Jung-Stilling in Marburg 1787 bis 1803
von
Erich Mertens und Petra Mertens-Thurner
(Quellennachweise sind im rekonstruierten Original vorhanden!)
Mit dem Tode seines Vaters 31. Oktober 1785 wurde dessen Sohn, der „bisherige Erbprinz von Hessen=Cassel und regierende Graf von Hanau, George Wilhelm“ als Wilhelm IX. (1743-1821) Landgraf von Hessen-Kassel. Er soll damals eines der größten Vermögen Europas geerbt haben; Zeitgenossen sprechen von einem „großen Schatz von 65 Millionen Gulden“. Durch Umrechnung oder andere Quellen sprach man später von einem „Privatvermögen von 30 bis 36 Mill. Thlr.“
Wilhelm IX. nutzte dies Vermögen und „hat seit dem ersten Augenblick seiner angetretenen Regierung, ununterbrochen die deutlichsten Beweise eines guten Fürsten und Vaters seiner Unterthanen gegeben. Den Fond der Universität Marpurg [sic, Marburg] hat derselbe mit 100,000 Gulden vermehrt; […].“
Der Korrespondent des „Journal von und für Deutschland“, der „wieder einmahl ins Hessenland hinüber geschaut“ hat: „Ueber Cassel. Aus Thüringen, den 1ten May.“, greift das Lob aus „Historisches Portefeuille“ und „Manheimer Zeitung auf und schreibt: „Beziehung auf bestimmten Zweck, in Unternehmungen, Anordnungen und Einrichtungen – scheint Zug in Wilhelms Fürstencharakter zu seyn. Wenn Hessens Flor sein Zweck ist, so läßt sich die Klage auswandernder Fremdlinge über ihn begreifen.“ – Die Zeitgenossen sind sich sicher: „Wer aber glaubt, daß Wilhelm irgend eine für das gemeine Wohl wichtige Unternehmung aufgeben könne, der kennt nicht das mindeste von dem Hauptzug seines großen, unermüdeten Geistes“.
Der schon zitierte Korrespondent des „Journal von und für Deutschland“ bringt unter dem 1786-05-10 „Neuigkeiten aus Marburg.“: „Unsere sieben neue Professoren Baldinger, Michaelis, Stegmann, Mönch, Brühl und Tiedemann sind nunmehr wirklich angekommen“, arbeiten wie Michael Conrad Curtius (1724-1802) und übergeben Johannes Bairhoffer [Bayrhoffer, 1777-1795] bzw. später Johann Konrad Christian Krieger (1747-1825) ihre Arbeiten zum Druck. Kurz: „Marburg kann sich in der That glücklich preisen, jetzt in allen Fächern so berühmte als würdige, oder hofnungsvolle Männer zu besitzen“.
Ähnlich formuliert das „Journal von und für Deutschland“: „[...] Marburg kann sich in der That glücklich preisen, jetzt in allen Fächern so berühmte als würdige, oder hofnungsvolle Männer zu besitzen, von denen die Namen eines Endemann, von Selchow, Baldinger, Curtius, Stegmann, Tiedemann, allein hinreichend wären eine hohe Schule zu zieren. So lange der rühmliche Eifer, mit dem Wilhelm die Sache Marburgs, so wie die Sache Hessens überhaupt, übernommen hat, nicht erkaltet, so lange kann es nicht fehlen, daß diese von der Natur und tausend andern Umständen so sehr begünstigte Universität eine der blühendsten und gesegnetesten in Deutschland werde. [...]“
Bereits im Jahr 1785 hatte Johann Georg Heinzmann (1757-1802) Marburgs Vorzüge vorgestellt: „Da Marburg mitten zwischen Frankfurt und Kassel liegt, also mit Ober- und Niederdeutschland, auch noch weiter, auf der einen Seite durch Karlshaven mit Bremen durch Koblenz, auf der andern mit den Niederlanden Verbindung hat, Wetzlar, Hanau, Mainz, Dillenburg, Fulda , die Freyabtey Arnsburg und mehrere Höfe von Fürsten und Grafen um solches herum sich befinden, so gewährt auch dieß Studirenden sowohl, als wie den Eingebornen manche zum Theil beträchtliche Vortheile uud Bequemlichkeiten.“
Aber „Noch war Marburg die hohe Schule nicht“, so urteilt der Reisende im „Journal von und für Deutschland“, „Marburg muß – wenn es im philosophischen und historischen Fach noch Männer und die medicinischen Anstalten, wie in Cassel erhält, – gedeihen. Denn eine lachende Gegend, eine gesunde Luft, ein dienstfertiger Bürger, Menge und Wohlfeile der Lebensmittel und Gesellschaften für den Jüngling – die nicht wie in Göttingen Audienz oder Cour sind, verspricht ihm alles.“
Derselbe Reisende im „Journal von und für Deutschland“ meint: „Marburg ist in seiner romantischen Lage nach am Lahnfluß, ein schon natürlicher Parnaß. Der schönen Aussicht aus den Häusern an der Höhe verzeiht mans, daß sie größtentheils schlecht sind, doch besser als in Gießen – das einen Platz, beßre Universitätsgebäude und eine Straße ausgenommen, immer wie eine Landstadt aussieht.“ Karl Gottlob Samuel Heun (1771-1854, als Pseudonym: Heinrich Clauren) schloß sich 1792 dieser Sicht an und ergänzte: „man [hat] eine freye Aussicht in das romantische Lahnthal.“
Der Reichtum des Landgrafen, den die „Mannheimer Zeitung Num. IV. Montag, den 9. Wintermonat (Jän.) 1786“ in der Korrespondenznachricht „Aus dem Hessischen“ bestätigte, gab ihm die Möglichkeit, entsprechend anzuwerben; dieselbe Zeitung vermerkt: „Mehrer unserer hiesigen Gelehrten sind mit Vermehrung ihres Gehalts als Lehrer dahin ernannt.“
Wilhelm IX. hatte Erfolg: „Dadurch hob sich die Zahl der Studirenden in Kurzem beträchtlich, so daß in dem einen Jahre 1786 150 neu angekommene Studirende, worunter drei Grafen, sechs Edelleute und 29 Mediziner waren, eingeschrieben wurden.“
Rückblickend schreibt Philipp Losch in seiner „Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803 bis 1866“ zum geistigen Leben in Marburg bzw. Hessen, das: „wenig entwickelt“ war. Losch schreibt ebd.: „Unter den damaligen Marburger Lehrkräften hatten wenigstens die Namen der Theologen Wachler und Justi, des Philosophen Tennemann, des Botanikers Mönch, des klassischen Philologen Creuzer, des Anatomen Tiedemann, des Gynäkologen Stein, des originellen Mediziners Baldinger und des frommen Kameralisten Jung=Stilling mehr als bloß lokale Bedeutung, Doch vermochte die kleine Universität gerade die besten Lehrer meistens nicht dauernd an sich zu fesseln. Creuzer, Tiedemann und Jung=Stilling, der in Marburg besonders als Staaroperateur gefeiert war, gingen nach Heidelberg, wohin ihnen später auch der Jurist und Paläograph Ulrich Friedrich Kopp folgte, der bis dahin Geheimer Kabinetsrat [sic] in Cassel gewesen war.“.
Zu den für Marburg gewünschten Professoren zählte auch Nathanael Gottfried Leske geb. Muskau 22.10.1752, n. A. 1751, 1757; gest. Marburg 25.11.1786; imm. Leipzig 19.05.1769; dessen Witwe später in Heidelberg 1804 (Georg) Friedrich Creuzer ehelichte.
Die „Neue Leipziger Gelehrte Zeitungen XCV Stück.“ zeigen an, daß „Unser Herr Professor Leske“ nach Marburg berufen wurde und nennt nur das Gehalt. Informierter gibt sich die „Allgemeine Literatur-Zeitung“, wenn sie schreibt: „Herr Professor Leske in Leipzig ist von dem regierenden Landgrafen von Hessencassel, als ordentlicher Professor der Kameralwissenschaften und der Oekonomie, mit einem jährlichen Gehalt von 1200 Rthlr., einer Pension von 300 Rthlr. Für seine Gattin, wenn diese ihn überleben sollte, mit Sitz und Stimme im akademischen Senat, und einem ansehnlichen Aequivalent der Reisekosten nach Marburg berufen worden. Zugleich genießt er alle Jura realia und personalia [dingliche und persönliche Sachenrechte] der dortigen Professoren. Es stehet zu vermuthen, daß Herr Professor Leske diesem Rufe folgen werde.“ Diese Vermutung bestätigt die Zeitung dann in „Allgemeine Literatur-Zeitung“: Leske hat den „Ruf nach Marburg angenommen und wird zu Ende des Octobers dahin abgehen.“ - zum Vergleich: Selchow erhielt 2500 Rthlr, Baldinger 2000, Robert senior 650.
Wie sicher der Wechsel war, zeigt diese Meldung: Am 1786-09-29 wird In der „Anzeige der Leipziger ökonomischen Societät in der Michaelismesse 1786“ berichtet, dass Nathanael Gottfried Leske aus Leipzig nach Marburg geht. Er lässt seine Mineraliensammlung durch Herrn Johann Carl Schlipalius (1751-1813)] katalogisieren, denn die Leipziger Gesellschaft übernimmt sie als Geschenk. Heute wird Leskes Naturalienkabinett im National Museum of Ireland aufbewahrt.
Nathanael Gottfried Leske reiste am 1786-11-07 aus Leipzig ab, um dem Ruf nach Marburg zu folgen. Eine knappe Darstellung der Folge geben die Gothaische gelehrte Zeitungen mit ihrem Bericht aus „Marburg. Der zu uns berufene Hr. Professor Leske ist auf seiner Reise hierher unglücklich gewesen. Sein Wagen schmiß um, und er blieb über eine Stunde im Schnee liegen. Er kam sehr krank hierher, und starb den dritten Tag nach seiner Ankunft den 25sten November zum allgemeinen Bedauern, im 35sten Jahre seines Alters. Den 26. November ist er secirt worden. Nach seinem Engagement soll die Wittwe 400 Rthlr. Pension erhalten.“
Umfangreicher informieren:
(Christian Philipp Gabriel Löper/Loeper:) „Etwas / zur / Lebensgeschichte / des Herrn / Nathanael Gottfried Leske / Professor der Kameralwissenschaft und / Oekonomie zu Marburg, u. s. w. / von C. P. G. L. / - / Leipzig, 1787. / In der Joh. Gottfr. Müllerschen Buchhandlung.“; auch als: Löper, C[hristian]. P[hilipp]. G[abriel].: „Etwas zur Lebensgeschichte des bisherigen Herausgebers dieses Magazins“ [Nathanael Gottfried Leske.] – In: Leipziger Magazin zur Naturgeschichte [sic] und Oekonomie [Hefttitel], 4. Stück 1786, [= Leipziger Magazin zur Naturkunde und Oekonomie, hrsgg. v. Nathanael Gottfried Leske, 4. Stück, Leipzig: Johann Gottfried Müller 1786, S. 504-520. – Teilnachdruck: Johann Heinrich Voigt (Hrsg.): Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte, Bd. 15, H. 1, Gotha: Carl Wilhelm Ettinger 1788, S. 178-186. -- AdB Bd. 72, 1. Stück, 1787, S. 305: „Bey dem neulich gemeldeten Absterben des Herrn Professors Leske in Marburg, ist nicht beygefügt worden, daß er einigen, wie wohl geringen, Antheil an der deutschen Bibliothek gehabt hat.“ – Die „Jenaische gelehrte Zeitungen“ zeigen 1786 S. 784 an: „Am 25. Nov. starb zu Marburg Hr Prof. Nathanael Gottfried Leske, wohin er am 18. vorher, bereits äusserst entkräftet, über Leipzig und Kassel gekommen war, im 35. J. seines ruhmvollen Alters.“ – ALZ 1786 Sp. 643 zeigen den Tod an; er war Mitarbeiter der JALZ, die auf das Repertorium für 1786 verweist; diese Information auch in ALZ 1800, Sp. 927. – Samuel Baur: Interessante Lebensgemälde der denkwürdigsten Personen des achtzehnten Jahrhunderts. Zweiter Theil. Leipzig: Voß 1803, S. 369. (Bd. 1-7, 1803-1821.)
Nach dem Tode Leskes am 1786-11-25 in Marburg vor seiner Einführung als ordentlicher Professor der Finanzwissenschaft und Philosophie ist diese Stelle wieder vakant und ein Nachfolger muss gefunden werden.
In Göttingen war Johann Beckmann (1739-1811) an Berufungen interessiert, damit es durch Bleibeverhandlungen zur Steigerung seines Gehalts kommen konnte. „1782 wollte ihn der Landgraf von Hessen-Kassel als Kammerrat an seinem Hof holen; 1784 interessierte sich der Kurfürst von Mainz für ihn, und zwei Jahr später [1786] lockte die Universität Marburg mit einem sehr günstigen Angebot.“ (Kaufhold, Karl Heinrich: Johann Beckmann und Göttingen.
Beckmann nahm die Berufung nicht an, und so war das Ergebnis die Wahl Jung-Stillings. Wiederum war er nur zweite Wahl, denn bereits im Juni 1784 scheiterte eine Berufung (an unbekannten Gründen):
Georg Adolph Succow/Suckow (1751-1813), der älteste Lehrer an der Kameral Hohen Schule in Lautern, begann mit Jung-Stilling Verhandlungen mit einer Kameral-Fakultät an einem nicht bekannten Ort. „Es war eine fixe Besoldung von1000 fl., 8 Ohm Wein, freies Holz, Deputat-Getreide und dergl. in Aussicht gestellt, ein ‚brillanter‘ Antrag, wie Succow sich in einem Schreiben an Hofrat Medicus ausspricht. In eben diesem Briefe schreibt Succow: ‚Herr Professor Jung wird Ihnen vielleicht etwas davon melden; inzwischen beruht alles auf der Erklärung von mir, inwieferne ich auf einen förmlichen Ruf zu kommen gesonnen sei, da Jung nicht ohne mich berufen werden wird …. Da man Celebrität wünscht, ist uns völlige Postfreyheit anerboten … Herr Jung kann nicht viel darinnen beendigen, da es auf meiner Erklärung beruht.’“ (Müller, Emil: Zur Geschichte des höheren Schulwesens.)
Unklar ist bei dem folgenden Text, ob er sich auf uns unbekannte Bemühungen Jung-Stillings, über seine Beziehungen zu Friedrich Karl von Moser in Mannheim – so wie sie Leske zu Balldinger hatte – in Marburg frühzeitig sich ins Berufungsspiel zu bringen, oder ob es sich um ein eigenes Anliegen Mosers handelt.
Jung-Stilling erhält Montag, den 1786-05-22, einen von Friedrich Karl von Moser (1723-1798) in Mannheim geschriebenen Brief. Hier liest man: „Mannheim den 22. May 1786. […] Von Kassel habe ich in der bewußten Sache eine auf dem Schnitt vergoldete, eigenhändige Antwort vom Landgrafen bekommen, worin aber das Ja und Nein auf den Schluß des Ordenskapitels ausgesetzt wird. Wann solches gehalten wird, weiß ich nicht, wohl aber so viel, daß ich nun auf dem Stein, worauf ich sitze, noch länger warten muß. Täglich harre ich Sein!“
Als Nachfolger Leskes wird nun also Jung-Stilling berufen.
Johann Gottlieb Stegmann (1725-1795), für das Jahr 1786 an die erste Stelle der Professoren der Philosophischen Fakultät gesetzt (Hochfuerstl. Hessen-Casselischer Staats- und Adreß-Calender auf das Jahr 1786), schreibt vor dem 1786-12-06 an Jung-Stilling.
In den Marburger Universitätsakten findet sich erst unter dem 1787-01-30 eine Notiz: Nach dem Absterben des Leske soll dessen Stelle neu besetzt werden: „entschlossen, dieses u der Person der zu Heidelberg stehenden Professoris Dr. Jung bewürken zu lassen; So ergehet, zu Erreichung dieser Unserer vorsorglichen Absicht der gnädigste Befehl hierdurch an Euch, von eben bemeldeten Dr. Jung, als Professor der Oeconomie- Cameral- und Finanz Wissenschaften mit einem jährlichen Gehalt von zwölf hundert Rthl, sodann der Versicherung für dessen etwaige künftige Wittib, ante eine Gnaden Pension von jährlich Ein Hundert Rthl und zu seiner Reise nach Marburg bewilligte Zwey hundert Rthl. ohnverlangt zu vociren“.
Die „Numero 35. / - / Allgemeine / Literatur-Zeitung / Freytags, den 9ten Februar 1787.“ [1787-02-09] berichtet sogleich: „Hr. Prof. Jung in Heidelberg, ist als Professor mit 1200 Rthlrn schwer Geld Gehalt und mit der Versicherung einer Pension von 200 Rthlrn für seine Witwe nach Marburg gerufen worden.“ Verkürzt findet sich dies in „Jenaische gelehrte Anzeigen“, 17. Stück: „Hr Prof. Jung zu Heidelberg geht, als Professor der Oekonomie, mit einem sehr ansehnlichen Gehalte, nach Marburg.“
Landgraf Wilhelm IX. fertigt am 1787-02-20 in Kassel ein Reskript zur Berufung und Bestallung Jungs an die Universität in Marburg. Seine Verpflichtung ist darauf vollzogen. - Jung-Stilling werden 200 Thaler für den Umzug von Heidelberg nach Marburg zugestanden; dies gilt zugleich als Zahlungsbefehl). Am gleichen Tag wird in Kassel ein sog. Versicherungs-Rescript verfügt, daß seine evtl. Witwe eine jährliche Pension von 100 Thalern erhält. Ebenfalls an diesem Tag wird in Kassel ein Besoldungsrescript für Jung-Stilling ausgefertigt, 1200 Thaler, vom 2. Quartal des Jahres an.
Jung-Stillings alter Arbeitgeber verzeichnet diesen Abgang 1789 in der „Geschichte der Churpfälzischen Staatswirthschafts hohen Schule und der physikalisch=ökonomischen Gesellschaft bis zu Ende des Jahres 1788.“ in den „Vorlesungen“ mit den Worten: „Bei den Lehrern der Staatswirthschafts Hohen Schule selbst ereignete sich eine große Veränderung, da zwei, die den Grund derselben legen halfen, und bisher ihre Zierde waren, anderwärtigen Ruf angenommen haben. Der erste derselben war Herr Hofrath Schmid, der in seinem Vaterlande bei der Carls Hohen Schule zu Stuttgard angestellt wurde, der zweitere Herr Hofrath Jung, der einem an ihn ergangenem Rufe nach Marburg folgte. Der erste erhielt seine Entlassung den 29ten Sept. 1786, der zweite den 17ten Febr. 1787. Beide Lehrstellen wurden jedes Mal zu gleicher Zeit, in welcher die Entlassung erfolgte, mit anderen Männern besezt.“ [Erb und Gatterer.]
Jung-Stilling – „Die Vorsehung war von jeher mein Führer.“ – sah in dieser Berufung wiederum „eine Veranstaltung der Vorsehung“ und erinnert sich dankbar rückblickend im „Der Christliche Menschenfreund in Erzählungen für Bürger und Bauern […] Viertes Heft. […] 1807“: „Unter allen göttlichen Bewahrungen die ich erfahren habe, sind auch folgende zwo sehr merkwürdig: ich war vom Herbste im Jahr 1778 an, bis in den Herbst 1784. Professor der Cameralwisenschaften in Lautern in der Pfalz: im Jahr 1784. wurde die hohe Schule von Lautern nach Heidelberg verlegt, wir Professoren zogen also dahin. Anno 1786. im Herbst, kamen allerhand wichtige Umstände zusammen,die mich veranlaßten, einen sehr vortheilhaften Beruf als Professor der Staatswirthschaft auf der Universität nach Marburg in Hessen anzunehmen, ich zog also im Frühjahr 1787. dahin. Wenige Jahre nachher brach der schreckliche Revolutions=Krieg aus, in welchem die Pfalz jenseits dem Rhein, also auch Lautern an Frankreich kam, und die ganze Pfalz, besonders Mannheim und Heidelberg sehr geängstigt wurden. Die Professoren in Heidelberg geriethen in grosse Verlegenheit, sie bekamen einige Jahre keine Besoldung: wie unglücklich wäre ich gewesen, wenn ich da geblieben wäre, indem ich kein eigenes Vermögen habe! – In Marburg hingegen war ich wohl versorgt, und lebte dort sechzehn und ein halbes Jahr in Ruhe und Frieden.“
Fortsetzung 1787 bis 1803 hier.