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Zweiter Theatereklat 1811

Max von Schenkendorf und Henriette Hendel-Schütz

 

Erst August Hagen informiert über dies und den Eklat nur kurz, wenn er schreibt:

„Die Zahl der [Me: aus dem „Blumenkranz“]ausgeschiedenen Mitglieder ergänzte sich nicht durch neue. – Das stimmte niemand so trüb als Schenkendorf, trüber, als wenn er auf seinen Arm blickte, den er in einer schwarz= seidenen Binde trug. Daß zu den Abtrünnigen auch die Hendel=Schütz gehörte, hätte er leichter verwunden, wenn nicht eine ärgerliche Szene vorangegangen wäre, eine eigentliche Szene, da sie sich im Theater im Oktober 1811 begab. Ihr Gatte, der Professor Schütz, war ein trauriger Schauspiel=Direktor und noch trauriger Schauspieler, der in der letzten Rolle, die er unter Bezeigung des Mißfallens gab, sich durch sein Benehmen gröblich gegen das Publikum verging. Schenkendorf war unglücklicher Weise zugegen, als Sturm und Aufruhr gegen den unbesonnenen losbrach. Aus Rücksicht für seine Gattin, die er als Künstlerin schätzte, nahm er Partei und wollte der zornigen Menge Ruhe gebieten. Das gelang ihm nicht, und dadurch, daß er eine schlimme Sache verfocht, verdarb er es mit Mehreren, die in näherem oder entfernterem Umgang mit ihm standen und ihm bis dahin geneigt gewesen waren. Die Hendel=Schütz und das durch ihren Einfluß inniger gewordene Verhältniß mit J. M. [Me: d. i. Johanna Motherby] gab Grund zu einer Entfremdung, die Schenkendorf schmerzlich empfinden mußte. Von der Familie Wedeke, deren liebreiche Begegnung ihn zu unvergeßlichem Dank verpflichtete, ward er nun kühler aufgenommen. Man legte es ihm übel aus, daß er nach Barckley‘s Tode die Hinterbliebenen wie vordem besuchte. Man erging sich in Vermuthungen, ob es der Mutter oder der Tochter gelte. Jene war zehn Jahre älter als er und diese zehn Jahre jünger; wenn bei der einen die Schönheit keine Kränkung durch Alter und Trauer erfahren hatte, so war die andere eben zu einer blühenden Jungfrau herangereift.“ – Zuvor, im Jahr 1860, an einem anderen Ort, schreibt Hagen: „durch die Huldigung, die Schenkendorf der unglücklich verheiratheten Hendel-Schütz angedeihen ließ“, lenkte er die Öffentlichkeit von seiner Liebe zur späteren Gattin ab.

 

Johann Paul Friedrich Czygan (1853-1920) meinte 1917:  „Unsere Studenten spielten damals eine große Rolle im Theater. Sie waren die Herren, die die entscheidende Meinung hatten; sie nahmen sich alles Mögliche heraus. Der damalige Theaterdirektor, Professor Schütz, verstand das Publikum nicht zu behandeln, während seine Frau, die Schauspielerin Hendel-Schütz sehr beliebt war. Die lauten Kundgebungen der Studenten veranlaßten Schenkendorf für die Gattin des Direktors offen einzutreten und bei einer Vorstellung den Studenten ‚Ruhe‘ zu gebieten; da hatte er es aber mit einem Teil des Publikums verdorben. Der Polizei-Präsident griff schließlich ein und veröffentlichte eine Verordnung, wonach die Ruhestörer im Theater festgenommen werden sollten. Das alles verleidete ihm den Aufenthalt in Königsberg und er entschloß sich nun, da seine Behörde auch aufgelöst wurde, fortzugehen.“

 

Bereits im Jahr 1810 hatte August von Kotzebue in der „Biene“ eine Forderung von Jean Nicolas Servandoni d’Hannetaire aufgenommen und dessen Text frei übersetzt:  

„Es wäre zu wünschen, daß in jedem Theater eine eigene Polizey für das Geräusch eingeführt würde. [...] Ferner würden, bey der vorgeschlagenen Polizey, die jungen Aesthetiker etwas leiser tadeln, die Kavallerieofficiere etwas leiser auftreten, all das Völkchen, welches nur ins Theater läuft, um zu sehen und gesehen zu werden“.

 

Dieses Ereignis des zweiten Eklats ist eingebettet in die Theatergeschichte Königsberg, die zum Verständnis heranzuziehen ist.

 

Mit dem Tod von Steinberg am 1811-01-31 bildete sich eine Administration aus Regierungsrat Müller [s. u.], Oberforstmeister Jester, Dr. Tortilovius, Dekorateur Czermack, Fleischer, Büttner, Strödel und Wolschowsky; Ehrenmitglieder waren Polizeipräsident von Stein, Stadtrat Glagau, Kriminalrat Brand, Kanonikus von Lange, Kommerzienrat Prin und Negotiant Deetz.

 

Im April 1811 las man: „Die Administration des Theaters besteht aus Geschäftsmännern, Kaufleuten und Schauspielern. Fast jedes Mitglied des Theaters erhält ein Benefiz: diese, meistens Opern, rauben alle Zeit des Einstudirens und ruiniren die Kasse.“

 

„Noch vor der Ankunft von Hr. und Mad. Schütz hatte die Comité den Herrn Actionärs des neuen Schauspielhauses, mit dem Hr. Schauspiel=Director Huray in Danzig, wegen Übernahme der Direction und Miethe des Theaters, Unterhandlungen angeknüpft, welche sie jetzt aber abbrach und Hrn. Schütz Anträge deshalb machte, der auch wirklich am kam.“ – Daniel Hüray, der Vater von Clemenz Hubert Wenceslaus Hüray, übernahm erst 1816 die Theaterleitung. [Daniel Hüray, geb. 1760 in Berlin, gest. spätestens am 28.02.1826 in Bromberg; Autobiographie Königsberg 1801.]

 

1811-05-30          (Premiere) als Donna Isabella in der „Braut von Messina“ – Auch als Isabella in Holbergs „Don Ranudo“ und als Untersteuereinehmerin in Kotzebues 2Die deutschen Kleinstädter“.

1811-06-04          als „Maria Stuart“. – Siehe 1811-06-17.

1811-06-06          als Mad. Fresen d. j. in Ifflands „Der Fremde“.

1811-06-08          als Benefiz für sie: als Cephise in Stolls „Scherz und Ernst ein Lustspiel in einem Akt“, als Rosa in der Oper in einem Akt  „Zwei Worte, oder die Herberge im Wald“, Musik von d’Alayrac [auch als Rosina im „Bauern und Juristen“, und Margarethe in Ifflands „Hagestolzen“: „mit rauschendem Beifall wurde diese Künstlerinn belohnt, und am Ende des Stückes einstimmig hervorgerufen. Das Haus war übrigens von Zuschauern auch gedrängt voll.“1811-06-08          In „Scherz und Ernst“ von Stoll spielte Friedrich Carl Julius Schütz „mit vieler Anstrengung“.

1811-06-12          als Medea: „Das Ganze gewährte einen angenehmen Genuß.“

 

Kaum war die Schauspielerin Ende Mai in Königsberg angekommen, trat sie am 1811-06-04 in „Maria Stuart“ auf und Max von Schenkendorf korrespondierte mit ihr. Am 1811-06-12 schreibt er „A Madame Madame Schuetz“ ein Gedicht „Bei Übersendung der Werke des Hanns Sachs“, die er ihr anscheinend auslieh. Schenkendorf war nämlich Besitzer der sog. Kemptener Werkausgabe des Hans Sachs, wie HAGEN zu entnehmen ist.  

Das Publikum war begeistert von der Darbietung der „Maria Stuart“, und am 1811-06-17 erschien in einer Königsberger Zeitung die

„Bescheidene Bitte

an die Künstlerinn Madame Schütz.

Ein inniger Genuß wurde uns zu Theil, da

Sie verehrte Künstlerinn die Maria Stuart ga=

ben. Diesen Genuß uns noch einmal als

Maria zu verschaffen, ist die bescheidene

Bitte von

          mehreren Theater=Freunden.“

Der Rezensent schwärmte von dieser Aufführung:

„Besonders über den letzten Akt haben wir keine Worte wie sie uns entzückte. Wahrlich, mehr überirrdisch, als sie es war kann nichts Irrdisches seyn.“

 

 

1811-06-21          für die Opfer des Stadtbrandes in Klingemanns „Columbus“; wenig Publikum, „obgleich Mad. Schütz eine Rede gehalten hat“.

1811-06-22          als Untersteuereinnehmerin Staar in den „Kleinstädtern“.

1811-06-27           als Phädra; „Ihr Gatte […] spielte, traurig genug als Theramen und Marinelle figurirte“

1811-06-29          als Gräfin Orsina, in „Emilia Galotti“; „gewährte reinen, vollen Genuß“.

1811-07-01          als Merope; „wahr und rührend schön durch Gesichtsausdruck und körperliche Bewegung überhaupt.“; „unübertroffen“; mit selbstentworfener Kleidung

1811-07-05          als Aline; als Benefiz für Frau Schwarz; „Uns leitet keine Gewinnsucht – daher unser unpartheiisches Urtheil über das Spiel der Mad. Schütz. Jeder wird gewiß mit uns darin einverstanden seyn, daß Mad. Schütz keine Rolle verderben wird. Der beste Moment war für uns heute, da Aline den St. Phar erblickt, das langsame Wegnehmen des Schleiers, die Freude als sie ihn erkennt, dies alles war vortrefflich. Im zweiten Ackte tanzte Thekla Schütz zwar sehr niedlich, nur etwas lange. – „Nur im zweiten Ackte genügte uns Mad. Schütz nicht, obgleich einige vorlaute Herren ihr unzeitiges Applaudissement nicht unterdrücken konnten. Lächerlich kam uns das Aufschlagen des Fußes vor, ja noch mehr, wir fanden es für ganz unschicklich. Einige Herren die neben uns standen lachten über dieses Ausschlagen sehr lange, und machten mit Recht spöttische Bemerkungen.“

1811-07-07          als Rosette im „Jurist und Bauer“ und Rosa in den „zwei Worten“.

1811-07-08          Hr. Schütz spielte als Gast den Cleant in Scherz und Ernst, und den Hofrath in den Hagestolzen.

1811-07-18          als Baronin Ummer in Kotzebues Die Beichte“; „äußerst schön“

1811-07-04          zur allerhöchsten Geburtstagsfeyer Seiner Maj. des Königs, als Merope, worin Hr. Director Schütz den Polyphont spielte, und ein ganz neues, nach Angabe von Mad. Schütz verfertigtes, antikes Costüm auf die Bühne gebracht wurde

1811-07-05          Friedrich Carl Julius Schütz tritt die Direction an; Schauspieler wie Johann Philipp Samuel Schmidt sahen darin eine Chance, ein Engagement zu erhalten. – Andere werden entlassen. Herr Stroedel, Herr und Madame Mosewius, Herr und Madame Spangler vom Stettiner Theater und Herr und Madame Anschütz vom Nürnberger Theater kommen dann später wieder; vgl. 1812-05.

1811-07-07          als Octavia.

1811-07-12          gab Mad. Schütz ihre pantomimischen Darstellungen.

1811-07-14          gab Mad. Schütz ihre pantomimischen Darstellungen

1811-07-14          Friedrich Carl Julius Schütz übertrug Hrn. Fleischer die Regie des Schauspiels und Hrn. Weiß die Regie der Oper

1811-07-15          Friedrich Carl Julius Schütz macht dem Publikum bekannt, daß er die Leitung des Theaters übernommen habe, jedoch bis zur Vollendung seiner neuen Organisation desselben, die Gesellschaft für ihre Rechnung fortspielen lassen werde.  

1811-07-22          Friedrich Carl Julius Schütz als Bürgermeister Staar in den Kleinstädtern.

1811-07-27          Friedrich Carl Julius Schütz als Theramen in Phädra

1811-07-29          Friedrich Carl Julius Schütz als Marinelli in Emilia Galotti.

 

 

1811-08-22          Die Zeitung für die elegante Welt, Nr. 167 v. Do 1811-08-22, Sp. 1336 berichtet:

„Korrespondenz und Notizen.

Aus Königsberg in Preußen.

Seit dem Absterben des Herrn Schauspiel=Direktor Steinberg   befand sich unser Theater in einer kläglichen Lage. Die Schauspieler spielten für ihre eigene Rechnung, und das Ganze ging einen Schneckengang. Das Haus war immer leer und mußte schon an einem Sonntage geschlossen werden, weil sich nur sechs Menschen im Parterre befanden. Dem Publiko kann man unmöglich die Schuld davon beimessen, sondern die Schauspieler haben es sich selbst zuzuschreiben, theils weil sie schlechte Stücke gaben, theils weil sie diese schlecht spielten. Die Herren Weiß, Büttner und Pauly sind die besten Schauspieler bei unserer Bühne. Mad. Schmidt ist die vorzüglichste Sängerin unsers Theaters, und wird sehr oft hervorgerufen. Ihre Hauptrollen sind: Fanchon, Aline und Hulda. Mad. Wolschowsky ist in dem Fache der Mütter sehr brauchbar. Eine Dem. Toskani von Danziger Theater ist hier engagirt, und findet und verdient keinen Beifall. Mad. Schwarz, welche sich einige Zeit bei dem Elbinger Theater aufhielt, ist zu unseren Leidwesen auch zurückgekehrt. Schon wollten die Schauspieler auseinander gehen, als Mad. Schütz hier ankam und einige Gastrollen gab. Am meisten gefiel sie als Maria Stuart.   Zum Benefiz der Mad. Schütz wurde gegeben: Scherz und Ernst, darauf die we[#] Worte, und zum Beschluß die beiden letzten Akte aus dem Hagestolzen. Das Haus war an diesem Abende zum Erdrücken voll. Wahrscheinlich weil die Neugierde die meisten herbeigezogen hatte, denn auf dem Zettel stand: Hr. Schütz werde im ersten Stücke den Cleant, und im letzten den Hofrath Reinhold geben. Wie Hr. Schütz dazu kam, sich als Schauspieler bei uns zu produciren, weiß ich nicht; nur soviel weiß ich, daß Hr. Schütz nicht mehr die Bühne betreten sollte, wenn er vernünftig handeln will. Mad. Schütz gab auch die Aline und – gefiel nicht. Gieich die erste Arie aus a moll konnte sie nicht singen, und bei den übrigen Singpartien half Mad. Schwarz. Nie werden wir Mad. Bethmann, als Aline, vergessen.  

Was werden Sie aber m. Fr. dazu sagen, daß Mad. Schütz die Direktion des Theaters (unter sehr billigen Bedingungen) übernimmt? Sie werden sich gewiß darüber freuen, daß die Königsberger endlich ein gutes Theater=Personale erhalten werden, denn wie man sagt, so wird Mad. Schütz zwei Sängerinnen, einen Bassisten (ich glaube Hrn. Sehring, welcher schon längst als braver Sänger bekannt ist) und einen ersten Liebhaber in Opern engagiren. Ballette sollen auch gegeben werden. – Nun die Zeit wird es lehren, was daraus werden wird, und ich werde gewiß auch nicht verabsäumen, Ihnen jeden Monat hinlängliche Nachricht zu geben.“

 

 

1811-08-29          Max von Schenkendorf schreibt an NN, den er zum Tee bittet, da Friedländers Geburtstag sei, Henriette Barkley ist anderweitig geladen. Vielleicht ist hier das Ehepaar Schütz angesprochen.

1811-09-10          Während des Konzertes von Karl Möser: „Mad. Schütz deklamirte zwei Legenden, von A. W. Schlegel und Göthe, mit der ihr eigenen Anmuth.“ – Schlegels „St. Lucas“. – Der Freimüthige Nr. 36 v. Mo 1810-02-19, S. 144, Sp. 1: „Sie declamirte St. Lucas von Schlegel, St. Peter von Göthe, und Hanns und Verene, von Hebel“ (aus den alemannischen Gedichten). – Ob sie auch Texte von Heinrich von Kleist darbot, ist noch zu erforschen. Am 1811-04-26, einen Tag nach ihrer Aufführung aus der „Penthesilea“, hatte Kleist einen Brief an Hendel-Schütz geschrieben.  

1811-09-20          erstmals (bis 1811-10-23) unter der Direktion von Schütz die „Jungfrau von Orleans“; besonders Kostüme sind aufwändig; Ehepaar Mosewius und Familie Lanz werden von ihr als entbehrlich betrachtet; Die Familien Motherby, Müller und Schwinck sowie andere überzeugte sie zu Abonnements; Jesters Stücke werden aufgeführt (z. B. der „Müßiggänger“ nach Picard). – „sie zu einer Unart das erste Beispiel gab, die bei den fremden Schauspielern zur herrschenden Sitte geworden, nämlich aus verwandtschaftlicher Rücksicht einen unbrauchbaren Anhang mit auf die Bühne zu führen und ihm das Gastrecht mitgenießen zu lassen.“; vor allem den Gatten Schütz.

1811-09-20          Erstmals unter der Direktion von Friedrich Carl Julius Schütz wird die „Jungfrau von Orleans“ gegeben.

 

 

Im September 1811 publiziert eine Freundin in Königsberg

An

Madame Schütz.

Der Winterblumen, die man Dir gewunden,

Bedarf es nicht, seit als Johanna Du

Den ewig grünen Kranz des Künstlerruhms ge=

          funden.

                    Caroline v. L.“

Man vergleiche 1812-01 das Gedicht von Gotthard Tielemann.

 

 

Max von Schenkendorf schreibt am 1811-09-20 an F. K. J. Schütz aus Königsberg. Er bittet,ihm eine Rolle aus dem Lustspiel ‘Hab ich nicht recht’ zum Lesen zu überlassen, wenn die Rollen schon ausgeschrieben seien.

 

 

1811-10          Kotzebues „Deodata“; Beginn der Streitigkeiten mit Schütz, weil man befürchtete, dass die Oper dem Schauspiel nachgestellt werde; Schütz soll sich geweigert haben, im Stück „Die Schachmaschine“ aufzutreten.

1811-10          Kotzebues Des Esel Schatten; man zischte und lachte Schütz aus, der sich ans Publikum wendet: „Und hiermit lege ich euch Eseln ewiges Stillschweigen auf.“; im Tumult kam s zu Schlägereien; Fleischer fragt nach den Wünschen des Publikums: nie mehr das Ehepaar, nur Madame Schütz allein auf der Bühne

1811-10-01          Jeannette von Gotter; „Herr Professor Schütz verdient daher Dank, dass er dieses Lustspiel aus unverdienter Vergessenheit hervorzog, und uns durch die Darstellung desselben Vergnügen gewährte. Mad. Schütz als Gräfinn stellte ihre Rolle mit bewundernswerther Kunst dar.“

1811-10-02          Ariadne auf Naxos von Brandes, Musik von Benda; „In der Rolle der Ariadne entwickelte Mad. Schütz vor unsern Augen eine Kunstfülle, die überall frohes Erstaunen erregte. Eine solche Künstlerinn unser nennen zu können, ist ein Stolz, der gerecht ist ist ein Gut, um welches gewiß viele andere Städte uns mit Recht beneiden Können. Als sie den fürchterlichen Sprung vom Felsen that, wurde auch dem Unerschrockensten bange.“

1811-10-23          Friedrich Carl Julius Schütz  als St. Val in Fanchon

1811-10-24          GehStA Berlin, XX. HA Rep.2, Tit. 21, Nr. 20, Bd. 1, Bl. 8-10, Nr. 11: Unruhe im Theater, wobei der Professor Schütz die Niederlegung der Theater-Direktion dem Publikum eröffnet, Bericht vom 1811-10-24.  

1811-10-24          Schauspieler Nordau debütiert in Fanchon dank Ifflands Empfehlung an Herrn Schütz.

1811-10-25          Schauspieler Nordau schreibt an Iffland betr. Henriette Hendel-Schütz

1811-11          Reise der Frau von Krüdener von Riga nach Königsberg.

1811-11-29          „Maria Stuart“, Abschiedsvorstellung.

1811-12          Mit der Bianca della Porta und der Isabella in der Braut von Messina beschloß Mad. Sch. ihre hiesigen Darstellungen.)

1811-12-01          als Gräfin Margarethe im Löwenherz (zu Pferde)

1811-12-03          Publikandum zum Verhalten im Theater. Siehe 1811-12-30.

1812 erfährt man durch eine auswärtige Zeitung:

„ – Aus Veranlassung einiger in dem Schauspielhause zu Königsberg vorgefallenen Störungen bei den Vorstellungen, hat die dasige Polizei verordnet, daß jede öffentliche Rede vor der Bühne ans Publikum erst der Censur vorgelegt werden soll, bei 5 bis 50 Thlr. und noch härterer Strafe, eben so wird das Extemporiren untersagt. Bei Erwiederung vermeinter, vom Publikum erfahrner Beleidigungen, durch wirkliche oder symbolische Zusätze, soll der Schauspieler mit Arrest bestraft werden. – Dagegen wird aber auch das Publikum angewiesen, imöffentlichen Urtheile über Handlungen der Kunst bei dem Gegenstande stehen zu bleiben, und keine Ruhestörungen zu veranlassen. Da aber das Hervorrufen der Acteurs bei getheilter Stimmung des Publikums unvermeidliche Unruhen erregen würde, so ist es vorläufig untersagt; auch darf kein Schauspieler bei Geld oder Gefängniß=Strafe darauf Rücksicht nehmen.“

1812-07 (!)          Ein rückblickender Zeitungsbericht dazu lautet: „Mad. Schütz trat vor ihrer Abreise nach Russland noch in einigen Rollen auf. Am 29sten Nov. [1811-11-29] als Maria Stuart. man warf Gedichte ins Parterre und aufs Theater, und bat sie, hier zu bleiben; die Gemüther waren aber zu sehr erbittert: es fand keine Einigung statt. Dem 1sten Dec. [1811-12-01] zeigte sie sich als Gräfin Margarethe im . Löwenherz (zu Pferde.) Es entstand wieder Unruhe. Die Polizey sah sichh genöthigt, das Extemporiren, Pfeifen, Zischen und Hervorrufen zu untersagen. Mit der Bianca della Porta und der Isabella in der Braut von Messina beschloß Mad. Sch. ihre hiesigen Darstellungen. – Am 20sten Dec. [1811-12-20] debütirte Mad. Ansschütz v. nürnb. Theater, durch Mad. Schütz in die Stelle der Mad. Mosewius als erste Sängerin verschrieben, kurz vor ihrer Entbindung, als Camilla.“

1811-12-06          Isabella in der „Braut von Messina“ letzte Vorstellung.

1811-12-07          Schütz legt die Direktion förmlich nieder.

1811-12-20          „debütirte Mad. Ansschütz v. nürnb. Theater, durch Mad. Schütz in die Stelle der Mad. Mosewius als erste Sängerin verschrieben, kurz vor ihrer Entbindung, als Camilla.“

1811-12-21          Schütz und Hendel-Schütz verlassen Königsberg; nicht nach Breslau, sondern nach St. Petersburg über Tapiau, Tilsit (1811-12-26) und Riga reist man. (nach Memel).

 

 

Regierungsrat Müller trug sich als einziger aus Königsberg in die „Blumenlese“ (S. 218) der Hendel-Schütz ein als diese abreiste; angebunden war ein Bild des Theatergebäudes.  

„Trauert Hallen, klaget Bogen!

Fort ist eure Priesterin“

          Königsberg.          Müller *).“

 

 

1811-12-22          Henriette Hendel-Schütz schreibt aus Tapiau an Johanna Motherby. Sie schreibt: Tapiau, d. 22sten December 1811. / Gestern Morgen beim Abschied bin ich noch einmal im ganzen Theater herumge- ¦ gangen, - wie ich oft diesen Sommer that, noch eine schön durchwachte Nacht, an Ihrem stillen Teich, in Ihrer lieben Gesellschaft - und habe meinen luft’gen Hallen, meinen edlen Logen Valet gegeben. Drei kleine Teppiche von dem großen grünen gemacht, habe ich mitgenommen, zur Erinnerung der schönen Gefühle, die ich oft auf diesem Teppich empfangen und gegeben - auf ihm begann ich meine Bahn in Königsberg und endete sie - und wenn ich so auf diesem sanften Grün erst die heiligen Muttergefühle Meropens,   oder Isabellens   in meinem Gefühl erzeugte, und wie ich so am Geburtstage des Königs meine antiken Gestalten, in blaue und rothe und weiße Gewänder gehüllt darüber hinwandeln sah, so war mir der grüne Boden das Bild der hoffnungsreichen Erde, auf der tausend bunte liebliche Blumen für meine Kunst und meine Freundschaft und Liebe für Sie mir aufblühten! Doch das ist vorbei, hinunter ging die Sonne jener Tage, und   dem Narrenkönig gehört nun ein für allemal die Welt!!! Wir kamen gestern Abend um vier Uhr hier an, der Gemahl und Thekla recht wohl, ich aber so übel und matt, daß ich zeitig ins Bett eilte, die Nacht aber und heute früh befand ich mich so schlecht, daß wir nicht weiter reisen konnten, sondern heut hier bleiben mußten. … Eben jetzt, da ich schreibe, um fünf Uhr, versammelt sich über mir die schaulustige Menge, es muß sehr schön sein, denn sie trampeln fast so arg, als wenn in Königsberg Herr Pumpernickel sie begeistert.“

1811-12-30          Das Publikandum vom 1811-12-03 wird in neuer Fassung publiziert, da der eigentliche grund Königsberg verlassen hat.

 

 

„Königl. Preuß. Staats= Krieges= und Friedens=Zeitungen. / Im Verlage der Hartungschen Hof=Buchdruckerei. / Nro. 1.“ Königsberg 1812-01-02, S. 5, Sp. 1:

„PUBLICANDUM.

Da diejenigen Verhältnisse, welche das vorläufige Verbot des öffentlichen Hervorrufens der Schauspieler als polizeiliche Maaßregel nothwendig machten, nunmehro gänzlich beseitigt, und die frühere Theater=Unruhen völlig beigelegt sind, so wird die in den § 8. des Publicandi vom 3ten December d. J. enthaltene Bestimmung wieder aufgehoben, und bleib das Hervorrufen der Schauspieler und Schauspielerinnen als öffentliche Beifalls=Bezeugung nach wie vor freigelassen. Nur versteht es sich von selbst, daß bei solchen Gelegenheiten alle unanständige Stöhrungen sorgfältig vermieden werden müssen. Die übrigen in dem Pubikando vom 3ten December d. J. enthaltenen polizeilichen Bestimmungen bleiben übrigens in voller Kraft, und werden aber sowohl dem Publiko als den Schauspielern ur genauesten Befolgung in Erinnerung gebracht.

Königsberg, den 30stem December 1811.

Königl. Preuß. Gouvernement und Polizei=Präsidium der Haupt= und Residenzstadt Königsberg.

  1. Zieten. v. Stein.

 

 

1812-01          befindet sich das Ehepaar in Riga. Sie spielte hier u. a. Medea, Octavia und Margarethe in den Hagestolzen. Gotthard Tielemann verfaßt ihr zu Eren den „Nachruf an Madame Hendel-Schütz. Auf Veranlassung ihrer pantomimischen Darstellungen“. Nach einem Zitat aus Schillers „Wallenstein“ (Schwer ist die Kunst …) fragt er einleitend: „Wer lieh dir dieses seelenvolle Spiel, / Die Hoheit aus olympischen Gefilden, / Der Grazien bezauberndes Gefühl, / Ein Feenreich uns schöpferisch zu bilden?“, um sie dann in ihren einzelnen rollen zu charakterisieren. – Vgl. 1811-09 das Gedicht.

1812-01-11          Schenkendorf schreibt an Henriette Hendel-Schütz - Königsberg, 11. Januar 1812

1812-02-12          Des Ehepaar Schütz befindet sich in St. Petersburg.

1812-05          Fleischer und Weiss holten verabschiedete Mitglieder wieder zurück; vgl.  

 

Aber im Mai 1812 war es den Schauspielern Fleischer und Weiss gelungen, Fortschritte zu machen, kostendeckend zu arbeiten. „Da nun beyde Herren nicht zu verkennende Beweise ablegten, dass sie sich der Bühne mit Ernst annähmen, da sie gute Stücke auswählten, und diese mit Anstand gaben: so fanden sie, besonders an Sonntagen, ein volles Haus und die Gagen wurden stets bezahlt. Ob nun ein Theater ohne eigentliche Direction, unter der Regie zweyer Mitglieder, für die länge bestehn könne – dieses Problem wird uns die Zeit lösen.“ Die beiden Direktoren holten ebenfalls verabschiedete Mitglieder wieder zurück, was die Qualität erhöhte.

 

 

Quellen:

 

„Korrespondenz und Notizen.

Aus Königsberg in Preußen.  

Ich theile Ihnen hier einiges über unsere musikalischen Unterhaltungen mit.  

  1. Konzerte einheimischer Virtuosen. Wenn ich nicht irre, so gingen dem, am 17ten März im neuen Schauspielhause gegebenen, Konzert des Hrn, und der Mad. Schmidt – Mitglieder unserer Bühne – zwei Konzerte voraus, wovon das eine der Herr Musikus Lindenberg, das andere Hr. Schauspieler Blum gab. – Die Piecen des Schmidtschen Konzerts, die von einer glücklichen Wahl zeugten und wirklich in der Executirung trefflich waren, setze ich Ihnen her: 1) Ouvertüre aus Sophonisbe von Pär; 2) Arie aus Aeneas von Righini, gesungen von Madame Schmidt (sehr brav). 3) Der Ritter von Toggenburg, deklamirt von Dem. Toskani (sie gefiel nicht). 4) Terzett, gesungen aus Achilles von Pär, von Mad. Mosevius, Mad. Schmidt und Hrn. Schmidt. 5) Simphonie Konzertante von Pleyel. 6) Der Taucher von Schiller, deklamirt von Hrn. Anschütz (gefiel außerordentlich). 7) Quintett von Mozart, gesungen von den Damen Mosevius und Schmidt, und den Herren Weiß, Blum u. Schmidt gefiel am meisten). 8) Variationen auf der Violine, gespielt von Hrn. Ritzler (mit Ausdruck und Fertigkeit). Den 7ten April gab der Privat-Singlehrer Hr. Antonio Cartellieri im Saale des Kneiphofschen Junkerhofes ein Konzert, das mehrere Male ausgesetzt gewesen war. Der hauptinhalt desselben war folgender: 1) große Szene mit Chor und obligatem Horn aus der Oper Corradino von Morlachi. 2) Duett aus der Oper: die Vestalin von Spontini (gut). 3) Favorit0Quartett zur Oper: Palmer von Weber. 4) Duett aus der Oper: die Danaiden von Morlachi (noch besser als das vorige). 5) Ein hier noch unbekanntes komisches Duett von Cimarosa. – Die Ausführung des ganzen Konzerts fiel nicht ganz zur Zufriedenheit der anwesenden Musikkenner aus, weil das Fortepiano einen Ton tiefer, als die übrigen Instrumente, gestimmt war. Dieser Umstand veranlaßte überhaupt einen hitzigen Streit in der Hartungschen Zeitung zwischen zwei allgemein geschätzten Männern, dem Hrn. Musikdirektor Riel und dem Hrn. Musiklehrer Dorn, (dem Dirigenten jenes Konzertes). Das einzige Unangenheme bei diesem öffentlichen Streite war nur, daß mehrere Personen kompromittirt wurden. Er endigte aber mit einer – von uns längst gewünschten – völligen Versöhnung zwischen bei den Theilen und sie läßt uns auch hoffen, daß nun beide Männer ihre Singinstitute zu künftigem Winter vereinigen und uns, gemeinschaftlich, manchen herrlichen Genuß bereiten werden.

Am 5ten Mai verschaffte uns Hr. Musikus Thiem – erster Violonist im Orchester – eine neue musikalische Unterhaltung. Auch er bewährte in der Wahl der Musikstücke als einsichtsvoller Kenner, so wie überhaupt die Ausführung [Sp. 1088:] des Ganzen den spielenden Personen viel Ehre machte. 1) Ouvertüre aus Lodolska von Cherubini. a) Arie aus den Sylphen (Robert (Saul Ascher) soll Verf. des Textes seyn) - gesungen von Mad. Schmidt. 3) Violinkonzert von Rode, gespielt von Hrn. Thiem (verdient vorzügliche Erwähnung). 4) Gedicht an das Vaterland von Fleischer (s. Hertha; Berlin, bei Diterici), deklamirt von Hrn. Anschütz. 5) Ouvertüre mit vierzehn obligaten Instrumenten befriedigte die mit Recht erregte Erwartung). 6) Sonate für das Forte piano, gespielt von einem vierzehnjährigen (hoffnungsvollen) Dilettanten. 7) Der Peter in der Fremde von Grübel in Nürnberger Mundart, deklamirt von Hrn. Anschütz (die Stimmen waren getheilt). 8) Polonaise von Elsner, gespielt von einem 13jährigen Dilettanten.

Am 23sten Mai. – Konzert des Violoncellisten Hrn. Neumann. Die rühmlichste Auszeichnung verdient ein Violoncellkonzert von Romberg, von Hrn. N. selbst gespielt. dann: eine von Hrn. Schauspieldirektor Weiß gesungene Scena buffa von Salieri und das, von einem braven Dilettanten, gespielte Fortepianokonzert von Mozart.

Den 26sten Mai hörten wir in der deutsch-reformirten. Kirche eine Kirchenmusik von Karl Fasch durch den Organisten Hrn. Jensen aufführen. Die Singstimmen waren durch junge Dilettanten und Dilettantinnen – Zöglinge und Freunde Herrn Jensen's – (und von denen sich in Zukunft, besonders von einem Fräulein v. Schulz viel Gutes und Schönes erwarten läßt) – das Orchester aber schwach besetzt. Der eigentlichen Kirchenmusik von Fasch gingen noch die jedes Mal mit einem Zwischenspiel auf der Orgel abwechselten. 2) An Gott: ‚Anbetung durchwalle‘ &.. 2) Die Fahrt des Lebens und 3) das Grab von Salis (letzteres zum Gedächtniß des 19ten Julius, beide von Herrn Jensens eigener Komposition. 4) Trauerchor von Reichard (dasselbe ging sehr gut). 5) Trost am Grabe: ‚Der Säemann säet den Samen.‘

  1. Konzerte ausländischer Virtuosen. Von ausländischen durchreisenden Virtuosen sahen wir folgende drei in diesem Jahr bei uns. Erstens: Im Monat Dezember den sächsischen Kammersänger Herrn Apel, der ein Konzert bei nicht vollem Hause gab und der mit seiner kräftigen Baßstimme unter andern auch die Are: ‚Ach, Laura! wann wird endlich &.‘ sang. Zweitens: (wenn ich nicht irre, im Monat April) den jungen 23jährigen Herrn Mühlenfeldt, der sich nur kaum drei Tage aufhielt und in seinem Spiel auch hier viel Beifall einärntet. Endlich. drittens: gab dem 19ten Mai Herr H. G. Lentz, ehemaliger Musiklehrer im Fortepiane und Komposition Sr. König. Hoheit, des Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen, von Warschau kommend, im Junkerhofe ein Konzert. Ich hebe auch hier m. Fr. das Merkwürdigste für Sie aus: Konzert für das Fortepiano und das neue Instrument, Ditanaclasis genannt, komponirt und gespielt von Herrn Lenz; ferner ebenfalls von ihm: Konzert für‘s Fortepiano und doppelten Ditanaclasis, und 3) Fantasie durch alle Theile des Kontrapunkts auf der Ditanaclasis, um dieses Instrument (welches überhaupt nur die Hälfte des Raums von einem Flügelfortepiano einnimmt) in seiner ganzen Kraft zu zeigen. – Das schätzenswerthe Talent dieses Mannes fand würdigen Beifall.

Dieses sind die Nachrichten, die ich Ihnen von unsere diesjährigen Konzerten mittheilen kann. Bevor ich aber diesen Gegenstand verlasse, muß ich doch noch der musikalischen Vorlesungen unsers braven Musikdirektors Hiller erwähnen. Er hat seine Vorlesungen über den Generalbaß, dem Wunsche mehrerer Musikfreunde gemäß, im Monat April begonnen und will selbige innerhalb fünf bis sechstehalb Monaten beendigen. Das Honorar ist 1 Frd‘or und er erfreut sich ziemlich vieler Zuhörer. Möge dieser verdienstvolle Mann uns noch lange erhalten werden.“

 

 

Rückblickend heißt es 1812-08-06 an anderer Stelle:

„Königsberg in Preußen.

Die berühmte Virtuosin der Mimik und Schauspielkunst Mad. Schütz, vormalige Hendel, hat auf ihrer Kunstreise in Begleitung ihres Gatten des Hn. Prof. Schütz, die sie über Altenburg, Gotha, Magdeburg, Berlin, Frankfurt an der Oder, Stettin, Danzig, nach Königsberg in Preussen geführt hat, überall den ausgezeichnetesten Beyfall gefunden. Sie waren willens ihre Reise nach Russland fortzusetzen; bleiben aber nun in Königsberg, wo Hr. Prof. Schütz den ehrenvollen Anträgen der Actionnäre des schnen Schauspielhauses sich gefügt, und die Direction des dasigen Residenztheaters übernommen hat. Seine lange Bekanntschaft mit den vornehmsten deutschen Theatern, seine vielseitigen dramaturgischen Kenntnisse, und seine eignen Talente in der theatralischen Darstellung, verbunden mit den längst bewunderten Talenten seiner Gattin, lassen mit Grunde erwarten, dass die zweyte Haupt- und Residenzstade der preußischen Monarchie ein Theater erhalten werde, wie es der glückliche Verein so vieler vortrefflichen Männer in höhern Staatsämtern, einer mit ausgezeichneten Gelehrten besetzten Universität, eines weisen und aufgeklärten Magistrats, einer höchstansehnlichen und cultivirten Kaufmannschaft in seiner Mitte zu haben verdient, und welches auch nur in sehr wenig Städten mit solcher Kraft unterstützt, und mit so viel Geschmack genossen werden kann, als in Königsberg in Preußen.“

 

Umfangreich berichtet ein Almanach über die Tätigkeit des Ehepaars:

„Im May und Juny gab Mad. Schütz, vormalige Hendel, folgende Gastrollen: am 30 May die Donna Isabella in der Braut von Messina, am 4 Juni Maria Stuart, am 6 Mad. Fresen d. j. im Fremden, am 8 [S. 301:] Cephise in Scherz und Ernst, Rosa in den zwei Worten, und Margarethe in den Hagestolzen, am 22 die Untersteuereinnehmerin Staar in den Kleinstädtern, am 27 Phädra, am 29 Gräfin Orsina, in Emilia Galotti; 1 July Merope. Hr. Schütz spielte als Gast am 8 den Cleant in Scherz und Ernst, und den Hofrath in den Hagestolzen, am 22 den Bürgermeister Staar in den Kleinstädtern, am 27 den Theramen in Phädra, und am 29 den Marinelli in Emilia Galotti.

Noch vor der Ankunft von Hr. und Mad. Schütz hatte die Comité den Herrn Actionärs des neuen Schauspielhauses, mit dem Hr. Schauspiel=Director Huray in Danzig, wegen Übernahme der Direction und Miethe des Theaters, Unterhandlungen angeknüpft, welche sie jetzt aber abbrach und Hrn. Schütz Anträge deshalb machte, der auch wirklich am 5 July die Direction antrat, worauf die seither bestandene Administration sogleich auseinander ging. In einer Ankündigung vom 15 July machte Hr. Director Schütz dem Publikum bekannt, daß er die Leitung des Theaters übernommen habe, jedoch bis zur Vollendung seiner neuen Organisa= [S. 302:] tion desselben, die Gesellschaft für ihre Rechnung fortspielen lassen werde. Mad. Schütz gab indessen noch folgende Gastrollen: am 5ten July Aline, am 7 Rosette im Jurist und Bauer und Rosa in den zwei Worten, am 18 die Baronin Ummer in der Beichte, am 4 August, zur allerhöchsten Geburtstagsfeyer Seiner Maj. des Königs, Merope, worin Hr. Director Schütz den Polyphont spielte, und ein ganz neues, nach Angabe von Mad. Schütz verfertigtes, antikes Costüm auf die Bühne gebracht wurde, und am 7 Octavia. Am 12 und 14 August gab Mad. Schütz ihre pantomimischen Darstellungen. Hr. Director Schütz übertrug Hrn. Fleischer die Regie des Schauspiels und Hrn, Weiß die Regie der Oper; engagirte Hr. Spangler vom Stettiner Theater als Tanzmeister, und Hr. von Bogdansty aus Königsberg als Fechtmeister für das Theater; zugleich auch noch mehrere neue noch nicht eingetroffene Mitglieder für das Schauspiel und die Oper, wogegen die Herrn Strödel, Mosewius und Lanz entlassen wurden. Über die neue Theaterorganisation wird vom Hr. Director Schütz eine eigene Schrift in Druck erscheinen, und die [S. 303:] Bühne unter seiner Direction im September mit der hier noch nie gegebenen Darstellung der Jungfrau von Orleans eröffnet werden.“

 

 

Umfangreich berichtet der Korrespondent nach Berlin

Sp. 806 f.: „Die Gastrollen der berühmten Mad. Schütz schafften der Bühne im Sommer noch einige leidliche Einnahmen. Als Sängerin zeigte sich Mad. Schütz in Aline (v. Beron) und in zwey Worte (wenn man anders diese stumme Rolle zu den Singrollen rechnen will.) Im Melodrama Medea v. G. Benda (vielleicht ihre beste Rolle9 entfaltete sie ihr Kunst als Schauspielerin. – Das Theater wäre nun sicher aufgelöset worden, zumal, da die fürchterliche Feuersbrunst am 14 Juny, welche einen bedeutenden Theil der Stadt Königsberg, mit ihm die ansehnlichsten Waarenmagazine verheerte, die Nahrungslosigkeit und das Elend der [Sp. 807:] Einwohner vermehrte und bedeutende Familien um ihr Vermögen brachte. Allein Hr. Dr. Schütz, der Gatte der genannten Künstlerin, welcher auch als Schauspieler aufgetreten war, zeigte an, dass er die Direction des Theaters von  Michael [1811-09-15] an übernehmen werdde, und dass ihn dazu theils die gute Aufnahme des Publicums, theils die vortreffliche Einrichtung des Theater-Gebäudes, das an Schönheit und Zweckmässigkeit seines gleichen suche, bewogen habe u. s. w. Bis Michael spielten die  Schauspieler für ihre eigne Rechnung unter der Regie des Hrn. Fleischer und Weiss. Mad. Schütz gab zwey pantomimische Darstellungen und ein Declamatorium. Um Michael eröffnete Hr. Direct. Schütz das Theater. Mehrere gute Mitglieder wurden entlassen, oder nicht engagirt, (Hr. und Mad. Lanz, Hr. Emter, Hr. trödel, ein beliebter Veteran in komischen Rollen, dessen Fach hr. Direct. Schütz übernahm, Hr. und Mad. Mosevius, die Krone unserer Oper, welche eine Reise nach Berlin machten.) Das erste bedeutende Stück war Schillers Jungfrau von Orleans. (Es wurde mit Pracht und Anstand gegeben; Mad. Schütz spielte die Johanna. Hr. D. Sch. hatte, um dem Publicum zu zeigen, dass nicht Gewinnsucht ihn leite, die Preise der Plätze nicht erhöht, in der Erwartung, durch ein öfters volles Haus die Kosten zu gewinnen: allein die Hoffnung täuschte, und schon bey der 2ten und 3ten Darstellung des Stücks war es bedeutend leer. Hr. Direct. Schütz, der den König übernommen hatte, sah sich genöthigt, vor der 2ten Aufführung eine Rede zu halten: ‚Er habe in Erfahrung gebracht, dass eine ungerechte Kritik ihn angreifen wolle. Er masse sich nicht an, ein grosser Schauspieler zu seyn, habe aber die Rolle des Königs übernehmen müssen, weil vor der Hand noch kein Anderer für die Rolle hier sey Er werde in Zukunft nur im komischen Fache spielen, zu welchem er sich Anlage zutraue. Man habe auch seine Gattin getadelt, dass sie, wenn Geräusche entstehe, inne halte, dies geschahe aber nur aus Achtung gegen das Publicum, damit es nichts verlöre. Er habe die Direction übernommen, weil er in seiner Gattin eine der grössten Künstlerinnen besitze, nicht aus Gewinnsucht, denn das Schickal seiner Vorgänger habe erwiesen, [Sp. 807:] dass die Entreprise dieses Theaters nicht gewinn bringend sey, und er könne die Direction auch gleich niederlegen‘ u. s. w. – Obwohl Hr. D. Sch. sehr gute Stücke auswählte, und Mad. Schütz sehr fleissig spielte, (sie trat im musik. Fache noch in dem Melodrama Ariadne v. G. Benda und in Salomo’s Urtheil als Sena auf) so  war doch der Besuch des Theaters so gering, dass die beste Einnahme an Wochentagen, wie man sagt, in 10 Thalern über die Kosten bestand. Selbst die Heruntersetzung der Preise für die Logen und gesperrten Sitze half nicht. Am 13ten Octobr. [1811-10-13] wurde zur Erstenmale gegeben: Deodata, (das Gespenst) v. Hrn. v. Kotzebue, mit Musik von B. A. Weber. Hr. Dir. Schütz zeigte an, ‚dass der bedeutende Kostenaufwand zu diesem Stück ihn nöthige, für die erste Vorstellung die Preise zu erhöhen. Gern hätte er dies unterlassen, allein die kosten für die Jungfrau wären noch nicht einmal zur Hälfte gedeckt, und diejenigen Stücke, welche Herz und Verstand beschäftigen, und in welchen es vorzüglich auf Schauspielkunst ankomme, würden nicht in dem Maasse unterstützt, dass dadurch der Aufwand für die beliebten Spectakelstücke, welche sich durch sichh selbst selten bezahlt machten, mitgewonnen werden könne.‘ Deodata, welche Berlin bezaubert hatte, gefiel hier nicht, welches wohl an der Darstellung lag. Die Ballets, ein wichtiger Theil des Ganzen, fehlten; die Chöre, woraus fast nur die Musik besteht: nun – die Chöre gingen, wie gewöhnlich! Die obligate Harfe war durch ein verstimmtes Pianoforte ersetzt, und der Feuerregen am Ende fiel aus Mangel eines Theatermeisters schlecht aus. im 3ten act ging gar ein Gebäude übers Theater, welches von der einrichtung der Maschinerie keinen vortheilhaften Begriff giebt. Bey den folgenden Vorstellungen ging manches besser; der 3te Act musste aber in der Mitte getheilt werden. Hr. Schütz wurde nun in der hiesigen Zeitung befragt, warum er das Publicum auf eine solche seltsame Weise zum Besuch des Theaters ermuntre, und nicht lieber das Personale (vorzügl. für die Oper,) verbessere: denn je mehr uns die unübertrefflichen Darstellungen seiner Gattin entzückte, je auffallender zeigten sie den Abstand derselben gegen das übrige [Sp. 809:] Personale u. s. w. (Dieser Vorwurf scheint Ref, in zwiefacher Hinsicht ungerecht. Denn 1) war es bekannt, dass hr. Schütz mehrer Mitglieder erwarte: Hrn. und Mad. Becker, Hr. und Mad. Anschütz u. a. 2) verdiente das ganze Personale diese Verachtung nicht, es hat allerdings mehrere recht brave Mitglieder, und dass das Ganze sich verschlechtert hatte, lag daran, dass kein Kopf an der Spitze stand. Der Schauspieler J. Lange sagt in seiner Selbstbiographie (Wien 1808.9 sehr wahr: ‚Wol fand ich (im nördlichen Deutschland) Schaubühnen, auf denen ich manchen vorzüglichen Schauspieler sah, aber selten mehr als einen, und die Leitung  des Ganzen nirgends gut, wo sie nicht von einem, und einem guten Kopfe geführt wurde.‘) Hr. Schütz vertheidigte sich dagegen in einem etwas höhnischen Tone, fragte: ob der Tadler ein Taschenspielerstückchen kenne, Schauspieler in einem Nu einige 100 Meilen weit ‚herzublasen;‘ ob man Jemand zwingen könne, nach Königsb. in Pr. zu kommen; (diesen Ausdruck fand man sehr beleidigend;) ob man ihm ‚ein berühmteres Mitglied der Bühne, als seine Frau, in oder ausserhalb Deutschlands, nennen könne? (dies fand man wieder sehr anmassend,) u. s. w. Er wiederholte seine, in der angeführten Rede, gemachten Aeusserungen: dass, wenn es ihm nicht gelänge, das Theater zu verbessern, er die Direction niederlegen werde, indem er vortheilhafte bürgerliche Verhältnisse aufgeopfert habe, u. s. w. Hr. Schütz, der in mehreren komischen Rollen nicht sonderlich gefallen hatte, trat nun am 21sten Octobr. [1811-10-21] als Bürgermeister in des Esels schatten auf. Man pfiff bey seynem Erscheinen, einige angesehene Männer aber stellten die Ruhe wieder her. Die Sache wäre damit vielleicht abgemacht gewesen: allein mehrere behaupten, Hr. Schütz habe beym Schlusse des Stücks Zusätze gemacht, von zur Ruhe gebrachten Eseln gesprochen, und aufs Parterre gedeutet. Dem sey, wie ihm wolle: am 25sten [1811-10-25] war die Schachmaschine angekündigt; Hr. Sch. wollte den Grafen Balken spielen. Die Wachen waren verdoppelt, das Haus sehr voll. Der erste Act ging ruhig vorüber; als aber im 2ten Graf Balken erschien, fand ein ärgerlicher Auftritt statt. Es wurde gepfiffen und zwar von der Majorität des Parterre. Es war ein [S. 811:] entsetzlicher Lärm; man schlug sich u. s. w. Hr. Sch. sah sich genöthigt, abzugehen. Hr. Fleischer kam vor, und fragte, was man verlange. ‚Abbitte!‘ schrie Alles. Der Lärm dauerte bis 8 Uhr. hr. Sch. erschien endlich und erklärte: ‚er lege die Direction nieder.‘ Nun ertönte ein sehr lautes Bravo! und das Publicum musste nach Hause gehen. Man sagt, Hr. Sch. habe auch an öffentlichen Orten sichh über die bildung des hiesigen Publicums, vorzüglich des Handelsstandes, sehr nachtheilig geäussert, und dadurch die Katastrophe veranlasst. Jetzt wird die ganze Sache vor der Polizey verhandelt, indem mehrere bedeutende Männer noch immer auf öffentl. Abbitte bestehen sollen. So hat des Esels Schatten einen neuen, seltsamen Prozess erzeugt. In eine, hiesigen Blatte wurde gefragt, wo denn Krähwinkel liege? und Hr. Schütz  im Namen des ‚gebildeten Publicums gebeten, die Direction zu behalten. Dass er das nicht thun werde, war wol voraus zu sehen. mad. Schütz ist krank. – Wer hier recht oder unrecht hat? Non nostrum est, tantas componere lites.

Es liegt nicht an uns, solche Streitigkeiten beizulegen. – Publius Vergilius Maro: Bucolica, ecl.3; Palaemon, 105 ff. – Klamer Schmidt (Hrsg.): Klopstock und seine Freunde. Briefwechsel der Familie Klopstock unter sich und zwischen dieser Familie, Gleim, Schmidt, Fanny, Meta und anderen Freunden. Aus Gleims brieflichem Nachlasse, Bd. 2. Halberstadt 1810; S. 298, Nr. CXLIII, Gleim an Klopstock 1796-03-14.

Aber Ref. glaubt: Iliacos intra muros peccatur et extra.

Es wird innerhalb und außerhalb der Mauern von Ilium (Troja) gesündigt. – Quintus Flaccus Horaz: Episteln I, 2.

Sie werden über diesen Vorfall Darstellungen in allen Blättern lesen. Einige werden Hrn. Schütz, andre da Publicum verdammen. Ich habe mich begnügt, Ihnen die Facta unentstellt mitzutheilen, ohne für oder gegen Jemand Parthey zu nehmen – ein Verfahren, das ich immer beobachtet habe. Für den Augenblick ist vielleicht eine solche Darstellung weniger interessant, als die mit vollen Backen ausgeblasenen Lobsprüche oder ärgerliche Pasquille in gewissen andern Blättern; dafür behält aber die ruhige Erzählung noch einen Werth, wenn jene Aufsätze durch den Erfolg längst in iht Nichts zurückgekehrt sind. – Was nun aus unsrer Bühne werden soll, das wissen die Götter. Vor  der Hand spielen die Mitglieder unter der Regie der Hrn. Fleischer und Weiss. Hr. Schütz, der im Novembr. nach Russland abgehen will, zahlt bis zu seinem Abgange die Gage. Er soll bey der Entreprise des Theaters, die etwa 5 Wochen währte, 3000 Thlr. eingebüsst haben. – Unsrer Bühne wird wenigstens keine andre den Vorzug streitig machen können, in wenigen Jahren die meisten Revolutionen [Sp. 811:] erlebt zu haben, und wenn es wahr ist, dass ein hiesiger gelehrter die Aufschrift an unserm alten Comödienhause (Aman alterna Camoenae)

„Es lieben die Musen den Wechsel“, Vergil: Eklogen III, 59 (Palaemon; „Amant alterna Camenae.“); Camena (Plural Camenae) eine den griechischen Nymphen vergleichbare römische Quellgottheit. – Vgl.: Immanuel Johann Gerhard Scheller [1735-1803] / Georg Heinrich Lünemann: Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handlexicon vornehmlich für Schulen. Erster oder lateinisch-deutscher Theil, Bd. 1, Leipzig: Caspar Fritsch 1807, S. 193, Sp. 1: „Camena (Cämoena)“, die Muse, Gedicht oder Lied, nach Livius und Horatius.

einmal übersetzte: Die Musen lieben die Abwechselung: so hat aus ihm wahrlich ein prophetischer Geist gesprochen. (Einäscherung des alten Hauses. Darstellungen in einem kleinen Saale. Wiederaufbau des Hauses. Theilung der Gesellschaft zwischen Danzig und Königsberg. Banquerot des Hrn. Steinberg. Theateradministraion. bau des neuen Hauses. Einäscherung desselben. Spiel im alten Hause. Direction des Hrn Schwarz. Wiederaufbau des neuen Hauses. Zwistigkeiten des Hrn. Schwarz mit der Comité. Entreprise des Hrn. Heckert. Versöhnung mit Hrn. Schwarz. Abgang desselben. Direct. des Hrn. Steinberg. Tod und Banquerot desselben. Theater-Administration. Vereinigte Gesellschaft. Direction des Hrn. Schütz. Dessen Abgang. Vereinigte Gesellschaft. Alles in einem Zeitraum von etwa 14 Jahren!)

Am 24sten Octobr. debütirte Hr. Nordau (v. Breslauer Theater) als Eduard in Fanchon. Seine Stimme ist ein guter Bariton, dem freylich noch Bildung fehlt. Vor hohen Tenorrollen sollte er sich hüten; sein Falset ist mit den Brusttönen nicht gehörig ausgeglichen. Seine Figur empfiehlt ihn; er fand mässigen Beyfall. Der von Hrn. Schütz engagirte Ballettmeister, Herr Spangler

Wahrscheinlich das Schauspieler-Ehepaar Johann Samuel Spangler und der Sängerin Karoline Spangler geb. Feige.

aus Stettin, trat auch in einigen Rollen als Schauspieler auf. Am 27sten gab man das Hausgesinde, Singspiel mit Musik von Fischer. Es fand durch das brave Spiel des Hrn. Weiss, als Lorenz, Beyfall.

Von Concerten kann ich Ihnen auch nicht viel Bedeutendes melden. Hr. Musik-Director Riel feyerte den Todtag der unvergesslichen Königin durch eine Cantate, von Hrn. v. Arnim gedichtet, und von Hrn. G. Abr. Schneider componirt, die in der Schlosskirche aufgeführt wurde. Weder Text, noch Composition, noch Ausfüh- [Sp. 812:] rung erhielten Beyfall. – Ein 11jähriger Knabe, Wolfram,

Joseph Wolfram, geb. Mährisch-Neustadt 11.01.1798, gest. ? – Gustav Schilling (Hrsg.): Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicons der Tonkunst. Supplement-Band. Stuttgart: Franz Heinrich Köhler 1842, S. 441-443. – Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 58, Wien 1889, S. 25 ff.

aus Wien, gab zwey Concerte, in denen er die Flöte blies, aber nicht ausgezeichnet. Der talentvolle Concertm., Hr. Möser, erfreute uns bey seiner durchreise von St. Petersburg nach Berlin durch zwey Concerte, in welchen wir sein treffliches Spiel auf der  Violin bewunderten. Im 2ten dieser Concerte declamirte Mad. Schütz zwey Legenden von Göthe und A. W. Schlegel. Am 4. October führte Hr. Mus. Dir. Riel mit seinem Singinstitute die Chöre aus der Athalia von J. A. P. Schulz aus, kam aber kaum auf die Kosten. Am 19ten gab der Stud., Hr. Rohleder, ein Concert vor einem sehr kleinen Auditorium, und zeigte sich wieder als braven Klavierspieler. -Ein stehendes Winterconcert haben wir Armen wieder nicht zu hoffen. Der Mangel eines solchen in einer grossen Stadt ist immer ein sicherer Maasstab für den schlechten Zustand der Kunst daselbst. Der Verf. eines Aufsatzes über die hiesige Musik in No. 72 der berliner politischen Zeitung (!)

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Sicherlich die „Vossische Zeitung“ oder die „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“; der Jg. 1811 konnte nicht nachgewiesen werden.

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ist andrer Meinung. Nach ihm stet’s hier um die Musik sehr gut. Er gesteht aber selbst, nicht gründlich zu Werke zu gehen, ‚da es heutigen Tages nicht zum guten Ton gehöre, ein Ding bis auf den Grund zu erschöpfen‘ (!) Was thut man auch mit der Gründlichkeit! Bücklinge und Protectionsgesuche – das ist die Hauptsache, und siehe da, wer die macht, der macht alles – alles gut.

Der talentvolle 9jährige Samuel Klaage, dessen ich im 23sten St. dieser Zeit. als eines aufkeimenden, seltenen, musikalischen Talents erwähnte, ist durch ein Nervenfieber der Kunst, und seiner, auf ihn ihre Hoffnungen gründenden Familie entrissen worden. Solche zarte Blüten entfalten sich im Norden schwerlich. – “

 

Ein Korrespondent aus Königsberg publizierte seinen folgenden Text in mehreren überregionalen Zeitungen:

„Theater=Sturm.

Der Schauspiel=Direktor Schüz beantwortete eine Anfrage in der Königsberger Zeitung, warum er bloß auf Spektakel=Stücke Kosten verwende, und dagegen eine Vermehrung seiner Bühne vernachläßige, mit den Worten: ihn könne, bei der entschiedenen Unabhängigkeit seiner Verhältnisse, nichts in der Wellt hindern, die Direktion auf der Stelle wieder niederzulegen, so bald ihm seine gute Absicht, hier eine Bühne zu begründen, die, ihres schönen Lokals würdig, sich durch solche Darstellungen, wie die Jungfrau von Orleans, Merope, Oktavia, Jeannette, Medea, Ariadne & gewesen sind, mit allem Recht zu einer der ersten rechnen kann, verleidet werden sollte! – Dieß geschah. Am 21. Okt. [1811-10-21] ward Schüz, als Bürgermeister in des Esels=Schatten, gleich beim Auftreten, wahrscheinlich von der Parthey des anonymen fragers, mit Pfeifen empfangen. Dadurch fühlte sich Schüz veranlaßt, am 23., [1811-10-23] vor dem Anfangen des Schauspiels, hervor zu treten, und ernstlich zu erklären, daß er jede Mißhandlung, von Seiten auch nur einer Parthei im Publikum, für eine Aufforderung ansehen werde, die Direktion niederzulegen. Während seiner Rede ward er häufig durch Gelächter, Pfeiden, Klatschen und Bravorufen unterbrochen. Das Stück begann, und der erste Aufzug ward glücklich zu Ende gespielt, so auch die drei ersten Auftritte des 2ten Aufzuges; als aber Schüz als Graf auftrat, so nahm das Bravorufen, Klatschen und Pfeifen, so sehr überhand, daß man ihn nicht zu Worte kommen ließ, und eine Parthei wollte die andere zum Schweigen bringen. Er trat ab. Nach mehrern Unterhandlungen fiel der Vorhang. am 28. darauf [1811-10-28] machte Schüz dem Publikum schriftlich bekannt, daß er die Direktion niedergelegt habe, und Königsberg zu Ende des Novembers verlassen werde.“

 

 

 

Nachzutragen ist noch, was Hagen 1863 in den Zusammenhang mit der Studentenzeit des Dichters stellt, von dem er zuvor schrieb: „Als die Hendel-Schütz auf dem Theater in Königsberg durch ihre mimischen Darstellungen entzückte, ließ sie [Me: die Mutter Max von Schenkendorfs] eine große Nische herrichten, damit hier Aehnliches versucht würde.“  

 

So verwundert es nicht, dass Jettchen Barcklay auch später noch Schleiertänze aufführte.

 

 

 

 

Literatur:

Allgemeines Theater-Lexikon Bd. 4, 1841, S. 213-215

Heinrichs, A. (Hrsg.): Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf das Jahr 1850, 14. Jg., Berlin 1850-01-012, Selbstverlag, S. 60-63

 

 

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