Das / Heimweh / von / Heinrich Stilling. / - / - / [Bd. ... Motto ...] 
Marburg, / in der neuen akademischen Buchhandlung.
 – 1794 [bis] 1796.

 

 
Dieser auch heute noch bekannte Roman Jung-Stillings soll hier inhaltlich vorgestellt, Lesehilfen sollen gegeben werden
  
  
Inhaltshinweise finden sich auf einer der folgenden Seiten zu
 
Band 1     Band 2      Band 3      Band 4.
 
Ein Stichwort-Register zu allen Bänden findet sich auf der Seite:
 
Index A-C     Index D-F     Index G-I     Index J-L
  
 
Index M-O     Index P-R     Index S-U     Index V-X
 
  
Eine Erläuterung zu den Personen und Sinnbildern zu allen Bänden findet sich auf dieser Seite. -

Zum Begriff Solyma / Neues Jerusalem siehe auch hier.

Zu den möglichen Verbindungen zu Jakob Frank/Frenk (eigentl. Jankiew Lejbowicz, geb. 1726 in Galizien/Podolien; gest. 10.12.1791) den jüdischen Schwärmer und Stifter der Sekte der Sohariten oder Kontratalmudisten bzw. antinomistischen Sabbatianer, die nach ihm auch Frankisten genannt werden, vgl. man hier.
 
Hingewiesen sei auch auf diese web-site: "Sprache der 'Jugend'".
 

Interessant ist eine Rezension aus dem Jahr 1796, die eine Überraschung zum Druck enthält; siehe hier

 
   
 
   
 
 
   
 
 
 
  
 
Siehe auch - je auf einer anderen Seite:
 
Würdigung durch Franz Horn (1781-1837)
 
Würdigung von A. Gumprecht (?)
 
Vgl. dazu auch die Einschätzung des Romans durch Rudolf Steiner (1861-1925)
 
Zum sog. Geheimbund-Roman siehe man hier in der Rezension aus dem Jahre 1796.
 
Elisabeth Staehelin: Zum Motiv der Pyramiden als Prüfungs- und Einweihungsstätten. – In: Studies in Egyptology presented to Miriam Lichtheim [1945-1988]. Bd. 2, hrsgg. v. Sarah Israelit Groll (1925–2007). Jerusalem, Hebrew University: Magnes Press 1990, S. 889-932. – S. 917 f. zu Jung-Stilling.
Elisabeth Staehelin (1935-2024): Zum Motiv der Pyramiden als Prüfungs- und Einweihungsstätten (Teil 2 / Fortsetzung aus Gnostika 20). – In: Gnostika. Zeitschrift für Wissenschaft und Esoterik Februar und Juni 2002, 24-39, S. 29-41. – Jung-Stilling S. 33-40.
 
  

 Man vgl. auch:

Man spielte nach der Uraufführung in Krefeld 1936 z. B. auch bei Radio Wien das von Curt Elwenspoek (1884-1959) und Heinrich Stilling stammende: „Mensch ohne Heimat.“ Dramatische Ballade in sieben Bildern und zwei Zwischenspielen. Erschienen 1936 bei: Der junge Bühnenvertrieb / Ralf Steyer Verlag , Leipzig. – die Rechte heute wohl beim Steyer-Verlag, München.

 
 

Jung-Stillings Meinung zum Roman

In einem noch ungedruckten Brief vom 31. August 1811 schreibt Jung-Stilling:
 
Die Übersetzung des Heimwehs wird allerdings schwer sein, weil es in einem humoristischen Stil geschrieben ist.
 
Zum humoristischen Stil siehe Lebensgeschichte S. 490 f.
 
Ebd. S. 504: " Es ist also bloß Fiction, pure Erdichtung."
 
 
 

1818 wurde folgende (nicht in der Briefedition vorhandene) undatierte Briefstelle veröffentlicht:

„Der sel. Jung Stilling schreib[t] an einen meiner Freunde:

‚Wenn Sie glauben, ich hätte alles selbst erfahren, was in der Allegorie meines Heimwehbuchs bezeichnet wird so bitte doch auch das zu glauben, daß ich nicht so kühn bin, nur Einen Blick auf das zu thun, was der Herr in mir wirket, damit Luzifers Licht nicht meine Augen blenden möge. Wahrlich, ich weiß nicht, was ich erfahren habe; ich schrieb unter der Leitung meines Genius. Der Engel, der unsichtbar von der Wiege an meine Tritte geleitet hat, und dem ich immer so viel Mühe machte – dem ich so oft auswich, um in jedem Wirthshause am Wege einen Schnaps zu trinken, der mag mir wohl Vieles ins Ohr geflüstert haben.’ – –

Die naive Klage des l. Mannes, ach! es ist wohl die Klage aller und jeder Heimpilgernden! Alle fühlen mit Schmerz das geheime Lüsten, bey jedem Anblick eines Schenkhauses am Wege, zu halten und auf ein Viertelstündgen einzukehren, wenn nicht um mitzuschnapsen, doch aus thörigter Neugier und Horchlust.

Diese Klage lag schon in der Wehmuthsklage des großen Apostels: „Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ [Rö 7, 24]

Unser Führer ist so treu und Liebevoll zu warnen und abzuhalten. Aber wie oft, wie oft! möchten wir ihm gern, unter diesem, unter jenem Vorwande, ausweichen!

Die Geschichte des alten Bundesvolkes mahlt auch hierin einem jeden von uns sein eignes Bild vor die Augen.

Diese Unart unsers verderbten Herzens übt uns recht vorzüglich im täglichen Abbitten und Demüthigen vor Ihm.“

     

Neudruck, nach dem auf diesen Seiten immer zitiert werden wird:

Johann Heinrich Jung-Stilling / Das Heimweh / Vollständige, ungekürzte Ausgabe / nach der Erstausgabe von 1794-1796 / herausgegeben, eingeleitet und mit / Anmerkungen und Glossar versehen von / Martina Maria Sam / Im Anhang: Jung-Stillings "Schlüssel zum Heimweh" / [Dornach bei Basel:] Verlag am Goetheanum [Verso = Seite IV:] Einbandgestaltung von Gabriela de Carvalho. / © Copyright 1994 für Einleitung, Anmerkungen und Register / Alle Rechte vorbehalten / Gesamtherstellung: Clausen & Bosse, D-25917 Leck / ISBN 3-7235-0741-7.
 
Eine andere Ausgabe ist die von Johannes Landenberger herausgegebene, die auch bei Sam S. 975 genannt ist:
 
Das Heimweh / und / Der Schlüssel zu demselben. / - / Von / Heinrich Stilling / (Johann Heinrich Jung.) / Doktor der Arzneikunde und der Weltweisheit. Geheimer Hofrat. / - / Neue verbesserte Ausgabe. / Bearbeitet von / Johannes Landenberger. / _ / (Alle Rechte vorbehalten.) / - / - Mit dem Bilde des Verfassers. - / Vollständig in vier Bänden. / Erster Band. / [grch. Motto.] / - / Lorch (Württemberg.) / Druck und Verlag von Karl Rohm. / 1910.
 
Das Heimweh / und / Der Schlüssel zu demselben. / - / Von / Heinrich Stilling / (Johann Heinrich Jung.) / Doktor der Arzneikunde und der Weltweisheit. Geheimer Hofrat. / - / Neue verbesserte Ausgabe. / Bearbeitet von / Johannes Landenberger. / _ / (Alle Rechte vorbehalten.) / - / - Mit dem Bilde des Verfassers. - / Vollständig in vier Bänden. / Zweiter Band. / [grch. Motto.] / - / Lorch (Württemberg.) / Druck und Verlag von Karl Rohm. / 1911.
 
Das Heimweh / und / Der Schlüssel zu demselben. / - / Von / Heinrich Stilling / (Johann Heinrich Jung.) / Doktor der Arzneikunde und der Weltweisheit. Geheimer Hofrat. / Neue verbesserte Ausgabe. / Bearbeitet von / Johannes Landenberger. / - / (Alle Rechte vorbehalten.) - / - Mit dem Bilde des Verfassers. - / - / Vollständig in vier Bänden. / Dritter Band. / [... grch. Motto] / [Vignette] / Lorch (Württemberg.) / Renatus=Verlag. [1932]
 
Das Heimweh / und / Der Schlüssel zu demselben. / - / Von / Heinrich Stilling / (Johann Heinrich Jung.) / Doktor der Arzneikunde und der Weltweisheit. Geheimer Hofrat. / Neue verbesserte Ausgabe. / Bearbeitet von / Johannes Landenberger. / - / (Alle Rechte vorbehalten.) - / - Mit dem Bilde des Verfassers. - / - / Vollständig in vier Bänden. / Vierter Band. / [... grch. Motto] / [Vignette] / Lorch (Württemberg.) / Renatus=Verlag. [1932] .
  
 
Sam nennt S. 975 diese Ausgabe mit "biographischem Anhang"; gemeint ist damit dessen Bd. 4, S. 164-170 wo die Seiten VII-XV und auf den Seiten 170-203 die Seiten 126-178 aus dem Buch von A[lexander] Vömel: Briefe Jung=Stillings an seine Freunde. Berlin: Wiegandt & Grieben 1905, nachgedruckt werden. Ebenda findet sich S. 204-208 ein Nachdruck von "Stillings Siegesfeier" von "....r.." aus dem Jahr 1817, wobei "r" niemand anders als Christian Gottlob Barth (1799-1862) ist.
 
  

Zum Motto: 

Zuerst verwendet wurde das Motto "Seelig sind die das Heimweh haben, denn sie sollen nach Haus kommen" wohl in dem Brief vom 22. Juli 1792, in dem Jung-Stilling seinem Onkel Pfarrer Justus Christoph Krafft (geb. 1732) in Frankfurt den Tod Professor Johann Frantz (Franz) Coings, seines (dritten) Schwiegervaters (geb. Siegen 1725), morgens 3 Uhr in Marburg mitteilt.
 
Vgl. Dorothee Sölle: Die Hinreise. Zur religiösen Erfahrung. Texte und Überlegungen. (Stuttgart:) Kreuz (3. Aufl., 14.-19. Tausend 1976, ISBN 3-7831-0467-0). [1. Aufl. 1975] Auf S. 173 zitiert sie dieses Heimweh-Motto Jung-Stillings.
 
Wilhelm [Friedrich Ferdinand] Dorow (Hrsg.): Facsimile von Handschriften berühmter Männer und Frauen aus der Sammlung des Herausgebers. Bekannt gemacht und mit historischen Erläuterungen begleitet. No 1-4. Berlin: Sachse und Co 1836-1838; Nr. 24 v. 1812. – Ebenso im großen Ausstellungskatalog von 1990 S. 254, F 2, mit Abb. S. 171. – Auch als (Post)Kärtchen (170 x 105 mm) mit diesem Spruch und der Unterschrift Jung-Stillings erschienen.
 Ergänzung:

Eduard Manger (1816-1887) hatte das Glück, „aus Dorow's Sammlung der Handschriften berühmter Männer“ von Wanda von Dallwitz geb. von Graefe den Eintrag aus Wilhelm Dorows zu bekommen, den er dann kommentiert veröffentlichte. Der Begleittext folgt Dorow. – Dorow erläuterte damals: „Zur Charakterschilderung möchte dieses kleine Blatt jedoch mehr beitragen, als mancher lange Brief, denn es enthält aus der tiefsten Tiefe seines frommen Gemüths das Einzigste und Wichtigste, was ihm auf Erden unentbehrlich schien! Das Milde, Ruhige und Klare, welches in seinen Unterredungen herrschte und die Anziehungskraft, welche seine Persönlichkeit auf Jedermann ausüben mußte, beschreiben keine Worte! Weit entfernt von jeder Bekehrungssucht, und das Gespräch über Geisterglauben nie herbeiführend, ja vielmehr stets ablenkend, erschien er in seiner einfach frommen, aber tief eindringenden Rede wie ein wahrer Apostel der ersten Christenheit.“

  • „Selig sind, die das Heimweh haben, denn sie sollen nach Haus kommen.“: ein Zitat aus dem „Heimweh“, Bd. 4, Buch 3, S. 298.
  • Eduard Manger (1816-1887): vgl. im Lebenslauf Jung-Stillings aus dem Jahr 1773. wo es heißt, er sei "ex Stirpe fischero-mangeriana".
  • Wanda Luise Augustine Wilhelmine von Dallwitz geb. von Graefe (Pseud.: Walter Schwarz) geb. Berlin 5.11.1830, gest. ebd. 15.10.1914. Schwester des berühmten Augenarztes Albrecht von Graefe (1828-1870); sie ehel. Berlin 19.04.1856 Johann Adolf Sigismund von Dallwitz-Tornow (geb. Insterburg 18.12.1829, gest. Tornow 19.12.1906)
 
Das eigentliche griechische Motto, das sich auf den Titelblättern befindet, wird im Roman selbst (Ausgabe Sam S. 629) erläutert: "zu teutsch: ich will meinen Mund aufthun in Gleichnissen, berechtigen jeden [Leser] das Ganze als eine Parabel zu betrachten".
 
  

Zu dem Begriff "Heimweh"

 
Hier, in der Ausgabe von Sam, findet sich S. 847 das im folgenden Absatz wiedergegebene Zitat zur Definition des Wortes "Heimweh", hier abgedruckt nach der Ausgabe des "Schlüssels" von 1796, S. VIII-IX (im Original verdruckt zu VIX):
 
"Nun auch noch ein paar Worte über den Ursprung des Worts Heimweh – welches den Text zu allen vier Bänden gab, und von welchem die ganze Erzählung ein Commentar ist: meine und aller rechtschaffenen Christen Empfindung in den gegenwärtigen Zeiten, hat viel ähnliches mit dem natürlichen Heimweh; man möchte sich fertig machen, und nach Haus reisen: denn warlich! es wird einem schwer, länger in diesem Lande der Fremdlingschaft auszuhalten, wo man alles dulten will, und dulten soll, nur die Christen nicht; wo man wohl ungeneckt Christum lästert, aber nicht frey mehr bekennen darf, und wo man Freyheit, Gleichheit und Brüderschaft zum Ziel hat, die Christen aber davon ausschließen will; sollte man da nicht das Heimweh im höchsten Grad bekommen?"
 
Ein Blick in das "Deutsche Wörterbuch" von Jacob und Wilhelm Grimm unter dem Stichwort "Heimweh" zeigt, dass dieses Wort nicht von Jung-Stilling stammt. Es leitet sich als "Schweizer Krankheit" aus den Gegebenheiten der Schweiz ab.
 
Siehe dazu:
Bunke,, Simon (1976-): Heimweh – Studien zur Kultur- und Literaturgeschichte einer tödlichen Krankheit. Freiburg im Breisgau: Rombach Verlag 2009. ISBN: 9783968212906 (ISBN-10: 3968212908). Rombach Wissenschaft: [...], Reihe Litterae. Herausgegeben von Günter Schnitzler, Maximilian Bergengruen und Thomas Klinkert. Mitbegründet von Gerhard Neumann (†); Bd. 156. – Zugl.: München, Univ., Diss., 2006. – Jung-Stilling im Abschnitt IV, Kapitel 2.2 S. 474 ff.; im Kap. 2 S. 469 ff.: „Transzendentes Heimweh: Jung-Stilling und die Folgen“.  – Inhaltsverzeichnis unter dem URL https://d-nb.info/992625017/04.
 
Friedrich Kluge: Heimweh. – In: Zeitschrift für Deutsche Wortforschung hrsg. v. Friedrich Kluge. Bd. 2, Straßburg: Trübner 1902, S. (234)-251 (Freiburger Universitätsprogramm zu Feier des Geburtstages des Großherzogs Friedrich von Baden am 9. September 1901). – Siehe ergänzend dazu: Eugen Borst: Heimweh. Nachträge und Ergänzungen. – In: Zeitschrift für Deutsche Wortforschung hrsg. v. Friedrich Kluge. Bd. 11, Straßburg: Trübner 1909, S. 27-36.
 
Kluge nennt S. 246 nur ein Zitat aus Jung-Stillings Roman "Florentin", 1783, Bd. 2, S. 99: "Bei allem dem wandelte mich jetzt doch ein schweres Heimweh an."
  
 
Nicht finden sich bei ihm folgende frühere Nachweise:
 
1776: "Die / Theodicee / des / Hirtenknaben" S. 5: "er bekömmt das Heimweh, stirbt ungeehrt und ungeachtet."
 
1779: Jung-Stilling schreibt aus Karlsruhe an Philipp Matthäus Hahn, Edition Schwinge S. 90: "Ich leide beständig am HeimWeh, und Linderung ists mir, wann ich dann und wann so unvermuthet einen Landsmann antreffe, der mit mir nach dem neuen Jerusalem pilgert."
 
1781 in der Erzählung "Yao-Tien" heißt es: " Der Raum wurde zu klein, und die verschwisterten Geschlechter dulteten lieber Mangel, als traurige Entfernung, die Mutter des Heimweh's."
 
1782 im Aufsatz über den Kaffee: "auch habe ich das Heimweh nach dem lieben Caffe schon ganz überwunden".
 
Im "Volkslehrer" 1782, S. 693, 697 (siehe Edition durch Gerhard Merk, 1990).
 
1783: Jung-Stilling schreibt aus Lautern an Johann Caspar Lavater, Edition Schwinge S. 119: "Ich spüre eine Art von heimwehartiger Empfindung, wenn ich an Dich, Liebster Bruder!" denke.
 
1784: Sannchen sagt: " mir ists seit einem Jahr gerad so, als wenn ich eine grosse Reise vorhätte, und nirgends mehr zu Hause wäre, mir ists so heimwehartig, und ich weiß doch nicht wohin".
 
 
 

Literatur (Auswahl):

 
* Ulrich Stadler: Die theuren Dinge. Studien zu Bunyan, Jung-Stilling und Novalis. Bern u. München: Francke 1980. 372 S. [Habil.-Schrift Basel 1977.]

  • Sergey Petrov: The Pursuit of Solyma: Johann Heinrich Jung-Stilling’s Letters as Part of His Spiritual Autobiography. – In: University of Calgary. Historical Papers 2007: Canadian Society of Church History S. 31-41.
Siehe auch: Florian Ebeling: Ägyptische Freimaurerei zwischen Aufklärung und Romantik. – In: Ebeling, Florian / Christian E. Loeben (Hrsg.): O Isis und Osiris – Ägyptens Mysterien und die Freimaurerei. Rahden/Westf.: Leidorf, 2017. ISBN 978-3-86757-022-0. = Museum Kestnerianum 21S. 29-124; Jung-Stilling bes. im Kapitel „Der Roman als gegenaufklärerisches Leseritual“. 
 
* Lawrence Marsden Price: The pilgrim journeys of Bunyan and Heinrich Jung-Stilling. - In: Comparative Literature publ. by the Univ. of Oregon (1949 ff.). Bd. XII, 1960, Nr. 1., S. 14-18. – Siehe dazu auch hier die Rezension des „Heimwehs“.
 
* Schippan, Michael: Zwei Romane Jung-Stillings in Russland ("Theobald oder die Schwärmer" und "Das Heimweh"). Siegen: J. G. Herder-Bibliothek e. V. 2000 = Schriften der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V. Bd. 33, S. 54-74; S. 62 f. zu Kant und Jung-Stilling.
 
* Hans Grassl: Aufbruch zur Romantik. Bayerns Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte 1765-1785. München: Beck 1968. [Zum Heimweh S. 289 f.]
 
* Harro Zimmermann: Erleuchtete Vernunft. Jung-Stillings Roman Das Heimweh und die Französische Revolution (Erstveröffentlichung). – In: Aufklärung und Erfahrungswandel. Studien zur deutschen Literaturgeschichte des späten 18. Jahrhunderts. Göttingen: Wallstein-Verlag (1999) S. 113-146; zugl.: Oldenburg, Univ., Habil.-Schrift, 383 S., ISBN 3-89244-354-8. Darin neun z. T. schon erschienene Studien.
 
 
 
* Bonin, Werner F.: Karl May Pilgrim's Progress. – In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 16, Juni 1973, S. 3 ff. [S. 3: "Zur Resonanz [von Bunyans Pilgerreise] zählt immerhin Jung-Stillings 'Heimweh', das Bunyan zwar nachgemodelt wurde, aber ungleich gewichtiger als die Vorlage ist (stilistisch ist der Einfluß Sternes nachzuweisen)".]
 
* llya Vinitsky nannte "Das Heimweh by Jung-Stilling as a Russian National Epic" in einem Vortrag an der University of Pittsburgh; Part of a Departmental Lecture Series organized by Professor Sabine Hake; Wednesday, November 20, 2002.
 
* Heiko Haumann: "Das Land des Friedens und des Heils". Rußland zur Zeit Alexanders I. als Utopie der Erweckungsbewegung am Oberrhein. - In: Pietismus und Neuzeit. Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Pietismus Bd. 18, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1992, S. 132-154.
  
  
 

Würdigung durch Novalis"

= Georg Friedrich Philipp von Hardenberg (1772-1801) schreibt (Fragmente und Studien X, 93):
 
Nessir und Zulima, die Bekenntnisse der schönen Seele und das Heimweh sind ächte Legenden oder Predigten. (Legende = Evangelium)
 
So heißt es in Band 3, S. 567 der "Novalis Schriften" hrsg. v. Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz, Stuttgart: Kohlhammer 1988.
 
Nessir und Zulima: Friedrich Heinrich Jacobi: Neßir und Zulima. Eine Erzählung nach Raphael. Berlin und Leipzig: Decker 1782; 2, 87 S., Ill..
 
Bekenntnisse der schönen Seele: Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96), 6. Buch: Bekenntnisse einer schönen Seele. (WA 1. Abtlg. Bd. 22, S. 257-356.) - Diesen "Bekenntnissen" liegen Aufzeichnungen der Susanna/-ne von Klettenberg zugrunde, die Goethe verwendete (vgl. "Dichtung und Wahrheit", Buch 8 = WA Bd. 27, S. 199 f.).
 ies wies der Archivar Johann Martin Lappenberg (geb. Hamburg 30.7.1794, gest. ebd. 28.11.1865; DBA 741, 5-20) nach (Lappenberg: "Reliquien des Fräulein Susanna Catharina von Klettenberg, nebst Erläuterungen zu den Bekenntnissen einer schönen Seele", Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses 1849).
 
  

Jung-Stilling ediert ein Gedicht von Novalis:

 
Jung-Stilling druckt in seiner Zeitschrift
„Des / Christlichen Menschenfreunds / Biblische Erzählungen / Dreyzehntes Heft. / Die Leydens= Auferstehungs= und Himmelfahrts= / Geschichte unsers Herrn Jesu Christi. / - [eL] / Von / Dr. Johann Heinrich Jung, / genannt Stilling / Grosherzoglich Badischer geheimer Hofrath. / - [eL] / Nürnberg, / im Verlag der Raw’schen Buchhandlung. / 1816.“ S. 95-96
das Gedicht "Wenn ich Ihn nur habe," aus den "Geistlichen Gedichten" ab, das 1802 in der Ausgabe Novalis Schriften. Herausgegeben von Fr. Schlegel und L. Tieck erschienen war.
Ein Rezensent, der ebenfalls zwei Strophen dieses Liedes abdruckt, meint: " Sowohl hier, [= Hymnen an die Nacht] als in den später abgedruckten geistlichen Liedern, glaubt man oft in einem Gesangbuche der mährischen Brüdergemeinde zu lesen".
 
Vgl. auch:
Dörthe Schilken: Die teleologische Reise. Von der christlichen Pilgerallegorie zu den Gegenwelten der Fantasyliteratur. Würzburg: Königshausen & Neumann 2002. ISBN:3826023315= Epistemata, Reihe Literaturwissenschaft Bd. 413; zugl. Phil. Diss. Giessen 1999; S. 53 ff.: Kap. „6.3.3 Jung-Stilling als Erbe der puritanischen und der hussitischen Tradition“; S. 123 ff.; S. 279. Tabelle 8.7; S. 281: Tab. 10.1;u. ö. (zu "Heinrich von Ofterdingen").
  
 

Würdigung durch Bernhard Heinrich Wilhelm von Kleist (1777-1811)

 
In Jung-Stillings Briefen findet sich auch die Korrespondenz mit Friedrich de la Motte-Fouqué (1777-1843), in der Kleist erwähnt wird. Die Beziehungen zu den "Berliner Abendblättern" von Heinrich von Kleist werden in der Edition nur angedeutet.
  
 
Über sie berichtete Reinhold Steig in "Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe." Berlin und Stuttgart: Spemann 1901" S. 484 f. Hier heißt es u. a. zum Brief Jung-Stillings vom 12. November 1810 an Fouqué (Edition S. 468-470): "Diese Bemerkungen Jung's werden gleichsam zu Complementen unsres Abendblatt-Artikels. Und wie sich Kleist in Jung's Schriften hineingelesen hat (unten S. 524), so ist auch Kleist's Abendblatt Jung-Stilling vor die Augen gekommen."
 
Kleist hatte in seinen "Berliner Abendblätter. / - 23tes Blatt. Den 26. October 1810." S. 93-94 den Artikel "R. Eylert, / Königlich Preußischer Hofprediger, und Kurmärki= / scher Consistorialrath." abgedruckt, der S. 94 (= Seite 4 = letzte Seite der Ausgabe) unterzeichnet ist mit "d. l. M. F.", also Fouqué.
 
Steig schreibt dann a. a. O. S. 458 zum Brief Jung-Stillings vom 21. Januar 1811 (Edition S. 471): "So war dies 74. Abendblatt ein recht religiöses Blatt und wohl geeignet, von Fouqué als Zeichen der neuen Berliner Bewegung Jung vorgelegt zu werden."
 
Das 74. Abendblatt vom 27. Dezember 1810 enthielt "Miszellen." über die zahlenmäßige Vermehrung eines Weizenkorns aus dem Nürnberger Correspondenten vom 18. Dezember, dann "Bei Gelegenheit der Jubelfeier in der Waisenhauskirche."zu Ehren des 84jährigen Predigers Schmidt von Ludwig Achim von Arnim und dann einen Bericht von "W." über die "Stiftung einer fortlaufenden jährlichen Feier zum Gedächtniß der verewigten Königin von Preußen."
 
Nach dem Tod Kleist schreibt Jung-Stilling am 2. Januar 1812 an Fouqué (Edition S. 497): "Für solche bedauernwürdige Menschen wie H. v. Kleist und Mad. Vogel ist meine Lehre vom Hades gewis sehr tröstlich, ich bin von ihrer Warheit vest überzeugt. Was dem so edlen Kleist gefehlt haben mag, scheint mir folgendes zu seyn: […]"
 
Weiteres zu den Beziehungen zwischen Kleist und Jung-Stilling findet sich in der Literatur. Vgl. z. B.:
 
Helen Adolf: Kleist's Kunigunde, Jung-Stilling, and the Motif of the Paradox. – In: The Journal of English and Germanic Philology, Urbana; Illinois, Vol. 52, 1953, Nr. 3, S. 312-321.
 
Spiridion Wukadinovic: Ueber Kleist's "Kätchen von Heilbronn". – In: Mitteilungen aus der Literatur des 19. Jahrhunderts und ihrer Geschichte. Ergänzungsheft zu Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte hrsg. v. August Sauer Bd. 2. Bamberg: Buchner 1895, S. 14 ff.
 
Spiridion Wukadinovic: Kleist-Studien. Stuttgart u. Berlin: Cotta 1904, S. 137-172 zu Kleists "Käthchen", bes. S. 150 ff. zu Jung-Stilling.
 
Günter Oesterle: Vision und Verhör. Kleists Käthchen von Heilbronn. als Drama der Unterbrechung und Scham; siehe unter diesem URL.

  

 
Maximilian Harden kannte den Roman -
 
und besaß anscheinend auch eine Ausgabe der "Sämmtlichen Schriften" Jung-Stillings.
 
Maximilian Harden (d. i. ursprgl. Felix Ernst Witkowski) geb. Berlin 20.10.1861, gest. Montana (Wallis) 30.10.1927) Herausgeber (seit 1892) der Wochenschrift „Zukunft“, schreibt in der Zeitschrift Bd. 33, S. 219 f.:
 
 
„Ein Leser der "Zukunft" schreibt mir:
 
'Ich finde bei Jung-Stilling eine Stelle, die Beachtung verdient. Der fromme Doktor der Arzeneikunde und Weltweisheit läßt in seinem parabolischen Roman 'Heimweh' den chinesischen Kaiser Kian-Long also schreiben:
'Du hast mir, Fürst der Christen' - gemeint ist Eugenius, der Held des Buches -, 'in dem Brief Dinge erzählt [... = Heimweh III, 3; bis:] wenn nicht in deinem Brief ein Geist wehte ...' u.s.w.
 
So zu lesen in Jung-Stillings Schriften Bd. IV, S. 723 u. f. [Me: richtig SS Bd. 4, 1836, S. 728 f.; SW Bd. 4, 1841, S. 871. Ausgabe Sam S. 616.] Heute dürfte ein Deutscher nicht mehr so über englische Civilisirung- und Mission-Arbeit sprechen; oder er müßte gewärtig sein, dass man ihm mit dem biblischen Wort von dem Balken im eigenen Auge antwortet; wobei dann allerdings zu bemerken wäre, daß der Balken in unseres Vetters Auge inzwischen keineswegs zum Splitter geworden ist."
 

Hinweis:

Carl Hilty. Staatsrechtslehrer und Ethiker, geb. Werdenberg (Kanton Sankt Gallen) 28.02.1833, gest. Clarens bei Montreux 12.10.1909, (reformiert), zitiert Jung-Stilling.

  1. Hilty: Glück. 2. Teil. Frauenfeld: J. Huber und Leipzig: J. C. Hinrichs 1895, S. 46, noch in der Fußnote der vorhergehenden Seite: „Wohlthätigkeit allein ist aber allerdings noch keine sehr große Tugend, namentlich wenn sie nur von dem Überfluß, statt des noch mehr Aufsammelns, stattfindet, oder wenn sie in der Art der alten Raubritter geübt wird, die von einem Teil ihres Raubes Kirchen und Klöster stifteten. Sie ist oft wirklich, wie Stilling sagt, nur „ein weiter Königsmantel, der ein ganzes Drachennest von Lastern bedecken soll.” Das Zitat entstammt dem Heimweh, Bd. 1, 1794:

Bd. 1, S. 319: „Die Fräulein von Nischlin war sehr freygebig gegen die Armen, sie gab reichlich und glänzend […] – Es giebt aber auch keinen sanfteren und für Kopf, Hände, Füße und den ganzen Körper bequemeren Sofa, als die Wohlthätigkeit, – sie ist gleich einem großen und weiten königlichen Purpurmantel, unter dem man ein ganzes Drachennest von Lastern gar bequem verbergen kann. Sie ist ein neuer Lappen womit man den alten unfläthigen Sündenrock flicken will.“

Ergänzt sei aus Bd. 1:

Bd. 1, S. 76: „Die Sünde ist eine Melusine, ein schönes Weib mit einem Drachenschweif,“

Bd. 1, S. 100: „den Sieg aller Siege über den Drachen, die alte Schlange, davon tragen will […]“

  1. 1, S. 122: „Ich trat ihr auf den Kopf, aber dann bohrte ihr Drachenschweif empor,“

Bd. 1, S. 186: „Sind Sie aus diesem Drachennest, unbefleckt weggekommen?“