Rainer (René) Maria Rilke

(1875 – 1926)
 
 
In seinem Briefwechsel mit Katharina Kippenberg (1876-1947) erwähnt Rilke auch Jung-Stilling. So schreibt er am 1914-02-11:
 
 
„Kürzlich ging mir hier ein kleines sehr erstaunliches Prosamanuskript von Regina Ullmann durch die Hände, bald nach dem Jung-Stilling, das war irgendwie, als obs hundert Jahre später dieselbe Familie wäre, - mich würds nicht wundern, wenn Regina von Dortchen abstammte. - Ich habe ihr daraufhin meine Stillings Jugend geschenkt, und sie liest das, als fänd sie’s in einem Tropfen in der eignen Kindheit an einer Nadel schreckhaft vergoßnen Bluts.“
(Regina Ullmann 1884-1961)
 
 
Am 24. Februar 1914 schrieb Katharina Kippenberg an Rilke;
„O lieber Freund, wie haben Sie mir an das Herz gerührt, als ich die Blätter las, die an Jung-Stilling anknüpften, im ersten Sonnenschein des Jahres war es. Ich fühlte eine Art Vor-Kunst zu mir kommen, einen Zustand, in dem so frei, so bildend, als täte der Künstler einen festen Griff in den weichen Ton und es kommt ein ganz strenges und fertiges Gesicht aus seiner Hand her- [S. 97:] vor, wie zum Schluß, wo die Gestalt des Vaters aus der Kindheit aufsteigt ohne das Ereignis, das sie erschütterte und das eigentlich ganz entbehrlich ist. Der Vorgang des Entstehens im Entstehenden eingeschlossen und in diesem Blättern mitgeschenkt und mitgegeben, das wars, was mich mitzittern ließ, so wie manchmal bei Handzeichnungen, die die Entelechie des künftigen Bildes sind. Aber welcher Anlaß auch! Die Geschichte mit der Schlafkappe wäre eine Shakespeares würdig, ja man könnte sie ganz und dem König Lear zutrauen. [...]“.
 
 
Wenig mehr ist bisher bekannt. Grundlegend ist so der Aufsatz von: 
Hans W[alter]. Panthel: Rilkes Beurteilung älterer deutscher Literatur: Das Beispiel Jung-Stilling. – In: Blätter der Rilke-Gesellschaft 1979, H. 6, S. 14-24 (S. 15 = Porträt Jung-Stillings nach Kessler/Dannecker).
 
 
An weiterer Literatur ist zu nennen:
 
 
Hans-Heino Ewers: Die Literatur der versehrten Kindheit. Von Jung-Stilling und Karl Philipp Moritz zu Franz Kafka und Rainer Maria Rilke – ein Überblick“. – In: Welt der Kinder – Kinder der Welt. Kindheitsbilder in der Kinder- und der Erwachsenenliteratur. Hrsg. v. Roswitha Cordes. Mit Beiträgen von … (Schwerte:) Katholische Akademie (1989. ISBN 3-927382-03-5), S. 86-112. = Dokumentationen 20 Veröffentlichungen der Katholischen Akademie Schwerte. Hrsg. v. Gerhard Krems. [Geringfügig überarb. wieder abgedruckt in: Perspektiven auf Kindheit und Kinder. Hrsg. v. Gerold Scholz u. Alexander Ruhl. Opladen: Leske + Budrich, 2001, S. 143-166; siehe dazu www.hhewers.de.]
Rainer Maria Rilke [-] Katharina Kippenberg - Briefwechsel. Mit zwei Abbildungen und zwei Faksimiles. (Frankfurt a. M.:) Insel MCMLIV [1954.]
Ingeborg Schnack (und Renate Scharfenberg) (Hrsg.): Rainer Maria Rilke. Briefwechsel mit Anton Kippenberg. 1906 bis 1926. Frankfurt a. M.: Insel 1995. ISBN 3-458—16731-5. 2. - 1. Aufl. (1995). 613 S. - Jung-Stilling S. 472 f., 672, 676.]