- Ankümdigung 1781
- Ankümdigung Prag 1786
- nkümdigung 1781
Ankündigungen von Jung-Stillings
Zeitschrift "Der Volkslehrer"
Jung-Stilling – oder sein Verleger – hat die aufklärerische Zeitschrift "Der Volkslehrer" nicht ohne Mühe und nicht ungeschickt plaziert und mit Werbung bekannt gemacht.
Mehrere Ankündigungen haben sich feststellen lassen, jedoch konnten bisher nur drei Rezensionen aufgefunden werden.
Die Texte seien damit hier nachgedruckt.
O Unpartheyische Nachrichten und Urtheile von Religions= und gelehrten Sachen, 1781
O Ephemeriden der Menschheit, 1781
O Deutsches Museum, 1781
O Rheinischen Beiträge zur Gelehrsamkeit; Juni 1781
O Rheinischen Beiträge zur Gelehrsamkeit, Juli 1781
"Unpartheyische
Nachrichten
und
Urtheile
von
Religions=
und
gelehrten Sachen.
-
Erster Band.
-
Hamburg,
gedruckt und verlegt bey A. F. Schröder, 1781."
Ankündigung einer neuen Monatsschrift, die
der Volkslehrer heißen soll.
Guten Tag! ihr lieben deutsche Bauersleute, Gros und Klein, Männer, Weiber, Jünglinge, Mägdchen und Kinder! Da ist mir etwas in den Sinn gekommen, das ich nun gern sagen möchte: / Kk 4 Ihr
- 520-521:
Ihr guten Leute lebt da so in der Welt hin. Da sizt ein jeder auf seinem Gut, und ihr müst euch plagen, daß euch das Blut aus den Nägeln springt, daß ihr euer tägliches Brod und eure Kleider bekomt, und die Herrschaft bezahlen könt; das hab ich nun lang genug angesehen, und das thut mir im Herzen weh.
Manchmal bekomme ich ein Buch, da steht so allerhand, das für euch geschrieben ist, aber lieber Gott! so ein Buch ist euch zu theuer, und dann versteht ihr doch nicht einmal, was drinnen steht. Die Gelehrten schämen sich, Bücher zu schreiben, die ihr versteht, aber ich schäue michs nicht. Da lege ich meinen Finger an die Nase, und denke in meinem Herzen: Hey! die Bauersleute sind doch eigentlich die Leut, die uns ernähren müssen, und das wäre etwas besonders, wenn man ihnen nicht etwas sollte schreiben können, das ihnen nüzlich ist und das sie verstehen; und da hab ich mir auf einmal vorgenommen: ich wills thun, und nun gebt hübsch acht, wie ich das machen will:
Seht! es giebt allerhand Leute in der Welt, wie ihr das selber wohl wißt, der eine sagt dies, der andere das, ein jeder hat sein Friede, und so geht's mir auch, ich will also niemand sagen, wer ich bin, und mir einen neuen Namen geben, so kent mich niemand, ich will der Volkslehrer heißen.
Nun glaubt ihr mir, ihr lieben Bauersleute! / ich
- 521:
ich will euer Volkslehrer sein, was scheren uns die vornehmen reichen Leute mit Beutelperüken, Manschetten, und die Weiber mit großen Hauben, daran kehren wir uns gar nicht, sie mögen mich auslachen, wenn ich so deutsch und einfältig mit euch rede, sie sollen auch zuweilen etwas hören, das ihnen nicht schaden wird. Nun hört! wie wirs machen wollen:
Da macht man sich so breit in unserm deutschen Vaterland mit allerhand Büchern für euch und eure Kinder. Ja du lieber Gott! ich rathe ob einer von euch ein solches Buch hat, oder recht versteht, darum will ich auch alle Monat vier Bogen schaffen, und da will ich mit dem Bücherkaufmann reden: daß er auch diese vier Bogen alles Monat wohlfeil verkaufen soll. In diesen vier Bogen schreib ich euch nun allerhand Sachen; da will ich euch lehren, wie ihr euch viel Futter für euer Vieh und recht gutes Futter erziehen müst; wie ihr immer das schönste und beste Vieh erziehen könt, und daß ihr recht viele und gute Milch und Butter bekomt; ich will euch sagen, wie ihr recht vielen Mist machen könt, und noch sonst so allerhand Sachen, wie ihr bald reich werden könt, auch will ich die Weiber allerhand lehren, was gut in der Küche ist.
Aber das soll noch nicht alles sein. Seht! ich bin auch ein gar guter treuherziger Mensch, und / K k 5 da
- 522-523:
da hab ich dann oft, wie viele unter euch so grobe gottlose Leute sind, die sich wenig um unsern lieben Herr Gott im Himmel bekümmern, die ihre Kinder so schlecht erziehen, und selber nicht fromm sind. Freilich habt ihr wohl eure Pfarrer, aber die sind auch nicht alle, wie sie sein sollen; drum will ich euch allerhand schönes lehren, wie unser Herr Gott ein so lieber guter Vater für die Menschen ist, und wie ihr und eure Kinder es machen müst, daß er Freude an [4. Umschlagseite:] euch hat, und wenn ihr sterbt, daß ihr dann bei ihn in den Himmel kommt; da freu ich mich so, wie ich dies schreibe, daß mir die Thränen in die Augen kommen; und weil ihr auch noch oft so allerhand glaubt, das Aberglauben ist, so will ich euch auch unterrichten, wie ihrs machen müst, daß ihr nicht mehr abergläubisch seid.
Summa, Summarum! ich will euch alles lehren, wie ihr hier in der Welt bald glücklich, reich und vergnügt werden könt, und dann, wenn ihr einmal sterbt, daß ihr auch selig werdet; da mögt ihr nun katholisch, lutherisch oder reformirt sein, ich will keinem etwas sagen, das seiner Religion zuwider ist.
Nun ihr lieben Leute! der Frühling rückt heran – Seht ihrs, wie die Sonne wieder anfängt zu scheinen, wie die Hühner wieder anfangen zu kakeln, wie das Vieh anfängt sich zu hären [haaren], wie die Pocheweiden wohlriechenden Schäfchen tragen, und wie alles wieder anfängt grün zu wer= / den,
- 523:
den. Unser Herr Gott ist so gütig gegen uns, last uns also frisch wieder anfangen, unser Feld, Wiesen und Gärten zu bauen, und Gott zu dienen, ich will wacker für euch etwas Gutes schreiben, und euer Volkslehrer sein, und euch alle recht lieb haben. Nun ihr lieben Bauersleute lebt wohl! kauft euch alle Monat meine vier Bogen, es soll euch nicht reuen.
Aber hört ihr Herren Gelehrten, Beamte, Pfarrer und dergleichen! weil die Bauersleute schwerlich diese meine Ankündigung zu Gesicht bekommen, so müst ihr so gütig sein, und es überall bekant machen.
Deutschland Der Volkslehrer.
den 1. März oder Lenz=
monat 1781.
Diese nützliche Schrift komt im Verlag der Weygandtschen Buchhandlung in Leipzig heraus. Der Anfang wird im nächsten April oder Ostermonat gemacht, und das erste Stück, zu vier Bogen ordinair 8. in grauem Papier brochirt, zugleich mit dem deutschen Musäum und den Ephemeriden der Menschheit gewiß ausgegeben werden. Jedes Stück wird drei Groschen gelten.
Ephemeriden
der Menschheit,
oder
Bibliothek der Sittenlehre, der
Politik und der Gesezgebung.
-
Viertes Stück. April 1781.
--------
[...]
Hauptinhalt.
- Nachrichten und Auszüge von Büchern.
Einleitung in die Lehre von Auflagen S. 426-461
- Historische Nachrichten.
[...]
- Ankündigung einer neuen Monatsschrift, die
der Volkslehrer heissen soll 509 – 512
509
Ankündigung einer neuen Monatsschrift,
die
der Volkslehrer
heissen soll.
---
Guten Tag! ihr lieben deutsche Bauersleute,
Groß und Klein, Männer, Weiber, Jünglinge,
Mägdchen und Kinder! Da ist mir etwas in den
Sinn gekommen, das ich euch gern sagen möchte:
Ihr guten Leute lebt da so in der Welt hin. Da
sizt ein jeder auf seinem Gut, und ihr müst euch pla=
gen, daß euch das Blut aus den Nägeln springt, daß
ihr euer tägliches Brod und eure Kleider bekommt,
und die Herrschaft bezahlen könnt; das hab ich nun
lang angesehen, und das thut mir im Herzen weh.
Manchmal bekomme ich ein Buch, da steht
so allerhand, das für euch geschrieben ist, aber lie=
ber Gott! so ein Buch ist euch zu theuer, und dann
versteht ihr doch nicht einmal was drinnen steht.
Die Gelehrten schämen sich Bücher zu schreiben, die
ihr versteht, aber ich schäue michs nicht. Da lege ich
meinen Finger an die Nase und denk in meinem
Herzen: Hey! die Bauersleute sind doch eigentlich
die Leute, die uns ernähren müssen, und das wäre
ja etwas besonders, wenn man ihnen nicht etwas sollte
schreiben können, das ihnen nüzlich ist, und das sie
verstehen; und da hab ich mir auf einmal vorge=
nommen: ich wills thun, und nun gebt hübsch acht,
wie ich das machen will:
510 Historische Nachrichten.
Seht! es giebt allerhand Leute in der Welt, wie
ihr das selber wohl wißt, der eine sagt dies, der andre
das, ein jeder hat seine Feinde, und so gehts mir
auch, ich will also niemand sagen, wer ich bin, und
mir einen neuen Namen geben, so kennt mich nie=
mand, ich will der Volkslehrer heissen.
Nun glaubt ihr mir, ihr lieben Bauersleute!
ich will euer Volkslehrer seyn, was scheren uns die
vornehmen reichen Leute mit Beutelperuken, Man=
schetten, und die Weiber mit den grosen hohen
Hauben, daran kehren wir uns gar nicht, sie mö=
gen mich auslachen, wenn ich so deutsch und ein=
fältig mit euch rede, sie sollen auch zuweilen etwas
hören, das ihnen nicht schaden wird. Nun hört!
wie wirs machen wollen:
Da macht man sich so breit in unserm deut=
schen Vaterland mit allerhand Büchern für euch und
eure Kinder. Ja du lieber Gott! ich wette, ob
einer von euch ein solches Buch hat, oder recht ver=
steht, darum will ich auch alle Monat vier Bo=
gen schaffen, und da will ich mit dem Bücherkauf=
mann reden, daß er euch diese vier Bogen alle Mo=
nat wohlfeil verkaufen soll. In diesen vier Bogen
schreib ich euch nun allerhand Sachen; da will ich
euch lehren, wie ihr euch viel Futter für euer Vieh
und recht gutes Futter erziehen müßt; wie ihr immer
das schönste und beste Vieh erziehen könnt, und daß
ihr recht viele und gute Milch und Butter bekommt;
ich will euch sagen, wie ihr recht vielen Mist machen
könnt, daß ihr euer Feld rechtgut düngen könnt, wie
ihr viele rechtgute Frucht erziehen könnt, und noch
sonst so allerhand Sachen, wie ihr bald reich wer=
Historische Nachrichten. 511
den könnt, auch will ich die Weiber allerhand leh=
ren, was gut in der Küche ist.
Aber das soll noch nicht alles seyn. Seht! ich
bin euch ein gar guter treuherziger Mensch, und
da seh ich dann oft, wie viele unter euch so grobe
gottlose Leute sind, die sich wenig um unsern lieben
Herr Gott im Himmel bekümmern, die ihre Kinder
so schlecht erziehen, und selber nicht fromm sind.
Freilich habt ihr wohl eure Pfarrer, aber die sind
auch nicht alle wie sie seyn sollen; drum will ich
euch auch allerhand schönes lehren, wie unser Herr
Gott ein so lieber guter Vater für die Menschen
ist, und wie ihr und eure Kinder es machen müßt,
daß Er Freude an euch hat, und wenn ihr sterbt,
daß ihr dann bey Ihn in den Himmel kommt; da
freu ich mich so, wie ich dies schreibe, daß mir die
Thränen in die Augen kommen; und weil ihr auch
noch oft so allerhand glaubt, das Aberglauben ist, so
will ich euch auch unterrichten, wie ihrs machen
müßt, daß ihr nicht mehr abergläubisch seyd.
Summa, Summarum! ich will euch alles leh=
ren, wie ihr hier in der Welt bald glücklich, reich und
vergnügt werden könnt, und dann, wenn ihr einmal
sterbt, daß ihr auch selig werdet; da mögt ihr nun
katholisch, lutherisch oder reformirt seyn, ich will
keinem etwas sagen, das seiner Religion zuwi=
der ist.
Nun ihr lieben Leute! der Frühling rückt her=
an – Seht ihrs, wie die Sonne wieder anfängt
zu scheinen, wie die Hühner wieder anfangen zu
kakeln, wie das Vieh anfängt sich zu hären [haaren], wie
die Palmweiden wohlriechenden Schäfchen tra=
512 Historische Nachrichten
gen, und wie alles wieder anfängt grün zu werden,
Unser Herr Gott ist so gütig gegen uns, laßt uns
also frisch wieder anfangen, unser Feld, Wiesen
und Gärten zu bauen, und Gott zu dienen, ich
will wacker für euch etwas Gutes schreiben, und
euer Volkslehrer seyn, und euch alle recht lieb haben.
Nun ihr lieben Bauersleute, lebt wohl! kauft euch
alle Monat meine vier Bogen, es soll euch nicht
reuen.
Aber hört, ihr Herren Gelehrten, Beamte, Pfar=
rer und dergleichen! weilen die Bauersleute schwer=
lich diese meine Ankündigung zu Gesicht bekommen,
so müßt ihr so gütig seyn, und es überall recht be=
kannt machen.
Deutschland,
den 1. März oder Lenzmonat
- Der Volkslehrer.
Diese nüzliche Schrift komt im Verlag der
Weygandtschen Buchhandlung in Leipzig heraus.
Der Anfang wird im nächsten April oder Ostermonat ge=
macht, und das Erste Stück, so wiein jedem
folgenden Monat ein Stück, zu vier Bogen or=
dinair 8. in grauem Papier brochirt, zugleich mit
dem deutschen Museum und den Ephemeriden der
Menschheit gewiß ausgegeben werden. Jedes
Stück wird drei Groschen gelten.
---
Deutsches Museum.
-
Erster Band.
Jänner bis Junius.
1781.
-
Leipzig,
in der Weygandschen Buchhandlung.
Hefttitel:
Deutsches Museum.
Viertes Stük. April 1781.
–
13.
Ankündigung einer neuen Monatschrift,
die
der Volkslehrer
heissen soll
13.
Ankündigung einer neuen Monatsschrift, die
der Volkslehrer heissen soll.
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Guten Tag! ihr lieben deutsche Bauersleute, Groß und Klein,
Männer, Weiber, Jünglinge, Mägdchen und Kinder! Da ist
mir etwas in den Sinn gekommen, das ich gern sagen möchte:
Ihr guten Leute lebt da so in der Welt hin. Da sizt ein jeder
auf seinem Gut, und ihr müßt euch plagen, daß euch das Blut
aus den Nägeln springt, daß ihr euer tägliches Brod und eure
Kleider bekomt, und die Herrschaft bezahlen könt; das hab ich nun
lang angesehen, und das thut mir im Herzen weh. Manch=
- Ankündigung einer neuen Monatsschrift. 391
Manchmal bekomme ich ein Buch, da steht so allerhand,
das für euch geschrieben ist, aber lieber Gott! so ein Buch ist euch
zu theuer, und dann versteht ihr doch nicht einmal was drinnen
steht. Die Gelehrten schämen sich Bücher zu schreiben, die ihr
versteht, aber ich schäme michs nicht. Da lege ich meinen Finger
an die Nase und denk in meinem Herzen: Hey! die Bauers=
leute sind doch eigentlich die Leute, die uns ernähren müssen,
und das wäre etwas besonders, wenn man ihnen nicht etwas
sollte schreiben können, das ihnen nüzlich ist, und das sie ver=
stehen; und da hab ich mir auf einmal vorgenommen: ich
wills thun, und nun gebt hübsch acht, wie ich das machen will:
Seht! es giebt allerhand Leute in der Welt, wie ihr das sel=
ber wohl wißt, der eine sagt dies, der andere das, ein jeder hat
seine Feinde, und so gehts mir auch, ich will also niemand sa=
gen, wer ich bin, und mir einen neuen Namen geben, so
kennt mich niemand, ich will der Volkslehrer heissen.
Nun glaubt ihr mir, ihr lieben Bauersleute! ich will euer
Volkslehrer seyn, was scheren uns die vornehmen reichen Leu=
te mit Beutelperuken, Manschetten, und die Weiber mit den
grossen hohen Hauben, daran kehren wir uns gar nicht, sie
mögen mich auslachen, wenn ich so deutsch und einfältig mit
euch rede, sie sollen auch zuweilen etwas hören, das ihnen
nicht schaden wird. Nun hört! wie wirs machen wollen:
Da macht man sich so breit in unserm deutschen Vaterland
mit allerhand Büchern für euch und eure Kinder. Ja du lieber
Gott! ich wette, ob einer von euch ein solches Buch hat, oder
recht versteht, darum will ich auch alle Monat vier Bogen
schaffen, und da will ich mit dem Bücherkaufmann reden, daß er
euch diese vier Bogen alle Monat wohlfeil verkaufen soll. In die=
sen vier Bogen schreib ich euch nun allerhand Sachen; da will ich
euch lehren, wie ihr euch viel Futter für euer Vieh und recht
gutes Futter erziehen müßt; wie ihr immer das schönste und beste
Vieh erziehen könnt, und daß ihr recht viele und gute Milch und
Butter bekommt; ich will euch sagen, wie ihr recht vielen Mist
machen könnt, daß ihr euer Feld recht gut düngen könnt, wie ihr
viele recht gute Frucht erziehen könnt, und noch sonst so aller=
hand Sachen, wie ihr bald reich werden könnt, auch will ich
die Weiber allerhand lehren, was gut in der Küche ist.
Aber das soll noch nicht alles seyn. Seht! ich bin auch ein
gar guter treuherziger Mensch, und da seh ich dann oft, wie viele
unter euch so grobe gottlose Leute sind, die sich wenig um unsern
lieben Herr Gott im Himmel bekümmern, die ihre Kinder so
schlecht erziehen, und selber nicht fromm sind. Freilich habt ihr
wohl eure Pfarrer, aber die sind auch nicht alle, wie sie seyn sollen;
drum
392 13. Ankündigung einer neuen Monatsschrift.
drum will ich euch allerhand schönes lehren, wie unser Herr
Gott ein so lieber guter Vater für die Menschen ist, und wie ihr
und eure Kinder es machen müßt, daß Er Freude an euch hat,
und wenn ihr sterbt, daß ihr dann bey Ihn in den Himmel komt;
da freu ich mich so, wie ich dies schreibe, daß mir die Thränen in
die Augen kommen; und weil ihr auch noch oft so allerhand
glaubt, das Aberglauben ist, so will ich euch auch unterrichten, wie
ihrs machen müßt, daß ihr nicht mehr abergläubisch seyd.
Summa, Summarum! ich will euch alles lehren, wie ihr
hier in der Welt bald glücklich, reich und vergnügt werden könnt,
und dann, wenn ihr einmal sterbt, daß ihr auch selig werdet; da
mögt ihr nun katholisch, lutherisch oder reformirt seyn, ich will
keinem etwas sagen, das seiner Religion zuwider ist.
Nun ihr lieben Leute! der Frühling rückt heran – Seht ihrs,
wie die Sonne wieder anfängt zu scheinen, wie die Hühner wieder
anfangen zu kakeln, wie das Vieh anfängt sich zu hären [haaren], wie die
Palmweiden ihre wohlriechende Schäfchen tragen, und wie alles
wieder anfängt grün zu werden. Unser Herr Gott ist so gütig gegen
uns, laßt uns also frisch wieder anfangen, unser Feld, Wiesen und
Gärten zu bauen, und Gott zu dienen, ich will wacker für euch
etwas Guts schreiben, und euer Volkslehrer seyn, und euch alle
recht lieb haben. Nun ihr lieben Bauersleute lebt wohl! kauft
euch alle Monat meine vier Bogen, es soll euch nicht reuen.
Aber hört, ihr Herren Gelehrten, Beamte, Pfarrer und derglei=
chen! weilen die Bauersleute schwerlich diese meine Ankündi=
gung zu Gesicht bekommen, so müßt ihr so gütig seyn, und es
überall bekannt machen.
Deutschland
Der Volkslehrer.
den 1. März oder Lenzmonat 1781.
Diese nüzliche Schrift komt im Verlag der Weygandtschen
Buchhandlung in Leipzig heraus. Der Anfang wird im April oder
Ostermonat gemacht, und das Erste Stück, so wiein jedem folgen=
den Monat ein Stück, zu vier Bogen ordinair 8. in grauem Pa=
pier brochirt, zugleich mit dem deutschen Museum und den
Ephemeriden der Menschheit gewiß ausgegeben werden.
Jedes Stück wird drei Groschen gelten.
---
Auf der vierten Umschlagseite des sechsten Hefts [= Juni] der "Rheinischen Beiträge zur Gelehrsamkeit. Jahrgang 1781. Erster Band. Mannheim, im Verlage der Kurfürstl. neuen Hof= und akademischen Buchhandlung. 1781." findet sich folgende Anzeige des "Volkslehrers":
Ankündigung einer neuen Monatsschrift, die
der Volkslehrer heißen soll.
Guten Tag! ihr lieben deutsche Bauersleute, Gros und Klein, Männer, Weiber, Jünglinge, Mägdchen und Kinder! Da ist mir etwas in den Sinn gekommen, das ich nun gern sagen möchte:
Ihr guten Leute lebt da so in der Welt hin. Da sizt ein jeder auf seinem Gut, und ihr müst euch plagen, daß euch das Blut aus den Nägeln springt, daß ihr euer tägliches Brod und eure Kleider bekomt, und die Herrschaft bezahlen könt; das hab ich nun lang genug angesehen, und das thut mir im Herzen weh.
Manchmal bekomme ich ein Buch, da steht so allerhand, das für euch geschrieben ist, aber liebr Gott! so ein Buch ist euch zu theuer, und dann versteht ihr doch nicht einmal, was drinnen steht. Die Gelehrten schämen sich, Bücher zu schreiben, die ihr versteht, aber ich schäue michs nicht. Da lege ich meinen Finger an die Nase, und denke in meinem Herzen: Hey! die Bauersleute sind doch eigentlich die Leut, die uns ernähren müssen, und das wäre etwas besonders, wenn man ihnen nicht etwas sollte schreiben können, das ihnen nüzlich ist und das sie verstehen; und da hab ich mir auf einmal vorgenommen: ich wills thun, und nun gebt hübsch acht, wie ich das machen will:
Seht! es giebt allerhand Leute in der Welt, wie ihr das selber wohl wißt, der eine sagt dies, der andere das, ein jeder hat sein Friede, und so geht's mir auch, ich will also niemand sagen, wer ich bin, und mir einen neuen Namen geben, so kent mich niemand, ich will der Volkslehrer heißen.
nun glaubt ihr mir, ihr lieben Bauerslaute! ich will nur Volkslehrer sein, was scheren uns die vornehmen reichen Leute mit Beutelperüken, Manschetten, und die Weiber mit großen Hauben, daran kehren wir uns gar nicht, sie mögen mich auslachen, wenn ich so deutsch und einfältig mit euch rede, sie sollen auch zuweilen etwas hören, das ihnen nicht schaden wird. Nun hört! wie wirs machen wollen:
(Die Fortsezung folgt.)
Auf der dritten und vierten Umschlagseite des siebten Hefts [= Juli] der "Rheinischen Beiträge zur Gelehrsamkeit. Jahrgang 1781. Zweiter Band, Mannheim, im Verlage der Kurfürstl. neuen Hof= und akademischen Buchhandlung. 1781." findet sich die Fortsetzung der Anzeige des "Volkslehrers":
Da macht man sich so breit in unserm deutschen Vaterland mit allerhand Büchern für euch und eure Kinder. Ja du lieber Gott! ich rathe ob einer von euch ein solches Buch hat, oder recht versteht, darum will ich auch alle Monat vier Bogen schaffen, und da will ich mit dem Bücherkaufmann reden: daß er auch diese vier Bogen alles Monat wohlfeil verkaufen soll. In diesen vier Bogen schreib ich euch nun allerhand Sachen; da will ich euch lehren, wie ihr euch viel Futter für euer Vieh und recht gutes Futter erziehen müst; wie ihr immer das schönste und beste Vieh erziehen könt, und daß ihr recht viele und gute Milchund Butter bekomt; ich will euch sagen, wie ihr recht vielen Mist machtn könt, und noch sonst so allerhand Sachen, wie ihr bald reich werden könt, auch will ich die Weiber allerhand lehren, was gut in der Küche ist.
Aber das soll noch nicht alles sein. Seht! ich bin auch ein gar guter treuherziger Mensch, und da hab ich dann oft, wie viele unter euch so grobe gottlose Leute sind, die sich wenig um unsern lieben Herr Gott im Himmel bekümmern, die ihre Kinder so schlecht erziehen, und selber nicht fromm sind. Freilich habt ihr wohl eure Pfarrer, aber die sind auch nicht alle, wie sie sein sollen; drum will ich euch allerhand schönes lehren, wie unser Herr Gott ein so lieber guter Vater für die Menschen ist, und wie ihr und eure Kinder es machen müst, daß er Freude an
- Umschlagseite:
euch hat, und wenn ihr sterbt, daß ihr dann bei ihn in den Himmel kommt; da freu ich mich so, wie ich dies schreibe, daß mir die Thränen in die Augen kommen; und weil ihr auch noch oft so allerhand glaubt, das Aberglauben ist, so will ich euch auch unterrichten, wie ihrs machen müst, daß ihr nicht mehr abergläubisch seid.
Summa, Summarum! ich will euch aller lehren, wie ihr hier in der Welt bald glücklich, reich und vergnügt werden könt, und dann, wenn ihr einmal sterbt, daß ihr auch selig werdet; da mögt ihr nun katholisch, lutherisch oder reformirt sein, ich will keinem etwas sagen, das seiner Religion zuwider ist.
Nun ihr lieben Leute! der Frühling rückt heran - Seht ihrs, wie die Sonne wieder anfängt zu scheinen, wie die Hühner wieder anfangen zu kakeln, wie das Vieh anfängt sich zu hären [haaren; Me], wie die Pocheweiden wohlriechenden Schäfchen tragen, und wie alles wieder anfängt grün zu werden. Unser Herr Gott ist so gütig gegen uns, lastuns also frisch wieder anfangen, unser Feld, Wiesen und Gärten zu bauen, und Gott zu dienen, ich will wacker für euch etwas Gutes schreiben, und euer Volkslehrer sein, und euch alle recht lieb haben. Nun ihr lieben Bauersleute lebt wohl! kauft euch alle Monat meine vier Bogen, es soll euch nicht reuen.
Aber hört ihr Herren Gelehrten, Beamte, Pfarrer und dergleichen! weil die Bauersleute schwerlich diese meine Ankündigung zu Gesicht bekommen, so müst ihr so gütig sein, und es überall bekant machen.
Deutschland
den 1. März oder Lenzmonat 1781. Der Volkslehrer
Diese möglich Schrift komt im Verlag der Weygandtschen Buchhandlung in Leipzig heraus. Der Anfang wird im nächsten April oder Ostermonat gemacht, und das erste Stück, zu vier Bogen ordinair 8. in grauem Papier brochirt, zugleich mit dem deutschen Musäum und den Ephemeriden der Menschheit gewiß ausgegeben werden. Jedes Stück wird drei Groschen gelten.
In der Neuen Hof= und Akademiehandlung kann man die 3 ersten Hefte bekommen, und kosten die 9 Hefte des Jahres 1781 zusammen 2 fl. 24 kr.
- Ankümdigung Prag 1786
Kleine Vorrede zu dieser Auflage von Seiten der Herausgeber.
Das Büchelchen, meine lieben guten Leute! wovon ihr alle Monat eins bekommen solt, und das so nach und nach zu einem hübsch dicken Buch anwachsen wird, dies Büchelchen hat also ein gelehrter und wie ihr sehen werdet, überaus gutherziger Mann, Namens Jung, vor einigen Jahren im Reiche herausgegeben. Seine Absicht war dabei, daß, nachdem so vieles Gute für höhere und aufgeklärtere Stände geschrieben wird, auch etwas für euch da sey, welches euch richtiger denken und gesitteter machen sollte. In dieser Rücksicht hat er das ganze Werk so faßlich als möglich geschrieben.
Da wir nun gesehen haben, wie viel Gutes es auch bei Euch stiften könnte, wenn Ihr so was deutliches und unterrichtendes in eurer Sprache in die Hände bekämet, womit ihr Euch statt eines unnützen Geschwätzes die langen Winterabende unterhalten könntet, so haben wir uns entschlossen, dies Buch im Böhmischen und im Deutschen für Böhmen insbesondere auflegen zu lassen. Wir wünschten sehr, es Euch unentgeltlich geben zu können. Aber Druckkosten und Papier kommen alle Monate über 400 f. zu stehen, und das können wir doch auch nicht so gleich wegschenken. – Wir geben es euch also um das, was es uns selbst kostet, und suchen daran keinen Gewinn, wie die Buchhändler, die von so was leben müssen. Wenn eine jede Gemeinde nur eins hält, welches sie gemeinschaftlich lesen kann, so ists genug, und das kostet nicht über 36 kr. des Jahrs, vielleicht noch weniger, wenn mehr gekauft wird. Diese Auslage wird für vermöglichere Gemeinden unbedeutend seyn. Was aber die ärmeren Gemeinden betrifft, so wird wohl jeder wohlhabende Obrigkeit so gut seyn, ihnen die 36 kr. selbst zu spendiren, wenn Ihr sie darum schön bittet; es ist dies ein größeres gutes Werk, als oft das Almosengeben. Und so werdet Ihr viele schöne und gute Sachen lernen, besonders wenn sich eure Geistlichkeit und eure Schulmeister die Mühe nehmen, das Buch mit euch zu lesen und Euch das, was Euch dunkel wäre, zu erklären.