Vgl. zu Johann Jakob Günther.

 

1789 in Marburg - Jung-Stilling und Oelrichs

G. A. Benrath veröffentlichte Teile aus Jung-Stillings Notizbüchern. Darin ist von einer Begegnung Jung-Stillings mit dem evangelischen Theologen und Philosophen Johann Georg Arnold Oelrichs (geb. Hannover 8.06.1767, gest. 7.03.1791) die Rede.

Oelrichs studierte in Göttingen und wurde 1787 dort promoviert. Den Winter 1787 verbrachte er daheim in Hannover. Dort beschäftigte er sich damit, was die Neuplatoniker von Gott halten und schrieb dazu das in Marburg 1788 publiziert Werk: „M[agister]. Jo. Ge. Arn. Oelrichs. Commentatio de doctrina Platonis de Deo a Christianis et Recentioribus Platonicis varie explicata et corrupta. = Marburgi. Typis Novae Tipographii Academiae MDCCLXXXVIII.“ (142 S.]

Johann Michael Heinrich Döring (1789-1862) charakterisiert Oelrichs S. 118 so: „Aber seine eigenen Ansichten leidenschaftlich zu vertheidigen, hinderte ihn seine Bescheidenheit. Auf sich selbst, seine Kenntnisse und Talente, legte er einen geringen Werth. Vor einem raschen und übereilten Urtheil bewahrte ihn seine Besonnenheit seines Geistes. Ueberhaupt zeigte sich sein Charakter als Mensch durch Sanftmuth, allgemeines Wohlwollen und ein inniges Gefühl für Freundschaft von einer sehr liebenswürdigen Seite.“

Auf Empfehlung von Christian Gottlob Heyne (1729-1812) ging Oelrichs als Hofmeister eines Studenten nach Marburg. Nach einem Jahr Aufenthalt in Marburg zog er nach Erlangen, weiterhin als Hofmeister wirkend.

Hier in Marburg machte der besonnene junge Mann Bekanntschaft mit dem dortigen Professor Jung.

Was mag geschehen sein, dass sich Jung-Stilling 1789 notiert:

„Gestern Abend erfuhr ich daß Dr Oelrichs einen Widerwillen gegen mich habe. Bemerkung darüber

Es giebt zweyerley Menschen die einen würksamen thätigen die Religion liebenden Mann nicht leyden können

1) solche die Empordrang haben, gern grose Lichter werden möchten, aber nicht Talente genug haben, diese werden griesgrämige Neider [S. 98:]

2) solche die den hohen Wert der Tugend einsehen [S. 36] aber zu schwach sind, sie zu erkämpfen. Diese beneyden andre, die tugendhaft sind, und halten sie für Heuchler und Schwärmer.“