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NN: Wilhelmens Ehestand
www.Jung-Stilling-Forschung.de/Ehestand.pdf
Eine Rezension aus demselben Jahr lautet:
Wilhelminens Ehestand. Eine wahrhafte Geschichte. / Heinrich Stilling gewidmet. Leipzig, 1780. 4 ½ / Bogen in 8.
Man kann diese Liebesgeschichte ganz füglich einem Herrnhuther Gesangbuche beyheften lassen. Wilhelminens Geschichte füllt nur die ersten anderhalb Bogen aus. Das übrige beschäftigt sich mit den Liebeshändeln und Heirathsgeschichten einiger andächtiger Leute, wie es auch Wilhelmine ist, die ihr Christenthum in schwärmerischen Vorstellungen, ungestümen Gebeten, womit sie Gott Erhörung abpochen, und in der blinden Befolgung dunkler Antriebe zu dieser oder jener Handlung aufs Gerathewohl setzen. Ein Handlungsbedienter erzählt, daß, als er seine erste Station mit einer andern vertauschte, er verstandsmäßig weit mehrere Gründe vor sich gehabt, in seinem bisherigen Comtoir zu bleiben, als eine solche Veränderung zu machen. „Es regten sich, sagt er, wohl auch je und je einige Gedanken davon; aber ich gab ihnen nicht Gehör, sondern setzte ich fest; ich wags jetzt, und überlasse es Gott, was dabey herauskommen wird.“ Eben dieser Mensch erzählt seine Liebesgeschichte mit der Tochter seines Principals, die auch von den schwärmerischen Gefühlen angesteckt war. Es kam so weit, daß die beyden Leute sich vornahmen, in ihren Cabinetten gemeinschaftlich mit einander zu beten, so oft sie Gelegenheit finden würden, solches unvermerkt zu thun. Dies war nun freylich, wie er selbst gesteht, von zwey jungen Menschenherzen beyderley Geschlechts, ein verwegener Anschlag, welchen der Fürst der Finsterniß, in dem er sich in einen Engel des Lichts verstellt, sich leicht hätte zu Nutze machen können. Deswegen habe auch Gott durch seine Schickungen ihnen bald zu erkennen geben, daß er dieses Opfer nicht von ihnen fodere [sic; fordere]. Denn sie wurden einmal durch einen Fremden, das anderemal durch die Mutter gestört. Nachher wird das Frauenzimmer einem andern vornehmen Manne verheirathet; ihr erster Liebhaber macht nun aus, daß sie um ihrer an dem Herrn – nicht an ihm – begangenen Untreue willen, nach dem genauen Rechte Gottes, unter der ersten Geburt sterben würde. Plötzlich kömmt sie ihm auch, nachdem er lange nicht an sie gedacht, im Traume unter den Geburtsschmerzen mit dem Tode ringend vor. „Ich erkannte, erzählt er, das Recht Gottes, daß sie den Tod verschuldet habe; [S. 123:] range aber und bate sehr heftig für sie, und hielte Gott die Barmherzigkeit vor, welche sich wider das Gericht rühmt. Zitternd wachte ich auf, und fande mich im Geiste gedrungen, mein Gebet fortzusetze, sie jenes Bannes vor Gott feyerlich zu entlassen, und um ihr Leben zu bitten. Wunderbar! daß sie just um solche Zeit mit Schmerzen – aber glücklich entbunden worden.“ Um den sonderbaren Gang des Geistes dieser Art Leute näher kennen zu lernen, verdienen diese Bogen gelesen zu werden. Sie könnten auch eine Parodie auf Stillings Leben seyn, dem sie in einer unverständlichen Zuschrift zugeeignet sind; allein die Mienes des V. sieht dazu gar zu einfältig aus. Qb.