und die Studenten Stolberg

 

Im Register der Briefedition findet sich Seite 632 nicht der Name „Raschmann“ verzeichnet, der Seite 287 in Anm. 1 genannt ist. Verwiesen wird dort nur allgemein auf die „Lebensgeschichte“; in dieser ist die Seite 447 mit Erklärung auf S. 740 gemeint, wo Karl Kroeber/Kröber als Person identifiziert ist (s. ebd. im Register).

 

Der Name Kröber taucht in dem Register der Briefedition nur mit dem der – seit 24.03.1793 – Gattin Caroline Kröber, geb. Urf auf (Edition S. 38 bzw. Register S. 628).

Zu Caroline („Lina“) Luise Wilhelmine von Urff, geb. 30.07.1765, siehe man die LG S. 696.

 

Ergänzend:

STRIEDER: „Im Jahr 1793 verheirathete sie sich mit dem Hofrathe Kröber, Hofmeister zweier Grafen von Stollberg, dem sie zwei Söhne gebahr. Dieser Hofrath Kröber ist eben derselbe, welchen Jung=Stilling in seinen Lehrjahren, S 13 fg. [sic] unter dem Namen Raschmann, so wahr und treffend geschildert hat. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie seit 1803 längere Zeit in Marburg.“

Vgl. auch: Der Graue Mann, Heft 2, 1797, S. 100 f.

 

In der Briefedition wird S. 267 nur auf die falsche Angabe in der holländischen Literatur verwiesen, die Raschmann mit Rijklof Michael van Goens gleichsetzt. Dies macht z. B. Barend ten Brink, der dies auflöst durch die Gleichsetzung der Buchstaben R und M: = Rasch=Mann = Rijklof Michael.

 

In Marburg werden am 1787-10-23 die Schützlinge Kroebers („Raschmann“) immatrikuliert:

 

131, Illustr. Aug. Frid. Botho. Christianus S. R. J. Comes de Stolberg

132. Illustr. Christianus Georgius S. R. J. Comes de Stolberg

133. Illustr. Carolinus Erdmann Ludovicus S. R. J. Comes de Stolberg

134. Carolus Kroeber, illustriss. comitum de Stolberg ephorus.

 

Es sind dies die Kinder von:

Johann Martin II. zu Stolberg-Rossla, geb. Rossla 6.01.1728, gest. Ortenberg 8.10.1795, verh. 1.: Sophie Charlotte von Kirchberg (geb. Hachenburg 11.10.1731, gest. Frankfurt a M. 6.03.1772); Ordensname „Campanella” / „Ludovicus Germanicus”; Schwager des Grafen Johann Friedrich Alexander von Wied.

 

Carl August Friedrich Botho Christian zu Stolberg-Rossla, geb. Ortenberg 25.09.1768, gest. Rossla 8.12.1846; ehel. Karoline Auguste Ludovika Henriette Amalia zu Erbach-Schönberg (geb. Böhmisch-Budweis 9.09.1785, gest. Rossla 15.03.1848)

 

Christian Georg zu Stolberg-Rossla, geb. 16.04.1770, gest. 9.04.1831

 

Karl Erdmann Ludwig zu Stolberg-Rossla, geb. 7.10.1771, gest. 20.06.1790.

 

Bevor die Studierenden Marburg verlassen, so setzt der Hofmeister folgende Nachricht in die Zeitung:

„Anzeige. Da die Herren Grafen zu Stolberg, Herr Graf von Degenfeld=Schomburg und ich in 5 bis 6 Wochen von hier abreisen; so bitte ich Jeden, der eine noch nicht eingegebene Forderung an uns und unsere Bediente hat, sich binnen acht Tagen bey mir zu melden. Marburg, den 26ten August 1790. Kröber.“

 

Graf Johann Christoph Maximilian von Degenfeld-Schonburg (Schomberg/Schönburg) immatrikulierte sich mit seinem Hofmeister Johann Friedrich Schwartz am selben Tag wie die Stolbergs unter den Nrr. 128 und 129. – Maximilian Johann Christoph von Degenfeld-Schonburg, geb. Eybach 16.05.1766, gest, Erdoszada 14.09.1816.

 

 

Die beiden überlebenden Brüder stehen später in der Praktikantenmatrikel des Reichskammergerichts in Wetzlar unter dem Jahr 1793.

Dieser Weggang, so meint Gerhard Schwinge in seiner Inauguraldissertation S. 31, Anm. 81, ermöglichte Jung-Stilling den Weg zum Volksschriftsteller „durch den Fortfall des gefährlich freisinnigen Einflusses“.

 

Die Identifizierung der Grafen Stolberg und ihres Hofmeisters bereiteten Schwierigkeiten, wie folgende Anmerkung zu einem in der Briefedition nicht verzeichneten Brief vermerkt:

“The Hofrat and Illuminat Karl Kroeber who appears as "Raschmann" in the Lebensgeschichte "übte auf Stilling in den ersten Marburger Jahren eine starke, ja faszinierende Wirkung, […] einen aufklärerischen Einfluss aus" (Geiger, p. 136); he was the "Hofmeister zweyer junger Grafen" (Leb. gesch., p. 447) who have either not or wrongly been identified up to now: Stecher (p. 134) speaks of two brothers Stolberg-Stolberg, sons of the Illuminat Stolberg-Stolberg, "von Knigge für den Bund geworben"; Geiger (p. 136f.) names the father "Graf Carl von Stolberg (+ 1790); Benrath gives the names of the two sons as "August Christian and Carl von Stolberg" (Leb. gesch., p. 740) and "[…] von Stolberg-Rosla" (in the index), in reference to J-S's note in the Merkbuch where "die Grafen August Christian und Carl von Stollberg.RosIa" are mentioned as godfathers of Stilling's ninth child (Leb. gesch., p. 693), In fact, however, no adolescent brothers Stolberg-Stolberg lived at that time; a father Carl von Stolberg is unknown and the Carl mentioned by Geiger died in 1790, at the age of 18 and unmarried; Benrath cornes closest to the facts when, following J-S, he identifies this Carl as one of the sons, but he is led astray by J-S's erratic (i.e. lack of) punctuation in identifying "August Christian" as one of his brothers: such a Stolberg (of any line) never existed. August (25.9.1768-8.12.1846), Christian (16.4.1770-9.4.1831) and Carl (7.10.1771-20.6.1790) are three brothers, sons of the count Johann Martin zu Stolberg Rossla (6.1.1728-8.10.1795) who, in fact, had close contacta with Knige: "Knigge forderte für den alten Grafen Johann Martin zu Stolberg-Rossla einen 'Kanzleidirektor' an, weil der Graf dadurch 'einen hohen Begriff von dem Orden' bekomme und ihm 'gänzlich eigen' werde." (Grassi, p. 218) And, significantly, August and Christian are mentioned by Geiger (p. 70) as correspondents of Fr.Hr.Chr. Schwarz (J-S's son-in-law). (All genealogical information is taken from: Frank Baron Freytag Von Loringhoven, Europäische Stammtafeln. Bd. IV, Marburg, 1968.) – That J-S once (and only once, see quote above) mentions two counts is porhaps because Carl, for whatever reason (health?), was not always in the company of his two brothers, or because J-S forgot Carl soon after his early death (which occurred shortly after the baptism mentioned above). – In regard to the influence of Kroeber and illuminatism on J-S, see Geiger, p. 500f., Stecher, p. 134f., Grassl, pp. 313-315.”

 

 

Johann August Freiherr von Stark nennt in seiner Schrift „Triumph der Philosophie“ Kröber als Hofmeister der Söhne des Grafen von Stolberg (= „Campanella“) zu Neuwied und bezeichnet ihn mit seinem Ordensnamen „Agis“ (nicht Agens; nach dem König der Spartaner benannt). Vielleicht übernahm er die Angabe aus

„Abbe Barruels Nachrichten zur Erörterung der Geschichte der Entstehung, der Fortschritte und Folgen der Jakobiner in und außer Frankreich.“ London: Bussonier und Kompagnie 1802, S. 352.

 

Kröber hat, je als „Hofmeister in Neuwied“, die Gedichte von Gottlieb Leon, Wien 1788, und die Gedichte von Aloys Blumauer, Wien 1787, subskribiert.

 

Christoph Karl Kröber wurde geb. um 1752 in F-68160 Saint-Ma¬rie-aux-Mines/Markirch; sein Vater Casimir Fridericus Kröber war leitender An¬gestellter („prae-positus“) im Bergbau.); imm. Tübingen 20.09.1769 als stud. theol. („aetatis 17“); imm. Mar¬burg 23. 10.1787; imm. Leip¬zig 15.10.1790 (je mit den Grafen Stol¬berg-Roßla).

 

Obwohl sich Jung-Stilling von den beiden Orden der Freimaurer und der Illuminaten distanzierte, muß sein Verhältnis zu den drei Grafen und ihrem Hofmeister sehr eng gewesen sein. So war Kröber z. B. einer der Paten des am 11.05.1790 geborenen Sohns Maximilian Franz Hans Carl Christian Albrecht, des sechsten Kindes aus seiner Ehe mit Selma von St. George. Vor dieser familiären Verbindung begleiteten die vier Studenten, wie dem Neuen Nekrolog der Deutsche, Jahrgang 24, 1846 (1848), entnommen werden kann, in den Michaelisferien 1787 das Ehepaar Jung bis Frankfurt.

Obwohl Hahn die Ausführungen von R. van Dülmen (1975; 2. Aufl. 1977) bekannt sind, bezeichnet er Kröber als Freimaurer und nicht als Illuminaten. Das mag seinen Grund darin haben, daß zum Zeitpunkt der Bekanntschaft Jung-Stillings mit Kröber und den drei Grafen Stolberg-Roßla der Orden seine Tätigkeit auch außerhalb von Pfalz-Bayern eingestellt hatte, und zwar aus eigener Initiative, wie das „Rundschreiben des Grafen Johann Martin zu Stolberg-Roßla (geb. 8.10.1795), des von Weishaupt eingesetzten Nationaloberen des Illuminatenordens, vom Ende April 1785 aus Neuwied an alle Vorsteher von Niederlassungen dieses Ordens“, gedruckt bei HANSEN: Quellen Bd. 1, 1971, S. 49 ff. In der Festschrift zum 200jährigen Bestehen der am 13.05.1785 im Karlsruher Haus des Prof. Dr. phil. Friedrich Wilhelm Wucherer gegründeten Freimaurerloge Carl zur Einigkeit wird neben Johann Georg Schlosser (1739-1799) u. a. auch Jung-Stilling als Mitglied aufgeführt. Diese Drucksache ist natürlich kein authentischer Beleg für die Tätigkeit Jung-Stillings als Freimaurer in Karlsruhe; ein solcher konnte bisher nicht beigebracht werden. (Auch die Mitgliedschaft Max von Schenkendorfs in einer Loge scheint eher auf seine Königsberger Zeit zurückzugehen als auf Einflüsse Jung-Stillings.)

 

 

Vgl. auch:

„Geschichtserzählung / von / der sehr merkwürdigen, [das folgende Wort handschriftlich durchstrichen:] unerhörten / und / ungerechten Verfolgung / Regierungs= und Vermögensentsetzung / des / Fürsten [Friedrich Carl] von Neuwied / woraus / mehrere hochwichtige / Gravamina communia Statuum Imperii / dargethan werden, / zugleich / Recursus ad comitia / ergriffen wird. / Von ihm selbst verfasset. / - / = / 1793.“

Und die dazu gehörende Schrift „Rechtmäßigkeit / des / Verfahrens / des Kaiserlichen und Reichskammergerichts“ [...].

 

 


 

 

Nebenbei:

Auf dem Weg nach Straßburg, wo sie sich immatrikulierten wollten, und nach dem Besuch des Brockens am 1787-07-24, besuchten Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode und sein Bruder Ferdinand, Graf zu Stolberg-Wernigerode am 1787-10-19 den Weißenstein, die Wilhelmsburg, bei Kassel. Sie waren in Begleitung Ihres Hofmeisters Casimir August Alexander Beaulieu-Marconnay.

a) Henrich zu Stolberg-Wernigerode (geb. Wernigerode 25.09.1772, gest. ebd. 16.02.1854); b) Ferdinand, Graf zu Stolberg-Wernigerode (geb. Wernigerode 18.10.1775, gest. Peterswaldau 20.05.1854). Eltern: Graf Christian Friedrich zu Stolberg- Stolberg (1746–1824) und Gräfin Auguste Eleonore zu Stolberg-Stolberg (1748–1821). Mit Auguste von Stolberg korrespondierte auch Jung (1798-05-05).