Stillingsfreunde – Stillings Freunde – Stillings Freunde

 

1795 dichtete man:

„Der Auserkornen Schaar war klein,

Die dicht sich an dich schlossen,“

 

„Liebe Leser und Stillingsfreunde!“

 

Mit dieser Anrede beginnt Jung-Stilling 1804 seine „Lehrjahre“. 1778 benutzte er in der „Wanderschaft“ den Ausdruck „du Stillings-Freund!“ (LG S. 213) 1789 erschien das „Häusliche Leben“, von dem die Anzeigen meinten: „Den Stillingsfreunden wird diese Fortsetzung von Stillings Lebensgeschichte sehr willkommen seyn.“ Darin ist Jung-Stilling der Kaufmann Bauch „ein edler Mann und Stillings Freund“. (LG S. 324; auch S. 441, 513, 536; MERK: Belehrt S. 19, Anm. 3.]

Er griff 1804 damit auf, was er bereits 1781 im Vorwort zu seinem Roman „Florentin von Fahlendorn“ geschrieben hatte:

„ich weiß, daß ich eine gewisse Anzahl Leser in Teutschland habe, die ich gemeiniglich Stillings-Freunde heisse. Wer nun nicht zu dieser Gesellschaft gehöret, der lasse meine Sachen ungelesen; denn er siehet ja schon auf dem Titel, daß Stilling sie geschrieben hat; aber von einem solchen verbitte ich mir auch das Rezensiren; denn Stillings Freunde können, den meisten Stimmen nach, das gerad am schốnsten finden, was dem Herrn Rezensenten gar nicht gefällt; und da hat ihm niemand das Recht gegeben, das Liberum Veto zu schreien.“ [Liberum Veto: das im polnischen Sejm (Reichstag) 1652–1791 geltende Recht, jedes Abgeordneten, sein Veto einzulegen, da Entscheidungen einstimmig gefällt werden mussten. In diesem Fall wurden sämtliche zuvor gefallenen Entscheidungen der Sejmsitzung ungültig.]

 

Bereits 1780 hatte ein Anonymus seinem Buch als Motto vorangestellt: „Freund Stilling ! Lis’ diese Geschichten - und / dann sage, wann du kannst, die Grenzen zwischen Gott / und der Natur - zwischen Geist und Fleisch - zwischen / Licht und Finsternis - zwischen Leib und Seele. Ge= / nug ! alles - sichtbares und unsichtbares, Leben und / Tod - hilft zusammen wirken, daß Gottes Rath voll= / führt werde. - So denkt / Stillings Freund.“

 

1781 kritisiert ein Rezensent des Romans „Florentin von Fahlendorn“: „Wer kann solche Schwärmereyen billigen? Zwar verbittet der Verfasser in der Vorrede alle Recensionen von andern als Stillings Freunden (wie er sie poßierlich nennt).“ […] Ein anderer Rezensent des Romans schreibt nur: „Aber um der Leser willen, die keine Romane lesen, oder keine Stillingsfreunde sind, ist es wohl nicht überflüßig, auch etwas vom Inhalte zu sagen.

 

1787 greift Christian August Vulpius auf die „Vorrede zur Geschichte Florentins von Fahlendorn.“ zu und meint vom Mond: „Aber noch ganz anders sehen ihn die Stillingianer, vom Oberhaupte der Sekte **) selbst Stillings Freunde, benamset.“ Er scheint der erste zu sein, der von einer Sekte sprach. – Vgl. hier.  

1788 hat die LG „einen alten Stillingsfreund, sehr angenehm unterhalten“, und er schrieb aus diesem Gefühl heraus eine Rezension über das „Lehrbuch der Staatspolizey-Wissenschaft“.

 

1799 rezensiert Johann Isaac Berghaus, der Jung-Stilling persönlich kannte, dessen Schrift „Staatswirtschaftlichen Ideen“ und meint: Jung fährt fort darin, „Wahrheiten zu sagen, für die nur Stillings Freunde empfänglich sind“.

 

Am 1815-06-08 erhält Jung-Stilling einen in Sarepta am 27. Mai alten Stils geschriebenen Brief von dem Vorsteher Schleinitz der Brüdergemeine. Dieser Dankt für das schreiben Jung-Stillings vom 1815-02-17 und meint: „Der lehrreiche und erweckliche Inhalt desselben hat mich und alle die zahlreichen Stillingsfreunde in hiesiger Gemeine, denen ich Ihren Brief mitgetheilt habe, innig erbaut, und das Band der herzlichsten Bruderliebe, durch welches wir uns mit Ihnen verbunden fühlen, wo möglich noch fester geknüpft.2

 

1817 wird Stillings „Alter“ unerlaubt nachgedruckt. Jung-Stillings Schwiegersohn Schwarz publiziert dagegen und schreibt: „Wir erwarten aber nunmehr von keinem Stillingsfreunde, daß er zu so etwas die Hand biete, und durch wissentlichen Ankauf des Nachdrucks sich fremder Sünden theilhaftig mache.“

Auf diesen Aufruf bezieht sich am 1818-07-15 ein „M. –“ in seinem Kampf gegen Nachdrucker. Hier liest man. „Und eben so wird sich kein Stillingsfreund mit dem nachgepfuschten Büchlein und Kupfer besudeln, da das Original in einer würdigen Gestalt von den Hinterbliebenen veranstaltet, und von der Verlagshandlung um einen äußerst billigen Preis – nur 36 kr. Theurer, als der versuchte Nachdruck – gegeben werden.“

 

Evtl. ist 1820 eine der Töchter Kirchhofer oder Helena Schlatter-Bernet die Verfasserin des Büchleins, das sich „An ▫ Stillings=Freunde.“ wendet. „Euch, ohne Ausnahme Allen, ihr geliebten, bekannten und unbekannten Stillingsfreunden, die ihr ja auch Christus-Freunde seyd! sind diese Blätter gewidmet.“ hebt das Werk an.

 

1841 Heinrich Gelzer schreibt in seiner Literaturgeschichte: „Man erschrickt, wenn man ihn immer und immer von den ‘Stillingsfreuden’ [sic; Stillingsfreunden] (dies sein Ausdruck), die er dort und hier gefunden, so sprechen hört wie von einer auserwählten Gemeinde.“

 

1851

„Aus jenem Gefühl individueller Vereinsamung stammt auch seine beständige Sehnsucht nach einem Surrogat der verlassenen Kirche, das Bestreben, eine unsichtbare Kirche mit einer gleichgestimmten Gemeinde von „Stillingsfreunden“ herzustellen.“

 

1857 schreibt Amalie Jung aus Mannheim an Prälat von Kapf: „Sodann stehen Sie als Stillingsfreund seinen beiden letzten Töchtern besonders nahe, und Ihre schöne Vorrede zu der letzten Auflage seiner Lebensgeschichte verpflichtet sie zu innigem Danke.“

 

1860 bekennt Max Goebel/Göbel: „daß ich selber mich gern zu den zahlreichen Stillingsfreunden rechne und freudig bekenne, daß Stilling’s Schriften schon in früher Jugend auch auf mich den segensreichsten Einfluß ausgeübt haben, wie ich auch kein deutsches Werk so oft gelesen habe und immer wieder lese, als Stilling’s ‚Jugend‘.“

 

1922 schreibt Alexander Vömel im Vorwort zum ‚Heimweh‘: „Dank der verständnisvollen Mitarbeiter einiger Stillingsfreunde, besonders des Herrn Professor Dr. Eitel in Königsberg, dürfte es gelungen sein, hier eine Neuausgabe des Buches anzubieten, die den Anforderungen der Gegenwart entspricht.“ [Prof. Dr. phil. nat. Wilhelm Hermann Julius Eitel, geb. Frankfurt am Main 6.05.1891, gest. Toledo (Ohio) 20.07.1979.]

 

Am 1934-01-20 wirbt Gastwirt Fritz Engelbert in Hilchenbach: „Stillingsfreunde besuchen vom ‘Florenburg’ seiner Jugend die Stillingsstätten und finden die freundlichste Aufnahme im Gasthof Fritz Engelbert.“