die wielandschmiede (ISBN 3-925498-; H. Zimmermann) zum Beispiel
Hans Grellmann: Die Technik der empfindsamen Erziehungsromane Jung-Stillings (1993, ISBN 3-925498-46-X) und die
"Blicke auf Jung-Stilling", Festschrift zum 60. Geburtstag von Gerhard Merk, hrsg. v. Michael Frost (1991; ISBN 3-925498-35-4).
Ein m. E. sehr schönes Buch – sowohl in Gestaltung, Bebilderung und Text – ist: Erscheinungen im Siegerland von Treugott Stillingsfreund. Kreuztal: verlag die wielandschmiede (1987. - ISBN 3-925498-23-0.)
Weiterhin erschienen zum Thema u. a.:
Gerhard Merk: Oberbergmeister Johann Heinrich Jung (1711-1786). Ein Lebensbild. Kreuztal: verlag die wielandschmiede (1989. ISBN 3-925498-32-X.)
Gerhard Merk (Hrsg.): Jung-Stilling-Lexikon Religion. Hrsg. u. eingel. Kreuztal: verlag die wielandschmiede (1988. - ISBN 3-925498-26-5.)
Gerhard Merk: Jung-Stilling. Ein Umriß seines Lebens. Hrsg. u. eingel. Kreuztal: verlag die wielandschmiede (1989. ISBN 3-925498-30-3.)
Der Inhalt der Erzählung "Adelheid von der Heeß, oder das Vehmgericht.":
Die Erzählung handelt von Adelheid, sie "war durch ihre Tugend, Frömmigkeit, Klugheit und Mildthätigkeit weit und breit berühmt. Ihr Gemahl [Hans Diedrich Bohner von Hohen Seelbach] gehörte unter die Klasse Menschen, von denen man weder Gutes noch Böses spricht". Nach 12 Jahren Ehe starb Adelheid unter Zurücklassung eines 10jährigen Knaben namens Albert.
In zweiter Ehe verband sich Hans Diedrich mit Brigitte von der Hube, die das Gegenteil der Adelheid war und die Albert bald nach dem Leben trachtete, damit ihr Kind Walther "Erbherr werden möchte."
14 Jahre alt soll Albert in Trier Mönch werden, wie der Diener Gottfried entdeckt, dem das unerträglich war, zumal er "das Wesen der wahren Christusreligion" kannte und die schlechten Eigenschaften des Walther bemerkte. Auf Gottfrieds Rat flieht Albert zu seiner Tante, der Äbtissin Wallpurgis von der Heeß im Kloster Keppel.
Die Äbtissin kann nicht helfen, lässt aber Albert durch den treuen Förster Bertram – auch vor ihr – verstecken.
Bertrams Bruder, der Förster Siegfried auf dem Giller, dem Geisenberg, tut dies bei sich. Er ist der rechte Mann, denn er ist Diener des dortigen Vehmgerichts (Fehme; Feme; Freigericht; Stuhl- oder Stillgericht).
Auf Hohen Seelbach kehrt nach großer Aufregung bald Ruhe ein, da Albert verschwunden bleibt.
Gottfried wird aber zum Einsiedler Benedikt. Als solcher spricht er Albert Mut zu.
Ein unbekannter Ritter erscheint, verspricht Hilfe und macht Albert zum Ritter Philibert von der Rose, der von nun an von Benedikt begleitet wird. Über Attendorn reitet man nach Münster, wo sie sich in die Obhut des Freiherrn von Buchholz begeben.
Als Edelmann erzogen macht er sich 18jährig auftragsgemäß auf die Reise zum Kloster St. Gallen in der Schweiz.
Nach der Reise über Koblenz, Mainz, Stuttgart und Konstanz trifft er in St. Gallen seine Mutter Adelheid.
Nach tränenreicher Begegnung erzählt die Mutter ihr Leben und ihre Führungen, die noch nicht beendet sind. "Abt Cyrillus zu Markheim ist das Werkzeug der allerabscheulichsten Verbrechen." Adelheid hatte sich seinen Nachstellungen verweigert und fürchtete nun "seine Konnexionen in Rom und andern geistlichen Höfen, nebst seiner schlauen Gewandheit".
Ihr Schwager, der Malteser-Ritter Pharamund von Hohen Seelbach, durchschaute sie und entschloß sich ihr zu helfen. Pharamund wusste, dass das Femgericht dem Abt wegen seiner Beziehungen zu Brigitten von der Hube diesem auf der Spur war. Auch erfährt Albert nun, dass der unbekannte Ritter, der ihn nach Münster sandte, dieser Pharamund gewesen war.
Adelheid berichtet weiter, dass sie wegen der seelischen Belastung erkrankte und entführt wurde. Lebendig eingemauert, erwartete sie ihren Tod, wurde aber durch Ritter Pharamund und Helfern des Femgerichts gerettet. Aber es war notwendig, dass man sie für tot hielt, denn der Schirmvogt des Klosters, Gerlach von der Hube, war zu fürchten.
Nach einigen Jahren ist die Zeit reif zur Entdeckung aller Geheimnisse. Albert, Adelheid und Gottfried kehren zurück und werden vor das Femgericht geführt, wo Hans Diedrich von der Hohen=Seelbach sehen muss, "unter welchem Schlangengezüchte er gelebt hat, und wie die göttliche Gerechtigkeit Verbrechen bestraft!" Alle Verbrechen werden nun offenbar, auch, dass Brigitte versucht hatte, Adelheid zu vergiften, dass aber das Bleipulver nicht ausgereicht hatte, sie zu töten.
"Jetzt erhoben sich alle [zwanzig] schwarzen Männer und sprachen ein dumpfes Wehe! Wehe! Wehe! über den Abt Cyrillus, über Gerlach von der Hube und über seine Schwester; alle drei wurden weggeführt und in einem Nebenzimmer hingerichtet."
Der Schwager führt nun wieder die Familie zusammen, führt sie nach "Hohen=Seelbach" und der geläuterte Hans Diedrich ist nun "ganz verändert, er wurde der zärtlichste Gatte, der beste Vater, der beste Regent und ein wahrer Christ."
Die drei Hingerichteten werden zwar vermisst, aber niemand fragt nach, da man das Femgericht fürchtete.
Jung-Stilling schließt diese Erzählung mit den Worten:
"Es gibt kein Vehmgericht mehr, wir bedürfen aber auch keins, denn der Richter hat sich aufgemacht um selbst zu richten. Die Füße des Keltertreters von Bozea sehen sehr blutig aus. Menschen! Brüder! macht Frieden mit Ihm."
Keltertreters: Vgl. z. B.: Jes 16, 10; 63, 3: "Ich habe sie gekeltert in meinem Zorn und zertreten in meinem Grimm." – Klagelieder 1, 15: "Der HERR hat der Jungfrau Tochter Juda die Kelter getreten." – Offenbarung 14, 19: "Und der Engel […] schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes." Off. 19, 15: "Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, daß er damit die Heiden schlüge; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zorns Gottes, des Allmächtigen."
Bozea: evtl. Barasa, Bostra, Bozra, Busêra; vgl.: Jeremia 48, 24: Karioth, Bozra und über alle Städte im Lande Moab, sie liegen fern oder nahe. – 1. Macc 5, 26 ff.; hier 28: Und Judas kehrte zurück eine Tagereise, und stürmte die Stadt Bosor, ehe sie sich's versahen, und eroberte sie, und ließ alle Mannsbilder darin erstechen, und plünderte und verbrannte die Stadt.
Der Text der Erzählung folgt i. Allg. S. 85-100 der "Sämmtlichen Schriften" Bd. 12, Stuttgart 1837.
Kredenbach
Am 29. September 1756 wurde Johann Heinrich Jung Schulmeister zu Kredenbach; er amtete hier bis zum Herbst 1757. Eine entzückende Gespenstergeschichte aus dieser Zeit während seines Schulmeisterdaseins (und mit Nennung der zu dieser Zeit erkrankten Stiefmutter) findet sich in seinen Werken. Spätestens zu diesem Zeitpunkt legte er die Gespensterfurcht ab, denn er schreibt:
"Zu der Zeit [1756] hatte ich noch nicht studirt, und ich hatte so viele Bücher von Gespenstern gelesen, daß ich alles von Herzen glaubte, was darinnen stund; ja ich glaubte noch mehr, als darinnen stund."
Die genannte Erzählung beginnt:
"Nun war ich einsmals an einem Abend, so um Fastnach [1757], mit ohngefähr 10 Knaben in der Schule, und wir rechneten alle recht andächtiglich, so wie sichs gehört, und wir waren alle mäuschenstill; Das Oellicht brannte dunkel in der Mitte auf dem Tisch, und man hörte nichts, als das Gekrizel mit den Griffeln auf den Schiefersteinen."
Das Ende lautet:
Des andern Tages kams im ganzen Dorfe aus, und das ganze Dorf lachte mich aus. Glaubt mir, ihr lieben Leute! so geht's mehrentheils mit den Gespenstern."
Seit damals lachte Jung-Stilling über Gespenster, und seine spätere "Theorie" diente ebenfalls dazu, Gespensterfurcht zu vertreiben.
Wandern und Biken (Fahrradfahren) auf den Spuren Jung-Stillings
Für Radfahrerinnen und Radfahrer, Wanderfreundinnen und Wanderfreunde bietet die Heimat Jung-Stillings vieles! Der Touristikverband Siegerland-Wittgenstein e. V. hat folgende kleine Schrift herausgeben:
Biken auf den Spuren von Jung-Stilling … eine Literatur-Radwanderung (2. Auflage 1999)
Das Heft beschreibt die Heimat Jung-Stillings entlang der Strecke und lässt sie so mit dem Fahrrad erkundbar werden. Die Broschüre ist über den Touristikverband Siegerland-Wittgenstein e. V. in Siegen, Koblenzer Straße 73, 57072 Siegen, zu bestellen.
Siehe dazu auch:
Adolf Attermeyer (Hrsg.):) Wasser Wälder Eisenhämmer. Eine (industrie-)geschichtliche Zeitreise mit dem Fahrrad ... ... an Rhein, Sieg, Wupper und im Bergischen Land, Siegerland und Sauerland. Eine Veröffentlichung des Landschaftsverbandes Rheinland. Umweltamt, hrsg. v. Adolf Attermeyer mit Beiträgen von Karl-Heinz Buchholz, Tobias Chilla, Irene Franken, Dieter Grausdies, Jörn Schuster und Gudrun Schwozer. Köln: Rheinland-Verlag 1999. [Stift Keppel, Grund und die Ginsburg finden sich hier auf S. 204-205.
Literatur und Links
Im laufenden Text sind schon Hinweise gegeben worden. Hier eine kleine Auswahl von Literatur:
Dieter Pfau: Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein. Hrsg. d. Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Landrat. Heimatbund Siegerland-Wittgenstein e. v. Siegen (November) 2001.
Walter Gödden / Iris Nölle-Hornkamp: Dichter. Stätten. Literatouren. Münster: Ardey 1992 (ISBN 3-87023-000-2) = Kulturlandschaft Westfalen Bd. 1; Landschaftsverband Westfalen-Lippe. (Jung-Stilling S. 67-69, mit Abb.; unklar bleibt S. 136, warum Johann Heinrich Karl Hengstenberg (1770-1834) ein Studienfreund Jung-Stillings gewesen sein soll.)
Fred und Gabriele Oberhauser: Literarischer Führer durch Deutschland. Ein Insel-Reiselexikon für die Bundesrepublik Deutschland und Berlin. Mit Abbildungen, Karten und Registern. (Frankfurt am Main:) insel (1983) = insel Taschenbuch 527. (Jung-Stilling S. 651-652; Abb. des Denkmals in Hilchenbach. Falsch ist S. 651, dass Jung-Stilling das Wort "Heimweh" erfunden habe; siehe dazu unter Jung-Stillings Werk!)
Westfälisches Autorenlexikon 1750 bis 1800. I. A. des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hrsg. u. bearb. v. Walter Gödden u. Iris Nölle-Hornkamp unter Mitarb. v. Henrike Gundlach. (Paderborn:) Schöningh 1993. (ISBN 3-506-79741-7.) = Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster. Westfälisches Autorenlexikon Bd. 1 (mit Unterstützung der Annette-von-Droste-Gesellschaft). [Der Artikel "Johann Heinrich Jung gen. Stilling" S. 230-242, umfangreiche Bebilderung und große, aber unvollständige Bibliographie S. 233 ff.].
Günther Dietel: Reiseführer für Literaturfreunde. I Bundesrepublik Deutschland einschl. Berlin. (Frankfurt a. M. u. Berlin: Ullstein 1965 = Ullstein-Buch Nr. 505/509.) (Sehr gründlich zu Jung-Stilling S. 19, 91, 130 (= Grund), 152, 171, 214, 272, 326 und Schenkendorf S. 114, 122, 171, 185 (= Koblenz).)
(Keine Gewähr für die Richtigkeit und die Erreichbarkeit der folgenden web-sites!)