Jung-Stilling schreibt S. 506:

„Unter den vielen Flüchtlingen wurden Stilling und seiner Familie zwei sehr verehrungswürdige Personen besonders wichtig: der Prinz Friedrich von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, ein wahrer Christ im reinsten Sinn des Worts, miethete sich in Marburg ein Haus; dann wohnte bey ihm, seine nächste Blutsverwandtin, die Gräfin Louise von Wittgenstein-Berlenburg zum Carlsberg [richtig: Carlsburg]. Beyder Mütter waren leibliche Schwestern, nämlich Gräfinnen Henckel von Donnersmark und wahre Christinnen gewesen, die ihre Kinder vortreflich und gottesfürchtig erzogen hatten. Diese beyden, in jedem Betracht edle Menschen, würdigten Stilling und Elise ihres vertrauten Umgangs, und sie waren beyden und ihrer Familie, die Zeit ihres fünfjährigen Aufenthalts in Marburg in jeder Lage, und in jedem Betracht Engel des Trostes und der Hülfe. Dieser liebe Prinz und die huldvolle Gräfin wohnten da vom Sommer 1796 bis in den Herbst 1801.“

 

Über 50 Briefe – zusätzlich wurden zwei kürzlich im Autographenhandel angeboten und sind nun in öffentlicher Bibliotheek zugänglich –  an diese Personen sind in Privatbesitz erhalten und nicht in der Brief-Edition genannt.

 

Schon Reinhard Breymayer hielt die biographische Angabe zur LG S. 506 f. auf LG S. 746: „Prinz Friedrich: (1741-1812) Reichsgeneralfeldmarschalleutnant.“ für falsch, allerdings war auch seine Vermutung nicht richtig. Tatsächlich handelt es sich um

 

Friedrich Franz Joseph (nach Anderen statt Joseph: Christoph) von Anhalt-Bernburg(-Schaumburg)

 

geb. Halle 1.03. n. A: 1.05.1769, gest. Genslaken bei Königsberg 19.1.1809; er ehel. Waldau in Sachsen 22.06.1790

 

Caroline Amalie Johann Westarp (geb. Brieg 29.08.1772, n. A. 24.08.1771), gest. ebd. 25.07.1818.

 

Die Ehe schloß in Waldau der dortige Pfarrer

Karl Gottfried Schuster, Mag. der Philos. und Pfarrer (1771-1807; resignierte freiwillig 1807) in Waldau, geb. Neusalze bei Meißen 28.04.1745; Dr. 1769 in Witttenberg mit der Arbeit „Versuch eines oberlausitzischen Kirchenrechts für Predigtamts-Kandidaten und angehende Landgeistliche“, Frankfurt und Leipzig 1796, gest. 29.10.1813.

 

Sie war Tochter des preuß. Reg.-Rat. Franz Friedrich Westarp (geb. 5.12.1734, gest. 8.05.1797).

 

Sowohl der Vater, der deswegen seine Tochter zeitweilig nach Hirschberg (Riesengebirge) schickte, als auch die Familie des Adligen hielten die Verbindung für eine Mißheirat.

 

Dennoch wurde Caroline Amalie Johann Westarp 1798 nebst Kindern unter dem Namen Westarp in den preuß. Grafenstand erhoben. Mit dem Tode des Friedrich Franz starb im Mannesstamm die fürstliche Linie des Hauses Berleburg-Schaumburg aus.

 

Vier Kinder entstammen dieser Ehe, von denen nur 1. und 4. die Familie weiterführten.

  1. Friedrich Ludwig Viktor, geb. Leipzig 16.05.1791
  2. Friedrich Albrecht geb. 17.10., gest. 25.10.1792
  3. Marie Adelheid geb. Wiesbaden 16.01.1795
  4. Karl Viktor Arnol geb. 1796.
 
  
Die Familiengeschichte vermerkt den Aufenthalt in Marburg und meint: „Diese Beschreibung giebt zwar nicht viel, aber doch eine kleine Charakteristik.“ Bezug nimmt man auf die genannte Stelle der LG, bezeichnet sie aber als „Lebensbeschreibung fürstlicher Personen".

 

 

 

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„Gräfin Louise von Wittgenstein-Berlenburg zum Carlsberg. Beyder Mütter waren leibliche Schwestern, nämlich Gräfinnen Henckel von Donnersmark“

 

Carl Wilhelm Graf zu Sayn-Wittgenstein-Carlsburg-Rheda, Stifter der Carlsburg (bei Bad Dürkheim), der ersten Nebenlinie derer von Berleburg, ehel. in 2. Ehe in Pölzig (Greiz) 21.11.1737 Charlotte Luise von Donnersmarck, geb. Oderberg 3.04.1709, gest. Carlsburg 25.06.1784.

 

Unter ihren Kindern waren die 30.10.1772 geborenen Zwillinge

 

Hedwig Charlotte Florentine („Flora“; gest. 1823)

Ernestine Louise Henriette geb. 30.10.1742 (gest. 1812).

 

Von letzterer heißt es im Jahr 1800: „lebt zu Marburg“.