Karl Friedrich August Buchner : Die deutschen Ströme

 

1814 erschien das Gedicht „Die / deutschen Städte. / Von / Max von Schenkendorf.“ und dann erneut in einer Neuausgabe im Jahr 1815.

Da lag es nahe, ihm auch ein solches mit dem Titel „Die deutschen Ströme“ zuzuschreiben.

 

Heinrich Pröhle berichtete noch 1855, dass Friedrich Ludwig Jahn „Zu seines Freundes Schenckendorf 1814 entstandenem Liede ‚,Laßt uns die deutschen Ströme singen' […] zwei Strophen hinzu[dichtete]. Die eine lautet:

‚Der Weichsel Münden sind uns theuer;

Sie halten Wach am Landesschild;

Und stürmt die Steppe ungeheuer,

Sie ras't sich an drei Festen mild.

Hier haben Ost und West gerungen,

Der Alle warf, brach nicht hindurch;

Und Graudenz Jungfrau unbezwungen

Schirmt stark wie sonst Marienburg.‘

Die andere:

‚Bei allen die zum Meere eilen

In rastlos kühnem Küstenlauf

Kann der Gesang nicht lange weilen;

Vorkämpfer, führt den Reigen auf:

Die Warnow hat den Held gewieget,

Der brach des Zwingherrn Wütherei;

Als Land und See zur Sperr geschmieget,

Da strömte die Persante frei.‘“

 

So erschien das Gedicht „Die deutschen Ströme“ unter dem Namen Max von Schenkendorfs in vielen Gedichtausgaben. Beispielhaft seien genannt:

  • Gustav Schwab (Hrsg.): Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte. Von A. von Haller bis auf die neueste Zeit. Eine Mustersammlung mit Rücksicht auf den Gebrauch in Schulen. Leipzig: Weidmann 1835, S. 615-617: Das Lied von den deutschen Strömen. – Weitere Auflagen 1835 1840 1848; 4. 1857 Julius Ludwig Klee (1807-1867), 1871 Michael Bernays (1834-1897).
  • J[ohann]. C[hristoph]. Kröger (Hrsg.): Gedichte auf das deutsche Land und deutsche Volk. Für Bürgerschulen. Gesammelt u. hrsg. Altona: Johann Friedrich Hammerich 1837, S. 23-25.
  • Gotthard Oswald Marbach (Pseudonym: Minor Silesius; 1810-1890; Hrsg.): Deutsche Lieder zu Schutz und Trutz. Volksbücher. 19. 20. Leipzig: Otto Wigand [1841], S. 20-22.
  • [1874: Ludwig Bauer (Bearb.):] Deutsche Mustersammlung für die lateinischen Schulen und Gymnasien im Königreich Bayern. Tl. 1. München: kgl. Central-Schulbücher-Verlag 1849, Nr. 148, S. 379-381.
  • Allgemeines deutsches Lieder-Lexikon oder Vollständige Sammlung aller bekannten deutschen Lieder und Volksgesänge in alphabetischer Folge. In vier Bänden. Bd. 2: F-M. Leipzig: Gustav Thenau 1847, Nr. 1282, S. 279-280.
  •  ....

 

Franz Brümmer stellt 1876 im Nachtrag zu seinem „Deutsches Dichter-Lexikon“ eine Möglichkeit zur Entstehung des Textes dar und informiert über den richtigen Autor.

Dies ist 

Karl Friedrich August Buchner, geb. Darmstadt 12.02.1800, gest. 24.04.1872 als Hofgerichts-Advokat und Justizrat ebd.

 

Buchner, Karl: Gedichte. (Hrsg. von seinem Sohn Wilhelm Buchner.) Darmstadt: Arnold Bergsträßer 1872. [8°, 104 S.]

Wilhelm Joseph Buchner (geb. Darmstadt 29.01.1827, gest. Eisenach 20.01.1900) veröffentlich darin S. 89-93 „An ein altes Commersbuch“, in den es (Strophen I; II; IV, 2; VIII von 11 Strophen) heißt.

 

An ein altes Commersbuch.

(1841.)

 

Komm’ her zu mir aus deiner Ecke,

              Bemoostes Haupt!

Und wie im Lenz die Winterhecke

              Sich neu belaubt,        ¦

Wie die vertrocknete, erblaßte Rose

              Von Jericho sich frisch und sprossend zeigt,

Wenn, eingesenkt in milder Fluthen Schooße,

Das Naß durch alle ihre Fasern steigt;

 

So brichst auch du in neuer Blüthe

              Gewaltig aus,

Umzieh’n Gedanken, halb verglühte,

              Dich, altes Haus!

Wenn ich dich senke in den milden Bronnen

              Des Herzgefühles warm und tief und treu, -

Ha, werden da nicht alte Liedessonnen,

Den Blumen gleich auf Stengeln, jung und neu?

 

[...]

 

[...]¦

Das Schmerz=Gejauchz’ in „Vaterlandes Söhne“,

              Der kräft’ge Ernst in Arndt’s erhab’nem Sang.

Bald Körner’s und bald Schenkendorf’s Camöne. -

Wie Das den Eichzweig um die Stirn’ uns schwang! -

 

[...]        ¦

[...]

 

Die Vorwelt kann auf Nachwelt zählen;

              U n s blüht sie nicht!

Wer kennt noch von den jungen Seelen

              Hier dies Gedicht?

Und dieses da? Und wer noch ihre Weisen?

              Selbst ihre schönen Weisen sind verstummt,

Die, bald daheim und bald auf kleinen Reisen,

Der Bursch nach uns in seinen Bart gesummt. -

[...]