Jung-Stillings Erzählung
"Ase=Neitha. / Eine Orientalische Erzählung."
O Zum Vorwort von "W. S. J."
O Zum ersten Teil des Textes von Jung-Stilling
O Zum zweiten Teil des Textes von Jung-Stilling
Zur Übersetzung in die englische Sprache siehe hier.
Zu den Nachdrucken 1774 und 1775 siehe hier.
Dieser Text Jung-Stillings erschien 1773 in zwei Teilen in Christoph Martin Wielands "Teutschem Merkur". Allem Anschein nach ist dies veranlasst worden durch Friedrich Heinrich (1743-1819, seit 21.06.1813:) Ritter von Jacobi.
Hier erschien die Erzählung zwar nur mit der Abkürzung "– g." unterzeichnet, aber in "Rheinische Beiträge / zur / Gelehrsamkeit. / 7tes Heft. Den 1. April 1778." liest man S. 95 innerhalb der Ankündigung der "Jünglingsjahre" und der "Wanderschaft":
"Da es zu wünschen ist, daß bei guten / und vortrefflichen Werken immer der Verf. sich nen= / nen, und die Verschweigung des Namens nur ein / Brandmal der schlechten Schriftsteller bleiben möge: / so tragen wir kein Bedenken den Verf. dises herrlichen / Werkchens bekannt zu machen. Es ist Herr Doktor / Jung von Elberfeld, […]. […] – Auch die / schöne orientalische Erzählung Ase=Neitha (s. den Mer= / kur 1773, Herbstm. S. 223) ist von disem liebens= / würdigen Manne, der unserer Pfalz wahrhaft Ehre / machet."
Der Text der Erzählung, die auch in die englische Sprache übersetzt wurde, wird hier mir allen Kustoden, Bogensignaturen usw. wiedergegeben. (eL = englische Linie; SL = Schmucklinie)
Jung-Stilling verwendet hier den Text aus Genesis 41, 45.50 und Genesis 46, 20, wo die Geschichte von Asnath erzählt wird.
Gen 41, 45: Und nannte ihn den heimlichen Rat und gab ihm ein Weib, Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters zu On. Also zog Joseph aus, das Land Ägypten zu besehen.
Gen 41, 50: Und Joseph wurden zwei Söhne geboren, ehe denn die teure Zeit kam, welche ihm gebar Asnath, Potipheras, des Priesters zu On, Tochter.
Gen 46, 20: Und Joseph wurden geboren in Ägyptenland Manasse und Ephraim, die ihm gebar Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters zu On.
Asnath entspricht im Ägyptischen etwa Sant oder Snat und ist ein häufiger Frauenname. – On ist Heliopolis nordöstlich von Memphis. – Psotempheneh bedeutet etwa im Koptischen "Retter der Welt".
Vgl. im Artikel "Joseph" z. B. Herzog/Plitt (Hrsg.): Real-Encyklopädie Bd. 7, Leipzig 1880, S. 101. – Wetzer/Welte: Kirchen=Lexikon Bd. 5, Freiburg i. Br. 1850, S. 792 (im Register fälschlich 692 angegeben); ebd. Bd. 6, 1851, S. 690 als Mutter des Manasse genannt. – Die großen Kommentare zum Alten Testament enthalten anscheinend keine weiteren Angaben.
Vgl. neben den Arbeiten von Thomas C. Sterne auch:
Hans Wahl: Geschichte des Teutschen Merkur. Ein Beitrag zur Geschichte des Journalismus im achtezehnten Jahrhundert. Berlin: Mayer & Müller 1914 = Palaestra CXXVII. Untersuchungen und Texte aus der deutschen und englischen Philologie hrsg. v. Alois Brandl, Gustav Roethe und Erich Schmidt = Johnson Reprint 1967; hier heißt es S. 33:
"F. H. Jacobi, [...], machte einen guten Fund mit der Ase-Neitha-Novelle Jung-Stillings (Sämtl. Werke 1835 S. 310), durch deren Druck [S. 34:] im Merkur er den Verfasser in die Literatur überhaupt einführte." ebd. S. 54: "Spärlich floß die Prosadichtung. Georg Jacobis zarte Graziendichtung ‚Charmides und Theone' fand beim Publikum nicht die gewünschte Anerkennung und wurde von Jung Stillings gedrucktem Erstling, der orientalischen Josephnovelle ‚Ase-Neitha', an künstlerischer Abrundung übertroffen."
Der / Teutsche Merkur. / - / Des dritten Bandes / Drittes Stück. / [Vignette] / September 1773. / - / Weimar / Im Verlag der Gesellschaft.
(Seitentitel der ersten Seite:)
[Vignette] Der / Teutsche Merkur. / September 1773. / - [eL]
220 — [SL]
II.
An den Herausgeber des teutschen
Merkurs.
---
Sollte man nicht vom teutschen Merkur eben
das sagen können, was Virgil vom alten Götter=
boten sagte:
Dat somnos, adimitque? (*)
Gewiß, mein liebster Wieland, weder Sie selbst,
noch einer von Ihren Mitarbeitern wird am Ende
des Jahrs von sich rühmen können, es habe ihm
niemand die 12 Monate durch jemals zugenickt: dat
somnos. Der Himmel gebe, daß nur auch das
adimitque alsdann über uns alle ausgesprochen seyn
möge!
Was der hiebeykommende Aufsatz in dieser Absicht
zu erwarten habe, davon bin ich sehr begierig, Ihre
Ahndungen zu erfahren. Es ist eine Erzählung;
folglich ein Ding, bey dem sich entweder sehr gut
einschlafen, oder sehr gut wach bleiben läßt. Ihnen,
mein Freund, wird sie gewiß gefallen: aber dem
größten Haufen der Leser auch? – Werden diese nicht,
bey Erblickung des Nahmens Joseph, in eine höh=
nische Miene fahren, den Merkur ein andächtiges
Journal heissen, und in ein Gelächel darüber aus=
brechen,
(*) Er macht Schlaf, und benimmt ihn.
— [SL] 221
brechen, daß man einen Patriarchen, bey den ehrli=
chen Leuten einführen wolle? – Vielleicht! Doch
glaube ich, mein Freund, diese Gefahr könnte da=
durch abgewendet werden, wenn Sie, im rechten
Tone, das entscheidende Wort Paris aussprächen;
und die erhabenen Geister Teutschlands erinnerten,
daß Geßners Tod Abels in dieser Hauptstadt mit
Entzücken gelesen worden sey.
Salomon Gessner (1730-1788; anon.): Der Tod Abels. Zürich: Orell Füssli 1758; 2. Aufl. Zürich, 1759; auch Leipzig 1778; BDL, B. 25 / F. 11591)
Ich weiß, mein Freund, was Sie von denen
Leuten halten, welche vorgeben, sie wüßten Homer,
Xenophon, Euripides zu schätzen, und doch keinen
Geschmack an den Geschichts=Erzählungen des in sei=
ner Einfalt erhabenen Moses finden. Warum sol= [sic]
ten diese Leute uns für schwach genug halten, ihnen
zu glauben? Warum sollen die Dichter, ihnen zu ge=
fallen, ein Haar breit von ihren Gerechtsamen nach=
geben? Ich erinnere mich bey dieser Gelegenheit des=
sen, was ein Mann von Genie (Herder) in Bezie=
hung auf Klopstock sagt: "Der Autor möge als
"Mensch, als Religious=Verwandter [sic; recte Religions=Verwandter], denken, was
"er wolle: als Dichter müsse man ihm glauben.
"Ausser dem Gedichte, gäb es vielleicht eben so viel
"Ungläubige an Ramlers Friedrich, als Ungläubige
Karl Wilhelm Ramler (1725-1798): Auf den Tod des Prinzen Friedrich Heinrich Karl. Berlin 1770; ursprgl. anonym erschienen. BDL (ISBN 3-598-52288-6) B. 45 / F. 19878.
"an den Helden Klopstocks."
Ase=Neitha wird schon mehr Leser finden, als
Charmides: und doch ist die Anzahl derer, welchen
Es ist nicht Platos Werk gemeint, sondern [Jacobi, Johann Georg:] Charmides und Theone, oder die sittliche Grazie. Halberstadt: Gross, 1774; 108 S.
Charmides gefällt, ganz ansehnlich, ohne daß man
Exten=
222 — [SL]
Extension durch Intension zu compensieren braucht.
Unser gemeinschaftlicher Freund, der Freyh. von **,
schrieb mir jüngst: "Sollte der Herausgeber des
"Merkurs, wegen Einrückung des Charmides, wohl
"im Ernste getadelt worden seyn? Mir ist gar nichts
"ähnliches zu Ohren gekommen. Vielmehr habe ich
"Gelegenheit zu beobachten, daß selbst einige von
"denen, welche gerade nur so viel Seele haben,
"als vonnöthen ist, um ihren Leib eine Zeitlang
"vor der Fäulniß zu bewahren, ihre Austerschalen
"vom Charmides ein wenig aufgeklemmt fühlen, ob
"sie gleich nicht eigentlich wissen, wer ihnen diese
"Gewalt anthue."
Der Verfasser der beykommenden Erzählung ist
ein aufkeimendes Genie, welches mir jüngst an einem
Orte aufstieß, wo ich auf ganz andre Dinge aus=
gieng, und leichtlich alles, was Geist ist und heissen
mag, hätte übersehen können. Das Publikum weiß
noch nichts von meinem jungen Freunde; desto an=
genehmer wird es dem Merkur seyn, mit einer für
alle Liebhaber der Musen interessanten Erscheinung
zuerst hervor zu treten. Es ist ja auch, nach dem
Hesiodus, eines seiner Geschäfte, "die Heerden der
"wolltragenden Schafe zu vermehren." u. s. w. (*)
W. S. J.
Bisher hieß es immer, die Vorrede stamme von Friedrich Heinrich Jacobi. Wer mag "W. S. J." sein, oder handelt es sich nur um einen Druckfehler? Die Werke von Thomas C. Starnes geben hierüber keinen Aufschluss. Allerdings nennen er und auch Heinrich Düntzer diese Chiffre für Friedrich Heinrich Jacobi.
Ase=
(*) Der Herausgeber behält sich seine Antwort auf diese
Zuschrift vor.
Ase=Neitha.
Eine Orientalische Erzählung.
--
Sage mir, Schnitter, weißt du den Weg
nach Sais? ich möchte mich auf dem
Fußpfade verirren.
"Du bist ein entlaufener Sclave, so seh' ich an
"deinen Kleidern. Was willst du zu Sais
"machen?"
Schnitter, ich gehe in Geschäften eines gros=
sen Mannes, und bin nicht entlaufen.
"Man sendet keine Sclaven nach dem heili=
gen Tempel der Neitha. Weiche nicht einen
"Schritt von hinnen; du sollst mein Sclave
"seyn."
Ich bin ehemals ein Schäfer gewesen, der
Wölfe bezwungen. Nicht näher, Schnitter,
oder du fühlst die Kraft meines Stabs.
Nun lag er da, vom Schlage betäubt, der
grobe Schnitter; und Joseph eilte über das
Feld weg in ein Gebüsch zur rechten Hand. Er
kam auf einen Hügel, sahe sich um, und nicht
weit von ihm ab war eine grosse Strasse; auf sel=
biger gieng ein Mädchen schleunig fort. Er lief
und holte das Mädchen ein.
"Sage mir, Mädchen, wo führt diese Strasse
"hin?"
Nach
224 — [SL]
Nach Sais. – Sie gieng geschwinder.
"Eile nicht so sehr, Mädchen! Ich bin nicht
"muthwillig wie andre Sclaven. Mit meinem
"Stabe kan ich dich schützen."
Das Mädchen sah' ihn an, lächelte und sag=
te: "so dank ich der Athor, mir war Angst;
aber kanst du nicht so geschwind gehen, wie ich,
freundlicher Jüngling!"
"Ich bin schon weit gegangen, Mädchen,
"und bin müde, - aber wie weit ist Sais noch
"von hier?"
Wenn die Sonne noch einmal so lange geschie=
nen hat, wie diesen Morgen, sind wir da. Sie=
hest du nicht in der Ferne jene Spitze?
"Ja, zwischen dem Wäldchen und dem gros=
"sen Felde."
Dies ist ein Obelisk neben dem Tempel
der Neitha.
"So ist es nicht weit mehr. Bist du aus
"Sais?"
Nein! – Ich komme von einem Hause, das
zwischen denen Bäumen ist, die du dort hinter
dir siehest, und gehe nach Sais zu dem obersten Priester.
"Ist das nicht der P=hont=phre?"
Ja, ich habe von wegen meiner Eltern etwas
bey ihm zu bestellen.
"Und
— [SL] 225
"Und ich auch. Ich freue mich, Mädchen,
"daß ich dich gefunden habe. Du kanst mich
hinführen."
Ich will es gerne thun; aber bist du nicht weit
her? Du hast eine fremde Sprache.
"O ja! sehr weit. Ich wohne zu Memphis."
Du bist auch kein Memphiter; deine Sprache
verräth dich.
"Sey nicht vorwitzig, Mädchen! Ich darf
"dir nicht alles sagen."
Aber ich sagte dir alles, was du mich fragtest.
"Deine Sachen sind nicht geheim. Du
darfst sie sagen.
Joseph und das Mädchen redeten allerley;
und sie kamen in einen Wald, wo Sittimholz
und Myrtensträuche einen angenehmen kühlen
Schatten machten. Nicht weit mehr waren sie
von Sais. Laß uns hier ein wenig sitzen, sagte
Joseph. Ich habe nicht Zeit, schöner Knabe,
erwiederte das Mädchen, und wurde roth. Du
wirst noch immer so viel Zeit haben, ein wenig
auszuruhen, versetzte Joseph; setze dich hier oder
dort hin; ich will neben dem Myrtenstrauch in
dem Schatten sitzen, so siehest du mich, und ich
dich nicht. Joseph setzte sich und sahe gerade
vor sich hin, zur Seite gegen über saß das Mäd=
chen; sie schwiegen beyde, aber nicht lange.
"Mädchen, sage mir, hast du wohl der Athor
"gedient? Hast du wohl zu ihr gebetet?"
III.B. 3tes St. P Ja,
226 — [SL]
Ja, lieber Jüngling, meine Mutter war
mit mir nach Chusas; es sind nun wohl drey
Ueberschwemmungen des Nils seitdem gewesen.
"Warum waret ihr da?"
Meine Eltern wollten gern einen Sohn ha=
ben; sie haben kein Kind als mich. Sie wollten
der Athor Geschenke bringen, und sie um einen
Sohn anrufen.
"Betetest du auch, Mädchen?"
Ja, ich betete; aber nicht um einen Bruder.
Höre, Jüngling, mich däucht, ich müsste dir
alles sagen; ich bat um etwas andres. Als wir
in den schönen Tempel kamen, so gefiel er mir so
wohl, daß ich gerne unter den Priestern und Prie=
sterinnen da geblieben wäre. Ich fragte, wo ist
denn die Athor? Ich möchte sie gern sehen, und
auch anbeten. – Da sagte mir ein alter Prie=
ster: "Kind, die Gottheit, ob du sie schon nicht
"siehest, hört dich hier im Tempel, und überall,
"wo du bist." Ich gieng wieder hinaus unter
die Bäume, und sagte: Athor, ich weiß, du
siehest mich, ob ich dich schon nicht sehe; du ma=
chest diese schönen Blumen, die großen Bäume,
diesen Wohlgeruch um mich herum. Du hast
auch mich gemacht. Ich bin nun sechzehn Jahr
alt, ich bin gesund; mache mich auch zufrieden
und glücklich. Und so saß ich nieder, und schlief
ein. Ich träumte, und, siehe! ich sah' eine dunkle
Wolke: Es war in der Morgendämmerung: Und
aus dieser Wolke thaut' es auf mich herüber. Ich
wurde
— [SL] 227
wurde naß; aber mir war so wohl, als hätt' ich
Balsam gekostet. Die Wolke kam mir immer
näher, und aus derselben gieng eine Jungfrau
hervor, in einem hellen weißen Kleide; sie hatte
ihr Angesicht verhüllt. Auf einmal trat ein herr=
licher Jüngling, dir im Gesicht völlig ähnlich,
aus der Wolke. Die Jungfrau führte ihn zu
mir. Er fasste mich bey der Hand und leitete mich
in die Wolke; da wurde ich wach. Nie war ich
so glücklich gewesen. Des andern Tages kehrt'
ich mit meiner Mutter nach Hause zurück; aber
noch immer denk' ich an den Jüngling. Ich
fühle, mein Herz ist dir gut, weil du ihm ähn=
lich siehst; er aber hatte kein Sclavenkleid an,
sondern war herrlich gekleidet, wie ein König.
"Wer ist dein Vater, Mädchen?"
Mein Vater ist einer der ältesten Priester der
Neitha. Er hat Acker und Hütte dort, wo ich
herkomme; und jetzt ist er daselbst. Aber laß uns
gehen. – Höre, Jüngling, ich habe keinen
Bruder: darf ich dich Bruder heissen?
"Ich bin ein Sclave; du des grossen Man=
"nes Tochter. Heissest du mich aber Bruder;
"so heißt mein Herz dich Schwester. Meine
"Seele fühlt eine Ruhe, wenn ich dich ansehe,
"eine Ruhe, und sonst etwas, das ich nie em=
"pfand, ausser wenn ich einen Engel sah."
Einen Engel! . . . Was ist ein Engel?
P 2 "Engel
228 — [SL]
"Engel sind Geschöpfe, die vortrefflicher sind,
"als Menschen, und die GOtt oftmals zu den
"Menschen sendet."
So war das wohl ein Engel, den die Athor
aus der dunkeln Wolke zu mir führte, und der
mich in die Wolke mit sich nahm?
Joseph wurde roth, sah' vor sich nieder;
das Mädchen lächelte; und sie giengen neben ein=
ander. Wie von ohngefähr, trafen sich ihre
Hände im Gehen; sie wuchsen plötzlich zusammen,
keines dache daran die Hand zurück zu ziehen;
sie behalfen sich immer mit der andern Hand,
wenn sie die eine nöthig hatten, und so kamen sie
nach Sais. Ein jedes nahm die Hand zurück,
sie giengen nach bey einander bis zum Hause des
P=hont=phre. Soll ich dich nimmer wieder=
sehen? fragte Joseph. – "Athor hat dich
"heute zu mir geführt; sie wird für das übrige
"sorgen. Ich behalte dein Bild in meinem Her=
"zen; das thue du auch, wenn die kannst." Dies
war die Antwort des Mädchens, und es ver=
schwand durch eine Thür zur Linken, die ins Haus
des Oberpriesters führte. Joseph sah' lange
in die Thür; das Mädchen war fort, und mit
ihr seine Ruhe.
Nun gieng er in das Haus des P=hont=
phre. Alles war prächtig, im altväterischen
Geschmacke, - dunkel und still. Er gieng durch
einen langen Gang fort. Auf einer Seite war
ein Hof mit einem Brunnen und allerhand Thie=
ren;
— [SL] 229
ren; auf der andern Seite Kammern. Gegen
das Ende des Ganges begegnete ihm ein Mann
mit einem langen grauen Bart, ehrwürdig an=
zusehen. – Wo kommst du her, Knabe, fragte
er. – Von Memphis, antwortete Joseph. –
Was willst du, Knabe? – Ich habe den [sic]
P=hont=phre etwas zu sagen. – Komm, ich
will dich zu ihm führen. – Sie giengen fort,
und kamen in einen grossen Saal. In demselben
saß ein hundert und funfzig jähriger Greis, mit
einem sehr muntern Gesichte; seine Augen aber
waren dunkel, so daß er nicht wohl mehr sehen
konnte. Der Mann, welcher den Joseph hin=
eingeführt hatte, sagte: Dieser ist der P=hont=
phre. "Mein Herr," sprach der Jüngling,
"ich habe eine Bestellung an dich vom Schatz=
meister des Königs, ich komme von Mem=
phis." – Komm her, Knabe; ich höre nicht
wohl, versetzte P=hont=phre. – Joseph
trat näher. – Sage an, Knabe, was willst du?
Joseph antwortete: mein Herr! – die Prie=
ster des Phthas zanken sich unter einander. Ei=
nige sagen, Phthas sey grösser als Kneph; die
andern aber, Kneph sey grösser als Phthas.
Sie sind von den alten Sitten und Rechten des
wahren GOttes abgewichen, haben ihnen einge=
bildete Götter gemacht, und sind in ihrem Dich=
ten irre geworden. Nun ist dein Knecht, der
Schatzmeister, traurig; denn er fürchtet GOtt,
und weiß nicht, woran er sich halten soll. Da=
her sendet er mich zu dir, denn er weiß, daß du
P 3 ver=
230 — [SL]
verständig, und in ganz Egypten berühmt bist,
und Erkenntniß des wahren GOttes hast.
"Bist du in den Geheimnissen unseres Got=
"tesdienstes unterrichtet?"
Nein, Herr! Ich bin ein Ebräischer Knabe
aus Canaan; mein Vater heißt Jacob.
"Du bist doch nicht vom Geschlechte des gros=
"sen Abrahams, der ehemals zu Memphis
"war?"
Der war mein Urgroßvater.
"So komm her, daß ich dich küsse. – Zu
"der Zeit war mein Vater einer der vornehmsten
"Priester des Phthas. Er wurde mit dem
"Abraham bekannt, und erlangte von ihm die
"Erkenntnis GOttes. Er hörte von den Noa=
"chiden, wie sie unser Land angebauet, und den
"wahren Gottesdienst eingeführt haben. Die
"damaligen Priester zu Memphis waren aber=
"gläubische Leute. Sie haßten den Abraham,
"und verfolgten meinen Vater; dieser zog end=
"lich hieher nach Sais, und wurde P=hont=phre
"der Neitha. Zum Andenken Abrahams ließ
"er den grossen Obelisk neben dem Tempel auf=
"richten, und auf denselben die Lehre des wah=
"ren Gottesdienstes eingraben. – Setze dich
"neben mich, Knabe. Wie heissest du?"
Ich heisse Joseph, und bin zum Knechte ver=
kauft worden an den Schatzmeister des Pharao.
"Du
— [SL] 231
"Du musst mir heute alles erzählen, wie sich
"dieses zugetragen hat."
Joseph erzählte ihm alles. P=hont=phre
hörte mit Aufmerksamkeit seine ganze Rede, freute
sich sehr, und sprach: Glücklich wirst du seyn,
Knabe! – denn GOtt vergilt alles Böse mit
Gutem. Ich will hinschicken nach Memphis,
und deinem Herrn sagen lassen, daß du einige
Zeit bey mir bleibest. – Thue was dir beliebt,
mein Vater, antwortete Joseph. Ich will ge=
hen, und mir Gespielen suchen; ich sehe, du hast
Ruhe nöthig. Ja, sagte P=hont=phre, du
sollst von meinem Tische speisen; sey du freymü=
thig, wie in deines Vaters Hause; ich werde dich
rufen lassen, wenn ich mit dir reden will.
Joseph gieng wieder hinaus, freute sich sehr,
und dankte GOtt. Solltest du das Mädchen
nicht mehr sehen? sagt' er bey sich selbst. Er
sahe sich überall um nach ihr, aber sie war nicht
mehr in Sais. Indem er so gieng, sah' er den
alten Mann, der ihn zum P=hont=phre ge=
führt hatte; da fügt' er sich zu ihm. Der alte
Mann war freundlich, fragt' ihn vieles, und
hörte, daß Joseph ein kluger Jüngling war. –
"Hättest du nicht Lust, auch ein Priester der
"Neitha zu werden? – " Nein, sagte Joseph,
ich bin ein Sclave. Ich weiß wohl, versetzte
jener; komm, wir wollen mit dem P=hont=phre
speisen. Sie giengen zusammen in den Saal,
und fanden den P=hont=phre nicht. Er war
P 4 im
232 — [SL]
im Tempel; seine Knaben mussten ihn dahin füh=
ren, daß er betete. Joseph und sein Begleiter
folgten ihm nach. Er hatte sich unter die heili=
gen Bäume der Neitha gelagert, unter Oelbäu=
me, die sonst nirgend in Egypten gefunden wer=
den. Vom rothen Meer kam ein sanfter Wind;
der spielte mit seinen langen schneeweißen Bart',
und lispelte in den Blättern der Oelbäume. Hier
trugen die Knaben Speisen ins Grüne; man
legte sich herum. Ist Joseph hier? fragte
P=hont=phre. Ja, rief er, dein Knecht ist
hier, und speiset von deiner Güte. Iß und
trink, sagte der Alte, und dann bleib hier bey
mir; ich will mit dir reden. Nach dem Essen
setzte sich Joseph zu ihm; sie sprachen von man=
cherley. In meiner Jugend, erzählte der Ober=
priester, war ich im Tempel der Athor zu Chu=
sas. Ich wurde daselbst erzogen, und in der
Weisheit unterrichtet. Athor ist die Göttin
der ewigen ursprünglichen Nacht, woraus alles
geworden ist. Kneph, der unendliche Geist,
wohnte in dieser Nacht. Er bildete eine grosse
Wolke; aus dieser Wolke wurde durch den
Kneph und die Athor der männliche Phthas
und die weibliche Neitha gebohren: so lehren
die Egypter. Phthas schuf mit der Neitha
die Welt; der erste regiert und erhält sie; die
andere bildet neue Gestalten, welche hervor kom=
men sollen. Die Athor aber ist die Göttin der
Liebe; sie regiert und begünstiget die Fortpflan=
zung aller Dinge; sie ist die Göttin der reinen
Wol=
— [SL] 233
Wollust und der Freude. Knaben und Jung=
frauen waren in dem Tempel der Athor, in wel=
chem wir zur Tugend unterrichtet und erzogen
wurden. Ich gieng einstmals am Abend, im
Mondschein, hinter den Tempel in einen Wald,
der sehr groß war und an das rothe Meer hinaus
reichte. In Gedanken vertieft, gieng ich weit
fort, und kam endlich an eine Ebne, die den Wald
umgab, und auf welcher kein Gebüsch, sondern
Gras, Blumen und einige Balsamstauden wuch=
sen, mit einem grossen Baum in der Mitte, der
seinen Schatten weit über die Wiese hinwarf.
Ich fühlte hier einen unbeschreiblichen Frieden.
Der Mond machte das Dunkle hell. Ich gieng
fort bis an den Baum, und setzte mich an dessen
Wurzel hin. O Athor! rief ich, wie gut und
heilig bist du! – Indem sah ich, gegen das
Meer zu, einige Leute aus dem Wald heraus
auf die Ebne stürmen. Ein junge schlankes
Mädchen lief einige Schritte vor, und zween
Jünglinge verfolgten sie. Sie lief auf den Baum
zu; nahe dabey fiel sie kraftlos nieder; und in
dem Augenblicke waren die Jünglinge bey ihr.
Ich fühlte etwas, das mir durch die Seele gieng;
ich wurde stark, und trat in meinem langen weis=
sen Kleide hinter dem Baum hervor. Im Nah=
men der ewigen Athor, rief ich, leget keine
Hand an das Mädchen! Die Jünglinge er=
starrten und fielen wie todt zur Erde. Ich rich=
tete das Mädchen auf, und floh mit ihr in den
Wald; da sah ich, wie die Jünglinge aufstun=
P 5 den
234 — [SL]
den und wieder dahin eilen, woher sie gekom=
men waren. Nun war ich mit dem Mädchen
allein. Sie furchte [sic; fürchtete] sich sehr, und glaubte, ich
wär ein Engel, bis ich mit ihr redete und sagte,
daß ich ein Egyptischer Jüngling sey. Sie er=
zählte mir, sie sey eine Ismaelitin und wäre
von zween Cananitischen Jünglingen bis dahin
verfolgt worden, wo ich sie errettet hätte. Nach=
dem hat sie mir alles umständlicher gesagt. Sie
war schön; in ihrem Angesicht himmlische Ruhe
und das Wesen der Neitha völlig ausgedrückt.
Ich fragte: willst di mit mir nach dem Tempel
der Athor? Sie antwortete: Ja, führe mich,
wohin du willst. Wir kamen, und siehe, der
Tempel und alle Thoren waren zu. Ich klopfte
an; der Thürhüter that mir auf. Wir Jüng=
linge schliefen alle in einem grossen Saal. Ich
übergab sie dem Thürhüter, und sagte, warte
des Mädchens bis morgen. Man gesellte sie zu
den Jungfrauen, und ich sahe sie täglich; aber
ich konnte nicht viel mit ihr reden. Sie war im=
mer traurig. In der Abenddämmerung gieng
sie oft in den Wald; und einstmals entschloß ich
mich, ihr von weitem zu folgen. Da gieng sie
tief hinein, und blieb stehen an einem Orte, wo
Rosen und Myrtengesträuche verworren durch ein=
ander wuchsen. Ich wusste nicht, ob ich ihr näher
hinzu treten sollte. Indem ich so dachte, sah
ich wiederum die beyden Cananitischen Jünglinge
durch den Wald gehen; sie sahen weder mich,
noch das Mädchen. Dieses hub die Augen auf
als
— [SL] 235
als ich hinzu gieng; und erschrack sehr. Eilend
verbirg dich, sagte ich, deine Verfolger sind nahe.
Wir verbargen uns beyde neben einander ins Ge=
sträuch. Die Cananiter suchten überall; und,
da sie uns nicht fanden, sagten sie: Laßt uns ge=
hen; sie wird morgen wieder kommen; und so
giengen sie fort. Als sie weit hinweg waren, be=
sann ich mich; denn ich hatte das Mädchen in
meinen Armen und drückte sie fest an mich. –
Komm, sagte das Mädchen, ich fürchte mich
hier. – Wir giengen; sie nahm meine Hand;
und so kamen wir wieder aus dem Walde. Wir
wurden gewahr, daß sich die Cananiter bestän=
dig in dem Walde aufhielten; darum gieng sie
nie wieder dahin. Und ich hörte von dem Mäd=
chen wunderbare Weisheit; und fragte sie: wie
kömmst du zu so hohem Verstande? Sie antwor=
tete mir, sie wäre in ihres Vaters Hause in der
Erkenntniß des wahren GOttes unterrichtet wor=
den; und wann sie die Schafe gehütet hätte, so
wäre sie öfter von einem schönen Jüngling gelehrt
worden, der vielleicht ein Engel gewesen wäre.
Diese Zeit ist dahin, edler Knabe, und darum
bin ich traurig, sagte sie mit Thränen in den Au=
gen. Indem standen auch mir die Augen voll
Wasser, und ich wußte nicht warum. Die Zeit
kan wieder kommen, sagt' ich zu ihr; du siehst,
unser Wandel ist fromm, und wir haben der Freu=
den genug. Unterrichte du mich, aus dem Mun=
de des himmlischen Jünglings, von der Gottheit,
von der Weisheit und der Tugend; ich will dir
zuhö=
236 — [SL]
zuhören. Unsre Priester sagen mir: es sey nur
ein einiger wahrer GOtt; den heissen sie Kneph;
die andern Gottheiten seyen nur Eigenschaften
dieses Einen GOttes. Dennoch verehre man
eine jede besonders, um dem Volke GOtt begreif=
licher zu machen. – GOtt wird nie begreiflich,
sagte das Mädchen, wohl aber durch der Men=
schen Künste falsch begriffen. Wenn du zur
Athor betest, so rufe du an deren Statt den wah=
ren GOtt Himmels und der Erden an; so bist
du gewiß, daß du nicht fehlest. Du wirst all=
mählich eine Ruhe finden in deiner Seele, die
du noch nie gefunden hast. In allen Blumen
und Bäumen des Feldes wirst du den nahen
GOtt fühlen; in jeder Creatur wird er dir neu
seyn. O Mädchen, rief ich aus, du bist seiner
Hände Werk! Er ist, was du sagst. Sie lä=
chelte mich an, und war sehr zufrieden. Hast
du mich lieb, Jüngling? fragte sie mich. Ja,
sagte ich, meine Seele liebt dich. – So küsse
mich, Jüng . . . – Ich küßte schon. – Nun
giengen wir heim. Des andern Tages sagt' ich
dem P=hont=phre: Ich habe das Arabische
Mädchen liebgewonnen; sie ist eine Prophetin;
laß mich, daß ich sie heyrathe. Er ließ sie zu
sich kommen, redete viel mit ihr, und fand, daß
ich die Wahrheit geredet hatte. Da führte ich
sie in meines Vaters Haus. Hundert und drey
Jahre haben wir zusammen in Friede gelebt, und
Kindes Kinder gesehen bis ins vierte Glied.
Siehest du dort, Knabe? – Siehest du die
Pyra=
— [SL] 237
Pyramide von Thebaischem Marmor? Da ruhet
sie allein, bis ich zu ihr kommen werde. Jo=
seph wischte sich die Augen. – Ja ich sehe
sie, mein Vater; auch sitzen jetzund oben auf der=
selben zwoo [sic] weisse Tauben nahe bey einander.
So sprach er, und dacht' an sein Mädchen.
. – g.
(Die Fortsetzung folgt nächstens.)
Der / Teutsche Merkur. / - / Des vierten Bandes / Zweytes Stück. / [Vignette: Kind mir Blumengirlande] / November 1773. / - / Weimar / Im Verlag der Gesellschaft.
(Seitentitel der ersten Seite:)
[Vignette] Der / Teutsche Merkur. / November 1773. / - [eL]
[S. 119:]
III.
Beschluß
der Ase=Neitha.
--
Beyde schwiegen eine Zeitlang. Darauf sagte
P=hont=phre: Siehst du noch die zwoo
weissen Tauben oben auf der Pyramide?
"Ja, Vater! antwortete Joseph; sie sitzen
"neben einander unbewegt, die Köpfe an sich ge=
"zogen, als ob sie schliefen, oder auf den Flug ei=
"nes Geyers achteten."
Meine Taube fürchtet keinen Geyer mehr.
Die Luft, worinn sie sich aufschwinget, ist ihm zu
fein. Sie trägt ihn nicht. So weissagete der
Alte: denn sein Ende war nah, und sein Geist
redete schon mit den Geistern seiner Väter. Da
rief er den Knaben, die sollten ihn wegführen.
H 4 "Laß
120 — [SL]
"Laß mich dich küssen, mein Vater! Du bist
"wie Jacob und wie Abraham, die Knechte
"GOttes."
Er küsste ihn und die Knaben führten ihn weg
in sein Haus, wo er starb. Alle Saiter trauer=
ten um den Mann, und ganz Egypten trug Leid
um ihn. Er war der letzte, welcher die Lehre der
Noachiden liebte.
Die Priester und Aerzte fiengen an den Leich=
nam des P=hont=phre zu balsamiren; auch
waren Knaben und Mädchen hinaus gegangen,
Kränze für ihn zu flechten von Blumen und wohl=
riechenden Kräutern. Unter ihnen fand Joseph
Ase=Neitha; das war das Mädchen, mit dem
er nach Sais gegangen war. Sie saß im Mor=
genthau, und band eine Krone auf das Haupt des
Priesters. "Komm, Jüngling der Athor, hilf
"mir die Krone binden, damit sie grüne um sein
"weisses Haar."
Joseph setzte sich zu ihr ins Blumenfeld, und
half ihr Blumen und Kräuter abbrechen.
Ich liebe dich, sagte Ase=Neitha, mehr als
man einen Bruder liebt. Ich wollt', ich könnte
bey dir wohnen.
"Ich habe gehöret, daß dein Vater P=hont=
"phre der Neitha wird. Du sollst groß werden,
"wie die Tochter eines Fürsten. Ich aber bin
"ein Fremdling und ein Knecht."
Wenn
— [SL] 121
Wenn du ein Fürst wärest, und ich eine Scla=
vin, würdest du mich lieben? –
"Ich würde dich lieben, holdseeliges Mäd=
chen!"
Siehst du diesen Himmel über uns? Wie
dieser Himmel, ist meine Liebe zu dir; groß und
ohne Ende.
"So laß mich, daß ich dich küsse."
Nein, Jüngling, küsse mich nicht; obgleich
meine Seele dich liebt.
"Unsre Seelen küssten sich auf dem Wege nach
Sais."
Aber ehe du von mir gehest, Jüngling, so lehre
mich deinen Gott kennen. Er soll der meinige
seyn; und ich will ihm dienen.
"Es ist der Gott, der diese Blumen gemacht
"hat. Sie wachsen und blühen, so wie du wäch=
"sest und blühest. In allen Dingen ist ein leben=
"diger Geist; und das ist der Geist Gottes. Du
"findest ihn überall; und er redet freundlich mit
"dir."
O sprich, was soll ich ihm antworten? Oft bin
ich in den Wald nahe bey unsrem Hause geflohen,
bin niedergefallen, habe ausgerufen: O Athor!
wie gut bist du! Komm, daß ich dich sehe, wie
damals im Traume zu Chusas. Komm, thue
den Schleyer hinweg, daß ich dich liebe. Sprich,
Jüngling! wenn ich so niederfalle, wenn so die
Liebe meinem Herzen wohl thut; ist es deinem
H 5 Gotte
122 — [SL]
Gotte genug? Ist es genug, wenn ich über diese
Blumen mich freue, mich freue, daß ich da bin,
Kränze zu winden; und nun mehr, als über alles
andre, daß du, Jüngling! unter den Blumen
neben mir sitzest?
"Genug, holdseeliges Mädchen! Wenn Gott
"mein Elend von mir nehmen und mich erhöhen
"wird aus dem Staube, dann will ich dich zu mir
"nehmen, und du sollst bey mir wohnen."
Schwöre mir das, sagte Ase=Neitha; und
Joseph schwur ihr, und sie machten beyde einen
Bund mit einander. Siehe dort, sagte Jo=
seph, den Obelisk, auf welchem die Weis=
heit Abrahams meines Vaters geschrie=
ben ist. Der soll das Zeichen seyn unserer
Liebe, und des Bundes, den wir heute ge=
macht haben.
Nun arbeiteten sie fort an ihrer Krone.
Joseph aber war traurig und sagte: "Mor=
"gen miß ich wieder in meine Knechtschaft gehen,
"und du bleibest hier. Viele Jünglinge werden
"um dich freyen, und ich werde Sorge tragen um
"dich. Lieber erzähle mir, was kanst du thun,
"daß ich dein Angesicht wieder sehe, und dich heim=
"führe in mein Haus?"
Sorge nicht, Jüngling der Athor! sondern
höre, was ich thun will. Wenn nun mein Vater
P=hont=phre wird, so will ich ihn bitten, daß er
mich
— [SL] 123
mich zur Priesterin der Athor weyhe. Dann
will ich Mädchen um mich versammlen, und ihnen
sagen, wie gut die Athor ist, und sie lehren, wel=
ches sey der Gott der Götter. Wenn aber Jüng=
linge kommen, die mich zum Weibe begehren; so
will ich ihnen ein Räthsel vorlegen, und wer es
erräth, der soll mich zum Weibe haben. Keiner
soll es errathen können, als du.
"So sage mir das Räthsel."
Nein, ich sage dirs nicht. Dennoch wirst du
es errathen, wann die Zeit da seyn wird.
Nun war die Krone fertig. Sie war schöne,
und würdig auf dem Haupot eines solchen Mannes
zu stehen. Es war eine Liebe darein geflochten,
wie die Liebe des Paradieses, die hervor gieng aus
allen Blumen, als der Lustgarten Gottes noch nicht
verdorben war; die hervor gieng in alle Felder, und
aufstieg zum Himmel, von wannen sie kam, und
aufstieg zu Gott, ihm ein lieblicher Geruch.
Ase=Neitha trug die Krone weg, und Joseph
sahe das Mädchen nicht wieder. Des andern
Tags gieng er von Sais, und kam nach Mem=
phis zu seinem Herrn. Da erzählte er ihm, daß
P=hont=phre gestorben sey, und sagte ihm alles,
was er gehört hatte, und unterrichtete ihn; und
Joseph fand Gnade vor seinem Herrn.
Thoph, der Vater der Ase=Neitha, wurde
P=hont=phre, und weyhte seine Tochter zur Prie=
sterin
124 — [SL]
sterin der Athor. Jedoch sollte sie nicht ewig im
Tempel dienen, denn sie war sein einziges Kind;
und er wollte sie einem Manne zum Weibe geben,
der sie lieb hätte.
Da suchte sich Ase=Neitha Mädchen zu Ge=
spielinnen; die unterrichtete sie täglich in den Ge=
heimnissen der Göttin. Zugleich redete sie von
dem Gotte Josephs; denn ihr Herz verehrte die
Athor, als den Geist der Liebe, welcher an allen
Orten alles lebendig machte. Deswegen führte
sie die Mädchen durch Büsche, Felder und Wie=
sen, und lehrte sie mit der Athor sich vereinigen.
Da, wo zween Vögel ein Nest bauten, da sagte
sie: so feyern die Vögel das Fest der Athor. Wo
ein Weinstock sich um einen Baum schlung, da sagte
sie: so feyern die Pflanzen und Bäume das Fest
der Athor. Wo sie ein sanfter Wind anwehete,
und die Sonnenhitze abkühlte, da sagte sie: Athor
ist in der sanften Luft, um uns wohl zu thun. Wo
ein sechsjähriger Knabe sich an seinen Urgroßvater
hieng, und den weissen Bart ihm streichelte, da
sagte sie: Lobet die Werke der Athor; Athor ist
gut: sie thut allen Geschöpfen wohl. Lobet, ihr
Mädchen, mit allen Geschöpfen die Athor.
So wuchs Ase=Neitha, die Priesterin,
heran, und war schön und weise, und der Ruhm
von ihr erscholl durch ganz Egypten. Und die
Grossen im Volke warben um sie; aber die Jung=
frau that ein Gelübde, daß keiner in Liebe mit ihr
reden
— [SL] 125
reden sollte, er habe dann ihr Rätsel aufgelöst;
und das Räthsel war:
Welches ist das Zeichen der wahrhaf=
tigen Liebe?
Phnutis, ein Verwandter des Pharao,
erfahren in aller Weisheit der Egypter, versamm=
lete seine Freunde, auch die weisesten zu Mem=
phis, und berathschlagte sich mit ihnen, wie man
das Räthsel deuten könne. Aber sie waren unge=
wiß; einer antwortete dieses, der andere jenes.
Endlich trat ein weiser Mann auf; der sprach: Ist
wo ein Zeichen der Liebe, das grösser sey, als der
Tod, wenn ein Mann sich zum Tode hingiebt, um
sein Weib zu erhalten? Phnutis antwortete: Du
hast recht geredet; und reisete, mit vielen Geschen=
ken nach Sais. Des andern Tages gieng er zum
Hause der Priesterin. Im Vorhofe sassen unter
den Bäumen zehn Jungfrauen, die würkten Klei=
der für Männer und Weiber, Knaben und Mäd=
chen. Sie waren freundlich, und grüßten den
Phnutis.
Wem macht ihr diese Kleider, ihr Mädchen?
fragte Phnutis. Sie antworteten: wir machen
sie denen, die selbst keine würken, und sie auch
nicht kaufen können.
"Aber was bekommt ihr zum Lohn, ihr Mäd=
"chen?"
Wir bekommen Frieden und Wonne: So hat
uns Ase=Neitha gelehrt.
"Führet
126 — [SL]
"Führet mich zur Oberpriesterin."
Eins von den Mädchen gieng vor ihm her, und
brachte ihn in einen grossen Saal, und hieß ihn
da warten.
Da trat eine andre Jungfrau herein; die fragte
ihn: was sein Begehren wäre. Er antwortete:
das Räthsel zu errathen. Da fragte ihn diese
Jungfrau:
Welches ist das Zeichen der wahrhaftigen Liebe?
"Der Tod für das Geliebte."
Da gieng die Jungfrau zu Ase=Neitha, und
brachte ihr diese Antwort.
Führe ihn zu mir; sagte sie.
Phnutis trat herein. Sie war leutselig und
hieß ihn sich niedersetzen. Er aber erschrack vor
dem Angesichte des Mädchens: denn sie war gleich
einem Engel Gottes.
Höre mich, Phnutis, sagte sie. Du hast
mir geantwortet: der Tod sey das Zeichen der
wahrhaftigen Liebe. Ich will dir eine Geschichte
erzählen.
Im Lande der Lybier wohnten Hirten in den
Gebirgen, welche Schafe, Ziegen und Kühe hü=
ten. Wenn die Sonne mitten am Himmel steht,
dann sitzen Knaben und Mädchen im Schatten der
Bäume. Wann die Sonne sich verbergen will;
dann treiben sie das Vieh in Hürden, melken die
Milch, und trinken davon. Sie essen Obst von
den
— [SL] 127
den Bäumen, und sind friedsam. Fleisch und
Blut der Thiere essen sie nicht: denn alles, was
lebet, ist ihnen heilig. Farfa war unter ihnen
das schönste Mädchen. Ihre Seele war aus der
blauen Luft des Himmels geschaffen. Ihren schön=
sten Lämmern, weiß wie die zarteste Baumwolle,
machte sie Blumenkränze um den Hals, und nährte
sie mit dem fettesten Gras. Auf ihrem Schoosse
lagen die Lämmer und nahmen Salz aus ihren
Händen. Das Mädchen sahe gern den Sorath,
einen Lybischen jungen Hirten. Für ihn bewahrte
sie das beste Obst, und goß die fetteste Milch in
seine Schaale. Auch hatte sie der Hirte lieb. Sie
giengen oft mit einander, und schwuren mit ein=
ander zu sterben.
Tief in den Gebirgen wohnen Jäger, grausa=
me Leute, die keinen Frieden wollen. Darum
fürchten sie die lybischen Hirten, und fliehen vor
ihnen. Auch stahlen die Jäger von ihren Scha=
fen und Kühen, welche sie dann schlachteten und
ihr Fleisch assen. Die Hirten wurden darüber
zornig, und einstmalen fiengen einige böse Jüng=
linge unter ihnen die Tochter eines Jägers, führten
sie mit sich, und misshandelten sie sehr.
Kurz hernach hüteten Sorath und Farfa ihr
Vieh tief in der Wüste, um allein zu seyn, und
von ihrer Liebe zu reden. Sie sassen da vertrau=
lich in dem Schatten eines Baumes, und plötzlich
sprangen zween der grausamen Jäger hervor. Sie
griffen das Mädchen, und führten es weg. Farfa
schrie
128 — [SL]
schrie laut: Sorath! Sorath! Er lief hinter
den Räubern her, weinte und rief, daß es an den
Bergen wiederhallte: gebt mir meine Farfa zu=
rück. Endlich standen sie still an einem Bach,
und der Hirte war bey ihnen. Wir müssen euer
Blut haben; sagten die Räuber, denn ihr habt
eine von unsern Jungfrauen geschändet. Willst
du für diese sterben, so soll sie leben, und wir wol=
len sie wieder zu ihren Schafen bringen; wo nicht,
so gehe du zu deiner Heerde, und laß das Mädchen.
Ihr müßt das Blut einer Jungfrau haben;
sagte Farfa. Lebe, Sorath! und hüte meine
Heerde. Alle meine Schafe sind dein. Und
Sorath floh; und ließ das Mädchen sterben.
Da war ein andres Mädchen unter den lybi=
schen Hirten, das war schön; aber es erröthete
nicht vor den Augen eines Mannes, sondern winkte
den Jünglingen von ferne. An einem Abend,
als Sorath die Schafe der Farfa sah, und im
Sande sich wälzte; da lief die Buhlerin auf ihn
zu, lachte, und spottete sein. Der Jüngling
schämte sich, und folgte dem Mädchen. Auch ließ
er nicht von ihr, denn sie hatte Worte, wie Honig,
ihre Liebkosungen waren süß, und man wurde trun=
ken von ihrem Kusse. Am zweeten Tage verab=
redeten sich beyde, in einem dunkeln Gebüsche vor
den übrigen Hirten sich zu verbergen. Schon ka=
men sie am Eingange desselben zusammen, und
zertheilen vor sich her die durch einander gewach=
senen Aeste. Indem sprang ein Löwe gegen sie,
welcher
— [SL] 129
welcher im Schatten gelagert war, und schlug seine
Klaue in das Gewand des Mädchens. Sie riß
sich los, und wollte fliehen; aber der Löwe verfolgte
sie, und warf sie zur Erde. Sorath zauderte
nicht, er schlug den Löwen mit seinem Hirtenstabe;
aber umsonst. Da stürzte Sorath über das
Mädchen, und fiel dem Löwen vor den Rachen;
und der Löwe ließ ab von dem Mädchen, und zer=
riß ihn. Hier schwieg Ase=Neitha.
Da spach Phnutis zu ihr: Sage mir, Prie=
sterin, ist diese Geschichte wahr oder erdichtet?
Sie sey wahr oder erdichtet, antwortete sie;
der Jüngling starb für das Mädchen. So siehe
denn, daß du mein Räthsel nicht errathen hast.
Phnutis zog wieder nach Memphis, und
rühmte die Weisheit der Ase=Neitha.
Der schöne Tempel der Athor, nemlich die
ganze Saitische Landschaft, grünte, und ihre Prie=
sterinnen wandelten in selbiger umher. Da kam
ihnen ein Mann entgegen, gekleidet wie ein ge=
meiner Egypter; aber sein Auge verrieth hohen
Geist, und sein Gang eine wohlgeordnete Seele.
Ase=Neitha sah ihn, wie er auf sie zugieng; die
andern Jungfrauen aber wichen zurück, und lies=
sen ihre Führerin mit ihm allein. Da sprach Ase=Neitha:
Herr! Ich fürchte mich vor deinem Angesicht.
Es hat etwas vom Glanz des Himmels.
IV.B.2tes St. J "Wür=
130 — [SL]
"Würdest du dich fürchten, wenn ein grosser,
"starker Löwe sanftmüthig zu dir käme, und deine
"Füsse leckte?"
Ich würde mich nicht fürchten.
"Die Wandel und Umgang mit der Gottheit
"hat dich gezeichnet mit einem Zeichen, das ein
"jedes Geschöpfe verehren muss. Du würdest
"sicher vor der Höhle eines reissenden Thieres vor=
"übergehen."
Auch wandle ich mit meinen Jungfrauen sicher.
Wir sahen Crocodille, und sie giengen still vorüber.
"Ich bin gekommen, dein Räthsel zu er=
rathen." [sic]
Ich fürchte, du werdest über mich zürnen,
wenn du es nicht erräthst.
"Ich habe kein Weib, Priesterin! – Ich
"würde glücklich sey, wann ich es erriethe; aber
"ich würde nicht über dich zürnen, wann ich es
"nicht erriethe."
Sage mir denn: Welches ist das Zeichen
der wahrhaftigen Liebe?
"Wenn die Priesterin Ase=Neitha einem
"Jüngling versprechen würde, ihn zu lieben."
Sie lächelte und schwieg lange. Der fremde
Mann sah' ihr ruhig ins Gesicht.
Du hast mich erhaschen wollen, sagte sie end=
lich; doch muß ich dir sagen, daß du mein Räth=
sel
— [SL] 131
sel nicht getroffen hast. Kanntest du die Anubis,
die ehemalige Königin von Egypten?
Ja, ich kannte sie," [sic]
Sie war auch eine Priesterin der Athor zu
Chusas, eine Verehrerin der reinen Liebe. Sie
war groß, edel, und berühmt durch ganz Egy=
pten. Die fand ein Knabe gleichen Alters mit
ihr. Er fand sie, da sie hundert Rosen in eine
Schnur band, um sie eine Kuh, weiß wie Wolle,
um die Hörner zu winden. Winde mir die Ro=
senschnur um den Hals, sagte er. Sie sah' ihn
an. Ja, sagte sie, ich will sie dir um den Hals
winden. Der Knabe hieß Sethon. Ich sehe
ein Zeichen in deinem Gesichte, sprach Anubis;
ich kan dir die Rosenschnur nicht abschlagen. Und
da, Fremdling, da liebten sie sich, und Anubis
hatte dem Sethon gesagt: daß sie ihn liebe.
Es war aber ein Krieg, den die Egypter mit
den Philistern hatten. Sethon zog mit seinem
Volke. Noch einmal sah er das Mädchen, wor=
an seine Seele hieng; und sie küssten sich über einem
Nardenstrauch. Siehe, sprach Anubis, diese
Narde soll uns ein Zeichen seyn unsrer Liebe. Ich
will sie warten und pflegen; mit Wasser will ich
sie begiessen, wann ihrer der Nil nicht achtet. Sie
soll wachsen und blühen, und unsre Liebe mit ihr.
Wann du wieder kömmst, dann gehen wir zu die=
ser Narde; an ihr wirst du meine Treue erkennen.
Wirst du aber erschlagen werden, so will ich hier
weinen. Sethon gieng, und kam wieder. Er
J 2 eilte
132 — [SL]
eilte zum Nardenstrauch. Zwey dürre Reiser stan=
den da, und um sie herum viele fette Schwämme.
Anubis war Königin in Egypten geworden.
"Und ihr Sohn Pharao=Psammis leidet
"ihre Strafe, daß er das Räthsel der Ase=Neitha
"nicht errathen hat," sagte der Fremde.
Die Priesterin erschrack, fiel ihm zu seinen Füs=
sen, und sprach: Mein Herr! – der König zürne
nicht mit seiner Magd, daß sie unvorsichtig redete.
"Ich zürne nicht, Priesterin; aber ich bin trau=
"rig. Willst du nicht Königin von Egypten
"werden?"
"Nein, Herr! Die Untreue der Mutter und
meine Untreue würden deinen Sohn doppelt un=
glücklich machen.
"So hast du einen Sethon, dem du untreu
"werden kannst? [sic]
Du hast mein Räthsel nicht errathen, Pha=
rao! Ich würde dem untreu seyn, der es errathen
wird.
"Wenn es aber niemand erräth?"
So weiß ich, daß ich in der Welt einzeln bin;
denn ich bin gewiß, daß das Herz, welches mit
meinem eins ist, mein Räthsel errathen muß.
"Ich habe dem Thoph, deinem Vater, ge=
"sagt, daß ich diesen Mittag mit ihm das Brod
"essen will; du und deine Jungfrauen sollen mit
"mir speisen."
Sie
— [SL] 133
Sie giengen zusammen. Thoph aber kannte
den Pharao; doch wusste er nicht, daß der Kö=
nig das Räthsel seiner Tochter zu errathen versucht
hatte.
Da sie nun zusammen zu Tische lagen, wurden
sie guter Dinge. Auch Ase=Neitha war frölich.
Sie lag dem Könige zu nächst, und er redete viel
mit ihr und prüfte ihre Weisheit.
Da trat eine Jungfrau herein, die sagte: es
ist ein Mann draussen, herrlich gekleidet, anzuse=
hen wie ein Fürst Gottes. Er will das Räthsel
errathen. Gehe, antwortete Ase=Neitha, und
frage ihn. Als sie herausgegangen war, sprach
der König: O Athor! lege dem Mann die Ant=
wort in den Mund. Die Priesterin verwunderte
sich über die Rede des Königs; und alle schwiegen.
Die Jungfrau trat herein, und lachte.
Was sagte der Fremde? fragte Ase=Neitha.
Die Jungfrau versetzte, ich fragte den Mann:
Welches ist das Zeichen der wahrhaftigen
Liebe?
Er antwortete freymüthig, als mit Gewissheit:
"Der Obelisk Abrahams, der neben
"dem Tempel der Neitha steht."
Ase=Neitha fuhr auf, fiel nieder, und rief:
O Jüngling der Athor! – Da lag sie ohnmäch=
tig. Der Landesvater Egyptens, der göttliche
J 3 Traum=
134 — [SL]
Traumausleger, der heimliche Rath Pharaons
trat herein; sank neben Ase=Neitha; hub sie auf.
Sie ermunterte sich wieder. Joseph fragte, mit
dem Herzen im Munde: Darf ich dich nun küs=
sen? – Ja, sagte sie; und sie küßten sich, wie
sich Engel küssen, wann sie unter den Menschen
reine Liebe sehen.
Pharao aber machte den Thoph zum P=hont=
phre des Osiris, oder wie die Egypter sagen, des
Pore, in dem Tempel zu On; und dem Joseph
gab er Ase=Neitha zum Weibe.
– g.