Naturlehre für den gemeinen Mann.
1784
Jung-Stilling gibt hier der bäuerlichen Bevölkerung einen Abriß der Naturlehre. Im Jahr 1816 schrieb er ein ähnliches Werk für die Schülerinnen eines Mädchenpensionats. Neben vielen Übereinstimmungen finden sich entsprechend dem Fortschritt in Forschung und Wissen auch Änderungen. Ein Vergleich ist lohnend.
Manche Bezeichnungen konnte ich nicht auflösen; für jede Hilfe bin ich dankbar.
Naturlehre für den gemeinen Mann.
Seht, meine lieben Landleute! ich habe
euch nun im Volkslehrer eine Geschichte der
Menschheit angefangen, da hab ich euch nun
schon seit langer Zeit beschrieben, und aus der
Bibel und andern Geschichten erzählt, wie der
liebe Gott von Anfang der Welt an bis dahin
wo die Kinder Israel das gelobte Land er=
obert hatten, mit den Menschen hausgehalten,
und wie er sie geführt hat, nun will ich, wills
Gott! ferner damit fortfahren, und euch alles
merkwürdige ferner erzählen, bis an den heu=
tigen Tag; da werdet ihr dann bekannt mit
allerhand nüzlichen Dingen, da lernt ihr den
lieben Gott und seine Vorsehung kennen, und
noch andre Dinge mehr, die euch ergezen, er=
bauen, und belehren.
Nun weiß ich gewiß, daß euch nichts nüz=
licher ist, als die Erkänntniß der Natur. Wenn
ihr die Naturlehre versteht, so könnt ihr aller=
hand Geheimnisse begreifen, ihr lernt dann
vieles, daß euch in eurer Landwirthschaft, und
in euern Haushaltungen unaussprechlich vor=
theilhaft ist, das könnt ihr aber nicht eher or=
dentlich begreifen, bis ihr einmal ein und an=
ders von dieser Wissenschaft kennt, dann wer=
det ihrs mit Freuden recht einsehen und er=
kennen lernen.
Ichwill euch also alles treulich und ein=
fältig lehren:
Ihr kennt die sogenannte vier Elemente
Erde, Wasser, Luft und Feuer; nun giebt
es aber noch weit mehrere feine Materien,
die ihr noch nicht kennt, die aber doch eigentlich
nichts anders als Dinge sind, die aus obigen
vier Elementen zusammen gesezt sind. Ich
will also einmal zuerst nur von den vier Elemen=
ten reden; so viel nemlich als euch nüzlich und
dienlich ist, denn von hohen und wichtigen Sa=
chen kan ich mit euch nicht reden, sie nüzzen
euch nicht, und dann versteht ihr sie ja auch
nicht einmal.
Also will ich euch zuerst das erste Element
die Erde beschreiben.
Unsre Erdkugel, worauf wir wohnen, ist
eine sehr grose Kugel, die aus Erde und Meer
besteht; obgleich die Erde Berge und Thäler
hat, und also ungleich, uneben ist, so ist sie
doch rund; denn weilen sie sehr gros ist, so
machen die größten Berge keinen Unterschied;
zum Exempel: eine Wallnuß ist länglich rund,
ob sie gleich auch rund umher viele Runzeln
hat, so sind auch die Berge und Thäler nichts
anders als Runzeln auf unserer Erdkugel.
Wenn man einige Meilen hoch in die Luft
steigen könnte, so würde man tief drunten die
erde sehen, und die Berge würden einem dann
als Maulwurfshaufen vorkommen, oder als
grose Runzeln, und so ist es auch, anders
nicht.
Ich hab manchmal mit Bauers= und Hand=
werksleuten gesprochen, die konnten nicht be=
greifen, daß die Ede und das Meer zusammen
eine Kugel ausmachten, sie stellten sich die Er=
de als einen grossen Tisch vor, und wo die
Erde als Scheibe; Weltbild vor Kopernikus.
Länder und Inseln gleichsam im Wasser schwäm=
men, der Himmel kam ihnen vor als ein Ge=
wölbe, welches dann rund an diesen Tisch stieß;
so stellen sich die mehresten von euch die Sache
vor, aber so ists nicht. Die ganze Erde ist eine
runde Kugel, die in der freyen Luft schwebt,
so wie der Mond am Himmel auch eine runde
Kugel ist, die auch Berge und Thäler hat, wie
ich euch das im Verfolg so gewiß bewei=
sen werde, als zweymal zwey vier ist.
Wenn eine Mondsfinsterniß ist, so kommt
das daher: Der Mond hat gar kein Licht von
sich selbst, sondern wenn die Sonne auf ihn
scheint, so leuchtet er, und wenn die Sonne
nicht auf ihn scheint, so leuchtet er auch nicht;
Wenn also nichts zwischen die Sonne und den
Mond kommt, so kan auch die Sonne den
Mond bescheinen, aber er leuchtet uns des
Nachts; wenn aber nun die Erde zwischen die
Sonne und den Mond kommt, so ists ja na=
türlich, daß die Erde einen Schatten auf den
Mond werfen muß, und das heist man dann
eine Mondfinsterniß. Nun gebt acht: be=
seht einmal den Schatten am Mond, wenn er
verfinstert ist, ob er nicht rund ist? ist aber
der Schatten rund, so muß ja auch der Erd=
körper rund seyn, oder meynt ihr wohl, daß
ein Hackenstiel, oder eine Scheere einen Ku=
gelrunden Schatten werfen könne?
Es giebt aber noch mehrere Beweise, daß
die Erde eine runde Kugel ist.
Es hat schon viele geschickte Schifmänner
gegeben, die rund um die Welt geschift
sind, der lezte unter allen die ich weiß, war
der engländische Schifkapitain Cook, der hat
James Cook: berühmter Weltumsegler, geb. 27. Okt. 1728 in Marton (Yorkshire), gest. 14. Febr. 1779.
mehr als einmal die Reise gemacht, und auf
der lezten wurde er vor drey Jahren auf ei=
ner wilden Insel von den Wilden todgeschlagen.
Mit diesem Cook ist der Herr Professor
Forster in Hessen=Kassel um die ganze Welt
Johann Reinhold Forster: Reisender und Naturforscher, geb. 22. Okt. 1729 zu Dirschau in Westpreußen, gest. 9. Dez. 1798 in Halle, erhielt 1772 den Antrag, Cook auf seiner zweiten Entdeckungsreise als Naturforscher zu begleiten; besaß eine bedeutende Literaturkenntnis in allen Fächern und sprach und verstand 17 Sprachen, darunter Koptisch und Samaritanisch. Er schrieb: "Introduction into mineralogy" (Lond. 1768); " Flora Americae septentrionalis" (das. 1771); "Liber singularis de bysso antiquorum" (das. 1776); "Observations made during a voyage round the world" (das. 1778; deutsch von seinem Sohn, Berl. 1779 bis 1780, 2 Bde.; 2. Aufl. 1783, 3 Bde.); "Zoologiae rarioris specilegium" (Halle 1781, 2. Aufl. 1795); "Geschichte der Entdeckungen und Schiffahrten im Norden" (Frankf. a. O. 1784); mit seinem Sohne: "Descriptio characterum et generum plantarum, quas in itinere ad insulas maris australis 1772–1775 coll." (Lond. 1776; deutsch von Kerner, Götting. 1776) und gab heraus mit Sprengel: "B eiträge zur Völker- und Länderkunde" (Leipz. 1781–83, 3 Bde.) und "Magazin neuer Reisebeschreibungen" (das. 1790 bis 1798, 10 Bde.). – Forster: Reise um die Welt während der Jahre 1772 – 1775. Berlin, 1779 - 1780. Bd. 1-2, zitiert 1785 in: gemeinnütziges Lehrbuch / der / Handlungswissenschaft und Die / Grundlehre / der / Staatswirthschaft / [...] / 1792.
gereist, der hat auch die Reise beschrieb; wenn
man gegen Abend immer fortschift, immer
fort, und um die Länder und Inseln herum
herum [sic] fährt, um Amerika herum, so kommt
man auf ein groses Meer, welches fünfzehn
hundert Meilen breit ist, und das stille Meer
heist, die ist gerad unter und, wenn man über
dies Meer ist, so kommt man in Ost=Indien
heraus, und das liegt uns gegen Sonnen Auf=
gang, fährt man alsdann immerfort gegen
Sonnen Untergang zu, so kommt man endlich
wieder dahin wo man weggefahren ist, und
man hat alsdann eine Reise rund um die Welt
gemacht, nun ists curios, wenn man im=
mer gegen Abend gefahren ist, und man kommt
dann endlich wieder in Holland an, wo man
ausgefahren ist, so hat man einen Tag weni=
ger als die Leute in Holland, z. E. wenn man
in Holland ankommt, und es ist Freytag, so
rechnet man auf dem Schif erst Donnerstag,
wenn man auch recht gezählt hat, denn dadurch
daß man immer gegen Sonnen Untergang
oder mit der Sonnen gereist ist, hat man ei=
nen Tag verreist. Wenn an aber gegen Mor=
gen zu immer fort, und einmal um die Welt
reist und man kommt dann wieder, so hat man
einen Tag mehr, und wenn es dann Freytag
ist, so hat man schon Samstag, das ist aber
ganz natürlich, und läst sich leicht begreifen,
wenn ihr recht darüber nachdenkt.
Aus diesen Reisen könnt ihr leicht sehen,
daß die Erde eine runde Kugel seyn muß, sonst
könte man ja nicht rund um sie herum reisen.
Nun haben mir als oft Bauers= und Hand=
werksleute eingewandt, das könte doch nicht
möglich seyn, das Meer müste doch gleich und
eben seyn, denn das Wasser könte doch nicht
rund seyn. Ja wohl! ist es rund, und macht
mit der Erde eine einzige Kugel aus: wenn
man auf dem Meer fährt, und sieht weit übers
Meer weg durch ein Fernglas, und es kommt
von weitem ein Schif, so sieht man nicht das
ganze Schif, sondern nur oben die Spizzen
von den Mastbäumen, je näher aber das Schif
kommt, desto mehr kan man von dem Schif
sehen, das kommt daher weilen das Wasser
zwischen den zweyen Schiffen rundlich, und
wegen der Ründe erhaben ist, so k an man we=
gen dem Wasser das untere Theil vom Schif
nicht sehen.
Ja sagten mir dann die Leute; wie kommt
es aber denn, daß das Wasser unter der Er=
den, und die Schiffe und die Leute, welche da
sind, nicht herunter in die Luft und in den
Himmel fallen?
Seht! das will ich euch auch nun erklä=
ren: Warum fallen wir dann nicht in die Hö=
Schwerkraft.
he und in die Luft hinein? – Da werdet
ihr lachen, und sagen, wer wird den in die
Höhe fallen? – nun frage ich weiter, und
sage: ja warum denn nicht? nun da gebt mir
nur Antwort drauf, warum fallen wir denn
nicht in die Höhe? – eben so ist es um die
ganze Erdkugel herum, die Erdkugel hat eine
anziehende Kraft, alles was sich von ihr ent=
fernt, das zieht sie an sich und das rund um
die Erde herum, daher fällt nichts von ihr
weg, das heist man dann die Schwere; seht
nun könnt ihr begreifen warum nichts von der
Erde wegfällt. Wiederum sagten mir als die
Leute; da müste man ja aber auch fühlen, daß
man mit dem Kopf untern und mit den Füsen
oben wäre, wenn man unter der Erden wä=
re? – Nein! das kan man nicht empfinden,
man ist nun einmal so gewöhnt, die Erde un=
ten, und den Himmel über sich zu haben, daß
mans nicht anders meynen kan; Ey! wißt
ihr denn auch wohl daß wir alle 24 Stunden
einmal unten und einmal oben auf der
Erden sind? – Wisset ihr auch, daß sich die Erde
in 24 Stunden einmal herum dreht, und daß
die Sonne nicht vom Plaz geht?
Das können die gemeinen Leute nicht glau=
ben; als ich noch ein Handwerkspursche war,
da wuste ich das alles schon, und als ichs mei=
nem Meister beweisen wollte, da wurde er bö=
se, er glaubte ich wollte ihn für einen Narren
halten; vielleicht glaubt ihrs auch nicht, allein
ich will euch die Sache erklären, es ist gewiß
nicht anders.
Die Sonne ist viele Millionen Meilen
weit von uns entfernt, nun stellt euch nur ein=
mal vor, wenn die Sonne in 24 Stunden ein=
mal um die Erde laufen sollt; da müßte sie ja
viel tausend Meilen in einer Stunde fortschie=
sen, und das ist unmöglich, die Sonne ist auch
viel hundertmal gröser als unsre Erdkugel, da
sollte nun eine so grose Kugel um ein klein Kü=
gelchen herum laufen, das wär ja gar wun=
derlich; daß wir nun meynen die Sonne gieng
von Morgen gegen Abend fort. Das ist ein
Betrug der Sinnen: Wenn man auf dem
Moor, oder auf einem Fluß fährt, so meynt
man immer das Schif stünde still, und die Städ=
te und Dörfer am Ufer liefen fort, und das
ist doch nicht, denn das Schif geht fort, so
ists auch mit unserer Erde, die dreht sich alle
24. Stunden einmal herum wie ein Rad an
seine Achse, Berg und Thal, Flüsse, Ströme,
Häuser, Städte, Dörfer , Menschen und Thie=
re, alles geht mit herum, da meynten wir denn,
wir stünden still, und alles am Himmel, Son=
ne, Mond und Sterne giengen auf und unter
und das ist nicht so, sondern die Erde mit al=
lem was darauf ist, mit der Luft, dreht sich
herum. Die Sternkündiger haben das auch
Astronomie, Astrologie
schon lang gewust, sie richten ja alle ihre Rech=
nungen mit den Sonnen= und Mondfinsternis=
sen, und mit dem Lauf der Planeten darnach
ein, und das trift ja alles auch ein, zum gewis=
sen Beweis, daß die Erde in 24. Stunden
einmal herum geht.
Zugleich aber geht auch die Erde alle Jahr
einmal um die Sonne herum; die Sonne ist
im Mittelpunkt der Welt, und die Erde geht
im Jahr einmal, im Zirkel um sie herum,
die Sonne bleibt immer in der Mitte stehen,
sie dreht sich aber auch in 25 Tagen einmal
wie ein Rad herum, denn in der ganzen Wewlt
ist alles in Bewegung.
Oftmals haben mir die Leute die Ein=
wendung gemacht, denn müste aber doch die
Bibel unrecht haben, denn da heist es: der Jo=
sua hätte gesagt, Sonne stehe still zu Gi=
beon, und Mond im Thal Ajalon,
Jos 19, 12 f.; vgl. Hab 3, 11.
wenn nun die Sonn und der Mond still stün=
den, so hätte ja die Bibel unrecht; und
wiederum heist es auch öfters in der Bibel, die
Vgl. Hiob 9, 7; Kohelet 1, 5; Jes 13, 10; Jak 1, 11.
Sonne gienge auf und unter. Hört ihr Leu=
te! das ist eine recht thörichte Einwendung;
es heist ja auch oft in der Bibel, unser Herr
Gott sey sehr zornig gewesen, auch wird ge=
Anthropomorphismus Gottes
sagt, Er habe Arme, Augen und Füse, wie ein
Mensch, das ist ja aber alles nicht so, Gott
wird nie zornig, sondern wenn wir sündigen,
so folgt unsre Strafe und Verdammnüß aus
der Natur der Sünde selbst, Gott aber verändert
sich nicht, so daß er bald gut bald böse würde,
Er bleibt immer wie Er ist; Seht so richtet
sich immer die Bibel nach den Begriffen des
gemeinen Mannes; in Sachen die zur Seelig=
keit nöthig sind, da spricht die Bibel immer so
wie es die Natur der Sache erfordert, aber in
andern weltlichen Dingen, da kan man sich nicht
immer so genau an ihre Ausdrücke kehren.
Die eigentliche Beschaffenheit der Welt ist
also folgendergestalt eingerichtet: in der Mit=
ten ist die Sonne, zunächst um die Sonne
läuft der Planet Merkur, dann die Venus,
dann unsre Erde, dann der Mars, dann der
Jupiter und dann der Saturnus, um unsre
Erde läuft der Mond in 28 Tagen, um den
Jupiter verlaufen verschiedene Monden, und
um den Saturnus geht ein sehr groser Ring,
welcher auch leuchtend ist. Alle diese Plane=
ten sind so Erden wie die unsre, und es woh=
nen auch Menschen drauf, die uns ähnlich
sind; vermuthlich auch Thiere, da muß es
dann auch allerhand Gewächse geben.
Nicht wahr! wär es nicht schön, wenn
wir nach diesen herrlichen Welten hinreisen
könnten? Lieben Freunde! es kommt eine
Zeit, dann werden wirs können, nach unserm
Tod, wenn wir keine so grobe Körper mehr
Feinstoffliche und grobstoffliche Welt.
haben, denn werden wir vermuthlich alle die
Herrlichkeiten Gottes in den Himmels Kör=
pern beschauen können, sind nicht auch Engel
so auf unserer Erde gewesen? und das sind
ja wohl Bewohner von diesen himmlischen
Welten; Gott was werden wir noch alle für
Wunder erleben, wenn wir einmal hier über=
wunden haben, und unserm Erlöser treu geblie=
ben sind, alle Herrlichkeit auf dieser Welt wird
nichts gegen jene Herrlichkeit seyn, in unsers
Vatters Reich, aber glaubt mir nur, niemand
kommt dahin, der nicht fromm gewesen ist,
das heist: der nicht hier so viele Liebe an den
Nebenmenschen ausgeübt hat, als nur mög=
lich ist, darauf kommt das meiste an, je mehr
Liebe, aber thätige Liebe wir unsern Neben=
menschen erweisen, desto seeliger werden wir
seyn.
Vielleicht glaubt ihr wohl nicht, daß es in
den Sternen Menschen giebt? Das will ich
euch beweisen: Gesezt ihr reiste durch ein frem=
des Land, und sähet von weitem Thürne [sic; Türme], Häuser,
kurz ihr sähet dort eine grose Stadt vor euch
liegen, wolltet ihr nun wohl einen Augenblick
daran zweifeln, daß da Menschen wohnten? –
Gewis ihr werdet nicht daran zweifeln; aber
eben so ist es mit den himlischen Cörpern:
Durch die Ferngläser, und durch andre Be=
rechnungen wissen wir, daß die Planeten sehr
groß sind, einige sind viel gröser als unsre
Erde, und andre auch etwas kleiner, auch sieht
man, daß Erde und Wasser, daß Berge und
Thäler darinnen sind; was meynt ihr nun
wohl, sollte wohl Gott diese grose Weltkör=
per, die eben so eingerichtet sind, wie unsre
Erde, um nichts geschaffen haben? das ist ab=
surd von dem weisen Gott zu denken. Nein!
dort wohnen auch Menschen, unsre Brüder,
die wir auch in jener Welt werden kennen ler=
nen, da werden wir mit ihnen umgehen, und
ihnen erzählen, daß der Herr auf unserer sün=
digen Erde seye Mensch geworden, um uns, die
aller verworfenste und sündhafteste Ge=
schöpfe, auch zu erhalten, und selig zu machen.
Ich muß aber auch allen Einwürfen be=
gegnen die ihr mit machen köntet: ihr könnt
mir vielleicht sagen, ja aber, wie können die
Planeten, als der Mond, die Venus und an=
der Sterne leuchten, wenn sie so sind wie un=
sre Erde, denn unsre Erde leuchtet ja nicht.
Ja freylich leuchtet unsre Erde, wo die Son=
ne drauf scheint, und zwar sehr helle; das will
ich euch beweisen: gebt einmal auf das jung
Licht des Mondes acht, so werdet ihr finden,
daß der Mond an der Seite gegen die Sonne,
so wie eine Sichel, helle erleuchtet ist, der
der [sic] übrige Theil des Mondes ist dunkelbraun,
warum aber nicht ganz schwarz? Ey! darum,
weil es da auf dem Mond Nacht ist, und wie=
len es da auf dem Mond Nacht ist, und wie=
len da unsre Erde in der Nacht scheint, daher
sieht man, daß der Mond erleuchtet ist,
es ist also gewiß, unsre Erde scheint den Leuten
im Mond, eben so wie uns der Mond scheint;
nur kommt den Leuten im Mond unsre Erde
viel gröser vor, als uns der Mond, denn die
Erde ist ungefehr 20mal gröser; den Leuten
im Mond wird also unsre Erde so groß vor=
kommen, als ein kleines Karrenrad.
Am Mond kan man auch am allerbesten
sehen, daß die Planeten Berge und Thäler ha=
be, wenn das Licht jung ist, und man sieht dann
durch ein gutes Fernglas in den Mond, so kan
man ordentlich sehen, wie da, wo das Mond=
licht an das Dunkle gränzet, die Bergespizzen
anfangen licht, und von der Sonnen beschienen
zu werden, in den Thälern aber ists dann noch
dunkel. das hab ich selber oft gesehen, aber im
Mond sind die Berge viel höher und gröser als
auf unserer Erde.
Das ist auch merkwürdig, der Mond dreht
sich nicht alle 24. Stunden herum, er bleibt
immer in seiner Stellung stehen, auch kehrt er
uns immer nur eine Seite zu, die andre Sei=
tes des Mondes hat noch niemals ein Mensch
gesehen; ich hab als gedacht, vielleicht ist auf
der andern Seite des Monds lauter Wasser,
daß da niemand wohnt, denn wenn da Leute
wohnen, so haben sie's übel, denn im Mond
ist ein Tag so lang als bey und 28. Tage,
folglich ist auch eine Nacht so lang, auf der
vordern Seite des Monds, da scheint nun unsre
Erde hell gnug, so, daß die Leute da wohl zu=
recht kommen können, aber auf er hintern
Seiten, da scheint unsre Erde nicht hin, da
müsen also die langen Nächte recht traurig
seyn, wenn aber nichts als Wasser da wäre, so
wärs einerley, dann wohnte ja niemand da.
Im nächsten Stück werde ich nun forfah=
ten euch dergleichen Erkänntnisse mitzutheilen.
==
Fortsezzung der Naturlehre für den
gemeinen Mann.
Im vorhergehenden Stück beschrieb ich euch
den Himmelslauf ein wenig, so viel als euch
davon zu wissen nüzlich ist. Nun will ich wie=
der von der Erde reden, und euch da alles or=
dentlich beschreiben: Die Erde besteht aus
Berg und Thal, aus gebirgigten und ebenen
Ländern,. überall findet man die Erde sehr ver=
mischt aus Steinen, Sand, und aus ordent=
licher Erde. Der Sand ist nichts anders als
kleine Steine. Doch ich will euch das alles
ordentlich beschreiben:
Alles was zu Erde gehört, kan man in
vier Theile theilen
1) in Erden und Steine,
2) in Salze,
3) in Erdharze,
4) in Metalle und Halbmetalle.
Nun will ich zuerst von Erden und Steinen
reden: Die Steine sind eigentlich nichts an=
ders als verhärtete Erden, und die Erden im
Grund nichts anders als zermalmte Steine.
Erden und Steine sind dreyerley, entweder
sind sie Kalkartig, oder Thonartig, oder
Kieselartig, ich will alle drey Arten nach
einander beschreiben:
Die kalkartigen Steine sind weich, und geben
mit dem Stahl kein Feuer, und wenn man sie im
Feuer brennt, so werden sie noch weicher, und lö=
sen sich ganz im Wasser auf so daß sie mit demsel=
ben zu Kalk oder zu einem weisen Brey werden.
Man findet die Kalksteine und Kalkerden allent=
halben häufig; Die vornehmsten Arten derselben
sind: der gemeine Kalkstein, woraus man den
Kalk brennt, er sieht gemeiniglich grau aus,
man kennt ihn daran, wenn man ein wenig
Scheidwasser darauf schüttet, so fängts an zu
Salpetersäure (Scheidewasser, Aqua fortis) HNO3
kochen, und einzubeißen, das thuts in andern
Steinen nicht; wenn er noch roh ist, so kan
man ihn zum Mauern und Pflastern wohl
gebrauchen, wenn er aber gebrannt, und ge=
löscht ist, so dient er zum Mörtel, zum Weis=
sen, zum Düngen auf die Felder, und zu an=
dern Sachen mehr. Dann findet man noch
eine Kalkart, welche fasricht ist, wieder einem
andern Kalkstein, der sieht aus wie ein Schiefer=
stein, und dann kommt der Marmor.
Der schöne Marmor, welcher bald einfärbig
bald bunt ist, ist auch ein Kalkstein, denn wenn
man ihn ordentlich brennt, so wird ein schöner
Kalk daraus, ungebrannt aber läst er sich schön
schleifen und poliren, dann macht man aller=
hand schöne Sachen daraus.
Die gewöhnliche weise Kreyde [sic; Kreide], die ihr
alle kennt, ist auch eine Kalkart, ob sie gleich
keinen lebendigen Kalk giebt, man findet ganze
Berge von Kreyde.
Die vielerley Arten des Gypses sind auch
kalkartiger Natur, sie sind aber mit einer Vi=
triolsäure vermischt, wenn man den Gyps sehr
lange brennt, so wird auch Kalk daraus. Das
sind nun die vornehmsten Kalkarten. Nun
kommen die Thonarten.
Die thonigten Erden sind alle fettig an=
zufühlen, und die Steine aus dieser Erden ge=
ben auch am Stahl kein Feuer, das ist aber
merkwürdig, an den Thonarten, daß sie im
Feuer immer fester werden, je länger man sie
brennt.
Der gemeine Töpferthon ist grau von
Farbe, man findet ihn fast überall; man kan
Ziegel, und allerhand irrden Geschirr daraus
brennen, wenn man ihn mit Wasser vermischt,
und recht stark durcheinander arbeitet.
Die Walkererde findet man seltener, sie
ist sehr fett anzufühlen, schäumt mit dem
Wasser wie Seife, und zieht sehr stark das
Fett in sich, wenn man eine solche Erde fin=
det, so nehme man sie wohl in acht, denn
man kan sie an die Wollentuchwalker theuer
verkaufen.
Die Porcellanerde, ist ein sehr feiner
weißer geschmeidiger Thon, woraus, wenn
man feine Kiesel dazu sezt das kostbare Por=
zellan gemacht wird.
Der Fayencenthon ist auch ein weiser
schöner Thon, man nennt ihn auch Pfeiffen=
erde, daraus kan nun allerhand gemacht wer=
den, als Tobakspfeiffen und schlechtes Por=
zellan.
Die Boluserden, sind auch Thonerden,
die sind nun auf allerhand Weise gefärbt, man
kann auch Pfeiffenköpfe Theegeschirre, und
dergleichen daraus machen.
Dazu gehört auch der Röthelstein, dann
giebts auch noch eine sehr feine Thonart, wel=
che Steinmark genannt wird, und woraus
vielleicht die meerschaumene Pfeiffenköpfe ge=
macht werden.
Der Trippel den man zum schauern [sic; scheuern] und
reinigen gebraucht ist auch ein Thon, er ist
aber mager, und nicht so fett im Anfühlen
als die andern Thonarten, dabey ziemlich
fett.
Der Mergel ist auch eine weiche steinig=
te Thonart, und von mancherley Erdarten,
auch manchmal mit Kalkerde vermischt, man
braucht ihn an vielen Orten zum Düngen auf
die Felder, die Mergelsteine zergehen an
der Sonne man darf sie daher ja nicht zum
mauren und pflastern gebrauchen.
Der Leim oder Letten ist gelbbraun,
geln, auch wohl blaulich, man findet ihn al=
lenthalben, es ist eben nicht viel damit zu
machen.
Die Dammerde, oder schwarze Erde
ist allenthalben bekannt, es ist die Erde wo=
rinn alles wächst, die man in Garten, Wie=
sen, Feldern, im Wald und überall wo et=
was wächst findet, es ist die eigentliche frucht=
bare Erde, die aus der Fäulung aller Ge=
wächse und Thiere entsteht, sie ist auch eine
Thonerde.
Nun kommen noch allerhand Steine die
aus Thon bestehen, als
Der Spekstein [sic; Speckstein], dieser ist bald weiß,
bald röthlich, bald grünlich, und fühlt sich
weich an, wie ein Stück Seife, man kan
allerhand Geschirr daraus machen, denn er
läst sich gut schneiden, und verarbeiten.
Der Nierenstein ist grünlich, bald durch=
sichtig, so wie ein Feuerstein, man kan auch
allerhand daraus machen, wie aus dem Spek=
stein, er läst sich auch recht glänzend poliren.
Der Serpentinstein ist schön, man kan
auch allerhand Geschirr draus machen, er
sieht schwarz grün aus, zuweilen auch grau, oft
hat er auch schöne dunkelrothe Adern.
Noch giebts eine besondere Art Stein,
welcher auch aus Thon besteht, und der
Topfstein genannt wird, den man kan
Töpfe zum kochen daraus drechseln, die mehr
als hundert Jahre halten. Dieser Stein ist
nicht so fein als der Serpentinstein, und
läst sich auch nicht so glatt machen.
Noch giebts Thonarten die sehen schim=
mernd aus, als wenn Gold und Silberfun=
ken darinnen lägen, man heist diese Thonar=
ten Glimmer; hieher gehören folgende
Stein oder Erdarten:
Der Talk, dieser ist gewöhnlich silber=
weiß, auch wohl grünlich, und fühlt sich aus=
serordentlich fett an.
Das Kazzengold und Kazzensilber gehört
auch hieher.
Das rußische Frauenglas, ist eine ar=
tige Steinart, man findet es in ganz dünnen
Platten, oft so groß wie ein Bogen Papier,
und ganz durchsichtig, so daß man in Sibe= [sic; Sibirien]
rien Fenster daraus macht.
Das Bleystift ist auch eine solche Thon=
oder Talkart, womit man schreiben kan.
Dann giebts noch eine Art Steine welche
hieher gehören, diese bestehen aus lauter
Fasern, so man sie, wenn man ordentlich
damit umzugehen weiß, zu feinem Garn spin=
nen, und Tuch daraus weben kan; dieser
Stein heist Asbeststein, wenn man aus
dem Garn einen Docht in eine Lampe macht,
so verbrennt er nimmermehr, so daß man
ihn immerfort brauchen kan, das Tuch dar=
aus ist auch schön weiß wenns schmuzig ist,
so wäscht mans nicht, sondern man steckts
nur ins Feuer, und glüets recht aus, so
wird’s wider schön weiß. Ihr mögt das
wohl nicht glauben, aber es ist gewiß wahr.
Endlich giebts noch einige Steine, welche
aus schwarzen Thon bestehen, als der Schie=
ferstein, oder Leyenstein, den man zum
Dachdecken gebraucht, er ist gemeiniglich
schwarz, oder schwarzblau, zuweilen ist er
auch grau, sogar findet man ihn in der
Schweiz schön roth und grün.
Der Probierstein ist härter und feiner
als der Schiefer und bricht auch nicht in so
dünnen Tafeln, als der Schiefer, sondern
dicker, hieher gehören auch die feinen schwar=
zen Wezsteine, die man zu den Scheermessern
gebraucht.
Die schwarze Kreyde scheint nur ein wei=
cher Schieferstein zu seyn.
Dies sind nun die Thonarten, nun fol=
gen die Kieselarten.
Die Kieselarten kennt man alle daran,
daß man mit einem Stahl Feuer daran schla=
gen kan; auch kan man Glas damit schnei=
den, und wenn man ein gewisses Salz dazu
sezt, so schmelzen sie zu Glas.
Der Demant oder Diamant ist unter
allen Kieselsteinen der schönste und kostbarste,
er ist weiß durchsichtig, und wenn ein Licht
darauf scheint, so strahlt er mit unbeschreib=
lich schönen Regenbogen Farben; er ist auch
unter allen der allertheuerste und kostbarste
Edelstein, je größer er ist, desto theuerer und
kostbarer ist er auch, man hat wohl Diamante,
die ein ganzes Fürstenthum werth sind, wenn
sie groß sind, und recht viel Farben von sich
strahlen, so nennt man sie Brillante. In=
desen hat dieser kostbare Edelstein weiter kei=
nen Nutzen, als das er vornehmen Personen
zum Pracht, und zum Schmuck dient.
Nach den Diamant ist wohl der Rubin
der schönste und kostbarste Kieselstein, oder
Edelstein, er ist roth durchsichtig, und recht
schön, man hat vier Arten Rubinen. 1) Den
Carfunckel, der ist am schönsten hochroth.
2) Den Rubibalais, welcher blässer und
fast rosinfarb ist. 3) Den Rubispinell der
ist violett= oder blaulichtroth, und 4) den
Rubizell der ist gelbroth.
Der Topasier ist auch ein schöner Edel=
stein, er sieht bleichgelb aus.
Der amerikanische Topasier, oder der
Schneckenstein ist aus blasgelb, oft auch
dunkelgelb, oder röthlich.
Der Smaragd ist schön grün.
Der Sapphir [sic; Saphir] himmelblau, beide gehören
unter die kostbarsten Edelgesteine.
Der Beryll sieht wasserblau, oder perl=
färbig aus, zuweilen ist er auch gelblich grün,
und dan heist er Goldberyll.
Der Amethyst ist violet.
Der Hyacinth, sieht feuerfarbig, roth=
gelb, oder oraniengelb, aus.
Der Jargon ist sehr hart, sieht blaß gelb=
grünlich aus.
Der Crysolith ist schön grün gestreift.
Der Turmalin ist ein besonderer Stein,
man hat drey Arten, braune und grüne,
diese sind durchsichtig, und schwarze, diese
sind undurchsichtig. Dieser Erdelstein hat das
sonderbare, daß er Asche anzieht, wie ein
Magnet, wenn man ihn heiß macht.
Der Granat sieht schön dunkelroth aus.
Der Opal ist ein vortreflicher Stein,
mehrentheils sieht er milchweiß aus, doch spielt
er vortreflich mit allen Farben, er ist bald
mehr bald weniger durchsichtig.
Dieses sind nun die eigentlichen wahren,
und so theuere und kostbare Edelgesteine, die
mehresten und besten kommen aus Ostin=
dien, andere auch aus Amerika, in unserm
Europa findet man sie seltener und auch
nicht einmal so gut.
Sie gehören alle zu der Ordnung der Kie=
selsteine. Nun folgen nach mehrere Kieselar=
ten, die aber nicht so schön, und so kostbar
sind, man findet sie in Teutschland auch
ziemlich häufig.
Die Quarzige Steine sind auch durch=
sichtig, und gemeiniglich sechseckigt, hieher ge=
hören:
Die falsche Demante, deren man in Eu=
ropa gnug findet, sie spielen auch mit Far=
ben, aber nicht so schön, wie die rechten De=
mante, und sind auch nicht so theuer.
Der Bergcrystall bricht in der Schweiz
in den Alpengebürgen, man findet wohl Stü=
cke die etliche 100 Pfund wiegen, dabey sind
sie so durchsichtig und hell wie Glas, so, daß
man durch ein so dickes Stück wohl lesen kön=
te. Man findet aber auch Crystalle die un=
durchsichtig sind.
Kieselartigen Quarz nennt man Cry=
stalle die nicht mehr eckigt, sondern rund sind.
Der Feldspath ist blättrig, als wenn er
aus vielen Blättern auf einander geleimt wä=
re, dazu gehört,
Das Kazzenauge, welches Feldspath=
steine sind, die wie ein Kazzenauge leuchten,
wenn man sie nach der Kunst schleift.
Nun giebt es noch Hornsteine, worunter
sich auch Edelgesteine befinden, die aber nicht
so kostbar sind, als die obigen alle, gehören
aber noch zu den Kieselsteinen, und man kan
Feuer dran schlagen.
Der Achatstein ist gar schön, und mit
allerhand Farben geflammt, so, daß ichihn
euch nicht beschreiben kan, bald ist er hier
durchsichtig, bald da, dann milchweiß mit ro=
then, blauen und andern Flammen, oft stehen
Bäumchen darinnen; man macht Dosen und
Stockknöpfe daraus, auch noch mancherley
andre Sachen.
Der Prasius ist dunkelgrün, wenn er
aber meergrün ist, so heist er Chrysopaas.
Der Chalcedonier ist milchblau.
Der Onix ist dunkelbraun und schwarz=
blau, mit milchweisen Streifen.
Der Feuerstein, das ist der an welchem
man mit dem Stahl Feuer schlägt, und der
in allen Haushaltungen bekannt ist.
Der Carniol, in der Bibel Sarder ge=
nannt, sieht schön fleischfarbig aus.
Das sind nun alle Edelgesteine, die be=
kannt sind, freylich ist eben der Feuerstein
kein Edelstein, allein er gehört doch auch in
die Reyhe.
Nun giebts noch Kieselsteine die aber gar
nicht durchsichtig sind, als:
Der Jaspis, dieser ist dem Marmor und
dem Agath ziemlich ähnlich im Ansehen, nur
ist er feiner als der Marmor, und nicht durch=
sichtig wie der Agath. Man hat blutrothen
Jaspis, dunkelgrünen mit rothen Punkten,
und einen andern der gestreift ist.
Man hat noch andre Steine dieser Art,
als den aegyptischen Stein, den aethiopischen
Stein, u. s. w.
Nun giebt es noch Steine, die aus sehr
kleinen Steinen und Sandkörnern zusammen
gebacken sind. Diese grosen Steine heist man
freylich nicht Kieselsteine, aber die kleine Kör=
ner, woraus sie zusammengesezt sind, die sind
doch kieselartig. Diese Steine will ich Feld=
steine nennen.
Der Granitstein besteht aus einem Ge=
mengsel von allerhand kleinern Steinen, die
steinhart zusammen gebacken sind, man findet
ihn auf den höchsten Bergen, wo die Felsen in
deer Erde daraus bestehen.
Denkt die Kayserin von Rußland hat viele
Katharina II. Alexejewna, Kaiserin von Rußland, geb. 2. Mai 1729 in Stettin, gest. 17. Nov. 1796.
Meilen weit, einen Granitstein fahren lasen,
welcher dreyßigtausend Centner gewogen hat,
Denkmal von Falconet bzw. dessen Schülerin Collot. – Ungefähres Gewicht des Felsens ursprünglich 50.000 Zentner, man schlug 20.000 ab = die von Jung-Stilling genannten 30.000 Zentner; über diese Zuschneidung berichtet Merk.
daß ist wohl der gröste Stein der gefahren wor=
den ist, so lang die Welt steht, sie hat
den Stein zu einem Postament gebraucht, wor=
auf ein Bild steht, daß den Kayser Peter den
ersten von Rußland vorstellt.
Peter I., Alexejewitsch, der Große, geb. 9. Juni (30. Mai) 1672, gest. 8. Febr. (28. Jan.) 1725,
Der Porphyrstein ist schöner als der
Granitstein, er sieht dem Marmor ähnlicher,
auch ist er hart, und läst sich recht glatt machen,
Der Sandstein den ihr alle kennt, be=
steht aus lauter kleinen zusammen gebackenen
Sandkörnchen, man braucht sie zu gehauenen
Steinen, zum Mauern, zum Pflastern, zu
Mühlsteinen, u. s. w. man hat röthliche und
graue.
Noch giebts endlich eine besondere Art Kie=
selarten, deren ihr vielleicht etliche kennt, aber
wohl nicht errathen könnt, woher sie entstan=
den sind. Unsre Erde hat einmal überall bren=
nende Berge gehabt, oder sie hat einmal einen
jüngsten Tag gehabt, an welchem sie durchs
Feuer untergegangen ist. Darauf ist sie mit
Wasser lange Zeit überschwemmt gewesen, und
Erste Schöpfung. Gen 1.
dann hat Gott die Erde geschaffen wie sie
jeztist, und wies uns Mose beschreibt.
Mankan es schon aus den paar ersten
ersten [sic] Versen des ersten Capitels im ersten
Buch Mosis schliesen, daß die Erde ganz mit
Wasser bedeckt gewesen ist; Dann da heist es:
im Anfang schuff Gott Himmel und Er=
den, hier heist es, im Anfang, nun weiß
der liebe Gott allein, wann dieser Anfang ge=
wesen ist, gewiß lange vor der Zeit, vielleicht
viele Tausend Jahr vor der Schöpfung der Er=
de die Moses beschreibt, denn es heist: und
die Erde war wüst und leer, in der Grund=
sprache heist es, sie war wüst und leer ge=
worden, oder gewesen, nun hatte sie Gott
doch gewiß nicht wüst, und leer geschaffen;
Ferner heist es, der Geist Gottes habe auf
dem Wasser geschwebt. Seht! also war ja
die Erde ganz mit Wasser bedeckt, denn Gott
befahl ja auch hernach, daß sich das Wasser
ins Meer sammlen sollte, damit die Erde tro=
cken würde. Nun können wir aber jezt noch
häufig die Zeichen von dem lezten jüngsten Tag
sehen, wo die Erde gebrannt hat, und auch
noch Zeichen, daß die Erde vor der Schöpfung
ganz mit Wasser bedeckt gewesen ist; in der
Sündfluth war sie auch mit Wasser bedeckt,
aber die Zeichen von der Sündfluth sind viel
später.
---
Fortsezzung der Naturlehre für den
gemeinen Mann.
Im lezten Stück hab ich euch erzält, wie daß
einmal ein jüngster Tag auf der Welt gewesen
ist, und wie unsre Erde einmal überall feuer=
speyende Berge gehabt habe, davon haben wir
noch allenthalben Zeichen, wers nur recht ver=
teht, und sie ausfündig machen kan.
In dem Feuer schmelzen viele Erden und
Steine zu Glas, das geschieht auch in den
feuerspeyenden Bergen, so daß ihr Bauch
manchmal von all dem Feuer voll glüenden
schmelzenden Glases wird, dies frist sich dann
oft aus der Seiten des Berges heraus, so,
daß er aufbricht wie ein Geschwür, und dann
fliest ein groser Strom glüender glasichter Ma=
terie heraus, welche man eine Lava heist, eine
solche Lava breitet sich dann übers Feld aus
wo sie herfliest, und füllt manchmal ein gan=
zes Thal an, so daß die Dörfer, Wiesen und
Felder auf viele hundert Jahre verlohren sind.
Nach und nach verändert sich eine solche Lava
wieder in Erde, aber es dauert viele hundert
Jahre bis man wieder darauf säen und pflügen
kan, und wieder etwas darauf wächst; dann
bleiben doch noch viele Stücklein Lava in der
Erde, die wir dann für Steine aufheben, an
diesen Steinen kan man nun erkennen, ob ir=
gend ehemals ein feuerspeyender Berg an ei=
nem Ort gewesen ist. Die Steine, welche
also beweisen, daß da ein feuerspeyender war,
sind folgende:
Allerhand Glassteine, die man aus der
Erden gräbt; diese findet man bey den feuer=
speyenden Bergen, die würcklich jezt noch bren=
nen, als in Island, da findet man bey dem
Berg Hekla, welcher auch brennt, einen
schwarzen durchsichtigen Stein, den man
schwarzen Agath heist, oft findet man sol=
cher Glassteine die violet, grün, und gelb
sind, und fast wie Edelgesteine aussehen, nur
daß sie nicht so schön, nicht so schwer, und
nicht so hart sind.
Die schwarzen und blaulichten Wacken
die ihr ja alle kennt, und die man allenthalben
fast findet, und zum Pflastern braucht, sind alle
alte Ueberbleibsel von einer Lava die ehmals aus
einem alten feuerspeyenden Berg geflossen ist,
oder sie sind durch einen Brand der Erde ent=
standen.
Der Säulen Basaltstein ist auch eine
plözlich kalt gewordene Lava, oder die sonst auf
eine andre Art in solche Säulen geronnen ist,
man findet solche Felsen welche aus lauter eckig=
ten steinernen Pfosten bestehen, hin und wieer
häufig, wo man sie findet, da kan man sicher
glauben, daß da ehemals ein feuerspeyender
Berg in der Nähe gewesen ist.
Der Tufstein, Bimsstein, und derglei=
chen Arten schwammigter Steine, sind
aus einem Schaum der Lava mit Asche zu=
sammengebacken, wo man sie findet da ist
sicher ein feuerspeyender Berg in der Nähe ge=
wesen.
Das sind nun alle die vornehmsten bekann=
testen Steine und Erdarten, nun giebt es aber
noch andre erdigte Dinge oder Cörper, die auf
der Zunge scharf schmecken, und im Wasser
schmelzen, man heist sie Salze; einige von die=
sen Salzen haben die Art an sich, daß sie in
eckigte und durchsichtige harte Steine gerin=
nen, die man Salzcrystalle nennt, sie zerbrechen
aber leicht, lassen sich zu Pulver stosen, und schmel=
zen wieder im Wasser, auch zergehen sie ei=
nem im Mund, und haben einen Salzgeschmack,
es giebt im Grund nur dreyerley Salze: Saue=
re Salze, Laugen= oder alkalische Salze,
und Mittelsalze.
Die sauren Salze schmecken sauer, und
wenn man Violensyrup der Apotheke nimmt,
altes Heilmittel, zum Purgieren benutzt; Herstellung bei Johann Karl Gottfried Jacobson: Technologisches Wörterbuch, Berlin u. Stettin 1781, beschrieben.
und ein saures Salz dazu mischt, sso wird der
Syrup roth; viele blaue Farben aus den Ge=
wächsen werden von den sauern Salzen
roth.
Die alkalischen Salze schmecken bitter,
und nach Lauge; den Violensysrup färben sie
grün, und wenn man ein saueres Salz, mit
einem alkalischen Wasser vermischt, so
fängts an zu sieden, und zu kochen, und die
beyden Salze vereinigen sich dann zusammen
zu einem Mittelsalz.
Die Mittelsalze sind also nur aus den bei=
den zusammen gesezt, sie schmecken salzigt, und
verändern die Farbe des Violensyrups gar
nicht. Nun will ich euch auch die vornehmsten
Salze von allen den Arten beschreiben.
Sauere Salze sind folgende: Die Vitriol=
säure ist unter allen die stärkste, sie ist noch
stärker als das Scheidewasser, wenn man nur
etliche Tropfen davon in einen Schoppen Was=
ser thut, so schmeckt das Wasser schon eßig=
sauer. Wenn man Eisen in Vitriolsäure thut,
so schmelzt das Eisen darinn, wenn man dann
den Saft über dem Feuer eintrocknen läst, und
dann eh er vertrocknet ist, in den Keller stellt,
so entstehen grüne eckigte duchsichtige Steine,
die heisen dann grüner Vitriol, so wie mans
zur Dinte braucht; man kan auch diesen Vi=
triol aus allerhand Steinarten finden, die man
bey den Bergwerken findet, wenn nur Schwe=
fel und Eisen in den Steinen steckt, so giebts
Vitriol. denn der Schwefel hat viele Vitriol=
säure bey sich.
Wenn man Kupfer in der Vitriolsäure
schmelzen läst, und man machts damit wie ich
euch oben gesagt habe, so bekommt man schöne
blaue Steine, die man blauer Vitriol oder
blauer Gallizenstein heist, aber dies Salz
ist giftig, wie alles was von Kupfer herkommt,
der grüne Rost am Kupfer ist auch giftig.
Auch giebts noch eine Art von Metall, das
heist Zink, es sieht weiß wie schönes Zinn aus,
schmelzt auch so leicht, aber es ist doch kein
Zinn, wenn man diesen Zink auch in der Vi=
triolsäure auflöst, wie das Eisen und das
Kupfer, und man machts damit, wie ich oben
gesagt habe, so bekommt man weise Steine,
oder ein weises Salz, welches weiser Galli=
zenstein genannt wird.
Endlich besteht der Alaun auch aus der
Vitriolsäure, und dann aus einer weisen Er=
de, die ungefehr von der Beschaffenheit ist, wie
die weise Pfeiffenerde, sie ist eine Art von fein=
sten reinsten Thon.
Dies aber sind die sauern Salze, welche in der
Erde gefunden werden.
In der Erde findet man nur eine Art des
Laugensalzes, welches das mineralische Al=
kali genannt wird, man heist es auch Na=
Natrum, Natron.
trum, wird sonderlich in Egypten und in
der Barbarey gefunden, man kans auch bey
Berberei, der nordwestliche Teil von Afrika zwischen Mittelmeer und Sahara, begreift Marokko, Algerien, Tunis und Tripolis (s. diese Artikel) und trägt seinen Namen von den das Land vorwiegend bewohnenden Berbern. Im Mittelalter nannte man diese Staaten, insbes. die drei letzten, Barbareskenstaaten und Barbarei; ihre Bewohner hielten als gefürchtete Seeräuber das ganze Mittelmeer in Schrecken und schleppten zahlreiche Christen in die Gefangenschaft.
uns, aus unsern Küchensalz scheiden, denn
darinn ist es auch, denn das Küchensalz besteht
aus zwey Theilen, aus der Salzsäure, wel=
che fast so stark als Scheidwasser ist, man
macht auch eine Art Scheidwasser daraus,
wenn man nemlich Gold auflösen will, und
aus dem Natrum.
Die vornehmsten Mittelsalze sind nun fol=
gende.
Der Salpeter schmeckt salzigt und kühl,
man findet ihn in den faulen Erdarten die mit
Mist und Urin lange befeuchtet und vermischt
worden sind, und dann lange im Schatten an
der Luft gelegen, und in einander gefault ha=
ben; er besteht aus einer eigenen Säure, wel=
che die Salpetersäure, oder auch Scheidwasser
genannt wird, denn das eigentliche Scheidwas=
ser wird aus dem Salpeter destillirt.
Man bekommt den Salpeter, wenn man
solche faule Erden mit Wasser auslaugt, so
wie man Holzasche auslaugt, um Lauge zum
waschen zu machen; wenn man nun die Lauge
einkocht, dann in einen Keller stellt, so wachsen
kleine gelbe lange eckigte Salzsteine darinn,
diese sind der Salpeter, aber er ist noch unrein,
darum muß man ihn noch einmal in reinem
Wasser schmelzen lassen, dann durch ein Lösch=
papier seyhen, und wieder einkochen, und um
Keller gerinnen lassen, und so fortfahren, bis
der Salpeter endlich schneeweiß schön und rein
ist; ich will dereinst noch im Volkslehrer das
Salpetermachen ordentlich lehren, so daß ihr
etwas damit verdienen könnte.
Der Salpeter besteht also aus der Sal=
petersäure, oder auch Scheidwasser, und dann
aus einem Laugensalz, welches man aus der
Holzasche sieden kann, wie ich euch einmal ge=
lehrt habe; denn wenn man viel Salpter ma=
chen will, so muß man brav Holzasche mit un=
ter die Erde mischen, aus welcher man den
Salpeter auslaugen will.
Der Salpeter hat die wunderbare Eigen=
schaft an sich, daß er im Feuer plözlich und
auf einmal flammt, das heist man Verpuffen,
daher bekommt auch das Schiespulver seine
Kraft, welches aus Salpeter, leichten Kolen
und Schwefel, gemacht wird.
Das Kochsalz oder Küchensalz, welches in
allen Haushaltungen bekannt gnug ist, besteht
aus der Salzsäure, wie ich schon oben gesagt
habe, und dann aus dem Natrum, man be=
kommt das Küchensalz auf dreyerley Weise
1) aus dem Meerwasser, 2) aus den Salz=
brunnen die man hin und wieder findet, und
3) aus den Salzbergwerken, wo man das
Salz, wie Steine aushaut.
Wenn man das Küchensalz aus dem Meer=
wasser machen will, so muß man wissen daß
das Meer immer stärker gesalzen ist, je näher
es unter der Sonnen liegt; unter der Linie,
wo die Sonne im Merz und September,
wann Tag und Nacht gleich ist, gerad lothrecht
auf die Erde scheint, da ist das Meer am mehr=
sten gesalzen, von da aber nimmt die salzigte
Eigenschaft gegen Mittag und Mitternacht zu,
immer mehr ab, so daß in den kältsten Gegen=
den der Welt, das Meer am wenigsten Salz
in sich hat.
Je wärmer also ein Land ist, desto besser
kan man aus dem Meerwasser Salz machen,
und dies geschieht so: man macht nahe bey dem
Ufer des Meers Gruben in die Erde, läst sie
voll Meerwasser laufen, dann scheint die Son=
ne darauf, das Wasser vertrocknet dann nach
und nach, und so bleibt das Salz auf dem Bo=
den der Grube liegen.
Dies Salz ist aber noch nicht rein gnug,
man muß es wider in einem Brunnenwasser
auflösen, dann das Wasser wieder abdünsten
lassen und das so oft wiederholen, bis das Salz
weiß und rein ist. So macht man in Frank=
reich, wo es ans mittelländische Meer stöst,
Salz aus dem Meerwasser, wenns recht rein
ist, so ist es eben so wie unser Küchensalz, und
wird auch so gebraucht.
Das mehreste Küchensalz aber, kommt aus
den Salzbrunnen, die man hin und wieder,
auch in unserm Teutschland findet; das ist nun
sonderbar: diese Brunnen geben ein schönes
frisches Wasser das aber salzigt schmeckt; ich
will euch aber sagen woher das kommt? in der
Erden in den Felsen, giebts hin und wieder
Sals das so hart wie ein Stein ist, und doch
wahres Küchensalz ist; dieses Steinsalz giebts
da viel beysammen, ganze grose Felsen von lau=
ter Salz, so daß mans auch da heraus graben
kan, so wie man die Erze, woraus man Eisen,
Kupfer, und dergleichen Metalle schmelzt,
in den Bergwerken aus der Erde gräbt.
Wenn nun ordentliches süses Brunnenwasser,
wie mans überall findet, durch eine Gegend in
der Erde zusammenrinnt, wo solche Salzfelsen
sind, so schmelzt immer etwas von dem Salz
in dem Brunnenwasser, und so wird Salzwasser
daraus, welches dann endlich oben zur Erden,
in einem Brunnen herausquillt.
Wenn man Salzwasser in eine eiserne Pfan=
ne thut, und gelinde über dem Feuer kocht, bis
das Wasser nach und nach ganz verkocht ist,
so bleibt endlich das trokene Salz in der Pfan=
ne liegen, ist nun wenig Salz in dem Wasser,
so bekommt man auch wenig, wenn man nun
Salz aus den Salzbrunnen sieden will, und
das Wasser ist zu schwach, so würde es zu viel
Holz kosten, wenn man das Salz aus dem
Wasser kochen wollte, daher hat man ein Mit=
tel gefunden, das viele Wasser zu verdunsten:
man baut schmal lange Häuser, die man Gra=
dierhäuser nennt, an diesen Häusern sind die
Salinen, Gradierhäuser
Wände von Schwarzborn wie eine Dichte Hecke
gemacht, dann leitet man das Salzwasser oben
auf diese Häuser in Rinnen, aus den Rinnen
tröpfelt es dann überall heraus in die dornene
Wände, und durch die dornene Wände tröpfelt
es herab in grose hölzerne Kasten, wo sich
das Wasser wieder sammlet; nun ists viel stär=
ker geworden, denn das Wasser verdünstet von
der Sonne, von der Luft und vom gelinden
Wind, aber die Salztheilchen im Wasser ver=
dünsten nicht, die bleiben zurück, dies stärkere
Salzwasser wird nun aus den Kasten, unter den
Gradierhäusern, in grose eiserne Pfannen ge=
bracht, und da dann das Salz daraus gesotten.
Das Steinsalz endlich, ist auch nichts
anders als Küchensalz, es wird in den Berg=
werken gefunden, wie ich euch oben schon ge=
sagt habe, man gräbt es da, wie auch Erz und
Steine; Dies Salz ist aber gar hart, es
schmelzt langsam im Wasser, auch ist es oft
unrein, und mit allerhand Erdtheilchen ver=
mischt, daher muß man die ausgegrabene
Klumpen Steinsalz in frischem Wasser auflö=
sen, oder allmälig schmelzen lassen, dann kocht
man das Wasser wieder ein, und bekommt so
das reine schöne Salz.
Darnach giebts noch ein Mittelsalz, wel=
ches Salmiack genannt wird, dies besteht
aus der Säure des Küchensalzes, und dann
aus einem Alkali, welches im Feuer, wie ein
Rauch in die Höhe zieht, und daher flüchti=
ges Alkali genannt wird.
Nun will ich im nächsten Stücke noch meh=
rere wichtige Dinge beschreiben, die in der
Erde gefunden werden.
=====
Fortsezzung der Naturlehre für den
gemeinen Mann.
Es giebt auch viele steinartige und andre
Dinge in der Erde, die ordentlich brennen wie
Holz oder Oel. Diese Dinge nennt man
Erdharze.
Die Ambra findet sich am Meeresufer in
Ambra (grauer Amber, orientalischer Ag- oder Agtstein), Gallen- oder Darmstein oder ein ähnliches Produkt des Pottwals, findet sich in kleinen Stücken, auch in Massen bis 50 kg auf dem Meere schwimmend, an den Küsten, auch im Darm kranker oder toter Pottwale, am häufigsten bei Madagaskar, Surinam, Java und Japan, und wird besonders nach Stürmen mit Netzen gefischt.
den Inseln, wo es sehr warm ist, er besteht
aus grauen Körnern, und man weiß noch gar
nicht, woher er entsteht, er ist aber theurer
als Gold, riecht sehr gut, und am Feuer schmelzt
er wie Wachs.
Den Bernstein oder Agtstein kennt ihr,
man macht die grose Flußkorallen draus,
die die Weibsleute um den Hals tragen; er
ist gelblich oder bräunlich durchsichtig, da=
bey hart und läst sich poliren, so daß man al=
lerhand daraus machen kan. Wenn man den
Bernstein oder die Corallen mit einem wolle=
nen Lappen reibt, und hält sie nahe an leichte
Sachen, als an sehr kleine Stücklein Papier
oder Fasern von Federn, so ziehen sie die
Stückelchen an sich. Man fischt den Bern=
stein an den perusischen [sic; preußischen] und curländischen
Grenzen in Meer, wo man grose und kleine
Stückein die Nezze bekommt; man weiß auch
noch nicht, wo er herkommt, und wie er ent=
steht; er schmelzt auch am Feuer wie Wachs
und riecht angenehm. Man drechselt aller=
hand daraus, auch legt man künstliche Schrei=
nerarbeit damit ein.
Man findet auch hin und wider in Per=
sein und an andern Orten, Oele die aus der
Erde quellen wie Wasser, diese Oele werden
Naphtha genannt.
Die erste Art der Naphtha ist das Stein=
oel, welches auch viele Bauern und Viehaerzte
Peteroel [sic; Petroleum; Erdöl] nennen, und es dem Vieh eingeben,
das ist aber schädlich, den es ist zu hizzig und
dient zum einnehmen für Mensch und Vieh
gar nicht; es quillt in Persien in ordentlichen
Brunnen aus der Erden, man findet da ganze
Gegenden die nach lauter Napththa oder Stein=
oel riechen, an einigen Orten, brennen solche Quel=
len mit einer blauen Flamme, dort wird es
aus den Brunnen geschöpft.
Der Bergbalsam wird auch in Persien
gefunden, er ist fettigschmierig, und sehr kost=
bar.
Das Bergtheer ist auch fettig und
schmierig, aber sandig, man findet es im Han=
növerischen, auch sonst noch hin und wieder in
Teutschland.
Das Judenpech schwimmt im gelobten
Land auf den toden Meer, wo man es sammlet,
und durch die Welt verführt, und verkauft, es
stinkt sehr, wenn mans verbrennt, und sieht
schwarz aus.
Der Torf findet sich im bruchigten mo=
rastigen Boden, wo man ihn in grosen Stü=
cken heraus sticht, und zum Verbrennen braucht,
er hat auch etwas fettes und harzigtes.
Die Steinkohlen findet man von verschie=
dener Härte und Güte, hin und wieder in
erstaunlicher Menge; in England in Neu=
castle sind die Kohlenbergwerke, so tief und so
groß, daß sie unter den Boden des Meers
fortgehen, die Luft muß den Bergleuten durch
Maschinen dahin geführt werden, damit sie
Odem holen können.
Der schwarze Bernstein ist eine Stein=
kohle, aber sie ist steinhart, so, daß man aller=
nad Sachen daraus machen kan, er läst sich
auch poliren.
Der Saustein oder Stinkstein, riecht
natürlich wie gebrannt Horn, wenn man ihn
schabt, man findet allerhand Sachen darinnen,
die zu Stein geworden sind.
Der Schwefel ist ein brennbares Wesen,
das aus dem Steinreich kommt, er besteht aus
einem verbrennlichen, oelichten Wesen, und aus
der Vitriolsäure.
Von den Metallen.
Die Metalle werden aus den Erzen ge=
schmolzen, diese kennt man daran, daß sie sehr
schwer sind, und gemeiniglich glänzend ausse=
hen, sonst sind sie steinigter Art. Sie werden
im Feuer geschmolzen, und wenn sie kalt sind,
so kan man sie mit dem Hammer breit schla=
gen.
Die Metalle bestehen aus einem sehr reinen
verbrennlichen Wesen, das man das Phlogi=
Phlogiston.
ston oder Feuerstof heist, aus einem Salz, und
aus einer Erde.
Man theilt die Metalle auch in ganze und
in halbe Metalle ein, die halben Metalle laßen
sich nicht so gut mit dem Hammerbreit schla=
gen, und wenn man sie im Feuer schmelzt, so
steigen sie zum Theil in die Höhe, und verlie=
ren sich. Auch theilt man die Metalle in edle
und unedle ein, die Edlen sind das Gold und
das Silber, weilen sie nicht rosten, nicht ver=
gänglich sind, und wenn man sie im Feuer
schmelzt nichts verlieren, denn man bekommt
so viel wieder als man in den Tigel gethan
hat, das geht aber mit den andern Metallen
nicht an.
Das Gold ist das edelste unter allen Me=
tallen, es ist schön gelb, sehr geschmeidig und
weich, und klingt nicht, man kans in haarfei=
ne Fäden ziehen; man findet auch gediegen
Gold, das man nicht zu schmelzen braucht,
sondern schon ohne zu schmelzen wahres ächtes
Gold ist, man findet es in Mexiko, in Ame=
rika, und in Ungarn.
An verschiednen grosen Strömen und Flüs=
sen findet man Goldkörner im Sand, die man
durch Quecksilber und Waschen reinigt, und vom
Sand scheidet, man heist das Waschgold.
Das meiste Gold findet man aber in aller=
hand Steinen und Erzen.
Das Silber ist schön weiß, es klingt, und
läst sich auch fein ziehen, man findet es auch
hin und wieder gediegen, daß es wie wahres
Metall aus der Erden gegraben wird.
Darnach findet mans auch in Erzen, als
da sind; Glaserzt, [sic] dieser sieht schwarz und
matt von Farbe aus, und ist so reich, daß
Silberglanz, Silberglaserz, Glaserz, Glanzerz, Argentit; Mineral, besteht aus Schwefelsilber Ag2S mit 87 Proz. Silber.
wohl 90 Pfund Silber aus dem Zentner Erzt
geschmolzen werden können; dazu ist dies Sil=
ber so geschmeidig, daß mans wie Bley mit
dem Messer schneiden kan.
Das Hornerzt ist am allerraresten, es sieht
aus wie Horn, aber etwas weise und perlfarbig,
es ist so geschmeidig, daß mans schneiden kan.
Hornerz, Hornsilber, Silberhornerz, Mineral, und zwar Chlorsilber Ag Cl mit 75,8 Proz. Silber
Das rothgülden Erzt, sieht roth durch=
sichtig wie ein Rubin aus, nach und nach aber
vergeht ihm diese Schönheit, und es wird braun
wie Eisenstein.
Dieses sind die vornehmsten und reichsten
Silbererze, sonst findet man das Silber am
gewöhnlichsten in den ordentlichen Solber=
erzen.
Das Kupfer sieht schmutzig roth aus, und
ist auch nicht so sehr geschmeidig, es rostet gar
leicht, und bekommt einen grünen Rost, der
aber giftig ist, wenn salzigte oder sauere Sa=
chen in Kupfer kommen, so wird es davon an=
gegriffen, und bald blau bald grün davon, aber
all dies blaue und grüne, ist der Gesundheit
schädlich, daher man auch keine kupferne Ge=
schirre dulten soll.
Wenn man etwas Gold und Zink unters
Kupfer mischt, so entsteht das Mannheimer
Gold, oder Prinzmetall, oder Similor daraus,
es sieht just wie Gold aus.
Wenn man das Kupfer mit Gallmey
schmelzt, so wird daß Meßing daraus Kupfer,
Zinn und Silber wird zu Glockenspeise zu=
sammen geschmolzen.
Glockenspeise = Bronze.
Man findet auch das Kupfer gediegen, aber
doch selten; am mehrsten findet mans in Er=
zen; als da sind Kupferkiese, Kupferfahl=
erzt, das stahlfarbig aussieht. Das Kup=
fergrün ist auch ein sehr schönes Kupfererz;
Hieher gehört auch das Sammeterz, wel=
cjes eine lnglichte [sic; langlichte] sammetartige Oberfläche hat,
und andre mehr.
Das Zinn ist ein weisse, und leichtes
Metall, es schmelzt leicht, noch lange ehe es
glühend wird; Salze und Säuern greifen es
auch leicht an, und geben ihm einen weissen
Rost, der eben so wohl der Gesundheit schäd=
lich ist, als das Kupfer, nur rostet das Zinn
nicht so leicht, wenns daher recht rein gehal=
ten wird, so kan mans wohl brauchen.
Das englische Zinn ist das allerbeste, dann
kommt auch Zinn aus Ostindien, welches
aber nicht allerdings so gut ist; man macht
aus dem Zinn allerhand Geschirr in die Haus=
haltung.
Man findet auch gediegenes Zinn aber sel=
ten, gewöhnlicher findet mans in Erzen, als
da sind die Zinngranaten, die ich euch unter
den Edelsteinen beschrieben habe, aber sie
sind viel weicher, schwärzer, und sind oft sehr
groß, so wie eine Faust, wenn sie klein sind,
so nennt man sie Zinngraupen.
Der Zinnzwitter giebt auch Zinn, er ist
bald schwarz bald röthlich, endlich hat man
auch Zinnstein von mancherley Farbe und
Gestalt.
Das Bley kennt jedermann, es ist ein sehr
giftiges Metall, dessen Dünste schon allerhand
jämmerliche Krankheiten verursachen, man hat
in der Apothecken, den Bleyzucker, denman
zu Salben und Pflastern, aber ja nicht inner=
lich gebrauchen darf. Mit diesem Bleyzucker
werden oft die Weine verfälscht, das ist nun
eine abscheuliche Sache, denn solcher Wein
macht die Menschen krank, und bringt sie oft
ums Leben, solche Menschen verdienen hart ge=
straft zu werden. Das Bleyweiß, rother Men=
nig, Silberglätte, Goldglätte, und dergleichen
wird alles von Bley gemacht, und ist auch
alles giftig. Es giebt auch Leute die thun ihr
Oel in bleyerne Gefäße, davon solls süß wer=
den, aber dadurch breiten sie sich selbst ein
Gift; freilich stirbt man nicht sogleich immer
von dergleichen, selten stirbt jemand davon so=
gleich, aber man wird doch kränklich und elend.
Die Bleyerze, der Bleyglanz, und der
Bleyspat geben das Bley, in vielen findet
man auch Silber.
Das Eisen ist das allernüzlichste von allen
Metallen, und hat gar nichts giftiges in sich,
vielmehr ist es gesund und stärkend, der liebe
Gott hat auch darum viel Eisen in die Erde
geschaffen, damit mans aller Orten finden
möchte; es rostet gar leicht, und alle Säuren
lösen es leicht auf, und zerfressen es.
In dem Blut und in den Knochen der Men=
schen und Thiere findet man Eisen, doch in
dem Menschen am allermeisten, das kommt da=
her: in der Erden giebt es allerorten Eisen=
erde, die kommt mit in die Pflanzen und Ge=
wächse, und diese fressen dann die Thiere, und
die Menschen essen auch davon, desgleichen essen
sie auch wieder das Fleisch von den Thieren,
daher kommt dann das Eisen ins Blut, und in die
Knochen.
Man findet selten gediegen, das ist wahres
Eisen in der Erden, doch giebts zuweilen Stü=
cke, die aber sehr rar sind, am gewöhnlichsten
findet man das Eisen in ordentlichen Erzen;
als da sind:
Der Eisenstein, welcher wie gewöhnliche
Steine gestaltet, aber schwerer ist, nur sieht er
rothbraun bald röther, bald dunkler aus.
Der Glaskopf ist kuglicht glänzend fast
Blutstein, schuppenförmiger Eisenstein.
wie der glänzende Ruß im Schornstein, nur ist
er nicht so schwarz, sondern braun, er hat manch=
mal eine sonderbare Gestalt.
Der Blutstein ist roth, und ist wie ein
Keil gestaltet.
Der Eisenmann hat eine vieleckigte Ge=
schwarzer Eisenglimmer mit Schwefel und Arsenik.
stalt, und ist auf mancherley Art gebildet.
Das Bohnenerz besteht in lauter run=
Bohnerz.
den Körnern wie Erbsen.
Der Magnetstein ist auch ein wahres
Eisenerz, aber er hat die merkwürdige Eigen=
schaft, daß er das Eisen an sich zieht, und wenn
er frey hängt, oder wenn man einen eisernen
Draht oder Nadel gehörig damit bestreicht, so
dreht er sich, oder auch die Nadel gegen Mittag
und Mitternacht, daher kommt denn der grose
Nuzzen den man von dem Compaß hat.
Der Braunstein ist aber arm an eisen.
Der Wolfram ist dunkler als der Braun=
stein, dagegen aber desto reicher an Eisen.
Der Schmirgel sieht schwarzbraun aus,
aber er enthält wenig Eisen; er ist sehr hart,
so, daß man ihn zum Glasschneiden gebrau=
chen kan.
Die Halbmetalle sind fast so wie die Me=
talle, aber sie verfliegen langsam im Feuer in
die Höhe, und laßen sich auch nicht gut häm=
mern; nun giebts noch ein Metall, das man
nicht gut zu den Metallen und auch nicht wohl
zu den Halbmetallen zählen kan, es heist weiß
Gold oder auch Platina, man findet es nur
Platin.
in Amerika, es sieht wie fein polirtes Eisen
aus, und ist so schwer wie Gold, der Magnet
zieht auch etwas davon, es ist also in vielen
Stücken dem Eisen ähnlich, aber edler und be=
ständiger.
Der Kupfernickel ist auch ein sonderba=
res Metall, es sieht wie blasses Kupfer aus.
Das Quecksilber ist ein sonderbares
Ding, es sieht wie geschmolzen Zinn aus, es
fliest immer wie Wasser, und macht doch die
Finger nicht naß; wenns in den höchsten Grad
der Kälte steht, so friert es, und wird hart,
man braucht es die Spiegel damit zu belegen,
und sonst zu allerhand wichtigen Sachen, be=
sonders in der Medizin.
Man findet das Quecksilber in Erzen,
wo es oft mit dem Schwefel vermischt ist, und
dann natürliches Zinnober heist, weilen es auch
würkliches Zinnober ist, dann giebts auch noch
andre Erze, in welchen man das Quecksilber
findet.
Das Arsenikum ist eins der heftigsten
Gifte, welches in kleiner Menge mit den hef=
tigsten Schmerzen bald tödet, darum darfs
auch ein Apothecker nicht so leicht jedermann
verkaufen. Wenn mans mit derm Kupfer ver=
mischt, so wird es weis davon wie Silber;
man kan gleich wissen, ob Arsenick in einem
Ding ist, wenn mans ins Feuer wirft, so stinkt
es heftig nach Knoblauch, man darf daher mit
der Nase nicht zu nahe dabey kommen, sonst
kan man unglücklich werden.
Man findet das Arsenick gediegen im
Scherbenkobalt, es sieht schwärzlich bleyfärbig
aus, der Fliegenstein oder Mückengift ist auch
ein Arsenickerzt.
Auch giebts ein Erz der heist Mißpickel,
Arsenkies, Arsenikkies, Arsenopyrit, Mißpickel, harter Giftkies.
in demselben ist das Arsenick mit Eisen ver=
mischt. Im Sandarac und rauschgelb ist
es mit Schwefel verbunden, und giebt eine
schöne gelbe aber giftige Farbe.
Das Spiesglas oder Antimonium, ist
auch ein Halbmetall von einer sonderbaren ei=
genschaft, bey dem Laboriren und in der Arze=
ney hat es vielfältigen Nuzzen, das Antimo=
nium wie mans bey den Materialisten, und
in den Apothecken kauft, ist eigentlich das Erzt;
wenn mans nun ordentlich schmelzt, so bekommt
man ein Metall, das aber auch der menschli=
chen Natur schädlich ist, denn ein klein wenig
macht häufiges Erbrechen, man kan es aber
nicht hämmern wie anderes Metall.
Der Zink ist ein wichtiges Halbmetall,
wenn man ihn mit dem Kupfer vermischt, so
wird Tomback daraus; der Zink schmilzt mit
einer blaulichtgrünen Flamme, es sieht gar
schön aus, wenn der Zink schmelzt, aber eben
durch diese Flamme verliert der Zink, er fliegt
wie ein weiser Nebel in die Höhe, und legt
sich oben an, wenn man ihn da sammlet, und
wider mit Kolen schmelzt, so wird wieder Zink
daraus. Die Tutia, das weisse AugenNichts,
und die Cadmia sind solcher aufgeflogener
Zink.
Den Zink findet man hin und wieder in
den Erzen, eigentliche Zink=Erze aber sind:
Die Blede, diese sieht halb durchsichtig
aus, fast wie Calophonium, rißig, blättrig,
und hat verschiedene Farben, bald grüngelb,
bald roth, bald braun, bald schwarz.
Der Galmey ist eine Steinart, woraus
man Zink schmelzen kan, am häufigsten aber
braucht man ihn zum Meßingmachen, man ver=
mischt ihn dann mit Kupfer in einem Tiegel,
und thut Kohlengestübbe dazu, wenns nun ge=
schmolzen ist, so wird Meßing daraus.
Der Wismuth sieht auch zinnartig, aber
fast wie Zink aus, man braucht ihn zum Ver=
zinnen und Löthen, wenn man Zinn und Bley,
und Wismuth von einem so viel nimmt als
von dem andern, so bekommt man ein Metall,
das ungemein leicht schmelzt; man findet es hin
und wieder in den erzen, auch oft in einer
graulichten erde.
Der Kobolt [sic; Kobalt] ist ein gar sonderbares aber
giftiges Erz, man macht eine blaue Farbe da=
raus, welche blaue Schmalte genannt wird,
es ist die blaue Stärke die man zum Waschen
braucht, wenn man den Kobolt unters Glas
schmelzt, so wird es schön blau, man macht
auch eine sympathetische Dinte daraus. Man
findet den Kobolt in mancherley Erzen.
Dies sind nun die mancherley Metalle und
Mineralien die der liebe Gott uns Menschen
zum Besten in der Erden erschaffen hat, manch=
mal seht ihr einen Stein im Feld liegen, der
viele Wunderdinge in sich enthält, und ihr
wißt es nicht, darum beschreibe ich euch hier
vieles, damit ihr so etwas daraus lernen
könnt.
---
Fortsezzung der Naturlehre für den ge=
meinen Mann.
Es giebt mancherley Steinarten, welche son=
derbare Gestalten haben, so daß der gemeine
Mann vielen Aberglauben damit treibt. Als
z. B. es giebt Steine welche aussehen als wenn
Buchstaben darauf gemalt, oder eingegraben
wären, andere sehen aus wie ein Creuz, an=
dere wie Ingwer Wurzeln.
Im gelobten Land, auf dem Berg Car=
mel giebt es Steine die sehen natürlich so aus,
wie Melonen, oder kleine Kürbisse; da pflegt
dann der gemeine Mann zu glauben, das seyen
ehemals Melonen gewesen, die habe ein Hei=
liger in Stein verwandelt, das ist aber purer
Aberglauben. Auch findet man hin und wie=
der in der Damm Erde artige Steine, die
sind gefurcht, und eyrund; an einer Seiten
kommts so heraus; als wenns einem kleinen
Menschengesicht ähnlich wäre, darum heisen
sie dann die Bauersleute Glücks Männchen,
Glücksmännchen, Glücksmännlein = Alraune; siehe Adelung.
und meynen sie wären glücklich, wenn sie sie
fänden, das ist aber nichts als Aberglauben
denn die Glücksmännchen sind Muschelthiere,
welche in Stein verwandelt worden sind.
= ??; s. o. Alraune.
Man findet auch Schiefersteine, auf wel=
Versteinerungen
chen Fische so natürlich abgezeichnet sind, daß
sie kein Maler so schön zeichnen kan; auch
giebts Schiefer, auf welchen Kräuter und
Thiere ganz natürlich abgedruckt sind, das al=
les muß man nun nicht gleich aberglaubischer
Weise für Wunder halten, denn es hat alles
ganz natürlich zugegangen, wie ich euch nun
im Verfolg erzälen will.
Wir finden in den [sic; der] Bibel Nachrichten, daß
die Erde zweymal mit Wasser überschwemmt
gewesen; Dann wir lesen im ersten Buch Mo
sis die fürchterliche Geschichte von der Sünd=
fluth, daß die ganze Erde fünfzehn Elen [sic; Ellen] oder
dreysig Schuhe über die höchsten Berge mit
Wasser bedeckt gewesen, nun kann man leicht
denken, daß bey diesem grossen Gewässer,
eine gewaltige Verstörung auf der Erde vor=
gegangen seyn müße; denn das Wasser weich=
te die ganze Erde auf, und machte sie wie
einen Brey, so daß alle Bäume, Kräuter und
Wurzeln loß wurden, dann jagte der Wind
das Wasser gewaltsam hin und her, dadurch
wurde alles auf der Erden durcheinander ge=
spült, Bäume Kräuter und Ungeziefer kamen
tief in die Erde, und die Thiere im Meer,
schwammen im Wasser der Sündfluth auf
den höchsten Bergen herum, und wurden auch
wenn sie sturben, eben so in die Erde gewühlt.
Nun wissen die Naturkündiger, daß nicht
alles was in die Erde kommt, fault, sondern
daß vieles, wenn es in Thon und Letten ge=
räth, wo gar keine Luft dabey kommt, von
Erdtheilchen so durchdrungen wird, daß es
in Stein verwandelt wird, und seine Figur
behält; andere Thiere und Pflanzen verwesen
zwar in der Erde, aber weilen auch der Thon
und Letten in welchem sie begraben waren, zu
Stein verhärtete, so blieb doch die Figur,
oder die Gestalt da, und so findet man noch
die Zeichnungen in dien Schiefersteinen, denn
die Schiefersteine sind alle aus Thon und
Letten entstanden.
Nun giebt es aber viele Versteinerungen,
welche so groß sind, daß viele Naturkündiger
zweifeln, ob sie in den fünfthalb tausend Jah=
ren von der Sündfluth an, bis daher, hät=
ten in Stein verwandelt werden können, sie
glauben sie müsten viel älter seyn, ich hab
nichts dawider. Viele sind in der Sündfluth
versteinert worden, daß ist wohl gewiß, aber
wir finden auch Spuren in der Bibel, das
die Erde vor der Schöpfung auch einmal mit
Wasser überschwemmt gewesen, und da mag
der liebe Gott wissen, wie lang das gedau=
ert hat. Last uns die paar ersten Verse im
ersten Capitel des ersten Buchs Mosis, ein=
Gen 1, 1 ff.
mal recht betrachten; da heist es: Im An=
fang schuf Gott Himmel und Erde, und
die Erde war wüst und leer, und es
war finster auf er Tiefe, und der Geist
Gottes schwebte auf dem Wasser.
Wenn wir diese Worte recht beym Licht
betrachten, so sehen wir erst daraus, daß der
allmächtige Gott der Schöpfer Himmels und
der Erden ist, und daß Er alles im Anfang
geschaffen habe; nun ists aber eine grose Fra=
ge, wie lange Zeit von diesem Anfang bis
dahin wo Moses zu erzälen anfängt, verflos=
sen ist, wie lang also die Erde schon gestan=
den hat, als Gott sie wieder aus dem Ver=
derben erneuert.
Oder man kann die Worte auch als einen
summarischen Inhalt der ganzen Schöpfungs=
geschichte ansehen, und das käme so heraus,
als wenn Moses wollte;
Am Anfang dieses Weltlaufs hat Gott
Himmel und Erden geschaffen, und das ist
folgendergestalt zugegangen: Die Erde war
seit langer Zeit ein wüster leerer Wasser Klum=
pen, auf welchem der würksame Geist des All=
mächtigen, sich zur neuen Schöpfung beweg=
te u. s. w. Diese Erklärung ist mir so natür=
lich, daß ich sie auch für ganz gewiß halte.
Es scheint also daß die Erde, wer weiß
vor wie viel tausend Jahren, einmal bewohnt
gewesen, so wie jezt und daß sie damals ei=
nen jüngsten Tag schon ausgestanden habe,
der vielleicht eine Wasserfluth gewesen ist her=
nach ist die Erde, wer weiß wie lange, mit
Wasser bedeckt gewesen, bis daß sie der
Schöpfer endlich wieder für uns bereitet hat.
Zu dieser Zeit können also viele Kräuter, Pflan=
zen und Thiere versteinert worden seyn, die
wir nun noch sehr oft tief in der Erden
finden.
Nehmt mir nicht übel, ihr guten Chri=
sten=Leute! ich will euch da nur meine Mey=
nung sagen, ich glaube sie eben nicht; sie
kommt mir aber doch auch nicht so gar un=
glaublich vor, wär es nicht möglich, daß
die bösen Geister, die wir jezt unter dem Na=
men der Satanen, und Teufel kennen, Men=
schen egwesen sind, die ehemals auf unserer
Erde ein böses Leben geführt haben, und die
nun neidisch auf uns sind, daß wir an ihre
Stelle gekommen sind? – Das Ding ist
doch eben so ungereimt nicht. Doch ich will
lieber von natürlichen Dingen reden, denn
jene gehören nicht hieher.
Daß die ganze Erde mit Wasserbedeckt
gewesen ist, ist auch noch aus den [sic] Vers klar,
denn da heist es: und Gott sprach es
sammle sich das Wasser unter dem Him=
mel an sondere [sic; besondere] Oerter u. s. w.
Nur ein Umstand scheint mir Schwierig=
keiten zu machen, nemlich daß am vierten
Tag, Sonne und Mond und Sterne geschaf=
fen worden, allein im Grund ist keine Schwie=
rigkeit dabey, denn ich stelle mir die Sache
so vor wie sie ist. Die Sonne und alle Pla=
neten mit der Erde, gehören zusammen, wann
eins leydet so leyden alle, und wann ein
jüngster Tag kommt, so trift er alle, dann
werden Sonne und Mond verfinstert, das ist,
sie werden auch eben so gut zerstöret wie die
Erde, und die andern Planeten, deswegen
bleibt aber doch jeder Himmels Körper an
seinem Ort, nur daß er nicht mehr leuchtet.
Wann dann Gott einen neuen Himmel und
eine neue Erde schaft, so heist das weiter
nichts, als Er reparirt das Alte wieder und
macht alles neu, wie es auch nach dem künf=
tigen Jüngsten Tag geschehen wird.
Nun hab ich von der Erde genug geredet,
ich will nun auch vom Wasser reden und es
auch beschreiben.
Wenn die Erde fruchtbar werden soll,
wenn Gras und Kräuter wachsen sollen, so
müssen sie allenthalben Feuchtigkeit haben;
die Feuchtigkeit ist aber doch auch zur Frucht=
barkeit nicht genug, denn es gehört auch Fet=
tigkeit dazu, diese entsteht nun daher; wenn
im Herbst so viele Kräuter, die Blätter von
den Bäumen, und so unzählich vieles Ungezie=
der abstirbt und verfault, so wird immer die
Erde genugsam damit gedüngt, so viel als von
selbst wächst.
Die Feuchtigkeit kommt dann vom Regen,
Schnee, Hagel, Thau und Reif auf die Erde
und zwar folgender Gestalt: Wenn die Son=
ne auf die Gewässer, Bäche und Moräste
scheint, so steigen viele wässrigten Dünste in
die Höhe. Nun ist aber die Luft nahe an der
Erden am wärmsten, je höher man in der
Luft kommt, desto kälter wird’s, das könnt ihr
in der Schweiz gewahr werden; in den Thä=
lern ist im Sommer sehr warm, noch wär=
mer als bey uns, da wächst Wein und Wai=
zen und alles was in den warmen Ländern
wächst; nun sind aber dort die Berge erstaun=
lich hoch, sie gehen weit über die Wolken hin=
auf, und mitten im Sommer sind doch eben
diese Berge mit lauter Schnee bedeckt, zum
gewissen Zeichen, daß es droben in der Luft
immer sehr kalt ist.
An dem Hagel oder Schlossen könnt ihrs
auch wissen, denn die Hagelkörner sind ja wah=
res Eis, und doch fallen sie im Sommer,
wenns so sehr warm ist, zum gewissen Zeichen,
daß es da sehr kalt seyn muß, wo sie her
kommen.
Wann nun die aufsteigende wässrigte
Dünste oben in die kühle Luft kommen, so ver=
dicken sie sich, und werden zu Wolken, und
wenn diese Wolken endlich so dick und so dicht
werden, daß sie sich nicht mehr halten kön=
nen, oder wenn sie der Wind dicht aufeinan=
der jagt, so verwandeln sie sich in in [sic] Was=
sertropfen, und fallen dann im Regen herab
auf die Erde. So wird dann die ganze Erde
durch den Regen befeuchtet, und allenthal=
ben fruchtbar gemacht.
Wenn die Luft im Winter bis nahe auf
die Erde kalt wird, so steigen die Dünste nicht
so hoch, so gefrieren schon als Dünste, und
so fallen sie dann in Schneeflocken wieder her=
ab, und so entsteht der Schnee. Wenns im
Sommer schonwarm ist, die Wolken werden
so hoch in die Luft getrieben, daß die Regen=
tropfen frieren können, so gefrieren sie zu Ha=
gel. Wenns auf der Erden auch kalt ist, so
friert der Thau, und heist dann Reif.
Die ganze Erde ist voller Berge und Thä=
ler, nun sind aber die Thäler so eingerichtet,
daß sie immer in noch gröserer Thäler zusam=
menlaufen, bis endlich ein groses Thal im=
merfort streicht, bis ins Meer. Von den
Bergen fliest dann das Regen=Schnee=Thau=
Hagelwasser in die Erde, in der Erde rinnt
es allenthalben zusammen, und bricht dann
irgendwo aus der Erden heraus, und heist
eine Quelle, oder Brunnen; alle Brunnen
entstehen auf diese Art. Das Wasser aus
den Brunnen lauft dann von Thälern nach,
und wird zu Bächen. Die Bäche fließen in=
einander, und werden immer gröser, und end=
lich kommen sie in den grosen Flüssen und
Strömen alle zusammen. Diese fließen dann
ins Meer. Auf dem ganzen weiten Meere
steigen dann wider so viele Dünste auf als
Wasser hinein fliest, diese Dünste treibt der
Wind wieder über die ganze Erde hin. Da
werden sie wieder Wolken, Regen, Schnee und
Hagel, und so geht das immer in einem Zir=
kel fort.
Es ist aber sonderbar, daß das grose
Weltmeer gesalzen ist, und zwar gerade mit dem
Salz, das wir in unsern Küchenbrauchen; wo
das Salz hier ins meer kommt, das können
wir nicht wissen, indessen ist es doch da. Das
Meerwasser schmeckt ganz gesalzen, und man
kan ordentliches Küchensalz daraus kochen.
Ich glaube aber so wie der Salpeter auf der
Erden mit der Fäulniß entsteht, so entsteht
das Küchensalz im Meer, auch aus der Fäul=
niß, denn das Meer lebt webt und wimmelt
voller lebendigen grosen und kleinen Thiere,
diese sterben und faulen nun darinn, so daß
eine immerwährende Gährung und Fäulung
darinnen ist, aus dieser Fäulung entsteht mei=
ner Meinung nach das Küchensalz.
Nun kommt aber doch der gröste Theil
unsers Regenwassers aus dem Meer, und
schmeckt doch nicht gesalzen, das will ich euch
auch erklären; wenn man Salzwasser über
dem Feuer verdünsten läst, und dann die
Dünste sammlet, so sind diese Dünste ordent=
liches süßes Wasser, eben so geht’s auch mit
dem Meer. Die Salztheilchen steigen nicht
hoch in die Luft, sondern nur das Wasser,
und dis ist süß, wie alles andere Wasser.
Die Luft ist auch etwas sehr merkwürdiges,
das wir nicht genug begreifen können. Sie
ist eigentlich ein höchst subtiles Wasser, denn
sie fliest eben so hin und her wie das Wasser,
der Wind ist eigentlich ein Luftstrom der fort=
fliest. Ihr müst euch die Luft als ein sehr freyes
flüchtiges Wesen vorstellen, welches wohl
drey Stunden in die Höhe, noch wohl weiter,
die ganze Erdkugel umgiebt, so als wie in der
Sündfluth das Wasser auch die Erde umgab.
Wir leben in der Luft wie die Fische im Was=
ser, und die Vögel sind eigentlich Luftfische.
Nun hat die Luft die Eigenschaft, daß sie
dünner wird, wenn sie warm wird, sie dehnt
sich alsdann mehr aus, und erfordert mehr
Plaz, als wenn sie kälter ist, wenns daher
an einem Ort wärmer ist, und an einem Ort
kälter, so fliest die Luft nach dem kalten Orte
zu, und das ist dann ein Ursprung des Win=
des. Oder wenn Dünste aus der Erde auf=
steigen, so treiben sie die Luft von sich weg,
das ist auch eine Ursache des Windes; oder
wenn eine starke schwere Wolke kommt die et=
was niedrig geht, so treibt sie die Luft von
sich weg, und macht Wind: wenn weite Thä=
ler immer enger werden so zieht sich auch die
Luft stark ruch und s entsteht ein Wind;
starke Ströme und Flüsse bringen auch Wind
mit sich.
Diese Bewegung der Luft oder der Wind,
ist nun sehr nüzlich, denn der Wind führt und
vertheilt die Wolken über die ganze Erde, und
macht also daß allenthalben Wasser und Re=
gen hinkommt, auch reinigt der Wind die Luft
von allen bösen und ungesunden Düsnten, und
verschaft mehr Nuzen als wir wissen. Ueber=
haupt thut uns die Luft mehr Dienste als wir
begreifen können; denn das Odenholen rührt
ja von der Luft her, wir würden ohne die Luft
gar nicht leben.
Die Luft dringt bis auf eine gewisse Tiefe
in die Erde hinein, und erfüllt alles; auch ist
sie immer mit dem Wasser und mit der Feuch=
tigkeit in der Erde vermischt, so kommt sie
dann auch mit den Säften in die Pflanzen,
Thiere und Menschen, und verwächst mit in
alle Theile derselben, wo sie dann fixe oder
feste Luft genannt wird. Daher kommts auch
daß alle Pflanzen und Thiere locker sind, kleine
Löchelchen und Zwischenräume haben, wenn
das nicht wäre, so würden sie fest werden,
wie ein Stein.
Nun will ich im nächsten Stück vom Feuer
reden, und euch die wunderbare Eigenschaf=
ten desselben erklären, dann will ich auch noch
vom Gehör, und von den Sinnen reden, und
euch wunderbare Dinge sagen.
--
Fortsezzung der Naturlehre für den
gemeinen Mann.
Im vorigen Stück versprach ich, hier von
der Natur und den Eigenschaften des Feuers
zu reden, allein mir fällt noch etwas wichti=
ges ein, das ich noch vorher beschreiben muß,
nemlich das Salz machen, denn das Salz
gehört noch zum Wasser.
Ich hab auch schon gesagt, daß es in der
Erde Steinklüfte giebt die aus lauter Küchen=
Salz bestehen, und wo man es so wie die
Erze aus den Bergwerken herausgraben kan.
Nun wißt ihr woher die Brunnen entstehen:
Das Regenwasser seyht aus den Gebirgen zu=
sammen, tief in die Erde, da sammlet es sich
nun, und bricht dann in einer Quelle wieder
heraus; wenn nun Salzgänge in der Erde
sind, so seyht sich das Wasser durch das Salz
durch, und löst es auf, so daß das Wasser
zu Salzwasser wird; quellt nun dies Salz=
wasser irgendwo hervor, so ist da ein Salz=
brunnen, aus welchem man Salz sieden kan;
so wird unser mehrestes Salz, das wir in
Teutschland brauchen, gemacht.
Dies Salzmachen will ich euch nun be=
schreiben:
Wenn man einen Salzbrunnen entdeckt,
so muß man erst probiren, wie viel Salz da=
rinnen ist, und ob es wohl der Mühe werth
ist, daß man eine Salzsiederey darauf anlegt,
dies macht man so: Man nimmt eine grose
flache irrdenern [sic; irdenen] Schüssel die das Feuer vertra=
gen kan, diese Schüssel wiegt man genau,
dann thut man sie voll von dem Salzwasser
und wiegt sie nun wieder; dann zieht man das
Gewicht der Schüssel ab, so weiß man was
das Wasser wiegt. Dann stellt man die
Schüssel mit dem Salzwasser auf eine Kohl=
pfanne, und hält so lange ein Kohlfeuer darun=
ter, bis das Wasser alle verdünstet ist, man
muß aber das Wasser nicht stark kochen lassen,
es ist genug, wenns nur gelind siedet, und
verdampft.
Wenn nun fast Wasser ganz verdampft ist,
so bleibt ein graues Pulver auf dem Boden
liegen, dies nimmt man ganz rein aus der
Schüssel, und thut es in sehr reines kochendes
Wasser, was nun Salz ist, das schmelzt wie=
der in dem Wasser, das andere erdigte Pul=
ver aber, das sinkt zu Boden, dann nimm
man Löschpapier, und seyht das Wasser da=
durch; dies Wasser läst man nun wieder auf
einer reinen Schüssel über dem Kohlfeuer
verdampfen, so bleibt endlich das reine Kü=
chensalz wie ein weißes Pulver auf dem Bo=
den der Schüssel liegen, dies wiegt man, so
weiß man, wie viel Salz obiges Salzwasser
gegeben hat.
Wenn man nun findet, daß 2 bis 3 Loth
Salz in einem Pfund Wasser sind, so ists wohl
der Mühe werth, daß man eine Salzsiederey
anlegt, wenn aber auch noch weniger Salz
darinnen wäre, so kan man doch versuchen,
und dem Wasser nachgraben.
Dies Nachgraben macht man so, man
fängt da an wo die Quelle springt an zu gra=
ben, und gräbt immer dem Wasser nach, fin=
det man, daß es aus der Tiefe herauf kommt,
so muß man auch in die Tiefe graben, so wie
man einen Brunnen gräbt, und das Wasser
beständig herauspumpen, damit man unten
graben kan; findet man nun daß von den
Seiten her, andere süse Quellen dazu kom=
men, die sich mit dem Salzwasser vermischt
haben, so muß man diese süse Quelle abdäm=
men, alsdann wird man das Salzwasser schon
viel stärker finden; wenn nun stark genug ist,
so hört man auf zu graben, und nun muß
man den Brunnen einfassen, das kan man auf
zweyerley Art: entweder faßt man den ganzen
Brunnen mit eichenen sehr starken Faßdauben
ein, so wie man eine starke Bütte macht, und
stampft dann rund herum alles mit Thon und
Letten zu. Diese Art ist darum gut, so kan
man das wilde Wasser recht zurück galten,
damit nichts dazu kommt, sonst kan man auch
den Brunnen ausmauern, das muß aber dann
auch Wasserdicht geschehen; am besten ist aber
die erste Art.
Wenn aber das Wasser aus einem Berg
von den Seiten her kommt, so gräbt man ihm
auch nach, und dämmt auch das wilde Wasser
allenthalben ab, bis das Salzwasser stark ge=
nug ist; dann mauert man den Stollen aus,
und wölbt ihn oben zu; den Salzbrunnen fast
man dann ordentlich ein und leitet das Wasser
vorne heraus.
Wenn ein Brunnen in die Tiefe geht, und
nun eingefast ist, so muß man auch das Was=
ser heraus heben, allein hier kommen noch an=
der Umstände dazu.
Wenn man das Salzwasser so wie es aus
der Erde kommt, zu Salz versieden wollte,
so würde das lange Zeit und viel Holz erfor=
dern, denn des Salzes ist noch immer sehr
wenig in dem Wasser, und bis das Wasser alle
verdünstet ist, so würde lange Zeit dazu gehen,
und das viele Holz würde das Salz theuer
machen. Daher hat man ein Mittel gefunden
das Wasser durch die Luft grosentheils
zu verdünsten.
Man baut nemlich sehr lange schmale Häu=
ser, deren zwo Wände, aus lauter Bündel von
Schwarzdorn bestehen; unter den zwo Wän=
den ist dann ein Wasserkasten, der so lang und
so breit ist, als das Haus.
Oben über jede Dornwand hin, läuft dann
eine Rinne, welche auf beyden Seiten viele
kleinen Röhrchen hat. Wenn nun das Salz=
wasser eben in den Rünnen [sic; Rinnen] steht, so fliest es
an beyden Seiten durch die Röhrchen heraus
in die Dunstwände, und rieselt durch die Dorn=
wände herunter, da verdünstet nun das Was=
ser ungemein stark, daß Salz aber verdünstet
nicht, folglich wird das Wasser welches von
den Dornwänden herab unten in den Kasten
tröpfelt, und sich da sammlet, schon viel
stärker.
Daher haben diese Häuser, welche man
Gradierhäuser heist, viele Abtheilungen; vorn
an pumpt ein Wasser=Rad das Wasser so hoch
in die Höhe, daß es auf das Gradierhaus in
die Rinne fliesen kan; da tröpfelt es nun die
Wände herab unten in die Behälter, ein an=
der Wasserrad pumpt es dann aus diesem Be=
hälter wieder in die Höhe auf die zweyte Ab=
theilung des Gradierhauses, und so kommts
auf die dritte, vierte, u. s. w. bis es endlich
so stark ist, daß der 6te oder 5te Theil des
Wassers Salz ist.
Man pflegt das Salzwaser die Sohle
zu nennen: wenn also die Sohle stark genug
ist, so fliest sie durch eine Rinne in einen sehr
grosen Wasserkasten der vielleicht so groß ist,
als manches Haus, er steht unter einem Dach,
denn es darf niemals in die Sohle regnen,
sonst würde das Wasser ja wieder schwächer,
darum ist alles mit Dächern versehen.
Aus diesem Sohlenbehälter fliest nun die
Sohle durch Röhren ins Siedhaus, wo nun
aus derselben das Salz gesotten wird.
Im Siedhaus ist vorn eine Küche, wo
man das Feuer schiert, [sic; schürt] hinter der Küche ruht
die Pfanne auf zwo starken Mauern; die Pfan=
ne ist viereckigt, aus starken eisernen Blech ge[=]
macht, etwa 12 bis 15 Schu breit, und etliche
20 Schuh lang, und etwas über einen Schuh
tief. Auf dem Boden hat die Pfanne hin und
wieder Ringe, in diese Ringe greifen eiserne
Hacken, mit denen sie an Balken hängt, die
über der Pfanne herliegen, damit sie sich,
von dem Gewicht nicht umbiegen könne; na=
benihr steht ein Pfosten mit einem grosen Za=
pfen, durch welchen die Sohle aus dem Soh=
lenbehälter in die Pfanne geleitet wird, denn
wenn man den Zapfen aufdreht, so fliest die
Sohle in die Pfanne.
Wenn man die Pfanne voll Sohle ge=
zapft hat, so wird nun Feuer untergemacht,
und immer unterhalten, bis oben auf dem
Wasser in der Pfanne Häutchen entstehen;
wenn man nun sieht, daß der Häutchen viel
werden, die nach und nach zu Boden sinken,
so schiert man das Feuer, und macht vorn das
Loch zu, damit die Wärme noch ein paar Tage
unter der Pfanne bleibe, in dieser Wärme ent=
steht nun das Salz; und man scharrt es in
der Pfanne auf Haufen. Während der Zeit
daß die Pfanne nun warm gehalten wird, und
das Salz entsteht, sagt man, wir sind am
soggen, denn das Wort soggen bedeutet,
das Anschiesen des Salzes.
Wenn nun kein Salz mehr entsteht, so
scharrt mans auf den Rand der Pfanne, da=
mit es antriefen möge. Das erste Salz wel=
ches in der Pfanne entsteht, ist das beste, und
man sondert es ab, es heist Tafelsalz; das
folgende ist dann das gewöhnliche Küchensalz,
man bringt es nun in Körben, welche untern
spitzig zugehen, in die Trockenkammer aufs
Gerüste, diese Kammer ist hinter der Küche,
und wird von dem Feuer unter der Pfanne
mit warm. Hier tröpfelt nun alle Feuchtigkeit
von dem Salz ab, und es wird trocken, dann
bringt mans ins Magazin, das ist der Ort
wo es verwahrt wird, und hier wird es ver=
kauft.
Die Brühe in der Pfanne welche Mutter=
lauge genannt wird, giebt nun noch ein schwar=
zes schlechtes Salz, das aber recht gut fürs
Vieh ist; darzu wird es nun auch gesotten,
und so wird alles vernuzt.
Eine solche Salzsiederey ist eine sehr nüz=
liche und einträgliche Sache, sie kostet aber
sehr viel anzulegen, und kommt der Obrigkeit
von Rechtswegen zu: denn wenn auch ein
Bauer einen Salzbrunnen auf seinem Gut hät=
te, so dürfte er doch keine Siederey da anle=
gen, denn erstlich gehört alles was tief in der
Erden liegt, der Herrschaft, und zweitens wärs
ja auch unrecht, wenn ein Mann allein eine
Waare besäse, die dem ganzen Land so noth=
wendig ist, ein solcher Mann könnte ja die
Leute scheeren wie er wollte.
Monopol.
Nun hab ich so viel von dem Wasser ge=
redet, als mir deucht hinlänglich zu seyn, nun
will ich auch das Nöthige vom Feuer sagen.
Das Feuer ist ein wunderbares Element,
wir sehen es alle Tage vor uns, und doch
kans kein Weltweiser, und Naturkündiger noch
recht begreifen. Wie im Anfang der Welt
die Leute das Feuer bekommen haben, das
weiß ich nicht, denn Brenngläser hatten sie
nicht, um es von der Sonne zu erhalten, da=
von wuste man nichts. Stahl und Feuerstein
hatte man auch nicht, man wuste auch nichts
davon. Es giebt jezt noch wilde Völker in
den Inseln, die können mit zweyen Hölzern
Feuer machen, eins hat ein Loch, das fassen
sie zwischen die Knie, das andre Hölzgen ist
ein rundes Stöckchen welches sie in dem Loch
mit den Händen so schnell und so lang herum=
drehen, bis Feuer entsteht.
Ich vermuthe, daß Gott die erste Men=
schen gelehrt hat, Feuer zu machen, oder,
wenn Er es ihnen auch nicht unmitttelbar ge=
sagt hat, so hat Ers doch so eingerichtet daß
irgendwo von selbst Feuer entstanden ist, wo
es dann die Leute haben kennen lernen. Viel=
leicht schlug auch das Gewitter in einen Baum
ein, so daß er anfieng zu brennen; wenn man
nun das Feuer immer mit Holz unterhielte,
so konnte mans ja auch brauchen. Die ersten
Menschen wusten nun freylich nicht, wozu das
nüzlich sey, aber das lernten sie von selbst:
sie sahen nemlich, daß das Feuer in der Nacht
leuchtete, wie angenehm muste das den Leuten
gewesen seyn, als sie das zum erstenmal ent=
deckten; da hatten sie ja ein Mitte auch in
der finstern Nacht sehen zu können, dies war
ihnen als allein wichtig genug, das Feuer
zu unterhalten. Hernach spürten sie auch die
Hizze und Wärme des Feuer, das war also
wiederum vortreflich, dann nun hatten sie auch
ein Mittel gegen die Kälte im Winter, und
sie unterhielten es also auch aus der Ursache.
Das Kochen der Speisen, und das Schmel=
zen der Metalle kam schon später auf, denn
wo konnten die ersten Leute wissen, daß man
Speisen kochen könnte? Sie assen rohes Obst,
rohe Kräuter und Wurzeln; nun wollen wir
aber einmal den Fall stellen, es hätte einer
einen Apfel ins Feuer gelegt, um zu sehen, ob er
auch verbrennte, oder wie er schmeckte, wenn
er eine Weile im Feuer gelegen hätte; die
Menschen sind ja neugierig genug dazu. Nun
fand er daß das Feuer den Apfel weich mach=
te, und daß er nun bessere schmeckte, da wars
ja natürlich, daß mans nun auch mit andern
Sachen versuchte, und also kam man zuerst
ans braten hernach auch ans kochen.
Mit dem Schmelzen der Metallen kam man
später zurecht, und ich glaube daß mans auch
von selbst erfunden habe. Im Anfang der
Welt war die Erde noch voller Erze und Me=
talle, denn es hatte sie ja noch niemand ge=
sucht und gebraucht. Nun lagen also die Erze
wie Steine hin und wieder auf der Erden,
es konnte also geschehen, daß man einmal ein
groses Feuer auf die Erde machte, wo gerad
Erzstücke lagen. Diese wurden also glüend
und schmolzen endlich, da sahen also die Leu=
te, etwas glüendes fliesen, das muste sie noth=
wendig aufmerksam machen; und als es hart
und kalt geworden, so nahmen sie es, besa=
hen es, und dachten darüber nach; sie tha=
tens noch einmal ins Feuer, um zu sehen, ob
es wieder schmelzen würde, sie sahen daß das
angienge, nun probirten sie mancherley Steinem
und erfanden also die Metalle.
Es war ja sehr leicht nun auch das Gies=
sen zu lernen, sie wusten daß das Metall im
schmelzen wie Wasser flösse, und hernach wie=
der har würde, se machten also allerhand
Figuren in den Sand, und liesen das glüen=
de Metall hineinfliesen, als es nun kalt war,
so hatte das Metall die Gestalt der Form,
so entstunden nun allerhand Gefäße und aller=
hand Geschirr; eben so kam man auch zum
Schmieden: man erfand das Eisen, fande
aber auch, daß das Eisen im Feuer zwar glü=
end würde, aber nicht mehr schmelze, doch
wurde es weich, man konnte es auf einem
Stein mit einem andern Stein klopfen wie
mans haben wollte, was war also leichter
zu erfinden, als eine Zange von Eisen, um
das glüende Eisen damit zu packen, und einen
eisernen Hammer, um damit das weiche Me=
tall zu schmieden?
Die mancherley Arten des irrdenen und
Töpfergeschirrs, wurden auch schon früh er=
funden, man entdeckte bald, daß man aus
dem Thon mit Wasser einen Teig machen
konnte der an der Sonnen ziemlich hart wur=
de, und daß man also aus dem Teig aller=
hand Sachen machen konnte. Bey dem ba=
bylonischen Thurm striche man ja schon Ziegel
und mauerte den Thurn [sic; Thurm] damit. Da fällt mir
gerad bey dem babylonischen Thurn etwas
ein; dort giebts Naphtha= der Pechbrun=
nen, die mit einer ordentlichen Flamme bren=
nen, mit der Naphtha oder vielmehr mit
dem zähen Erdpech, und den Ziegeln mauer=
ten sie den babylonischen Thurn.
Wenn un die Leute nur ein wenig nach=
dachten: wenn die Sonne den Thon und Lei=
men schon so hart macht, wie hart muß er
denn vollends im Feuer werden, so musten
sie ja nothwendig darauf verfallen, und es
probiren, sie machten also allerhand aus dem
Thon branntens im Feuer, und so bekamen
sie irrdenes Geschirr, von mancherley Gat=
tung.
Ich glaube daß nach und nach alles so er=
funden worden; zufälliger Weise entdeckte man
etwas neues, dachte dann darüber nach, und
kam dann der Sache immer näher, die Vor=
sehung Gottes würkte aber auch mit, sie lenk=
te alles so, damit die armen Menschen bald
zu den Erkenntnissen kommen möchten, die
Ihnen zu ihrem Leben nöthig und nüzlich
waren.
Fortsezzung der Naturlehre für den ge=
meinen Mann.
Die mehresten Völker lernten also nach und
nach das Feuer kennen, und immer besser
brauchen; allein ob mans nun schon gleich
sechshalbtausend Jahr gebraucht hat, so kennt
mans doch noch nicht recht; und man weiß
wirklich noch nicht recht, was das Feuer ist,
Ich wills euch so deutlich erklären als ich
kann, und als es mir nur möglich ist.
In allen Dingen, in allen Cörpern, wie
sie auch Namen haben mögen, ist eine sehr fei=
Phlogiston
ne subtile Materie, die man Feuermaterie
nennen kann; sie ist ein gar subtiles Wesen,
genauer kann ichs euch nicht beschreiben, außer
wenn Feuer dazu kommt, so brennt es, und
wird selber zu lauter Feuer.
Wenn diese Feuermaterie mit einer sehr
feinen Säure verbunden wird, und auch etwas
Wasser dazu kommt, so wird Oehl daraus;
wird sie aber mit der Vitriolsäure verbunden,
und es kommt kein Wasser dazu so wird’s
Schwefel.
In allen Pflanzen, Holz und Kräutern,
ist ein sehr feines Oehl in dem einen mehr in
dem andern weniger, daher kommts daß die
Gewächse brennen wenn nicht viel Waßer dar=
innen ist, denn das Waßer hindert das Feu=
er in seiner Würkung.
In den Thieren ist auch viel Oehl, denn
da wird auch die Feuermaterie mit eine Säu=
re verbunden, und Fett Schmalz und In=
schlitt daraus.
Was ist aber nun eigentlich das brennen=
de Feuer? Das brennende Feuer ist eigent=
lich eine Gährung. Ihr wißt wenn ihr einen
Saft von irgend einem Gewächs in ein Ge=
fäß thut, und laßt ihn an einem Ort stehen,
wo es nicht zu kalt ist, so kommt er in eine in=
nerliche Bewegung; es steigt ein Schaum auf
und er wird sehr verändert; erst wird er stark,
geistig wie Bier, Wein, Obstwein u. d. g.
Läst man die Säfte an einem wärmern Ort
stärker gähren, so werden sie sauer; und
dauert die Gährung noch weiter fort, so faults
endlich, und verdirbt.
Eben so ists auch mit dem Feuer: wenn
die Theilchen der Feuermaterie in einem Holz,
oder sonst in etwas das brennen kann, in die
gährende Bewegung gesezt werden, so steckt
immer ein Theilchen das andere an; alle zit=
tern sehr stark hin und her, dadurch wird denn
der Cörper in welchem sich die Feuertheilchen
so stark bewegen, in Asche verwandelt; was
aber so leicht ist, das in der Luft schwim=
men kann, das steigt in die Höhe, und wird
zu Rauch. Die vornehmste Wirkung des bren=
nenden Feuers besteht darinn, daß es die
zusammen gesezten Dinge zertrennt, und in
Pulver verwandelt; wenn nun die Feuer=
theilchen, und die Lufttheilchen rund um das
brennende Feuer her auch in Bewegung ge=
sezt werden, so dehnt sich die Bewegung durch
die Luft aus, und wird immer schwächer; die=
se Bewegung gühlend wird dann, und nennen
sie Wärme.
Woher entsteht aber die Flamm? –
Wenn man ein Feuer anzündet, so treiben die
Feuertheilchen, welche angezündet werden, an
dem Ort wo sie brennen durch ihre starke Be=
wegung die Luft über sich in die Höhe, dadurch
geht also die Luft weg wo das Feuer brennt,
untenher aber dringt die Luft immer wieder
ins Feuer; so wie auch das Wasser an einen
leeren Ort hindringt, wo es nicht gehalten
wird; indem nun die Luft solchergestalt herzu=
dringt, so setzt sie die sich bewegende Feuer=
theilchen noch mehr in Bewegung; daher sehen
wir auch, daß das Feuer desto stärker brennt,
desto stärker die Luft hineinbläst; so weit als
nun die Feuertheilchen in der stärksten Bewe=
gung sind, so daß sie stärker sind als die Luft,
so weit reicht die Flamme und leuchtet; wenn
aber die Flamme so hoch gestiegen ist, daß
die Luft wieder stärker ist, als die Feuerbewe=
gung, so leuchtet die Flamme da nicht mehr,
sondern ist nur Rauch.
Jezt kan ich euch auch nun das Licht erklären,
denn die Flamme ists eigentlich was leuchtet.
In der Luft giebts hauptsächlich zweier=
ley Materien. 1. Die Luft selber, und 2.
die sehr feine Himmelsluft, oder der Aether.
Die Luft ist viel gröber als der Aether.
Die luft dringt nicht durch Glas, oder
sonst durch ein Gefäß; das sehr ihr ja an einer
aufgeblasenen Schweinsblas, die hält die Luft
in sich, aber der Aether ist so fein, daß er durch
alles durchdringt, und in kein Gefäß verschlos=
sen werden kann; wo also die Luft weggetrie=
ben wird, da ist Aether.
Nun gebt wohl acht: Wenn ihr eine Stim=
me, einen Schall, oder einen Ton hört, so geht
das so zu; jede Stimme jeder Ton sezt die Luft
in eine zitternde Bewegung; so weit nun diese
zitternde Bewegung geht, oder so weit man
dies Zittern der Luft, auf dem Drommelhäut=
Trommelfell
chen im Ohr fühlt, so weit hört man die Stim=
me, oder den Ton. Seht! so geht das Hören
zu, und eben so auch das Sehen; wie aber
das Hören durch die Luft geschieht, so geschieht
das Sehen durch den Aether.
Wenn das Feuer igendwo so stark brennt,
daß eine Flamme entsteht, so hat das Feuer
in dem Ort, wo die Flamme brennt, die Luft
ganz weggetrieben; wo nun keine Luft ist, da
ist nichts als Aether, und die Feuertheilchen;
diese sind aber sehr stark in Bewegung, und
bringen also die Aethertheilchen ans Zittern;
dies Zittern pflanzt sich denn durch die ganze
Luft fort, wird aber immer schwächer, so wie
auch der Schall in der Luft. Wenn nun der
Aether in unserm Auge auf der Netzhaut zit=
tert, so empfindet unsre Seele das Zittern und
heist es Licht.
Nun ist es aber wunderbar, daß wir doch
Sachen sehen, die nicht leuchten, Z. E. wir
sehen nicht bloß die Sonne, und die leuchtende
Cörper, sondern auch Bäume, Menschen, und
andere Cörper; und zwar sehen wir sie so wie
sie sind; das läßt sich nun freilich so leicht
nicht begreiffen, besonders wenn man keine tie=
fe Einsichten in die Natur hat; alles es rührt
doch alles von dem Zittern des Aethers, und
seinen verschiedenen Richtungen her.
Nachdem ich euch nun von den verschiede=
nen Elementen das nöthige gesagt habe, so
will ich nun weiter gehen, und euch noch ein
und anderes von den Reichen der Natur sa=
gen:
Es giebt drey Reiche der Natur. Alles
was in den Erden ist, und aus purer Erde, und
mineralischen Substanzen bestehet, das gehört
zum Steinreich; davon habe ich euch an ei=
nem andern Orte gnug gesagt, dann giebts
auch ein Pflanzenreich; dazu gehört alles
was auf der Erden wächst, und mit Wurzeln
Nahrung aus der Erde zieht; endlich giebt
es auch ein Thierreich; dahin gehören alle
Geschöpfe, welches ich auf der Erden, in der
Luft, und im Wasser von einem Ort zum an=
dern bewegen und ihre Nahrung suchen. Un=
ter diesen ist der Mensch das vornehmste Ge=
schöpf.
Von den Pflanzen will ich also ins allge=
meine noch ein und anderes sagen: Es ist
sehr merkwürdig, daß in der ganzen Natur al=
les so stuffenweise an einander hängt, so daß
immer ein Reich ans andre angränzt. Z. E.
da Mineralreich bringt im Wasser die Co=
Korallen
rallenbäumchen hervor; diese Bäumchen sind
steinartig, und wachsen doch auch wie eine an=
dere Pflanze. Auch findet man in den Bergwer=
ken so artige Gewächse, die aber doch Erze und
Metalle sind.
Das Steinreich gränzt auch an das Thier=
reich: Z. E. die Muscheln alle miteinander,
sind zum Theil Steine und auch Thiere, denn
die Schaalen sind wahre Kalksteine, das Thier
aber, welches inwendig darinnenliegt, ist auch
einwahres Thier. Ich sagte eben die Muschel=
schaalen seyen Kalksteine, das kann man in
Holland am besten sehen, dort giebt es am
Ufer des Meeres so viele Muscheln, daß man
Kalk daraus brennen kann, die Holländer ha=
ben keinen andern Kalk als aus Muscheln.
Die Schnecken auf dem Lande, die Krebse,
u. d. g. haben auch kalkartige Schaalen, sie
sind also auch zum Theil steinartig, und zum
Theil Thiere.
Das Pflanzenreich gränzt auch ans Thier=
reich, denn es giebt Thiere die heißt man Po=
Polypen
lypen, die sizen an einem Ort im Wasser fest, sie
sehenaus wie kleine Bäumchen, und ihre Aeste
sind eigentlich Röhrchen, mit denen sie die Nah=
rung einfangen. Die Aeste wachsen an, wenn
man sie abschneidet, und im Wasser auf irgend ei=
nen Stein ansezt, und werden dann neue Po=
lypen; das sind wunderbare Thiere und zu=
gleich auch Pflanzen.
Das Pflanzenreich hängt auch allenthalben
in ordentlichen Stuffen zusammen; ich will
nur einige Spuren davon anzeigen: man hat
Holz und Kräuter, und Gräser; nun giebt
es so kleines Gehölze, das fast nichts anders
als Kraut ist, so gränzt das Gehölze im Ros=
marinstrauch, im Abrotan, in der Wer=
Abrotan: Stabwurz.
muth, und dergleichen an. Die Kräuter,
auch die Gräser gränzen hin und wieder an die
Kräuter, z. E. das grose Schilfgras kommt
den Kräutern schon näher, das Viehgras ist ja
fast ein Kraut mit schmallangen Blättern, und
dergleichen Gräser giebts mehr, von denen
man nicht weiß, ob man sie unter die Gräser
oder Kräuter zälen soll.
Aber im Thierreich ist die Stuffenreyhe
noch viel merkwürdiger: wie haben Wasser=
thiere, Erdthiere und Luftthiere.
Die Waserthiere gränzen in den Fröschen,
Bibern, Fischottern, und allen Thieren, die
im Wasser und auf dem Land leben können;
an die Erdthiere; der Seehund lebt im Was=
ser und auf dem Land, hintenher ist er einem
Fisch, und vornher einem Hund ähnlich.
Es giebt auf dem Meer fliegende Fische;
sie können zwar nicht wie fliegen; doch sprin=
gen sie aus dem Wasser hoch in die Luft, schie=
sen einen Strich fort, und fallen dann wieder
ins Wasser. Ihre Floßfedern sind so groß,
daß sie so damit fliegen können; es ist also au=
genscheinlich, daß sich hier im fliegenden Fisch,
das Fischreich dem Vogelreich nähert.
Eben so ist auch das Vögelreich mit den
vierfüsigen und haarichten Thieren verwandt,
Das Band zwischen beyden sind die vielerley
Arten, der Fledermäuse. So gar giebts
Stuffen, die sich dem Menschen nähern, denn
es giebt Affen, die immer aufrecht gehen, wie
der Mensch, und ein alt Mannsgesicht haben;
doch aber bleibt zwischen einer vernünftigen
und unsterblichen Menschenseele, und der aller=
klügsten Thierseele noch immer ein unendlicher
Unterschied. Der Elephant kommt an Ver=
stand dem Menschen am nächsten, denn man
kann ihn dahin bringen, daß er Worte versteht,
und weit beßer unterscheiden kann, als ein
Hund, z. E. wenn ein Elephant ein Kind,
oder einen Menschen im Weg antrift, so greift
er ihn mit seinem Rüssel, und sezt ihn ganz
ordentlich aus dem Wege, damit er vorbey=
men kan; wenn dem Elephanten sein Herr
stirbt, so trauert er um ihn. Im Königreich
Siam muß der Elephant Scharfrichter seyn,
und man hat ihn so abgerichtet, das er unfehl=
bar einen Menschen, so hinrichtet, wie das Ur=
theil gesprochen ist, und wie mans ihm befiehlt,
ist das nicht viel?
Hier will ich nun die Naturlehre für den
gemeinen Mann beschliesen; ich hätte euch
noch viel schönes darüber sagen können, allein
da nun just das Jahr zu ende geht, und mit
dem neuen Jahr auch ein neuer Volkslehrer
angehen soll, wenn anders der Buchdrucker
länger fort drucken will, welcher Volkslehrer
noch besser und bequemer eingerichtet werden
soll, als dieser, so will ichs hier beschließen,
und nun das göldne Buch noch fortsezzen.
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