Friedrich Heinrich Christian Schwarz: Der Geist wahrer Religion

(Hier gekürzt wiedergegeben.)

 

Zur Hochzeit Jung-Stillings am 1790-11-19 oder zum 1790-06-06, dem Tag, als dieser (14 Tage nach dem Tod der zweiten Ehefrau) seine neue Verlobung mit Elise Coing einging, läßt Jung-Stillings Schwiegersohn Friedrich Heinrich Christian Schwarz eine Schrift von wenigen Bogen drucken: Eine besondere Arte eines Carmens:

 

„Der / Geist wahrer Religion. - / Eine Idee. / --- / von [sic] S. / - / [Motto.] High on a Rock of Ice the Structure lay  deep its Ascent, and slipp’ry was the way. / - - - - - - / - - The Good and Iust, an awful Train, / Thus on their knees address the sacred Fane, / - - - - - - - / “ O let us still the secret Toy parate, / “ To follow Virtue e’eb for Virtues sane. /            Pope. / _____ Marburg / in der neuen akademischen Buchhandlung. / 1790.”

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Für das Motte hatte Schwarz Zitate aus dem 1815 erschienen Werk von Alexander Pope (1688-1744)

 

„THE TEMPLE OF FAME: a Vision. – By Mr. POPE. – The SECOND EDITION. – London: Printed for Bernard LINTOTT between the two Temple-Gates in Fleetstreet. 1715.”, S. 9, 29, 32,

 

ausgesucht, die mit kleinen Schreibfehlern wiedergegeben werden:

 

 

  1. a) Seite 9:

High on a rock of ice the structure lay,

Steep its ascent, and slipp’ry was the way;

 

  1. b) Seite 29:

Next these the good and just, an awful train,

Thus on their knees address the sacred fane:

 

  1. c) Seite 32:

O let us still the secret joy partake,

To follow Virtue ev’n for Virtue’s sake.’

 

 

Neben der originalen englischen Ausgabe, die in verschiedenen Auflagen erschienen war, konnte er auch auf zweisprachige Drucke zurückgreifen:

 

Les oeuvres complettes d’Alexandre Pope, traduites en françois, Nouvelle Édition. Bd. 2, Paris: Durand 1788, französisch und englisch, „Le Temple de la Renommée.!, S. 139 ff.; die drei englischen Zitate hier S. 142, 178, 182

 

Zudem gab ebenfalls z. B. eine

 

„Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften von Johann Joachim Eschenburg […]. Bd. 1. Berlin und Stettin: Friedrich Nicolai 1788, S. 270, Vers 151 ff.

 

die ihm die Textkenntnis verschaffen konnte.

 

Schwarz zitiert ebenso die auch ins Holländische übersetzte Schrift von

 

Johann Ludwig Ewald (1748-1822): „Ueber die Kantische Philosophie mit Hinsicht auf die Bedürfnisse der Menschheit. - Briefe an Emma von J. L. Ewald. – [… Motto Petrarca] Berlin. Bei Johann Friedrich Unger. 1790.“ – Rezension: Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung Nr. CXXXIX v. Mi 1791-11-23, Sp. 961-964 von „Bb.“; hier rezensiert die Ausgabe „Ueber die Kantische Philosophie mit Hinsicht auf die Bedürfnisse unsers Zeitalters – auch Briefe an Emma.  Bremen, bey I. H. Cremer. 1791. S. 122. In 8.“ mit Verweis auf die zuvor genannt Ausgabe bei Unger, die in derselben Zeitung Nr. XXI v. Fr 1791-02-18, Sp. 331-334 von „Vmg.“ rezensiert worden war.

 

  1. 51 zitiert sind von den Oden Gellerts nach S. 119 in Der Kampf der Tugend S. 18 ff. in C. f. Gellerts sämmtliche Schriften, Teil 2, neue verb. Aufl. Wien: Johann Thomas Edlen von Trattner 1700. – Gellert: Geistliche Oden und Lieder, Leipzig 1757, (ND Reclam), S. 25 in Der Kampf der Tugend S. 23 ff.

 

  1. 56 ist zitiert S. 109 (und 110) von: „Deutsche Monatsschrift. 1790. Februar.“ [Berlin: Friedrich Vieweg], S. 107 ff. „II. Aber wo will das endlich hinaus? Eine Meditation.“, von Gottlob Nathanael „Fischer.“

 

Auf der Rückseite des Titelblattes steht der “Inhalt / der ersten Betrachtung.“ Über neun Punkte, von „I. Ueber den Titel. S. 1 – 5,“ bis „IX. Anhang. S. 88 bis zu Ende.“ reicht das Verzeichnis.

 

Darauf folgt die Widmung von S. (III) bis S. (XII): [Hier noch ohne die Auszeichnungen im Druck!]

 

„An Stilling, / an dem glücklichen Tage, der ihn mit einer wür= / digen Gattin verband. / [Devotionsraum; großer Zeilenabstand.] / Eben die Güte, womit Sie, / edler Freund, mich Ihres Um= / gangs würdigen, und meine Geist näh= / ren, wird Sie nicht zürnen lassen, wenn / ich

 

[Seite (IV)]

 

Ich es wage, Ihnen öffentlich meine / Verehrung zu bezeigen, und zwar mit ei= / nem ersten schriftstellerischen Versuch. / Wie könnte ich es auf bessere Art zu thun / glauben, als durch Ueberreichung der / Erstlinge, die, worinnen sie etwa reif / gefunden werden,, es durch Ihren gei= / stigen Einfluß auf mich wurden, und wo / sie es nicht sind, doch wenigstens einen / Willen darlegen, der Ihnen nicht / gleichgültig ist. Ihre doppelte Seite, / als stilling und als Gelehrter verbürgt / mir das. Denn sie [sic] haben beide Haltung / - in dem Mann von reiner Reli= / gion.

 

[Seite (V)]

 

Gion. Auch ich sahe diese, und sehe sie / noch, und von Tag zu Tag wächst meine / Bewundrung. Welch Glück für mich! – Doch davon rede ich hier nicht weiter; / wo das Herz viel empfindet, schweigt am / besten der Mund. Genug, mein Genius / schrieb die Tage, an welchen ich Um= / gang des weisen Religionsverehrers ge= / noß, mit goldnen Buchstaben auf. / [Absatz; Leerzeile] / Nun ist meine Absicht durch gegen= / wärtige Abhandlung, Ideen zur Ver= / breitung des Reichs der Sittlichkeit und / Religion auszustreuen. Sollte mir auch / der

 

[Seite (VI)]

 

der gewünschte Beifall des Publikums / nicht werden – für einen ersten Versuch / wäre auch das wol zu viel verlangt – so, / hoffe ich, erhält doch meine Absicht die / Billigung der Edeldenkenden. Ich darf / also deswegen die Ihrige hoffen. Aber freilich die Ausführung1 – Eine Reihe / von Leiden, welche bisher meinen Geist / fesselten, könnten wol einige Entschul= / digung sein; doch verlange ich diese nicht / ganz, und wünsche nur billige Zurechtwei= / sung, - wünsche diese besonders von / Ihnen, falls Sie diese Schrift des / Durchlesens würdigen sollten. Sie wür= / den

 

[Seite (VII)]

 

Den darinnen finden, daß ich Rücksicht / auf Ewalds Briefe über die kant. Philo= / Sophie

genommen habe. Dieser warme / Religionsfreund und schätzbare Gelehrte / giebt sich nemlich einige Mißverständnisse / blos. Wer den Fortgang der guten / Sache wünscht, dem liegt es an,  daß / Mißverständnisse gehoben werden. Sie / machten mich deswegen aufmerksam dar= / auf, um es zu versuchen, diese zu heben. / Ob ich wol glücklich gwesen bin? – / [Absatz; Leerzeile] / Aber grad itzt, vortreflichster [sic] / Freund (in dem Augenblick beneide ich / die

 

[Seite (VIII)]

 

die Griechen um ihr Anredungswort: / μαχαρι [ μανάρι : mein Liebling] – gäbe ihnen gern unsern gan= / zen Complimentenschwulst dagegen – ) / grad itzt wollte ich Ihnen öffentlich mei= / ne Achtung darlegen, – grad itzt bei ei= / ner wichtigen Begebenheit Ihres aus= / gezeichneten Lebens. Ihre Schicksale sind / schon demjenigen, der auf die Wege der / Vorsehung schauet, äußerst interessant; / was müssen nicht diejenige, welche das / Glück haben, hre Freunde zu sein, / bei einem wichtigen Erweis ihrer göttli= / chen Führung empfinden! – Wer den / Christ in finstrer Leidensnacht und in hei= / trem

 

[Seite (IX)]

 

trem Morgenglanz schauen will, blicke auf / Stilling! – Heil mir, daß  ich in beiden / Ihn sah – Ihn, dn Verehrer der Re= / ligion, der Vorsehung Sohn! Ihre hei= / lige Hand war es, welche Ihnen eine / fromme Christine gab und entriß. [sic] / welche Ihnen eine geistige Selma gab / und entriß. Diese ewige Vorsehung / und Religion führt Ihnen itzt Ihr / Lieblingskind – Ersatz für den zwiefachen / Verlust ! – eine weise Elise zu. / Feierliche Rührung stimmt nun meine / Seele. Sie kann dieses Gefühl nicht / ganz in sich verschließen; – verzeihen / Sie

 

[Seite (X)]

 

Sie die öffentliche  nur allzuschwache / Aeußerung [.] / [Absatz; Leerzeile; dann Einrückung] /

 

Heil Dir, o edles Paar ! / So wandle Hand in Hand / Den Heiligthume zu, / Wozu, der Geist, der Euch zusammenband, / Wozu er Euch erzog ! - - / [Absatz; Leerzeile] / Doch ich breche ab; denn ich wollte / gern viel sagen, und fühle meine Stimmr / zu schwach. / Aber der allweise Vater der / Geister sieht die Wünsche meines Herzens / – er

 

[Seite (XI)]

 

– er wird sie erhören, denn sie sind sei= / nen Kindern gemeint. / [Absatz; Leerzeile] / Freie und reine Achtung der Ver= / nunft, welche kein politisches Verhält= / niß hervorbrachte, feurige Dankbarkeit des / Herzens für beseligende Freundschaft, in= / niges Bestreben der Kräfte, der Gewo= / genheit würdig zu werden, – diese drei Stimmungen des Gemüths, geben im / Einklang ein Gefühl, welches man Ver= / ehrung nennt. Der Versichrung die= / ses Gefühls in mir gegen Sie, vereh= / rungswürdigster Mann, kann ich / hier

 

[Seite (XII)]

 

hier wol überhoben sein. Sie kennen / mein Herz so gut, als meinen Namen, / und sehen es der Schüchternheit eines / jungen Autors nach, wenn er diesen nicht / vor dem Publikum hierhersetzt. / [Absatz; Leerzeile] / S.

 

Es folgt nun Seite (1) bis 108.

 

 

Diese Schrift war so bedeutend, dass sie 1792 und 1797 nachgedruckt wurde, obwohl der Rezensent „Kr,“ nur wohlwollend schrieb:

 

„Es ist der erste Versuch des Verf. Und davon zeugt auch die schön seyn sollende Kraftsprache. Aber zu einer Untersuchung von der Art gehört eine ruhige scharfsinnige Untersuchung der Wahrheit, und keine Kothurnen. Wenn der Verf. Auf unsern Rath achtet, dann wollen wir auf ein andermal länger bey ihm verweilen. Neues zur Beförderung der Sittlichkeit und der Religion, welches nicht schon gesagt wäre, haben wir nicht gefunden, aber wohl manche noch nicht genug durchdachte Behauptung.“