Vgl. Mehnert, Gottfried: Juden in Jung-Stillings Leben und literarischem Werk.- In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung. Bd.64, 2013. Darmstadt u. Kassel: Selbstverlag 2013, S. 208-236 (m. 2 Abb.)
Zuruf
"In Westphalen liegt ein Kirchsprengel in einem sehr bergichten Landstriche, auf dessen Höhen man viele kleine Grafschaften und Fürstenthümer übersehen kann. Das Kirchdorf heißt Florenburg; die Einwohner aber haben von Alters her einen großen Eckel vor dem Namen eines Dorfs gehabt, und daher, ob sie gleich auch von Ackerbau und Viehzucht leben müßen, vor den Nachbarn, die bloße Bauren sind, immer einen Vorzug zu behaupten gesucht, die ihnen aber auch dagegen nachsagten, daß sie vor und nach den Namen Florendorf verdrängt und an dessen Statt Florenburg eingeführet hätten. [...]
Eine Stunde von diesem Orte südostwärts liegt ein kleines Dörfchen Tiefenbach, von seiner Lage zwischen Bergen so genannt, an deren Fuße die Häuser zu beiden Seiten des Wassers hängen, das sich aus den Thälern von Süd und Nord her just in die Enge und Tiefe zum Fluß hinsammelt. Der östliche Berg heißt der Giller, geht steil auf, und seine Fläche nach Westen gekehrt, ist mit Maibuchen dicht bewachsen.
Von ihm ist eine Aussicht über Felder und Wiesen, die auf beyden Seiten durch hohe verwandte Berge gesperrt wird. Sie sind ganz mit Buchen und Eichen bepflanzt, und man sieht keine Lücke, außer wo manchmal ein Knabe einen Ochsen hinauf treibt und Brennholz auf halbgebahntem Wege zusammenschleppt.
Unten am nördlichen Berge, der Geissenberg genannt, der wie ein Zuckerhut gegen die Wolken steigt, und auf dessen Spitze Ruinen eines alten Schlosses liegen, steht ein Haus, worinnen Stillings Eltern und Voreltern gewohnt haben."
***
Mit diesen Worten hebt "Henrich Stillings Jugend" (1777) an. Das von Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) redigierte und herausgegebene Werk verband zum einen den Verfasser dauerhaft mit dem Namen "Stilling" (vgl. Ps 32, 20 u. a.), zum anderen ihn mit der deutschen Literatur(geschichte). |
Diese Eröffnung hat in Jungs Inauguraldissertation "Specimen de Historica Martis Nassovico-Siegenensis" vom 24. März 1772 (22. April 1773) einen Vorgänger, wenn es dort heißt in
"§. I. Principatus Nassovico-Siegenensis, sub gradu 51 latitudinus borealis situs, versus septentrionem Westphaliam proprie sic dictam, versus orientem Comitatum Wittgensteinensem, versus meridiem Principatum Dillenburgensem, [...]".
Am 23. März 1817 wurden "die Kreise Siegen und Wittgenstein auf einen besonderen Wunsch des westfälischen Oberpräsidenten von Vincke [...] der Provinz Westfalen zugeteilt" [1]. von Vincke hatte als Schüler Jungs in Marburg – eigenhändige Eintragungen des Freiherrn in sein Exemplar des "Lehrbuchs der Fabrikwissenschaft" (1785) von Jung haben sich erhalten – von diesen Gegenden gehört. Auf der Reise zum weiteren Studium in Erlangen verirrte Vincke sich am 30. September 1793 zwischen Lützel und Erndtebrück und übernachtete "in Grund, dem Geburtsort Jung= Stillings, wo er bei freundlichen Leuten gut aufgenommen wurde."[2]
"Henrich Stillings Jugend" endet, mit "Florenburg" Hilchenbach meinend, mit den Worten:
"Sollte einer meiner Leser nach Florenburg kommen, gegen der Kirchthür über, da wo der Kirchhof am höchsten ist, da schläft Vater Stilling auf dem Hügel. Sein Grab bedeckt kein prächtiger Leichstein; aber oft fliegen im Frühling ein Paar Täubchen einsam hin, girren und liebkosen sich zwischen dem Gras und Blumen, die aus Vater Stillings Moder hervorgrünen."
In einem Lexikon liest man im Jahr 1831 unter dem Stichwort „Amt Hilchenbach“:
„Der Aufenthalt in den tiefen und engen Gebirgsthälern, die tägliche Beschäftigung in den Wäldern, Gruben und beim Hütten= und Hammerbetrieb haben ihnen [= den Einwohnern des Amtes Hilchenbach] einen eigenthümlich=schönen Charakter eingeprägt, in dem neben Geradheit, Biedersinn und Festhalten an alterthümlicher Sitte ein besonderes Aufgelegtseyn für ernste, geistige Thätigkeit hervortritt. Der bekannte Johann Henrich [!] Jung, genannt Stilling, ist unter ihnen im Dörflein Grund (er selbst führt es pseudonym Tiefenbach an) 1740, am 12. Sept. geboren.“
Die alte St.-Veits-Kirche [3] wurde 1839 wegen Baufälligkeit abgebrochen und erhielt einen Neubau. Auf Holztafeln im Chorraum gegenüber der Kanzel und am Ausgang der Kirche angebracht stehen zwei Sprüche Jung-Stillings: Neben dem "Heimweh"-Spruch findet sich noch "Die beiden schönsten Dinge im Leben sind die Heimat, aus der wir kommen, und die Heimat, in die wir wandern."
1879 hatte man auf dem aufgelassenen Friedhof eine "Klein=Kinderschule" errichtet und zur Erinnerung an Ebert Jung an der Ostwand eine Gedenktafel mit dem Text "Das Andenken des Gerechten bleibt im Segen; aber der Name der Gottlosen wird verwesen" (Spr 10, 7) angebracht. Im Juli 1933 beschloss das Presbyterium, diese Tafel neu in Erz zu gestalten.
Rechts neben der Kirchentür findet sich seit dem 17. September 1933 eine Tafel mit Zitaten aus der "Jugend" und dem Porträt des Kirchenältesten und Kohlenbrenners Ebert Jung, das nach der "Jugend" von Hermann Kuhmichel (1898-1965) angefertigt wurde. Pastor Dr. Hermann Müller (1887-1977) weihte die Tafel ein, "um das Gedenken an diese so ansprechende Gestalt aus Stillings Lebensgeschichte wach zu erhalten, daneben auch, um einen Hinweis auf seine Grabstätte zu schaffen, die nicht weit von der Kirche liegt aber in Vergessenheit gekommen ist."
Das Denkmal Jung-Stillings am Rande des Marktplatzes, vor der am 17. Dezember 1846 eingeweihten Kirche, wurde am 17. September 1871 der Öffentlichkeit übergeben, "nachdem die Friedensglocken auch den Geburtstag des neuen Deutschen Reiches eingeläutet" hatten. Es ist die erste eigenständige Arbeit des Künstlers Friedrich Reusch (1843-1906); sie setzte sich gegen das Relief-Porträt von Dr. Jacob Heinrich Schmick (1824-1905) durch. Pfarrer Johann Thomas Stähler (1800-1873) hielt die Festrede bei der Enthüllung dieses Werks. (Inschrift: "Es gibt keine Niedrigkeit des Standes, wenn die Seele geadelt ist." – Erste Bemühungen um ein Denkmal für Jung-Stilling entstanden schon 1836; s. u.). Katharina Diez (1809-1882) besuchte den Künstler und berichtet von ihm,[4] er habe "die Züge [Jung-Stillings] so viel idealisirt, als es dem Künstler erlaubt ist, der in einem öffentlichen Denkmal vor allen Dingen den Geist eines großen Mannes darstellen soll."
1934 denkt man erneut an eine Umgestaltung des Marktplatzes, denn bereits 1930 trug Bäckermeister Paul Röchling (1894-1962) das Gedicht "Wo soll Jung=Stillings Denkmal stehen?" vor. Am 28. Juni 1947 fertigte dann der Architekt Karl Meckel (1892-1970) eine schöne Zeichnung vom Platz an: Der Obelisk soll nun ein Brunnenaufsatz werden.
Dies ist das vorläufige Ende der langen Denkmals-Geschichte: Da wo die B 62 aus Richtung Lützel in der Kurve Richtung Siegen sich wendet und dort die B 508 aus Richtung Ginsberg nach Siegen auf sie trifft, steht die Kronprinzeneiche; bis heute ein hervorragender Baum auf der Landkarte. Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere Friedrich Wilhelm IV. (1795/1840-1861) besuchte im Oktober 1833 das Siegerland und pflanzte den Baum. Bereits 1840 druckte man das "Programm zur Feier der Grundsteinlegung für Jung=Stillings Denkmal, am 13. September 1840, Sonntags, Nachmittags 2 Uhr, bei der Kronprinzen=Eiche am Kreuz." Streitigkeiten verhinderten, mehr als einen Pfahl aufzustellen, an dem ein Brett mit Jung-Stillings Namen angebracht war. Noch 1889 fanden sich dort die Fundamente dieses Denkmals. Oberpräsident v. Vincke und General-Postmeister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler (1770-1846) gewähren am 12. Dezember 1840 Portofreiheit für "Angelegenheiten wegen Errichtung eines Denkmals für Jung=Stilling". Ein neuer Denkmals-Verein unter Leitung des Landrats Arnold Ludwig v. Holzbrinck (1811-1886) weigert sich 1849, die Schulden das alten zu übernehmen, denn dessen "vorgelegte Rechnung schloß ab mit einer Einnahme von 174 Tlr. 4 Sgr., einer Ausgabe von 178 Tlr. 11 Gr. 11 Pfg. und mit einem Vorschuß des Rendanten von 4 Tlr. 7 Sgr. 11 Pfg." Am 13. März 1857 klagt ein Anonymus: "Noch hat man diesem großen Siegener kein Denkmal gesetzt. Selbst das namhafte Geschenk eines Ausländers, des verstorbenen edlen v. Vincke, hat die Siegener bis jetzt noch nicht zur Ausführung eines kleinen Denkmals für ihren großen Landsmann bestimmen können: über 100.000 Tonnen Eisen liefern ihnen die Gruben, – für Jung Stilling haben sie keinen Zentner übrig."
1868 bemerkt die Siegener Kreissynode den Diebstahl der in den Grundstein des Denkmals eingelegten Dinge. 680 Taler sind jetzt in der Denkmals-Kasse und festverzinslich bei der Sparkasse angelegt. – Im November 1985 wird das Denkmal aufwendig restauriert: eine Bronzeplatte ersetzt die verwitterte Steininschrift. 29.000 DEM sind vorgesehen, der Heimatverein steuert 1.500 DEM bei.
Stadtarchivar Reinhard Gämlich richtete im Museum Wilhelmsburg einen Jung-Stilling-Raum ein. Neben wenigen Ausgaben der Werke Jung-Stillings finden sich hier bedeutende Erinnerungsstücke: So Jung-Stillings Ohrensessel und die Grabsteine der Eheleute (seit 1790) Johann Heinrich und Elisabeth ("Elise") Jung, geb. Coing (1760-1817). Der Sessel ist abgebildet auf der Zeichnung "Jung-Stilling auf dem Totenbett" von G[...]. Schmidt und Theodor Rausche und seit 1992 im Museum ausgestellt. Auf diesem Kupferstich, links neben den drei Bildern über dem Bett, erkennt man drei (Taschen-)Uhren. Gerhard Friedrich Abraham Strauß (1786-1863) erzählte 1856 über Jung-Stilling, Heidelberg mit Marburg verwechselnd, "wie derselbe meist mehrere Taschenuhren getragen [habe], Geschenke von kurierten Patienten, um die Geschenkgeber dadurch zu ehren."[5] 1968 ließen die Karlsruher das Grab des Ehepaars Jung-Stilling auf dem Friedhof einebnen und schenkten die Steine der Stadt Hilchenbach: ein ca. zwei Meter hohes Kreuz mit zwei seitlich angelehnten Tafeln, alles aus Sandstein. Seit 1982 werden sie hier gezeigt, und es ranken sich in diesem Zusammenhang abenteuerliche Geschichten um die Umstände dieses Geschenks und Dr. Wilhelm Löw (1911-1974), dem Direktor des Jung-Stilling-Gymnasiums (s. u.).
Ein Kupferstich des Grabes mit Kreuz und Textplatten von "W[ilhelm]. Scheuchzer del." und "Th[eodor]. Rausche sculpsit." ist als "Stillings Grab." dem Band 2 der "Sämmtlichen Schriften" aus dem Jahr 1835 beigelegt.
Weiterhin befinden sich im Museum ein Modell des Denkmals und ein Porträt Jung-Stillings von Johann Heinrich Dannecker (1758-1841). – Im Februar 1807 bot man dieses Porträt-Medaillon, das der Jung-Stilling-Forscher Hans Kruse (1882-1941) "ein ganz vorzügliches Werk, eines der wertvollsten Stücke des [Siegener] Museums überhaupt" nennt, mit folgender Anzeige dem Publikum zum Kauf an:
"Hr. Hofrath Jung, genannt Stilling, wurde vor einigen Wochen von dem berühmten Prof. Dannecker dahier, in Gips nach dem Leben geformt und über alle Erwartung ähnlich ge= troffen; das Medaillon auf welchem der Kopf en bas relief befindlich, hat im Durchmesser 2 Schuh und die Abgüsse sind mit einem Firniß überzogen, daß die Unreinigkeit abgewaschen werden kann; das Stück kostet einen Dukaten und Unterzogener nimmt hierauf Bestellungen an. Stuttgart. Kfm. Kylius."
Nicht verschwiegen werden soll hier, dass Jung-Stilling wie auch Max von Schenkendorf (1783-1817) – und viele andere – im sog. "Dritten Reich" missbraucht worden ist: 1934 existierte in Hilchenbach im Rahmen des Jungvolks der Hitler-Jugend (HJ) eine "Jungenschaft Jung= Stilling".[6] Schon 1926 diente Jung als Beispiel für die dinarisch-nordische Rasse,[7] und am 7. September 1930 begann in Dahlbruch unter Leitung eines Bäckermeisters eine Wanderung nach Grund mit "Grund Heil" auf der Fahne und dem gleichen Ruf auf den Lippen.
1867 wurde in Hilchenbach das Lehrerseminar errichtet, dessen Nachfolger seit 1922 das Jung-Stilling-Gymnasium ist. Seit dem 5. November 1925 darf es sich mit Genehmigung des Ministeriums "Jung=Stilling=Schule" nennen. Selbstverständlich ist, dass der Lehrkörper auch wissenschaftlich über den Namenspatron gearbeitet hat. So der Direktor (1867-1872) zur Zeit der Denkmals-Errichtung, Karl Friedrich Wilhelm Böckler, und die hier genanten Personen.[8]
Im Jahr 1964 entstand "Ein Ärgernis bis auf den heutigen Tag" (1996), als die farbigen Kirchenfenster entfernt wurden. Sie zeigten neben Martin Luther, Johann Sebastian Bach und der "Krone" auch Johann Heinrich Jung-Stilling[9] nach Johann Heinrich Lips (1758-1817). Die meisten Bilder waren verschwunden. 1966/67 jedoch wurde das Evangelische Vereinshaus in Grund (Ortsteil von Hilchenbach[10]) mit dem Jung-Stilling-Fenster erbaut. Seit 2004 sind die Fenster jedoch wieder in der Kirche vorhanden!
In Grund, "dieser dem ganzen Siegerland heiligen Stätte"[11], steht das Geburtshaus des "großen Siegerländers", das 1841 in dem "Malerischem und romantischem Westfalen" von Ferdinand Freiligrath (1810-1876) und Levin Schücking (1814-1883) wie folgt vermerkt ist:
"Das Haus, worin Stillings Eltern lebten, ist eine bescheidene verfallene Dorfwohnung; an einem gegenüberstehenden Wirtschaftsgebäude sieht man den Namen Eberhard Stilling in den Stein gehauen."
Ähnlich berichtet Petrus Hofstede de Groot[12]. So ist es über das Elternhaus zu einer wissenschaftlichen Kontroverse zwischen Walter Menn (1890-1967), Arden Ernst Jung (1906-1983), Annemarie [Teepe-] Wurmbach (1925-1966) und anderen gekommen. Über das "Stöhlersch" genannte Haus informiert nun ausführlich Heinrich Prinz.[13]
Am 3. August 1928 gegen ½ 6 Uhr brennt infolge eines Kurzschlusses das Haus ab. Der Breslauer und der Bremer Zeitung und anderen Blättern war dies eine Meldung wert. Bereits am 4. September stand fest, dass das Haus wiedererrichtet werden sollte. Architekten waren Schenk aus Siegen und Maurermeister Schneider aus Dahlbruch, die Zimmermannsarbeiten führte die Firma Johannes Kolb (1847-1922) aus Ferndorf durch. Bei gleichem Grundriß wurden bauliche Veränderungen durchgeführt: Die Zimmer wurden höher, ein Keller wurde eingerichtet. Richtfest war am 19., am 20. Oktober 1929 die Einweihung des Hauses. – Wilhelm Schmidt (sicherlich Schmidt-Obersdorf; 1899-1965) schrieb an der alten kleinen Schule in Grund an:
"Wanderer, kommst du nom Grond, / Fehl deebe Ehrfurcht von Herzensgrond. / Grond es en Ort dr Adacht os worn: / Hie wor os Stilling geborn."
"Zur besonderen Zierde gereicht [… dem Neubau] die von der Friedrichshütte bei Laasphe meisterhaft gegossenen Tafel, die das wohlgelungene Reliefbildnis Stillings und das Jahr seiner Geburt und seines Todes trägt. Ihr Modell stammt vom Bildhauer Kuhmichel. Auch hat man den Stein, der über der Tür des alten Hauses angebracht und den Namen seines Erbauers trägt, dort wieder eingesetzt. Im unteren Stockwerk des Hauses ist ein Stilling= Gedächtnisraum eingerichtet worden, in dem einige den Flammen entrissene Möbelstücke der alten Wohnstätte sowie Bilder und Briefe Jung=Stillings untergebracht sind. Ein Fremdenbuch liegt auf, in das gestern die ersten Namen eingetragen wurden."
Seit dieser Zeit weiß man:
"Für die Pflege und Unterhaltung der Jung-Stilling-Stube im Geburtshaus von Jung-Stilling in Grund fühlt sich der Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein verpflichtet." [14]
Dieser renovierte 1984 und in jüngster Zeit mit großem Aufwand die Stube. Mit diesem Zimmer war auch der Plan eines Hilchenbacher Jung-Stilling-Hauses aufgegeben.[15]
Zum Siegerländer Heimatverein und seiner Arbeit zu Jung-Stilling siehe auch hier.
In seinem Merkbuch täuscht sich Jung, wenn er schreibt: "24.8. 1751 um diese Zeit fiel mein Grosvater Eberhard Jung von seinem Hausdach, es war Mittwochen, und am folgenden Freytag Abend starb er, er war 1680 gebohren und also 70 Jahre alt." Ebert hatte mit dem Decken des Strohdaches begonnen und musste nun nur noch die Soden darauf decken. Er stürzte (am 9. August) von der Leiter, stirbt am 11. August und wird am 16. begraben (s. o.) Diese Art des Dachdecken führte 1798 zu dem Aufsatz "Von den feuervesten Strohdächern der Nassau-Siegenschen Hütten und Hämmer" in den
"Staatswirthschaftliche[n] / Ideen. / - / Von / D. Johann Heinrich Jung, / Hofrath und Professor in Marburg. / - / Erstes [und einziges] Heft. / - / Marburg, / in der neuen Akademischen Buchhandlung",
wo es S. 123 heißt:
"Im Fürstenthum Nassau-Siegen, ein Ländchen, das kaum 12 Quadratmeilen enthalten wird, befinden sich 16 oder 17 hohe Oefen oder Eisenschmelzhütten, die entweder alle, oder doch grosentheils mit Stroh gedeckt sind; ich erinnere mich wenigstens nicht, eiu [sic, recte ein] anderes Dach gesehen zu haben, und doch hört man selten vom Abbrennen dieser Hütten; und kommt auch einmal Feuer ins Gebäude, so ist das Strohdach doch niemals die Ursache dieses Schadens, sondern er würde unter den nämlichen Umständen bey jedem anderen Dach entstanden seyn."
Bereits 1790 sorgte Jungs Aufsatz "Über eine neue Ziegelstreich-Maschine" für die Bekanntmachung der hiesigen Art, Häuser zu bauen.
Auf Anregung von Hans-Hermann Klein wurde im Juni 1999 der "Jung-Stilling-Pfad" angelegt, nachdem bereits 1995 auf dem "Viehhof" zwischen Lützel und Grund auf der Ginsberger Heide zwei Tafeln aufgestellt worden waren, die u. a. auf das Jung-Stilling-Geburtshaus hinwiesen. 1996 mussten sie wieder entfernt werden. – Ein bescheidenes, liebevolles Jung-Stilling-Denkmal am Eingang von Grund. Es zeigt ein Dorfmodell und so die Jung-Stilling-Lokalitäten, die man danach unschwer im Ort erreicht. Dieses Denkmal, hergestellt von Gottfried Heimel aus Irmgarteichen, ist eine Spende des Siegerländer Heimat- und Geschichtsvereins und wurde 1989 vom Vorsitzenden des Vereins, Paul Steinebach, und Heimatgebietsleiter Walter Oerter aus Rinsdorf der Grunder Dorfgemeinschaft übergeben.
Sowohl 1917 als auch 1940 fanden zu den Jahrestagen Erinnerungsfeiern statt. Hieß es 1917 "Zucker muß jeder mitbringen.", so forderte Pastor Dr. Müller seine Gemeinde auf "Für Verpflegung [in Grund] wolle jeder selbst sorgen!" Die Feier in Siegen 1940 ist durch ein anderes Ereignis bemerkenswert:
"Ein aus Köln kommender Künstler namens Dombrowski hat den Kopf Heinrich Jung=Stillings in rötlichen Strichen gestaltet und damit seinem Werk den Charakter des Besonderen verliehen." Es war zugleich "das Kunstwerk dieser Woche im Schaufenster der Kunststube Lagemann [und dient] dem Stilling= Gedenken".
1940 schreibt man: „Ludwig Dombrowski, ein junger Kölner Künstler, jetzt in Siegen schaffend, zeigt ein Portrait unseres Landsmannes in Rötel.“ Greven's Adreßbuch des Stadt- und Landkreises Köln, Band 81, Köln: Greven 1939, S. 295: „Dombrowski Ludwig Kunstmaler“.
Es handelt sich hierbei nicht um Ernst von Dombrowski (1896-1985), 1938 – 1945 Professor an der Akademie für angewandte Kunst in München.
Noch immer ist in Grund der Eingang (das Mundloch) eines Bergwerk-Stollens zu sehen. Erhalten hat sich eine Urkunde, in der August Stahlschmidt (1834-1897) am 14. Januar 1862 ein Kux an der Blei-, Silber-, Zink- und Kupfergrube "Jung Stilling" in Grund aus dem Nachlass von Friedrich Hüttenhein übertragen wird. Am 26. April 1938 wird für die Grube in Hilchenbach eine Zwangsvollstreckung durchgeführt.
Als Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers besuchte 1961 Willy Brandt, früher Herbert Ernst Karl Frahm (1913-1992), Grund, interessierte sich aber mehr für den (Kuh-)Glocken-/Schellenschmied Friedrich Wilhelm Krämer (1877-1966) als für Jung-Stilling.
Jung-Stillings Kirchweg ging entweder nach Hilchenbach oder aber auch nach Stift Keppel. Sein Schulweg führte sowohl von Grund als auch von Allenbach aus nach Hilchenbach in die Lateinschule. Denn in Allenbach war 1749 sein Vater Johann Helmann Jung (1716-1802) Schullehrer geworden und wohnte hier.
"1750 fieng ich an um diese Zeit, bey dem Praeceptor [Johann Jacob] Weigel [1692-1769] zu Hilgenbach in die lateinische Schule zu gehen, ich gieng von der Allenbach morgens dahin und abends wieder nach Haus eine halbe Stunde weit."
"1751 nach meines Grosvaters Tod auf Martini wurde mein Vater Schulmeister im Grund, wo er vier Jahr diesem Amt vorstund, während dieser Zeit half ich ihm nähen, die Kinder unterrichten, gieng täglich eine Stunde weit auf die lateinische Schule nach Hilgenbach, machte Sonnenuhren und Knöpfe und half ihm auch bei dem Landmessen im Cöllnischen und Märkischen." – und er las auch neben Homer z. B. "Neu verbesserter Colerus oder neues Land- und Hauß-Wirtschaftsbuch worinnen alles, was ein Haußwirth und Landmann in seiner Haushaltung bey dem Ackerbau … zu wissen von nöthen hat, … enthalten ist, nebst einem bewährten Artzeney-Bucher … Leipzig: Fritsch 1711, 892 S., [23] Bl. : Ill. ; 8°. (Johann Coler/Colerus, gest. 1639).
Lapidar heißt es von der Zeit davor: Am "11. 11. 1747 auf Martini fieng ich an im Grund auf die Dorfschule zu gehen, welche ein Ofen des Elends für mich war, weil ich vom Schullehrer sehr mishandelt wurde".
Auch Allenbach erinnerte sich Jung-Stillings: Im Rahmen einer "Feier zur Pflege kirchlichen Heimatgefühls" wird am 26. Februar 1922 ein Vorspruch "An Heinrich Jung genannt Stilling!" verlesen und danach "Jung Stillings Jugend" als "Dramatische Handlung in 3 Aufzügen" (von Nikolaus Waldstatt) aufgeführt. Ort der Veranstaltung war die "Turnhalle zu Allenbach (am Bahnhof)"; Zeitpunkt: "nachmittags 3 Uhr und abends 1/2 8 Uhr". Der Reinertrag war "für kirchliche Zwecke bestimmt." Einlasskarten gab es für 4 Mark, Kinder, die am Abend keinen Zutritt hatten, zahlten 2 Mark.
Stift Keppel hat kaum Erinnerungen an Jung-Stilling aufzuweisen. In seinem Brief vom 8. Juli 1813 schreibt Jung-Stilling, daß er in "das schöne Stift Keppel, [...] oft als Schulknabe in die Kirche" gegangen sei. Hier hat er Pfarrer Johann Philipp Henrich Muzelius (1721, gest. Panamaribo 1785) gehört, der von 1749 bis 1750/51 hier amtete. Muzelius spielt eine Rolle in Jung-Stillings Roman "Florentin von Fahlendorn" (Bd. 1-3, 1781-1783). Johann Heinrich Jung war es eine "Wonne"[16], nach Helberhausen zu laufen, wo er es liebte, sich "von meinen lieben Vettern und Basen herzen und küssen zu lassen". Dies geschah jedoch immer nur für kurze Zeit. Später verwendete er seine hier gemachten Eindrücke für einen in seinen Aussagen nicht ganz richtigen Aufsatz in den "Bemerkungen der Kuhrpfälzischen physikalisch =ökonomischen Gesellschaft, vom Jahre 1781", der sogar in dem "Geographischen und historischen Handbuch" von Gerhard Philipp Heinrich Norrmann (1753-1837) Bd. 5, S. 2320 f. zu Helberhausen genannt ist: "Über die Nassau=Siegensche hölzerne Löffel=Manufaktur zu Helberhausen" (gedruckt 1780 und 1802).
In einem Brief vom 8. Juli 1813 gibt Jung-Stilling eine genaue Reiseanweisung: Ihr müsst
"auf das Geisenberger Schloß, eigentlich heißt es Ginsberg, steigen. Ihr tut wohl, daß Ihr diesen Berg besteigt, wenn Ihr aus dem Grund weg nach der Lützel (Zellberg) geht; Ihr erspart Euch dann die Mühe, auch noch aus dem Grund den hohen Berg hinan oder den Giller zu besteigen. Vom Geisenberg geht Ihr südostwärts durch eine kleine Bergschlucht auf das Viehhöfer Feld und gerade vorwärts zwischen dem Gillerkopf rechts und dem Gänsgesberg, welches der höchste Gipfel des ganzen Gebirges ist, links nach der Lützel, wo ich zuerst den Homer las; dort ist auch kein Mensch mehr, den ich kenne."
Hier sind der Giller und die Ortschaft Lützel (= "Zellberg") genannt. Johann Heinrich Jung wird – etwa neunjährig – erstmals mit zum Gottesdienst genommen, und das Erlebnis vor dem Ginsberger ["Geisenberger" nach Jung-Stilling] Schloß mit der Gravur auf dem Messer ereignet sich in dieser Zeit. Das "Siegerländer Wörterbuch" von Jakob Heinzerling (1846-1941) und Hermann Reuter (1880-1970) aus dem Jahre 1968 nennt etliche Beleg-Stellen zu Jung-Stilling. Einer davon ist das "Gesderschdelches", ein Taschenmesser mit nur einer Klinge und hölzernem Griff von gelber Färbung und mit Messingstiften besetzt, wo es dann heißt "vgl. Jung-Stilling, Jugend S. 111: ein Zulegemesserchen mit gelben Buckeln" "und grünen Stiel" (LG S. 51). – Ein weiterer Hinweis nur: Jung-Stilling spricht von der Straßburger "Ill" als "Preusch", nicht als Breusch. Auch in der Sprache zeigt er sich als Siegerländer![17]
Vom Giller sagt Jung: "Dort wonen die Kolenbrenner beisammen; dort ist der Ort zum Verkolen."[18] An diesem Ort lässt Katharina Diez in ihrem Märchen "Die Uhr" Ebert Jung das Köhlerlied singen und fasst eigene Eindrücke in dem Gedicht "Auf der Ruine Ginsberg" in der von August Gertner (1827-1884) herausgegebenen Gedichtsammlung 1855 zusammen.[19] – Im Jubeljahr 1990 gaben die Briefmarkenfreunde des BSV Ginsburg einen Post-Sonderstempel heraus, während eine Sonderbriefmarke nicht erlangt werden konnte. (Postminister war zur dieser Zeit Christian Schwarz-Schilling, ein Verwandter Jung-Stillings über dessen Schwiegersohn Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766-1837).)
Als 15jähriger wurde Jung-Stilling Lehrer in Lützel. Er trat sein Amt am 1. Mai an und musste "auf Befehl des H. Pastor Seelbach" [= "Stollbein", Johann(es) Seelbach, 1687-1768] die Schule in Lützel am 11. November des Jahres verlassen. Während oder kurz nach dieser Zeit erfuhr Jung-Stilling hier vom Bauern Kraft die "Sage vom Kindelsberg", die mit dem Lied "Zu Kindelsberg auf dem hohen Schloß, Steht eine alte Linde" endet.[20] In der von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio (1803-1869) veranstalteten Sammlung deutscher Volkslieder[21] finden es sich ebenso wie in der "Sammlung deutscher Volkslieder mit einem Anhange Flammländischer und Französischer; nebst Melodien" von Johann Gustav Gottlieb Büsching (1783-1829) und Friedrich Heinrich von der Hagen (1780-1856).[22] In der Vierteljahrsschrift "Die Jahreszeiten" (1811 und 1814), von Friedrich Baron de la Motte Fouqué (1777-1843) herausgegeben, steht es mit Noten. — Ein schreckliches Erlebnis in Lützel blieb Jung unvergessen.
1756 hat Jung-Stilling einen erster Aufenthalt weit von der Heimat entfernt: Er wird am 1. Januar Hauslehrer bei Jost Henrich Stahlschmidt (1708-1784) in Himmelmert ("Dorlingen"; Hof Huxoll) bei Plettenberg und bleibt dort bis Mitte April des Jahres. Hier wird sein Unterricht "zum polnischen Reichstag", was damals sprichwörtlich für eine chaotische Versammlung stand. (Siehe die informative Web-Site http://www.stahlschmidt.ch). Er wird danach vom 29. September 1756 an Schulmeister zu Kredenbach und bleibt hier bis zum Herbst 1757. – Als Schulentlassgabe wird 1965 in Kredenbach der gerahmte Prospekt[23] mit dem Bild Jung-Stillings ausgegeben. Handschriftlich für jede(n) Einzelne(n) unter dem Familiennamen und dem "Heimweh"-Spruch unterzeichnet "Zum Tag Deiner Schulentlassung!" vom späteren Schulamtsdirektor Karl Hermann Hein (1931-?). Am 9. Juni 1995 weiht man den neuen Dorfplatz an der Ecke Kredenbacher Straße Jung-Stilling-Straße mit einer Feierstunde ein, der Ortwin Brückel mit einem Vortrag über "Johann Heinrich Jung-Stilling und Kredenbach" das historische Fundament gibt. An diesem Platz stand bis 1983 das Wohnhaus von Jung-Stillings Eltern, bis es einer Straßenverbreiterung weichen mußte. (Johann Helmann Jung ehelichte am 24. Februar 1756 in zweiter Ehe in Ferndorf Anna Margaretha Klappert geb. Feldmann (1725/6-1796). fünf Töchter und zwei Söhne gehen aus dieser Verbindung hervor, Anna Margaretha brachte zwei Kinder mit in die Ehe.)
Aus Dreis-Tiefenbach wird den Lesern der Siegener Zeitung am 20. April 1943 mitgeteilt, daß die auf 700 Jahre geschätzte Jung-Stilling-Linde aus konservatorischen Gründen ihrer Krone teilweise beraubt wurde, um im Sturm ein Unglück zu verhüten. Zum Schluss heißt es: "Bereits vor vielen Jahren hat man der Linde einen Halt aus Mauerwerk gegeben, doch würde auch dieser Behelf auf die Dauer versagt haben, wenn man nicht durch das oben gedachte Vorgehen die drohende Gefahr des Windbruchs abgewendet hätte." 1979 wird sie gefällt, um der B 62 zu weichen. Der Heimatverein Alte Burg in Dreis-Tiefenbach nimmt im Juli 1997 mit der Gemeinde Netphen Kontakt auf, um den Gedenkstein für die Jung-Stilling-Linde und diese selbst zu planen. Am 2. Oktober 1998 wird am Platz der alten Linde ein neuer Baum gepflanzt. Im Februar 1999 titelt die Siegener Zeitung: "Volksmund setzt sich durch / Der Dreisber 'Stillingsplatz' wurde nun offiziell benannt". – In Dreis-Tiefenbach bediente Jung "die Preysinger Schule" und wohnte bei der "Frau Schmoll" (d. i. Maria Katharina Solms verw. Irle geb. Fuchs (1714-1761). Deren Töchter aus erster Ehe, Anna Maria (1736-1814) und Maria Elisabeth (1738-?), verliebten sich in ihn, heirateten dann aber doch 1761 bzw. 1757 andere Männer (Johann Hoffmann; Heinrich Berg).
Siegen, von Jung-Stilling "Salen" genannt, ist als Zentralort natürlich auch für Jung-Stilling von Bedeutung.[24]
Das Siegerlandmuseum im Oberen Schloß beherbergt eine "Jung-Stilling-Stube", in der u. a. Stillings Schneiderschere, sein Merkbuch, originale Werkausgaben ausgestellt sind. Hermann Kuhmichel fertigte 1950 die farbige Stickerei "Jung-Stilling bei der Starbehandlung", die ebenfalls im Museum gezeigt wird. – Ein Markscheidegerät des Oberbergmeisters aus Privatbesitz findet sich ebenfalls hier.[25] Das Stadtarchiv hütet unter Ludwig Burwitz etliche Autographen und einige Briefentwürfe von Johann Georg Siebel (1770-1816 d. Ä. oder 1777-1853 d. J.) an ihn.(Vgl. zu den Briefen auch hier.)
Allen bekannt ist das Jung-Stilling-Krankenhaus, das 1947 zunächst im ehemaligen Wehrmachtslazarett, seit 1962 im Neubau im Minnerbach eingerichtet wurde und seines Namenpatrons jährlich gedenkt. Alfred Lück (1912-1982) stellt 1973 fest: Die Siegerländer sagen, man liege "im Jung-Stilling" bzw. "im Stilling" und lässt dabei das Wort Krankenhaus weg: Geborgenheit in Jung-Stilling! – Unter dem URL www.Jung-Stilling.de ist das Krankenhaus zu erreichen.
Weniger bekannt ist, dass die Nicolaikirche 1947 eine neue Glocke als Ersatz für die im zweiten Weltkrieg eingeschmolzene bekam. Mit 765 kg Gewicht nimmt sie – gegossen aus den Resten der am 16. Dezember 1944 verglühten Glocke aus dem Jahr 1491 und einer Hitler-Büste aus dem Landgericht – den dritten Platz der Glocken dieser Kirche ein.[26]
In Littfeld, dem "Lichthausen" der Lebensgeschichte, wird am 24. September 1994 eine Plakette zu Ehren des Ober-Bergmeisters Johann Heinrich Jung (1711-1786) übergeben. Dieser Patenonkel Jung-Stillings ist in seiner Bedeutung für den späteren Großherzoglich Badischen Geheimen Hofrat Professor Dr. med., Dr. phil. h. c. Johann Heinrich Jung kaum zu überschätzen.
Littfeld gehört zu Kreuztal, wo im Dezember 1947 der "Buchdienst W. Schmidt" neue "Bücher der Verlage Buchdienst-Verlag und Jung-Stilling-Verlag" anbietet, "so weit sie am Tage des Altpapiereingangs noch nicht vergriffen bzw. schon erschienen sind:". Dies hieß, dass man die Bücher "als Prämie gegen Altpapier (3 kg Altpapier = etwa 1 kg dieser Bücher)" geliefert bekam. Angeboten wurde u. a. die Reihe "Volks= und Jugendschriften" (je 0, 50 Reichsmark) der Erzählungen Jung-Stillings, der Roman "Florentin von Fahlendorn" (6, 80 RM) und "Unter den Sternen des Morgenlandes" (2, 80 RM). Dieser Jung-Stilling-Verlag war lange Zeit der Sammelpunkt der Jung-Stilling-Forscher/innen, wie der Briefkopf zeigt.
1988 beginnen die Vorbereitungen für das Jung-Stilling-Jubeljahr 1990: 250. Geburtstag Johann Heinrich Jung-Stillings.
Der Kirchenkreis Siegen gründet ein Jung-Stilling-Komitee zur Vorbereitung der Feiern, und am 3. September findet die Gründungssitzung der Jung-Stilling-Gesellschaft e. V. Siegen statt. Präsident der Gesellschaft wird Professor Dr. Gerhard Merk, Geschäftsführer wird Dipl.-Volkswirt, Dipl.-Kaufmann Michael Frost.
Die Sparkasse Siegen und die Stadtsparkasse Hilchenbach geben eine "Jubiläumssonderprägung zum 250. Geburtstag Johann Heinrich Jung-Stilling 1740-1990" zum Preis von 59, 90 DM heraus. "Feinsilber 999 - Durchmesser 40 mm / Gewicht 30 G - Polierte Platte" als "Numismatische Besonderheit". Bereits 1961 erschien eine Siegerland-Medaille mit dem Bildnis Jung-Stillings nach Dannecker. "Der Heimatverein würdigt damit das Lebenswerk des großen Sohnes unserer Heimat und mit diesem auch den literarischen und geistesgeschichtlichen Beitrag des Siegerlandes zum deutschen Kulturerbe", wie Erich Schleifenbaum formuliert.
Auf der Vorderseite steht "I H Jung / Stilling", auf der Rückseite um das "Krönchen" herum: [außen:] "Heimatliebe pocht im Blut / Eintracht unser Herzensgut / [innen:] Siegerländer Heimatverein", die Rändelung zeigt den Text "Ja Nodda Ka dat da Riewekoche Dat dat det ka". 1983 erhält Karl Eckmann (1910-1987) für seine Verdienste um die Idee des Heimatgedankens die goldene Jung-Stilling-Medaille überreicht.
Das Jung-Stilling-Gymnasium in Hilchenbach führte vom 24. bis 27. September eine Projektwoche zum Thema Jung-Stilling durch. Eine 27seitige (inkl. Umschlag) bebilderte Projektzeitung entsteht: "Die Prowo News Die Projektwochenzeitung des J. S. G. Projektwoche vom 24.-27.9.1990". Neben dieser Zeitung sind erhalten drei Arbeitssammlungen: "Jung-Stillings Methode, Sprachen (u. a. auch das Französische) zu lernen und zu lehren" (4 S.), "Jung-Stilling und die französischeRevolution", "Französische Wörter in Jung-Stillings Lebensgeschichte (ein Ratespiel)" und ein Video-Film. Im Jahr 2008 wurde dieses Gymnasium aufgelöst.
Aber auch nach dem Jubeljahr ist Siegen Zentrum der Jung-Stilling-Freund/inn/en und Jung-Stilling-Forscher/innen. Schon zuvor war zu hören von Treugott Stillingsfreund, Gotthold Untermschloß, Glaubrecht Andersieg, Haltaus Unverzagt, Bleibfest Kirchentreu, Liebmunde Kirchentreu, Achtnicht Ihrenhohn, Tubrav Immergern, Frohbänich Dütschzesie, Achtnicht Aufdenschimpf, Freimund Biederwacker, Christlieb Himmelfroh, Martin Landmann, Frommherz Siegmann, die sich in Lichthausen (!) und Salen (!) aufhielten. Ihre Werke wurden oft belächelt, enthalten jedoch auch viele neue Forschungsergebnisse zu Jung-Stilling. Besonders die Anmerkungen sind voller Neuigkeiten. Unter "Andersieg, Glaubrecht" sind diese Autoren in "Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2000/2001." zusammengefasst.[27]
War bisher unbekannt, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, so existiert nun eine "Bekenner"-E-Mail vom 24. Oktober 2003 an Frau Klara (Claire) Badorrek-Hoguth, die an einer "Geschichte der Pseudonyme des 20. Jahrhunderts aus Literatur, Kunst und Zeitgeschichte" arbeitet. Hier werden wir demnächst den Namen des Pseudonymus erfahren!
Am 19. Oktober 1999 eröffnet der Mainzer Universitäts-Professor Dr. theol. Gustav Adolf Benrath, Litt. D. h. c., mit einem Vortrag die Jung-Stilling-Ausstellung in der Universitäts-Bibliothek in Siegen. Dazu erschien als Band 3 der "Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek Siegen" der [Katalog]
Universitätsbibliothek Siegen. Goethes Jugendfreund Johann Heinrich Jung-Stilling im Siegerland und im Bergischen Land. Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Jung-Stilling-Gesellschaft e. V. vom 19. Oktober bis zum 26. November 1999. Siegen 1999.[28]
Eine Folge dieser Ausstellung ist, dass das sogenannte "Jung-Stilling-Archiv" ein Depositum der Universitäts-Bibliothek wurde. Grundlage dieses "Archivs" ist die Sammlung zu Johann Heinrich Jung-Stilling, die von Wolfgang Rasch, Wiesbaden, und dem Verfasser dieses Prospekts angelegt und für den Computer vorbereitet wurde. Damit ist ein direkter Zugriff auch auf "am abgelegenen Orte" (a. a. O. = am angegebenen Orte) gedruckte Werke möglich. Das Archiv enthält so die Jung-Stilling-Literatur im Original oder in Kopie, wobei die Bibliographie mehr als 1500 Seiten umfasst; die der Desiderata über 300 Seiten. Da die Literatur auch für die sog. "Chronik" ("Johann Heinrich Jung-Stilling: Sein Leben von Jahr zu Jahr – von Tag zu Tag"; vgl. z. B. hier) aufgearbeitet ist und die Primärliteratur immer mehr als Volltext eingearbeitet wird, steht hier ein umfangreiches Werk der Forschung zur Verfügung: über 20.000 Seiten Text zuzüglich der Scannungen der Primärliteratur. Das Material ist in das Eigentum der Jung-Stilling-Gesellschaft gelangt, die Auswertung dagegen blieb Eigentum des Erstellers.
***
Nach diesem Überblick über "Jung-Stilling und seine Heimat" sei es erlaubt noch einen Hinweis zu geben:
Der Touristikverband Siegerland-Wittgenstein e. V. vermittelt wie der Hilchenbacher Verkehrs- und Verschönerungsverein e. V. umfangreiches Informationsmaterial zu dieser Gegend mit allen erdenklichen Hinweisen. So hat ersterer auch die kleine Schrift von Ortwin Brückel herausgeben:
"Biken auf den Spuren von Jung-Stilling … eine Literatur-Radwanderung (2. Auflage 1999)".
Damit wird die Heimat Jung-Stillings "er-fahrbar"! Nutzen Sie die Gelegenheit, Jung-Stillings Heimat zu erwandern, zu erleben!
Notwendiger Nachtrag:
Siegen ist auch der Ort, von dem Jung-Stillings Abschied vom Siegerland ausging: Hier amtete seit 1744 Johann Ludwig Winckel (1698-1762; "Meinhold", "Weinhold") als Superintendent (Inspektor). Um Michaelis (29. September) 1760 wurde Johann Heinrich Jung "von dem Inspektor Winkel zu Siegen von Clafeld verdrängt". Er zieht zunächst zu seinem Vater und "verlebt ein paar traurige Jahre". Eine Reise nach Hadamar ("Rothhagen", "Rothagen") zu Richter Göbel und nach Oranienstein ("Lahnburg") zu Hofprediger Johann Samuel Winter († 1804). Anfang Januar des Jahres 1762 soll Johann Heinrich Jung "praeceptor der lateinischen Sprache zu Hilgenbach werden, weil aber der Prediger Seelbach und die Bürgerschaft nicht einig werden konnten", wird Johann Heinrich Jung "einstweilen Hauslehrer bey dem Schöffen Friedrich Wirth ("Keylhof") im Bruch daselbst", wo er bis Ostern bleibt. Nach einer gerade noch verhinderten körperlichen Auseinandersetzung mit seinem Vater geht Johann Heinrich Jung am Ostermontag (12. April) 1762 aus seinem "Vaterland Nassau-Siegen fort ins Bergische nach Solingen" und arbeitet "daselbst bey dem Meister Stöcker auf dem Schneider Handwerck bis in den August". Damit hat er endgültig seine Heimat verlassen.
Vgl. Erich Mertens: Jung-Stilling im Bergischen Land. Siegen: Jung-Stilling-Gesellschaft (1995. - ISBN 3-928984-14-4) = Jung-Stilling-Studien Bd. 3.
Einen wichtigen Beitrag zu Jung-Stillings Heimat liefern auch die Briefe seines Vaters, die sich unter den Texten finden.
Literatur.
Gustav Adolf Benrath (Hrsg.): Johann Heinrich Jung-Stilling Lebensgeschichte. Vollständige Ausgabe, mit Anmerkungen. Darmstadt: Wiss. Buchges. (3., durchges. u. verb. Aufl. 1992. ISBN 3-534-07476-9. Best.-Nr. 07476-9.)
Gerhard Merk: Jung-Stilling. Ein Umriß seines Lebens. Hrsg. u. eingel. Kreuztal: verlag die wielandschmiede (1989. ISBN 3-925498-30-3.)
Gerhard Merk: Oberbergmeister Johann Heinrich Jung (1711-1786). Ein Lebensbild. Kreuztal: verlag die wielandschmiede (1989. ISBN 3-925498-32-X.)
Johann Heinrich Jung-Stilling: Briefe. Ausgewählt und hrsg. v. Gerhard Schwinge. Giessen und Basel: Brunnen (2002, ISBN 3-7655-9405-9; 637 S.)
Ortwin Brückel: Jung-Stilling im Siegerland Jugend in Grund – Erste Lehrerstellen – Spätere Besuche. – In: Siegerland. Blätter der Siegerländer Heimat- und Geschichtsvereins e. V. Bd. 77, 2000, H. 1, S. 63-70 (m. 1 Abb. des Geburtshauses; hier noch mit dem Schuppen, der heute abgerissen worden ist.)
Ortwin Brückel: Heimatgeschichtliche Aspekte in Jung-Stillings Roman "Theobald oder die Schwärmer". – In: Wittgenstein. Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e. V. Jg. 86, Bad Laasphe 1998, H. 3, September, S. 78-83.
[1] Hans Kruse: Zur hundertjährigen Zugehörigkeit des Siegerlandes zu Preußen. (Nach einem am 29. Juli 1915 im Kreishaus zu Siegen in Gegenwart des Herrn Oberpräsidenten der Provinz Westfalen gehaltenen Vortrage.) – In: Siegerland Bd. 3, H. 1, Siegen 1915, S. 22-40, hier S. 29. – Detailliert dazu: Lothar Irle: Nassau-Siegen kam vor 150 Jahren zu Preußen. Das Siegerland vor und nach dem Wiener Kongreß. – In: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, mit Praktischer Forschungshilfe. Jg. 31, H. 17, Februar 1965, S. 22-24 (S. 22, Sp. 2: "Als Schüler des Marburger Professors [...] Jung-Stilling [...] kannte er den Wert des Siegerlandes und bemühte sich, es für seinen Verwaltungsbezirk zu gewinnen. Er brachte den Siegerländern auch großes Verständnis entgegen, so daß es diesen leicht wurde, sich in die neuen Staatsverhältnisse einzufügen." – Franz Petri, Otto Lucas, Peter Schöller: Das Siegerland. Geschichte, Struktur und Funktionen. Münscher 1955 = Veröff. d. Provinzialinstitus f. Westf. Landes- u. Volkskunde. Reihe 1, Heft 8. – Friedrich Wilhelm Ludwig Philipp Freiherr v. Vincke, 1774-1844; imm. Marburg 25. April 1792.
[2] [Heinrich] Kochendörffer: Vincke. Erster Teil (1774-1807). Soest: Rochol 1932. Zweiter Teil (1807-1816). Soest: Rochol 1933, Bd. 1, S. 41.
[3] Hermann Müller: Florenburgs Kirche. Geschichte und Leben einer reformierten Gemeinde Nassau-Oranischen Landes. Hilchenbach: Ev. Kirchengemeinde 1960; hier Tafel 1 von Marcell Becker; vgl. S. 384 b.
[4] Erzählungen für die Jugend und das Volk von Katharina Diez. Fünftes Bändchen. Mit einem Titelbild. Stuttgart u. Leipzig [1873], S. 4-106, bes. S. 8, 11 und Anm. S. 106.
[5] H[einrich]. Stähler: Ein berühmter Schneider. (Erinnerungen, Heimatliches, von H. Stähler.) – In: Evangelisch=kirchliches Sonntags=Blatt für Siegerland und Wittgenstein. 11. Jg., Nr. 41 v. 11.10.1908, S. 323-324, hier S, 323.
[7] Westdeutsches Heimatbuch. Hrsg. in Verb. m. Freunden und Kennern der westdeutschen Heimat von Reinhard Lüster in Weidenau-Sieg. 1926. Verlag "Heimatbuch" in Weidenau/Sieg., S. 209-218; S. 213, Abb. 52, lfd. Nr. f.
[8] Vgl. Helmut Busch: Aus der Geschichte des Lehrerseminars und des Jung-Stilling-Gymnasiums in Hilchenbach [.] Diese Schrift erscheint anläßlich des Stadtjubiläums 300 Jahre Stadtrechte Hilchenbach 1687-1987. Hilchenbach 1987. – Leben und Lernen in Hilchenbach. Fünfundsiebzig Jahre Jung-Stilling-Gymnasium Hilchenbach 1922-1997. Herausgegeben im Auftrag des Fördervereins des Jung-Stilling-Gymnasiums von Georg Sallen unter Mitarbeit von Hans-Georg Huda, Wolfgang Müller, Horst Otto Wunderlich. Hilchenbach 1997.
[9] Das schönste Haus. 150 Jahre evangelische Kirche in Hilchenbach. Hrsg. v. Presbyterium und erschienen im Selbstverlag der evangelischen Kirchengemeinde Hilchenbach 1996, S. 94; hier auch Abbildungen der Fenster.
[10] Siehe z. B.: Wilhelm Güthling: [Art. Ginsberg, Grund] – In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 3: Nordrhein-Westfalen. Landesteil Nordrhein. Hrsg. [...] Teil Westfalen. Hrsg. v. Friedrich von Klocke † u. Johannes Bauermann. 2., neubearb. Aufl. 8 Karten, 18 Stadtpläne, 2 Burgenpläne. Stuttgart (1970), S. 257 bzw. 272. – Walter Gödden/Iris Nölle-Hornkamp: Dichter. Stätten. Literatouren. Münster 1992 = Kulturlandschaft Westfalen Bd. 1; Landschaftsverband Westfalen-Lippe; S. 67-69.
[12] Petrus Hofstede de Groot: Eine Wallfahrt zum Geburtsorte Stillings. Barmen: Wiemann 1876 = Schriften der Wuppertaler Traktat-Gesellschaft Nr. 590. [Datiert: "Groningen, 15. August 1875." 1874 in holländischer Sprache u. d. T. "Een bedervaart naar de geboorte plats van Stilling" erschienen. Hofstede de Groot geb. Leer (Ostfriesland) 8.10.1802, gest. Groningen 5.12.1886.]
[13] (Heinrich Prinz:) Stöhlersch und ihre Nachbarn. Die Geschichte eines bekannten Siegerländer Hauses. Heimatvortrag von Heinrich Prinz im Dorfgemeinschaftshaus Grund [2000 ff.; als immer wieder ergänztes Manuskript neu gedruckt.]
[14] Siegener Zeitung vom 14. Juni 2003. - Zur Arbeit des Vereins in Bezug auf Jung-Stilling vgl. auch hier.
[15] Jung-Stilling. Eine Erinnerungsgabe zum Gedächtnis seines 100. Todestages. * Herausgegeben vom Westfälischen Preßverband. * Preis 40 Pfennig. Der Erlös ist für das geplante Stillinghaus in Hilchenbach bestimmt. * Lutherverlag Witten.
[16] Vgl.: TSG Helberhausen 1898 E.V. Festbuch zum Jubiläum. 100 Jahre in Bewegung TSG Helberhausen 1898–1998 unser Motto: 100 Jahre in Bewegung (Hrsg.: TSG Helberhausen 1898 e.V. Verantwortl. für Text u. Gestaltung: Helmut Busch, Heike Fuchs, Heiner Menn, Ehrenfried Scheel, Juliane Scheel, Joachim Stötzel, Burkhard Wagener. Hilchenbach-Helberhausen im Dezember 1997; S. 47-51: "VII. Löffelschnitzerei". Vgl.: Deutsches Familienarchiv. Ein genealog. Sammelwerk. Hrsg. v. Gerhard Geßner, Schriftleitung: Heinz F. Friederichs Bd. 82, Neustadt a.d. Aisch 1984, der Aufsatz "Die Familie Claus/Klaus", darin S. 203 ff.: "2. Kapitel: Die Löffelmacher".
[17] Vgl. Leo Reidel: Goethes Anteil an Jung-Stillings 'Jugend'. Neu überarb. u hrsg. v. Erich Mertens. Siegen: J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V. 1994 = Schriften der J. G. Herder-Bibliothek e. V. Bd. 29. (Ergänzter Neudruck der Dissertation von 1906/07.)
[18] S. 84 in "August Ludwig Schlözer's Professors in Göttingen der kaiserl. Rußischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, der königl. Schwedischen in Stockholm, und der kurfürstl. Bayrischen in München, Mitglieds Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts - Zehender Theil, Heft LV-LX. Nebst vollständigen Registern über das ganze Werk. [Vign.] - Göttingen, im Verlage der Vandenhoekschen Buchhandlung 1782."
[19] August Gertner: Sage und Geschichte des Siegerlandes in einer Sammlung von Gedichten nebst einem Anhange, Anmerkungen über die Gedichte sowie über das Wichtigste aus der Landesgeschichte und biographischen Notizen. Siegen 1855. 192 S. [Umschlagt.:] August Gertner: Mythen und Blüthen aus dem Siegerlande, S. 38.
[20] Vgl. Sigrid Vierck: Die Sage vom Altenberg. – In: Claus Dahm, Uwe Lobbedey, Gerd Weisegerber: Der Altenberg. Bergwerk und Siedlung aus dem 13. Jahrhundert im Siegerland. Mit Beiträgen von [...]. Bd. 1. Die Befunde. Bonn 1998 = Denkmalpflege u. Forschung in Westfalen. I. A. des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hrsg. v. Landeskonservator Eberhard Grunsky [....] Bd. 34, S. 8-14. – Gerhard Scholl: Zur Geschichte der Wüstungen Altenberg und Heiminghausen. – In: Siegerland Bd. 42, H. 2, 1965, S. 55-61.
[21] Berlin: Friedrich Braunes 1807. Ein reprogr. Nachdruck dieser Sammlung erschien Hildesheim u. a.: Olms 1969.
[22] Vgl. Erich Mertens: Zuccalmaglio, Jung-Stilling und die Musik. – In: Leiw Heukeshoven. Mitteilungsblatt Nr. 41 des Bergischen Geschichtsvereins – Abteilung Hückeswagen e. V., 2002, S. 35-50.
[23] Wahrscheinlich: Alfred Lück: Wer war Jung-Stilling? (Nachdruck der 1981 für die Krankenhausseelsorge am Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus zusammengestellten Lebensdaten Johann Henrich [sic] Jung-Stillings für die Siegerländer Heimatverein e. V.) Faltblatt A 4.
[24] Dieter Pfau: Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein. Hrsg. d. Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Landrat. Heimatbund Siegerland-Wittgenstein e. v. Siegen (November) 2001.
[26] (Hermann Eberhardt:) Die Nikolaikirche zu Siegen. Ihre Geschichte und was es an ihr und in ihr zu sehen gibt. (Siegen 1996.)
[28] Konzept und Redaktion: Ortwin Brückel, Erich Mertens unter Mitwirkung von Rudolf Heinrich; Katalog: Erich Mertens; Layout: Petra Thurner, XVI, 75 S., 97 Abb., Titelporträt und Titelbild der "Jugend" auf dem Rückeneinband. – Darin: "Vorwort" von UB-Direktor Werner Reinhardt; "Zum Geleit" von Gerhard Merk; S. XI-XVI: Gustav Adolf Benrath: Jung-Stilling im Herbst 1799.
Grund, Ortsteil von Hilchenbach
"Jung-Stilling-Weg" zur Ginsburg
"Er baut Joh. Johan / ebert Jung margre / tha Eheleut Ao. 1730"
"Er baut Von Johan / ebert Jung margre / tha Eheleut Ao 1730"
"Als ich im Jahr 1755, im 15ten Jahr meines Alters auf der Lützel, einem einsamen Walddörfchen, in meinem Vaterland dem Fürstenthum Nassau=Siegen Schullehrer war, so hatte ich meinen Aufenthalt bey einem Förster. Nun kam ich einstmals im hohen Sommer des Nachmittags um 5 Uhr aus der Schule, ich fand niemand im Hauß, die Wohnstube war leer, ich gieng einige Mal auf und ab, und nun fielen mir einige Flinten in die Augen, die da hinter dem Ofen standen. Ohne etwas dabey zu denken, oder sonst etwas vor zu haben, nahm ich eine davon, die ziemlich alt und verrostet war, ich blies oben in den Lauf hinein, und da es mir vorkam, als könnte ich dadurch blasen, so glaubte ich, sie wäre nicht geladen, ich schlug die Pfanne auf, und fand sie leer, ohne Pulver, nun spannte ich auch den Hahn, ließ ihn los, und er gab Feuer, nun kam die Magd zur Thür herein, ich zielte auf sie, spannte den Hahn, und ließ ihn Feuer geben; sie drohte mir mit dem Finger, und sagte, mit den Flinten lässt sich nicht spassen! – und gieng dann zur andern Thür wieder hinaus, jetzt spannte ich den Hahn, noch einmal, löste ihn; mit einem fürchterlichen Knall gieng das Gewehr loß, die Kugel flog durch die Wand, an welcher der Viehstall sties, einem Ochsen zwischen den Hörnern durch, und dann auch noch tief in die gegen überstehende Wand; jetzt war mir schrecklich zu Muth, ich warf die Flinte hinter den Ofen, lief hinaus unter Gottes freyen Himmel, und weinee [sic; weinte], ich war erstarrt. Als ich wieder ins Haus kam, so fand ich die Magd mit rothgeweinten Augen, sie drohte mir wieder mit dem Finger, und sagte: wie unglücklich hätten wir beyde werden können! – diese Wahrheit fühlte ich auch tief, und fühlte sie für mein Lebenlang. […]"
Leo Reidel: Goethes Anteil an Jung-Stillings 'Jugend'. Neu überarb. u. hrsg. v. Erich Mertens. Siegen: J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V. 1994 = Schriften der J. G. Herder-Bibliothek e. V. Bd. 29. [179 S., Abb.; ergänzter Neudruck der Dissertation von 1906/07.]
Touristischer Wegweiser Hilchenbach reizklimatischer Ferienort im Naturpark Rothaargebirge. (Hrsg.: Hilchenbacher Verkehrs- und Verschönerungsverein e. V. – Hilchenbach: Selbstverlag 1. Aufl. 09/96.)
"Die Wand nach dem Missionsmuseum ist der Erinnerung an Jung Stilling gewidmet. Durch Vermittlung von Herrn Walter Zöller aus Siegen ist es uns möglich gewesen von einer in Darmstadt lebenden Urenkelin des Dichters ein Originalrelief Stillings von Dannecker, eine ganz hervorragende Arbeit des bedeutenden Bildhauers, zu erwerben. In einem Glaskasten sind weitere Gegenstände aus Stillings persönlichem Nachlaß ausgestellt, so die Schere und der Fingerhut, die er als junger Schneidergeselle gebraucht hat, das Operationsbesteck, mit dem er über 2000 Staroperationen vorgenommen hat. Bilder von Stillings Geburtshaus und Grab, ein Ecce homo, eine Copie von Salario, einem Schüler Leonardo da Vincis, das Geschenk eines Schweizer Künstlers an Stilling, vervollständigen diese Abteilung."
"Es war dem Museum gerade gelungen, im Wettbewerb mit der Universität Marburg, aus dem Besitz einer Enkelin des Dichters, die 'in Not geraten, sich der von ihrem großen Ahnen ererbten persönlichen Erinnerungsstücke entäußerte', diese Dinge zu erwerben." Kruse listet dann die Ausstellungsstücke auf.
"Sie wurde durch Gebr. Rincker gegossen und ist mit Bedacht dem berühmten Siegerländer Johann Heinrich Jung genannt Stilling (1740-1817) gewidmet. Jung-Stilling Wort 'Selig sind, die das Heimweh haben, denn sie sollen nach Hause kommen', steht auf ihr zu lesen. Jeden Tag um 7 und 12 Uhr ruft die 'Jung-Stilling-Glocke' nicht nur die 'Stillen im Lande' zum Gebet."
"Blicke auf Jung-Stilling", Festschrift zum 60. Geburtstag von Gerhard Merk, hrsg. v. Michael Frost (1991; ISBN 3-925498-35-4).
"Zu der Zeit [1756] hatte ich noch nicht studirt, und ich hatte so viele Bücher von Gespenstern gelesen, daß ich alles von Herzen glaubte, was darinnen stund; ja ich glaubte noch mehr, als darinnen stund."
"Nun war ich einsmals an einem Abend, so um Fastnach [1757], mit ohngefähr 10 Knaben in der Schule, und wir rechneten alle recht andächtiglich, so wie sichs gehört, und wir waren alle mäuschenstill; Das Oellicht brannte dunkel in der Mitte auf dem Tisch, und man hörte nichts, als das Gekrizel mit den Griffeln auf den Schiefersteinen."
Des andern Tages kams im ganzen Dorfe aus, und das ganze Dorf lachte mich aus. Glaubt mir, ihr lieben Leute! so geht's mehrentheils mit den Gespenstern."
Biken auf den Spuren von Jung-Stilling … eine Literatur-Radwanderung (2. Auflage 1999)
Dieter Pfau: Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein. Hrsg. d. Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Landrat. Heimatbund Siegerland-Wittgenstein e. v. Siegen (November) 2001.
Walter Gödden / Iris Nölle-Hornkamp: Dichter. Stätten. Literatouren. Münster: Ardey 1992 (ISBN 3-87023-000-2) = Kulturlandschaft Westfalen Bd. 1; Landschaftsverband Westfalen-Lippe. (Jung-Stilling S. 67-69, mit Abb.; unklar bleibt S. 136, warum Johann Heinrich Karl Hengstenberg (1770-1834) ein Studienfreund Jung-Stillings gewesen sein soll.)
Fred und Gabriele Oberhauser: Literarischer Führer durch Deutschland. Ein Insel-Reiselexikon für die Bundesrepublik Deutschland und Berlin. Mit Abbildungen, Karten und Registern. (Frankfurt am Main:) insel (1983) = insel Taschenbuch 527. (Jung-Stilling S. 651-652; Abb. des Denkmals in Hilchenbach. Falsch ist S. 651, dass Jung-Stilling das Wort "Heimweh" erfunden habe; siehe dazu unter Jung-Stillings Werk!)
Westfälisches Autorenlexikon 1750 bis 1800. I. A. des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hrsg. u. bearb. v. Walter Gödden u. Iris Nölle-Hornkamp unter Mitarb. v. Henrike Gundlach. (Paderborn:) Schöningh 1993. (ISBN 3-506-79741-7.) = Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster. Westfälisches Autorenlexikon Bd. 1 (mit Unterstützung der Annette-von-Droste-Gesellschaft). [Der Artikel "Johann Heinrich Jung gen. Stilling" S. 230-242, umfangreiche Bebilderung und große, aber unvollständige Bibliographie S. 233 ff.].
Günther Dietel: Reiseführer für Literaturfreunde. I Bundesrepublik Deutschland einschl. Berlin. (Frankfurt a. M. u. Berlin: Ullstein 1965 = Ullstein-Buch Nr. 505/509.) (Sehr gründlich zu Jung-Stilling S. 19, 91, 130 (= Grund), 152, 171, 214, 272, 326 und Schenkendorf S. 114, 122, 171, 185 (= Koblenz).)
Zu Creuznach fliest auch ein Wasser vorbey, welches die Nahe heist, und sonst eben nicht so gar stark ist, jezt aber waren alle Wässer stark; über die Nahe geht eine schöne gewölbte Brücke, mitten an dieser Brücke stund ein Hauß, auf einer Mauer im Wasser. Dies Hauß gehörte einem Apothecker Nahmens Riem, er war ein sehr braver Mann, und seine Frau ist hier aus Lautern des seeligen Rectors Henops Tochter, und des jezzigen Schwester; beyde brave Leute hatten sich vor etlichen zwanzig Jahren geheurathet, und da in Creuznach die Apothecke angefangen, sie hatten kein Vermögen, durch ihre Rechtschaffenheit Treue im Beruf und Sparsamkeit aber, hatten sie 8 Kinder erzogen, und sich noch dazu das Haus und die Apothecke zum Eigenthum erworben, so, daß der Herr Riem doch nun immer ein Mann von 8 bis 10 tausend Gulden seyn mochte, wenn man alles rechnet was er hatte, und das alles hatten sie sich mit Recht erworben, und auf eine ehrliche Art verdient. Aber was geschah? Den 28sten Februar fieng die Nahe an aufzuschwellen, und das Eiß kam auf einmal stark angetrieben, die Frau Riemm, welche noch nichtlange im Kindbett war, retirirte sich mit den Kindern aus dem Hauß an einen sichern Ort, der gute Herr Riem aber und sein Sohn, wollten noch das Beste retten, ein Nachbar, ein Kiefergesell war bey ihm, der gieng mit ihm in den Keller, der unter dem Hauß, und also mitten in der Nahe war, denn der gute Mann hatte einen hübschen Vorrath Wein im Keller, da wollten sie nun nachsehen, ob man den Wein nicht noch geschwind retten könnte, im Augenblick aber kam das Eis, und stieß das ganze Haus, vom Grund aus weg, alles krachte und stürzte zusammen ins Wasser, und Herr Riem, sein Sohn und der Kieferknecht kamen also auch ins Wasser. Die Nachbaren, welche herzugeeilt waren, retteten den Sohn noch, aber der Herr Riem ist nicht wieder gesehen worden, man hat ihn noch nicht wieder gefunden, den Kieferknecht aber hat man tod wieder aus dem Wasser herausgezogen. Nun läst sichs denken, wie es der armen Wittwen mit ihrem Häufgen Kindern zu Muth seyn muste? jezt hatte sie nichts errettet, als etwa 500 Gulden baar Geld, die hatte sie mitgenommen, alles übrige ist hin, alles, alles, das Haus, die ganze Apothecke, alles ist verlohren, und der Mann dazu. Groser Gott! das ist entsezlich.
"Mit unseren engsten Freunden verbrachten meine Mutter, die einer kurzen Erholung bedurfte, im Sommer 1815 einige Wochen in Baden-Baden. Im unteren Stock eines Hauses in der herrlichen Eichenallee, die nach Lichtenthal führt, das Jungs mit Fräulein v. Stourdza bewohnten, hatten meine Mutter und ich Unterkunft gefunden. Gegenüber wohnten Schenkendorfs mit ihrer Tochter. Beide Häuser bildeten nur eine Familie; man speiste zusammen, machte gemeinschaftlich die schönen Ausflüge zu Fuß, an denen die zarte Elise nur fahrend teilnehmen konnte. Lieder wurden in den Räumen der alten Schlösser gesungen, Gespräche solcher Männer wert, geführt, von mir, der jüngeren, Blumen und Beeren für die Freunde gepflückt. Der Abend versammelte die Teilnehmenden abwechselnd bei uns, Schenkendorfs und Jungs. Aus jener Zeit stammt Max v. Schenkendorfs Gedicht auf Vater Stillings Tisch in Baden-Baden. An einem dieser Abende ward ich zu ersten Mal, den Erwachsenen unbewußt, in eine für mich völlig unbekannte Welt eingeführt. [...] in der Person der Gräfin von Orlamünde, der 'weißen Frau', trat das Geisterreich mir nahe. Man sprach von ihrem öfteren Erscheinen in den Schlössern der altbadischen Lande; die Wahr- oder Unwahrscheinlichkeit solcher Erscheinungen wurde in einem dem Verfasser der 'Theorie der Geisterkunde' [...] entsprechenden Sinne erörtert. [...]".
Klaus Goebel: In allem Betracht ein angenehmer Aufenthalt. Ronsdorfer Vorträge und Aufsätze. Köln: Rheinland-Verlag (1994. - ISBN 3-7927-1468-X) = Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte hrsg. v. H. Faulenbach, D. Meyer u. R. Mohr Bd. 115 = Schriften zur Geschichte der evangelisch-reformierten Gemeinde Ronsdorf hrsg. v. Historischen Arbeitskreis der evangelisch-reformierten Gemeinde Ronsdorf Bd. 7, S. 103-121: " Jung-Stillings Beziehungen zu Ronsdorf", S. 105 Abb. des Eintrags im Trauregister 17. Juni 1771; S. 108-109 die Widmungsseiten der Promotionsschrift, S. 111 Porträt nach Kessler/Dannecker, S. 116 Faksimile Briefteil vom 9. Februar 1813; ebd. S. 117-118 Transkription dieses Briefes.
Carola Lepping: Eine Weile bei uns - Drei Lebensläufe. - In: 900 Jahre Hückeswagen 1085-1985. Hrsg. v. d. Stadt Hückeswagen durch Lutz Jahr, Franz Mostert, Arno Paffrath, Jürgen Simon u. Willi Wörsdörfer. Hückeswagen: (Stadt Hückeswagen) 1984. (1. Aufl. - ISBN 3-88265-115-6.) S. 200-216. (S. 200-205: "Heinrich Jung genannt Stilling (1740-1817)"; S. 206-210: "Vinzenz von Zuccalmaglio genannt Montanus (1806-1876)"; S. 211-216: "Maria Zanders geborene Johanny (1839-1904)"; je m. 1. Porträt.)
A[rno]. P[affrath].: Jung Stilling-Wanderung [sic] in Hückeswagen. - In: Romerike Berge. Zeitschrift für Heimatpflege im Bergischen Land 13, 1963/64, H. 1, August 1963, S. 42-43.
Else Yeo: Drei junge Herren oder in Hückeswagen aufgeschrieben. – In: Leiw Heukeshoven. Mitteilungsblatt Nr. 38 des Bergischen Geschichtsvereins – Abteilung Hückeswagen e. V. 1999, S. 61. [Zu Jung-Stillings Liedern. – Sachlicher Fehler: Nicht das Geburtshaus wurde wieder aufgebaut, sondern sein Wohnhaus, bzw. das, was danach erbaut worden war.]
Erich Mertens: Blick ins Museum (Jung-Stilling – Flender – Lausberg). - In: Leiw Heukeshoven. Mitteilungsblatt des BGV - Abteilung Hückeswagen e. V. Nr. 34, 1995, S. 28-30.
Hans Aldermann: Jung-Stilling und das Bergische Land. Ein Großer im Reiche des Geistes und der Medizin. – In: Land an Wupper und Rhein. Heimatkalender 1955, S. 85-90 (m. 1 Abb. S. 87: Jung-Stilling-Haus in Krähwinklerbrücke (wohl vom 20.03.1927).)
"Beweis / für den / Bürger und Landmann, / daß der Caffe für die Gesundheit, für die / Haushaltung und für das ganze Land / ein höchstschädliches / Getränke sey, / seinen Nassauischen Landsleuten gewidmet / von / Dr. Johann Heinrich Jung, / ordentlichen öffentlichen Professor der Land= / wirthschaft, der Fabricken=Kunde, der Handlungs= / Wissenschaft und der Vieharzney, an der Churpfälzischen / Cameral=Hohenschule zu Lautern, und ordentlichen / Mitgliede der physikalisch=ökonomischen / Gesellschaft daselbst. / [Motto:] Es gibt eine Zeit, da wir die Beschwer= / den den Ergezungen vorziehen müssen, / wenn wir nicht die Freude durch eine un= / zeitige Liebe zu ihr töden wollen. Ein / Knecht der Wollust ist auch ein Knecht der / Qual. Du willst dir nicht die Mühe neh= / men glücklichzu seyn! / Youngs Nachtgedancken, / achte Nacht."
Beweis für den Bürger und Landmann, daß der Kaffee für die Gesundheit, für die Haushaltung und für das ganze Land ein höchstschädliches Getränk sei. Seinen massauischen Landsleuten gewidmet von Dr. Johann Heinrich Jung, ordentlichen öffentlichen Professor der Landwirtschaft, der Fabrikenkunde, der Handlungswissenschaft und der Vieharzneikunde an der Kurpfälzischen Kameral Hohenschule zu Lautern und ordentlichen Mitglied der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft daselbst. Nunmehro aber zum 250. Geburtstag des weitbelobten Herrn Verfassers in itziger deutscher Rechtschreibung und in Antiquaschrift obsorglich erneut zum Druck gebracht sowie mit höchstnützlichen Anmerkungen ausgezieret durch Dr. Gerhard Merk, der Ökonomie Professor an der Universität Siegen und der dasigen löblichen Jung-Stilling-Gesellschaft hoher Präsident. (Siegen, Jung-Stilling-Gesellschaft e. V. 1990.)
"Erfahrungs=mäßige Beantwortung / auf die im IVten Stück der dißjährigen / Dillenburger Intelligenz=Nachrichten in / Betreff der Wünschel=Ruthe ge= / thanen Anfrage." publiziert, der "Littfeld den 20ten Febr. 1774. / Jung, / Bergmeister des Fürstenthums / Siegen."
Karl Heinrich Stamm: Jung-Stilling und Dillenburg. – In: Dillenburger Blätter. Mitteilungen des Geschichtsvereins Dillenburg e. V. gegr. 1883. 21. Jg. 2004, Nr. 33, S. 66-89.
Ein Schweizer Student in Marburg 1794/95. Tagebuch des Melchior Kirchhofer aus Schaffhausen hrsg. u. eingel. v. Ingeborg Schnack mit einem Geleitwort von Alfred Bek. Marburg: Elwert (1988. ISBN 3-7708-0892-4.) [XXX, 187 S., 14 Abb. – Einbandtitel: "Melchior Kirchhofer aus Schaffhausen als Student bei Jung-Stilling in Marburg. Wanderungen und Reisen 1794/95".]
"Tatsächlich hat der Bauernsohn und promovierte Mediziner nach einigen erfolgreichen Staroperationen über Medicus den Weg nach Lautern gefunden – trotz der ganz unpietistischen Veruntreuung von Subskriptionsgeldern für die Mitteilungen der Lauterer Gesellschaft, der er beigetreten war. [...] Sofort machte er sich daran, ein eigenes System der Kameralwissenschaften zu entwerfen – gewissermaßen eine neue Didaktik. Hervorragender Didaktiker, jedoch unlustiger Theoretiker, der er war [... S. 113:] Sein eigentliches Interesse galt der Forstwissenschaft, [...] die er tatsächlich mit Medicus, Suckow und dem einheimischen Forstmeister Rettig zu einiger Blüte in Lautern brachte."
Michael Buselmeier: Literarische Führungen durch Heidelberg. Eine Kulturgeschichte im Gehen. (Heidelberg:) Wunderhorn (1991. – ISBN 3-88423-069-7), S. 104 nennt diese Hausnummer als Ort der "Jubelrede" mit kurzem (nicht fehlerfreiem) biographischem Abriss zu Jung-Stilling.
"wir wohnen bei einer reichen jüdischen Familie in einem prächtigen Hauß im zweyten Stock, diese Familie Bomeisel genannt vereinigt alles in sich, was nur Edelmuth, zuvorkommende Liebe und Freundschaft genannt werden kann, und uns ist innig wohl bey Ihnen, Ich gebe jährlich 240 Gulden Hausmiethe". (Vgl. unter 1807.)
Gerhard Schwinge: „freundlich und ernst“ Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Theologieprofessor und Pädagoge in Heidelberg von 1804 bis 1837 und die Heidelberger Gesellschaft seiner Zeit. (Ubstadt-Weiher, Weil am Rhein und Basel:) verlag regionalkultur (2007. ISBN 978-3-89735-504-0.) = Archiv und Museum der Universität Heidelberg. Schriften Hrsg. v. Werner Moritz [Bd.] 11. S. 26-27.
Dietrich Meyer: Jung-Stilling und die Herrnhuter Brüdergemeine. – In: Zwischen Straßburg und Petersburg. Vorträge aus Anlaß des 250. Geburtstages von Johann Heinrich Jung-Stilling. Hrsg. v. Peter Wörster. Siegen: Selbstverlag der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V. 1992 = Schriften der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V., Bd. 25, S. 97-120.
M[anfred] Jähne: Jung-Stilling (1740-1817) als Staroperateur in der Oberlausitz. – In: Julius Hirschberg Gesellschaft (Deutschsprachige Vereinigung für Geschichte der Augenheilkunde) Societé Francophone d'Histoire de L'Ophthalmologie - 33 Beiträge zur Geschichte der Augenheilkunde – 33 Contributions à L'Histoire de L'Ophthalmologie (Wien:) Facultas (Universitätsverlag für Medizin und Naturwissenschaften Ges. m. b. H. 1991, ISBN 3-85076-296-3) S. 195-198
Dietrich Meyer: Zinzendorf und Herrnhut. – In: Der Pietismus im achtzehnten Jahrhundert. In Zusammenarbeit mit Friedhelm Ackva, Johannes van den Berg, Rudolf Dellsperger, Johann Friedrich Gerhard Goeters, Manfred Jakubowski-Tiessen, Pentti Laasonen, Dietrich Meyer, Ingun Montgomery, Christian Peters, A. Gregg Roeber, Hans Schneider, Patrick Streiff und Horst Weigelt hrsg. v. Martin Brecht und Klaus Deppermann [†]. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (1995. ISBN 3-525-55347-1. Mit 77 Abb.) = Geschichte des Pietismus. Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hrsg. v. Martin Brecht, Klaus Deppermann, Ulrich Gäbler und Hartmut Lehmann Bd. 2, S. 3-106.
"Schenkendorff und Groeben waren vorgestern in Reichenbach bei mir. Dazu kam Delbrück. Groeben ist durch das Herumtummeln in der Welt viel ernster geworden, dabei hat er von Schenkendorff und Schroetter einen Anstrich der neueren Poesie bekommen, worüber Rhediger oft die Achseln zuckt. So meinte Rhediger, wenn wir nur einen Feldherrn hätten, und Groeben antwortete hierauf: Wir würden ihn haben, wenn wir nur beten könnten. Erzähle dies doch Hrn. Wagner. Groeben, Schenkendorf und Schroetter sind viel in Gnadenfrei bei den Herrnhutern und erbauen sich da. Auch Stein fängt an, fromm zu werden, und hat nach Gnadenfrei gewallfahrtet. Noth lehrt beten, aber das hat dann keinen rechten Werth."
"Max v. Schenckendorff wohnte gleichfalls in Gnadenfrey; Ferdinand v. Schrötter, der öfters dahin kam, um ihn zu besuchen, hatte auf Schenckendorff's Gemüth keinen wohlthätigen Einfluß, beide wollten die Gnädigen spielen und trieben Abgötterei mit dem eingebildeten, eiteln, mir in der Seele wahrhaft unangenehmen Grafen - -; wir sahen uns daher wenig, und unsere früheren Freundschaftsverhältnisse blieben unberührt; sie loderten einmal jedoch noch hell auf, als Schenckendorff mir einen Brief der Frau v. Krüdener brachte; da verlebten wir einige Stunden in glücklicher Rückerinnerung an Königsberg und Carlsruhe. [...]"
Einige Russ. Officiere fingen in der Trunkenheit mit dem Markeur Händel an, u. zogen endlich ihre Degen. Da nun aber der Graf von Gröben u. der H. v. Schenkendorf, beyde sehr achtungswerthe u. der Gemeine sehr zugethane Herren, die in P[eilau]. logirten, zugegen waren, so fiel ersterer einem der Russen in den Arm, entwaffnete ihn u. zerbrach ihm den Degen
"Hier ruht. / Johan. Heinrich. Iung. ge= / nant Stilling, geb. d: 12. / Spt. 1740. gst. d. 2. Ap. 1817. / Herr du weist / dass ich / dich lieb habe. / E. V. G. Ioh. 21 K. 15 V."
Anett Beckmann: Mentalitätsgeschichtliche und ästhetische Untersuchungen der der Grabmalsplastik des Karlsruher Hauptfriedhofes. Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe 2006; ISBN 978-3-86644-032-6; 3-86644-032-4. XIV, 331 S. : Ill., graph. Darst. Zugl.: Karlsruhe, Univ., Diss., 2005. Hergestellt on demand. - Auch im Internet unter dem URL http://www.uvka.de/univerlag/volltexte/2006/143/ verfu?gbar. – Zu Jung-Stilling S. 55 f., S. 167 f.
"In Marburg hat die eigentliche Augenheilkunde einen seltsamen Vorläufer in Johann Heinrich Jung". (Werner Kyrieleis: Geschichte der Augenheilkunde und der Universitäts-Augenklinik in Marburg a. d. Lahn. Marburg/Lahn: Elwert (1958) = Schriften der Philipps-Universität Marburg [Bd.:] 4, S. 6.)
"Gedenktafel. In Marburg ist an dem Hause Stetefeld, Hofstadt 11, das Jung=Stilling während seiner von 1787 bis 1803 reichenden Lehrtätigkeit an der dortigen Universität längere Zeit bewohnte, von seinen Verehrern eine Gedenktafel angebracht worden."
Die Stadt Marburg. Gesamtdokumentation. II. Bürgerhäuser der Altstadt: Katalog. Studien zur baulichen Entwicklung Marburgs im 19. Jahrhundert. Marburger Arbeitsgruppe für Dokumentation: Eckehard Deichsel, Gabi Dolff, Dieter Mayer-Gürr, Ulla Merle, Loreto Moritz, Angela Schumacher, Christiane Spenglr unter Mitwirkung von Heinrich Klotz, Hans-Joachim Kunst. Marburg: Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität in Zusammenarbeit mit dem Jonas-Verlag (1981); unter Barfüßerstraße 28: "Im Innern Treppe mit über Eck gestellten Vierkantdocken (Anfang 17. Jh.)".
Die Stadt Marburg. Gesamtdokumentation. I. Bürgerhäuser der Altstadt: Bildband. Arbeitsgruppe des Kunstgeschichtlichen Instituts der Philipps-Universität in Zusammenarbeit mit der Stadtplanungsabteilung der Stadt Marburg. Marburg: Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität in Zusammenarbeit mit dem Wilhelm Schmitz-Verlag, Gießen (1976).; Bild 105 und 106.
Karl Heinrich Stamm: Ein ungestümer Brautwerber im Hause Jung-Stilling. - In: Dillenburger Blätter. Mitteilungen des Geschichtsvereins Dillenburg e. V. gegr. 1883. 14. Jg., 1997, Nr. 26, S. 59-70.
"– zugleich hatte auch die französische Revolution, die Denkungsart und die Lage der Dinge so verändert, daß meine staatswirthschaftlichen Grundsätze, die aus politisch=religiösen Prinzipien gefolgert sind, keinen sonderlichen Beifall mehr fanden. Durch das alles zusammen, wurde hier meine Lage unaussprechlich leidensvoll – ich fühlte meine vollkommene Pflicht, mich ganz allein, und aus allen meinen Kräften meinem akademischen Lehramt zu widmen, das konnte mein Fürst mit Recht fordern, und ich hab es auch mit aller Treue, aber auch mit übermäsiger Anstrengung, bis daher redlich verwaltet."
Jung-Stilling hatte also Beziehungen zu Neuwied. Bisher wusste man nichts von dem wohl im Jahr 1816 durchgeführten Besuch in diesem Ort nördlich von Koblenz.
Zwei Zeitungen berichten nach einer weiteren (von mir nicht eingesehenen) vom 1816-09-15 am 1816-09-16 und am 1816-09-20 über ein Erlebnis Jung-Stillings, das diesen, der von der „geadelten Seele“ sprach, sicherlich betroffen gemacht hat.
Vielleicht steht der Besuch in Neuwied im Zusammenhang mit dem Besuch von Steinkopf, der auf seiner Rückreise über Neuwied zog. Auf der Hinreise war Steinkopf über Karlsruhe gereist, vielleicht war hier ein weiteres Treffen – dann in Neuwied ? – verabredet worden.
Hier die beiden leicht unterschiedlichen Texte:
a)
„Vom Rhein, den 15. Sept. / Die Neuwieder Zeitung Nro. 175. enthält folgenden Artikel: Während Kaiser und Könige mit freundlicher Zuvorkommenheit das Verdienst zu sich herauf ziehen, und gehässigen Unterschied der Stände je mehr und mehr auszugleichen, und das Vorurtheil der Geburt so viel möglich in vernünftige Grenzen zurück zu weisen suchen, erfährt man dessen ungeachet, daß an einem kleinen deutschen Hofe die Etikette neuerdings wieder so streng eingeführt worden ist, daß, mehrere anderer Beyspiele zu geschweigen der bekannte Hofrath Jung, auch Stilling genannt, der doch schon bloß wegen seines literarischen Namens ein Couvert verdienen mochte, zwar zur Audienz vor der Tafel zugelassen wurde; als aber die Stunde der Tafel schlug, entfernte sich der ganze Hof, und ließ den bestürzten Greis allein stehen. Als er sich um die Ursache eines Benehmens, welches ihm auch am größten Hofe noch nicht begegnet war, erkundigte, erfuhr er, daß er, da er nicht von Adel, auch nicht tafelfähig sey. – Einem durchreisenden General erfuhr ungefähr dasselbe, als er und seine Gemahlin ihre Aufwartung bey Hofe machten, indem man zwar ihn, aber nicht die Gemahlin zur Tafel lud. Auf die Frage, Warum? erfolgte die Antwort: „Da sie keine gebohrne Adeliche sey, so sey sie auch nicht tafelfähig.“ Der General ließ nun seinen Wagen anspannen, und fuhr mit seiner Gattin weiter, um den Tafelfähigen kein Aergerniß zu geben. (N. K.)“
b)
„Das Jahr 1816. / Die Neuwieder Zeitung enthält folgenden Artikel: Während Kaiser und Könige mit freundlicher Zuvorkommenheit das Verdienst zu sich heraufziehen, und gehässigen Unterschied der Stände je mehr und mehr auszugleichen, und das Vorurtheil der Geburt soviel möglich in vernünftigen Grenzen zurückzuweisen suchen, erfährt man mit Erstaunen, daß an einem kleinen deutschen Hofe die Etikette neuerdings wieder so streng eingeführt worden ist, daß, mehrerer anderer Beispiele zu geschweigen der bekannte Hofrath Jung, auch Stilling genannt, ein Liebling des verewigten Großherzogs Karl Friedrich von Baden, und der doch schon bloß wegen des Namens, den er sich in der literarischen Welt gemacht, noch immer ein Couvert verdienen mochte, zwar zur Audienz vor der Tafel zugelassen wurde; als aber die Stunde derselben schlug, entfernte sich der ganze Hof und ließ den bestürzten Greis allein stehen; als er sich hierauf nach der Ursache eines solchen auffallenden Benehmens, welches ihm noch an keinem Hofe, auch nicht an den größten, begegnet war, erkundigte, erfuhr er, daß er, da er nicht von Adel, auch nicht tafelfähig sey. – Einem durchreisenden General widerfuhr ungefähr dasselbe, indem man, nachdem er und seine Gemahlin ihre Aufwartung bei Hofe gemacht hatten, zwar ihn, aber nicht sie zur Tafel lud; – auf die Frage, Warum? Erfolgte die Antwort: „da sie keine geborne Adelige sey, sey sie auch nicht tafelfähig.“ Der General befahl nun, man solle seinen Wagen anspannen, und fuhr mit seiner Gattin weiter, um den Tafelfähigen kein Aergerniß zu geben.“
Die sogenannte „Neuwieder Zeitung" hieß eigentlich „Politische Gespräche der Todten" (sie führte auch noch andere Nebentitel), erschien von 1786-1810, Gründer war Moritz Flavius Trenk von Tonder (genannt „der Neuwieder“, geb. Dresden 1746, gest. Frankfurt a. M. 1810-09-21).
Siehe auch hier unter dem 1791-03-15.
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