Jung-Stilling als volkspädagogischer Schriftsteller und Erzähler 

 
Jung-Stilling veröffentlichte über lange Jahre hinweg Aufsätze, in denen er aufklärerisch, bildend wirkte. Wenige Texte waren bisher bekannt. Nach neuen Quellenfunden konnten die bisherigen Bände mit seinen Erzählungen durch Editionen ergänzt werden. (Siehe unter Quellen.) 
 
Umfangreiche Darstellungen seiner Erzählkunst stehen noch aus. Anfänge sind hier und auf anderen meiner web-sites genannt.
Man siehe auch den Aufsatz von Martin Völkel unter diesem URL.
 
 
Erste Eindrücke geben neben den eigentlichen Texten die folgenden Arbeiten:
   
Hartmut Dedert: Die Erzählung im Sturm und Drang. Studien zur Prosa des achtzehnten Jahrhunderts. Stuttgart: Metzler (1990). [= Germanistische Abhandlungen Bd. 66. - Kapitel 2: „Traditionen und Tendenzen“; Abschnitt 3, S. 17-19: „Johann Heinrich Jung (Stilling): Erbauung im Zeichen der Providenz“. S. 227 die Anm. dazu. - S. 7-13: „Erzählen im Sturm und Drang - Ein Tour d’horizon“. – Zugl. Diss. Münster 1987.]
 
K[laus]. G[oebel]: Jung-Stillings volkstümliche Erzählungen. - In: neues Rheinland 34, Köln 1991, H. 7 (Juli) S. 23, Sp. 2. [Rez. zu MERKs Ausgaben des Volkslehrers. – Originalseite in BERNEAUD-KÖTZ: Jung-Stilling Mappe V, Juli 91 bis Dezember 1991.]
 
Walter Lauterwasser: Jung-Stilling als Erzähler. - In: Jung-Stilling. Arzt - Kameralist - Schriftsteller zwischen Aufklärung und Erweckung. Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Stadt Siegen / Siegerlandmuseum und in Verbindung mit dem Generallandesarchiv Karlsruhe. Ausstellungskatalog [12. Juni bis 15. August 1990] hrsg. v. d. Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Karlsruhe: Bad. Landesbibl. 1990. ISBN 3-88705-027-4, S. 81-111.
 
Hans-Jörg Uther: Die Brüder Grimm und Heinrich Jung-Stilling [.] Von Jorinde und Joringel und anderen Erzählungen. – In: Paare und Paarungen. Festschrift für Werner Wunderlich zum 60. Geburtstag hrsg. v. Ulrich Müller und Margarete Springeth unter Mitwirkung von Michaela Auer-Müller. Stuttgart: Verlag Hans-Dieter Heinz Akademischer Verlag Stuttgart 2004 (ISBN 3-88099-425-0; VI, 441 S., Ill..) S. 294-305. = Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik Bd. 420.
 
 

Textausgaben

Ulrich Ummen (Hrsg.): Unter den Sternen des Morgenlandes. Orientalische Erzählung. Marburg/Lahn: Francke 1990. 97 S. ISBN 3-88224-821-1. 
Neuauflage des Bändchens von Hermann [sicher richtig: Wilhelm] Müller-Kreuztal aus dem Jahre 1947 im "Jung=Stilling=Verlag W. Schmidt . Kreuztal (Westf.)". – Enthält sechs Erzählungen aus den Sämtlichen Schriften Bd. 12 und 13: S. 7-17: Die beiden Brüder; S. 18-28: Elauban; S. 29-46: Die Königstochter; S. 47-56: Der Weg zum Thron; S. 57-70: König Josua; S. 71-92: Sulamith. - 92 S. Text, S. 93 Nachwort. 
 
Johann Heinrich Jung-Stilling. Herr, zeig mir stets die rechte Spur. Geistliche Erzählungen und Gedichte. Zum 250. Geburtstag des 'Patriarchen der Erweckung' ausgewählt und hrsg. von Gerhard Schwinge. Lahr-Dinglingen: St.-Johannis-Druckerei C. Schweickhardt (1990. ISBN 3-501.00953.4) = Telos-Bücher Bd. 615. Telos-Taschenbuch. 
Das Zitat im Titel stammt aus dem "Grauen Mann" 15. Stück, 1804, S. 131, wo das Gedicht das Heft einleitet. – Inhalt: Auch eine heilige Familie, Sämtliche Schriften Bd. 12, S. 5-16; Die edlen Jünglinge, Sämtliche Schriften Bd. 12, S. 69-75; Die beiden Brüder, Sämtliche Schriften Bd. 12, S. 17-28; Sämtliche Schriften Bd. 10, S. 132-135; Schreiben eines reisenden Juden, Sämtliche Schriften Bd. 12, S. 432-448; Bibelübung vom 17.10.1796; Sämtliche Schriften Bd. 13, S. 282; Sämtliche Schriften Bd. 13, S. 235-238; Sämtliche Schriften Bd. 13, S. 282-283; Sämtliche Schriften Bd. 13, S. 251-253. 
 
Johann Heinrich Jung-Stilling. Rede über den Werth der Leiden. Neu gedruckt und erschlossen von Erich Mertens. Als Dankesgabe der Jung-Stilling-Gesellschaft Wolfgang Rasch in Wiesbaden in Freundschaft und Verbundenheit überreicht. Siegen: Jung-Stilling-Gesellschaft (1998. ISBN 3-928984-20-9.) = Jung-Stilling-Schriften Bd. 7. 
Neudruck von: Rede über den Werth der Leiden, gehalten im Kreise einiger vertrauten Freunde, am 30sten Geburtstage seiner Gattin, den 20. Jun. 1789. 
 
Johann Heinrich Jung-Stilling: Erzählungen. Neu gedruckt und erschlossen von Erich Mertens. Als Dankesgabe der Jung-Stilling-Gesellschaft Alfred Marenbach in Dormagen in Freundschaft und Verbundenheit überreicht. Siegen: (Jung-Stilling-Gesellschaft e. V. 2003. ISBN 3-928984-25-X.) = Jung-Stilling-Schriften, Band 9. 
122 S., 17 Abb.; enthält: Geleitwort (Gerhard Merk); Lettre-préface (Agathe Bischoff-Morales und Anny-Claire Haus); Einführung; Die Texte Jung-Stillings: a) Geschichte von Peter und Claß – 1779/80; b) Des alten Gotthards Erzählungen – 1812/13 (Der arme Leinweber); c) Des alten Gotthards Erzählungen – 1813/14. Die Schatzgräber. d) Fortsetzung der Erzehlungen des Bauernfreundes (Die Schatzgräber.) – 1791. 
 
Die Erzählungen Jung-Stillings aus dem „Churpfälzischen Kalendern“, dem „Hessen-Casselischen Kalender“, der Zeitschrift „Der Volkslehrer“ und dem „Intelligenzblat für Hessen“ sind unter Quellen abgedruckt. Zuvor erschienen kommentierte Neudrucke aus dem „Volkslehrer“: 
Johann Heinrich: Gesellschaftliche Mißstände. Eine Blütenlese aus dem „Volkslehrer“. Neu herausgegeben, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Gerhard Merk. Berlin: Duncker & Humblot (1990. ISBN 3-428-06782-7.) 
 
Johann Heinrich: Gesellschaft [,] Leben und Beruf. Geschichten aus dem „Volkslehrer“. Herausgegeben, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Gerhard Merk. Berlin: Duncker & Humblot (1990. ISBN 3-428-06916-1.) 
 
 

Kalendermänner 

Wenig beachtet worden ist bisher, dass auch Jung-Stilling sich als "Kalendermann" betätigte. Vielleicht ergaben sich aus dieser Tätigkeit Aversionen zwischen Hebel (vgl. hier) und Jung-Stilling. Immerhin hatte Jung-Stilling bereits in den Kalendern publiziert, die Hebel später als Herausgeber betreute. 
Vgl.:
Gerhard Schwinge: Hebels "Biblische Geschichten" von 1824 im Vergleich mit ebenfalls in Baden verbreiteten oder entstandenen Bibelbearbeitungen für Kinder von Hübner (1799/1811/1817), Schmid (1810/1813), Galura (1806) u. Ewald (1814-1817) sowie Grimm (1817) und Jung-Stilling (1806-1816). – In: Jahrbuchs für badische Kirchen- und Religionsgeschichtehrsg. v. Udo Wennemuth, Albrecht Ernst, Thomas K. Kuhn. Bd. 3, Stuttgart: Kohlhammer 2009, S. 223-246.
 
Zugleich mit Hebels Publikationen gab Jung-Stilling den "Grauen Mann", seinen "Christlichen Menschenfreund" und das "Taschenbuch" heraus, war damit auch Konkurrent Hebels. 
Wilhelm Engelbert Oeftering meint 1937 (Bd. 2, S. 29): "Mit der lebenswarmen, volksnahen und künstlerisch reinen Kalender=Arbeit Hebels hat die fromm=belehrende Note Jung=Stillings [im Taschenbuch] keine Berührungspunkte." 
Beide gaben ja auch "biblische Geschichten" heraus; für Hebel ziehe man die kritische Ausgabe von Adrian Braunbehrens/Gustav Adolf Benrath mit ihrem Band 5 heran (ISBN 3-7880-9805-8, Karlsruhe: Müller 1991), für Jung-Stilling siehe man hier. 
Gerade in Straßburg standen die Männer in Konkurrenz. Viele Texte Hebels werden hier publiziert. So z. B.: Der große Schwimmer, Unverhofftes Wiedersehen (mit Kupfer), Hochzeit auf der Schildwache, Heimliche Hinrichtung (mit großem Kupfer) und andere. 
 
Vielleicht sollte man diese Problematik zwischen den beiden Erzählern in einem Abschnitt über Jung-Stilling als Erzähler einmal detailliert darlegen.