Zu Becher siehe man auch hier und hier.

 
Nachruf auf Johann Philipp Becher
(1752 – 1831)

 

 
 
Ein Nachruf auf Becher aus dem Juni 1831:
 
I. Nekrolog.
Johann Philipp Becher, Königl. Preußischer Oberbergrath und Oberbergmeister, Ritter des rothen Adlerordens 3ter Klasse, Doctor der Philosophie, Mitglied der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, der Akademie der Wissenschaften zu Erfurt, der naturforschenden Gesellschaften zu Danzigund Halle, auch der Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena Ehrenmitglied und auswärtiger ordentlicher Assessor; dann der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg ordentliches Mitglied – war der Sohn des Oranien-Nassauischen Schmelzers und Hüttencommissärs Johann Adam Becher, und wurde den 26. December 1752 auf der Kupferhütte bey Dillenburg geboren. Vom 6ten Jahre an besuchte er die Schule zu Dillenburg, studirte in den Jahren 1769 und 1770 Mathematik und Humaniora in Herborn. Praktisch lernte er 1771 auf der Frankenberger Silber- und Kupferhütten in Hessen das Proiren, Schmelzen und Markscheiden. Durch Selbststudium machte er sich 1772 und 1773 mit dem Oranien-Nassauischen Berg- und Hüttenwesen bekannt und brachte das Jahr 1774 zur Vollendung der Berg- und Hüttenmännischen Studien auf der Bergakademie Freiberg zu. Den 10. März 1776 wurde er als Accessist bey dem Secretariat der Berg- und Hüttencommission zu Dillenburg angestellt, und am 6. August 1780 zum Secretär bey der nämlichen Behörde ernannt. Den 18. April 1790 verlieh man ihm den Charakter als Bergcommissions-Assessor mit Sitz und Stimme. In demselben Jahre erhielt er unter sehr vortheilhaften Bedingungen einen Ruf zur Anstellung als Bergbeamter in das Oestreichische, den er, aus Liebe zu seinem Vaterlande, ablehnte. Seine Hoheit der Prinz von Oranien und Fürst zu Nassau ließ ihm wegen dieses löblichen und uneigennützigen Betragens „sein gnädigstes Wohlgefallen zu erkennen geben, mit der Zusicherung, daß er dessen in Gnaden eingedenk bleiben, und ihm, bey sich ereignenden Gelegenheiten, Merkmale seiner Zufriedenheit ertheilen werde.“ Am 16. Julius 1793 wurde er zum Bergrath ernannt, und den 30. Junius 1800 erhielt er den Charakter eines Oberbergraths. Als im Jahr 1806 die Oranien-Nassauischen Lande dem Großherzogthum Berg ein verleibt wurden, setzte er seine Function so lange fort, bis die Berg- und Hüttencommission aufgehoben wurde. Den 30. May 1808 erhielt er die amtliche Nachricht, daß der Finanzminister eine besondere Administration der Bergwerke, Salinen und Hüttenwerke zu Düsseldorf angeordnet und ihn zum General-Inspector des Berg- und Hüttenwesens im Sieg-Departement übertragen, jedoch mit der Verbindlichkeit, seinen Amtssitz in Siegen zu nehmen. Einige Zeit nachher wurde ihm erlaubt, nach Dillenburg zurückzukehren. Die Stelle eines General-Inspectors des Berg- und Hüttenwesens versah er bis zum Ende des Jahres 1813, als nach Vertreibung der Franzosen sein Vaterland dem angebornen Fürsten wieder zurückgegeben und die alte Ordnung der Dinge hergestellt wurde. Nach der Organisation der Verwaltungsbehörden wurde er bey der Fürstlichen Regierung Berg- und Hütten-Section, mit seinem wiedererlangten Dienstcharakter als Oberbergrath, zum Mitglieder ernannt. Nachdem im folgenden Jahre es entschieden wurde, daß der größere Theil der Oranischen Lande durch Austausch dem Herzogthum Nassau einverleibt und das Fürstenthum Siegen mit einigenkleinen Aemtern der Krone Preußen zufallen werde, erhielt er eine seinen Verdiensten angemessene Anstellung vom 25. August 1815 an, provisorisch als technisches Mitglied bey der Königl. Preußischen Regierung zu Ehrenbreitstein. Im folgenden Jahre wurde von Seiner Majestät dem Könige von Preußen ein Oberbergamt für die Niederrheinischen Provinzen zu Bonn angeordnet, bey dem er als Oberbergrath und Oberbergmeister angestellt wurde. Am 25. Junius 1823 feyerte er zu Bonn, unter allgemeiner und herzlicher Theilnahme, sein funfzigjähriges [sic] Dienst-Jubiläum. Eine Deputation der philosophischen Facultät der Universität überreichte ihm das Doctordiplom, das er, durch seine Leistungen im Gebiete der Geognosie, längst verdient hatte. Außer einem von seinen Collegen ihm übergebenen Becher aus rheinischem Silber und mit mancherley Emblemen des Bergbaues und Inschriften sinnreich verziert, empfieng er aus der Hand seines Chefs, im Auftrage des Königlichen Ministers des Innern und der Bergwesens, als Zeichen der Huld und der Zufriedenheit Sr. Majestät des Königs mit den von ihm geleisteten Diensten, die Insignien des rothen Adlerordens dritter Klasse. Nicht lange nachher erfolgte, dem eigenen Wunsche gemäß, seine Pensionirung. Im Jahre 1830 erhielt er die Erlaubniß, seinen Ruhegehalt zu Wiesbaden genießen zu dürfen, wohin er mit seiner Familie im May zog. Am 26. April 1831 starb er an Entkräftung.
 
Als Schriftsteller hat sich der um das Berg- und Hüttenwesen verdiente Mann durch seine mineralogische Beschreibung des Westerwaldes, Berlin 1786, und durch die mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande, Marburg 1789, bekannt gemacht. Früher, 1779, war schon von ihm ein anonymes Schreiben unter dem Titel: Schreiben eines Siegerländers an den Herrn Professor Jung (damals in Lautern) zur Berichtigung seiner Geschichte des Nassau-Siegenschen Stahl- und Eisengewerkes, und 1780 eine weitere Widerlegung der von Jung aufgestellten Behauptung, erschienen. Viele Jahre war er Mitarbeiter der zu Berlin von Nicolai herausgegebenen allgemeinen Bibliothek, in welche er viele Recensionen über Werke seines Faches lieferte. Später hat er noch zwey Reden herausgegeben, wovon die eine am 28. September 1820 bey der feyerlichen Einweihung und Eröffnung des tiefen Königs-Stollens in den Districten des Königl. Preußischen Rheinischen Oberbergamts und Bergamts Siegen, Bergmeisterey-Revier Kirchen, die andere aber bey dem feyerlichen Anfange und der Weihe des Erbstollens für das Bergmeisterey-Revier Müsen, welches ebenfalls in gedachten Districten gelegen ist, von ihm gehalten wurde. Ueberhäufte Dienstgeschäfte erlaubten ihm nicht, seine gewiß ausgebreiteten Kenntnisse durch Druckschriften gemeinnütziger zu machen, und er mußte, besonders in der spätern Zeit, sich darauf beschränken, seine Erfahrungen und Bemerkungen in Zeit- und Flugschriften niederzulegen.
 
Durch seine Herzensgüte, das nie zu ermüdende Bestreben gefällige Dienste Freunden und Bekannten zu leisten, und seine geselligen Tugenden, erwarb er sich die Liebe und Achtung Aller, die ihn kennen lernten. Der durch seine ausgezeichnete Kenntnisse im Berg- und Hüttenwesen im In- und Auslande wohl begründete vortheilhafte Ruf wird bey allen Genossen des Fachs sein Andenken noch lange erhalten.